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Wappy Dog

Nintendo DS

Wappy Dog, Covermotiv/Artwork
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG
Releasedate: 12.10.2012, Preis: ca. 40-55€, 1 Spieler/in
BLISTER
Ich konnte mir von Anfang an nichts unter "Wappy Dog" vorstellen. Rein gar nichts. Dann kam das Spiel hier in einem größeren DS-Karton mit Blister an - und ich bekam eine Gänsehaut: Da ist ja ein Spielzeug-Roboter-Hund drin. Etwa eins von diesen dauer-kläffenden und metallisch winselnden Dingern, die einem mit ihren motorischen Schleifbewegungen den Nerv töten?
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Nun, tapfer packte ich das Ding erstmal aus und las mir die Spielanleitung gründlich durch, denn - richtig! - es handelt sich ja im Kern um ein Nintendo-DS-Spiel. Jenes legte ich ein, startete es und soll dem kleinen Wappy einen Namen geben. Ich nenne ihn passenderweise einfach "Wappy" und bekomme nun die Wahl zwischen "Zuhause-Modus" und "Reisemodus".
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REISEMODUS
Ich wähle zuerst den Reisemodus, denn in der Anleitung stand, dass man hier mit dem Roboter-Wappy nicht interagiert, sondern ihn nur auf dem DS selbst pflegt, streichelt, füttert, mit ihm spielt, etc. - für konserviertes Sound-Gekläffe und Leuchteffekt war ich noch nicht bereit, also nun erstmal den Reisemodus. Witzig ist, dass das Modul behauptet, Daten vom Roboter-Wappy zu empfangen, die quasi auf das Modul gespeichert werden. Seltsamerweise aber liegen noch keine Batterien im Roboter, ist also abgeschaltet, ja sogar noch in seinem Karton, also noch nie Betrieb! Also hat sich was mit "Empfang".
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Jedenfalls: Der Reisemodus ist im Grunde das, was viele wohl bereits von Nintendogs kennen. Man hat hier sein virtuelles Haustier und muss sich via Touchscreen und Mikrofon darum kümmern, dass es ihm gut geht. Es wird gestreichelt, gerufen, gefüttert, getränkt... Die wesentlichen Unterschiede zu Nintendogs sind wirkllich nur marginal und eigentlich nur in einer anderen Menüstruktur bedingt. Außerdem sieht der virtuelle Hund auf dem Bildschirm nicht wie ein "echter Hund" aus, sondern genauso wie der Roboter-Wappy auf meinem Schreibtisch. Ansonsten aber könnte man das hier als Nintendogs bezeichnen.
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Doch es offenbaren sich alsbald weitere Unterschiede. Unter dem Menüpunkt "Futter" etwa kann ich Wappy - logisch! - füttern. Aber nicht mit Hundekuchen, Getreideflocken, Gemüseringen, oder sonst irgendwas, sondern mit Eis, Eclaires, Windbeuteln oder Tortenschnittchen. Nur eine kleines Döschen mit dem Aufdruck "Beef" findet sich im Auswahlmenü. Zwar gibt es noch 12 weitere je mit einem "?" versehenem Felder, doch damit diese sich zu erkennen geben, muss ich erst eine Weile mit Wappy spielen. Ich muss also meinen Welpen mit haufenweise Zucker und einer einzigen Sorte Dosenfutter über die Runden bringen, bis er vielleicht irgendwann mal was besseres bekommt - was zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht zu erkennen ist. Nicht sehr pädagogisch, wenn ich das mal sagen darf - und gesund schon gar nicht.
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Ich spiele dann also einmal ein wenig mit Wappy. Ich werfe einen Wasserball, er rennt hinterher, stupst ihn an... Oder ich mache Seifenblasen und Wappy freut sich daraufhin des Lebens. Weitere Möglichkeiten gibt es vorerst nicht. Um diese zu erhalten, muss ich zuerst eine Weile mit Wappy verbringen. Also beschließe ich, den Menüpunkt "Kümmern" zu wählen. Aber alles, was ich hier machen kann, ist, mit dem Finger auf dem Touchscreen herumzuwischen, was im Spiel bedeutet, dass ich Wappy mit einer Bürste abschrubbe. Ich kann ihn nicht baden, nicht kämmen, nicht nach Zecken durchsuchen, oder sonst irgendwas - nur abschrubben. Und es gibt auch keinen Hinweis, dass sich weitere Möglichkeiten zum "Kümmern" eröffnen, wenn Wappy und ich uns besser kennengelernt haben werden.
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NIEMALS BAUCHWEH
Im Laufe der Zeit bekomme ich zwar tatsächlich einige neue Dinge, aber das sind zuerst nur Aufkleber für seine Ohren, oder irgendsowas. Nichts, was wirklich Sinn macht. Natürlich habe ich nichts gegen Glitzerzeugs und einige ausgefallene Inhalte, aber wenn die ersten 2-3 Spielstunden darin bestehen, den Hund mit einem Wasserball oder Seifenblasen zu bespaßen, ihn mit Eis und Törtchen zu füttern, oder ihn abzuschrubben, dann ist das nicht sehr unterhaltsam. Ich finde, Aufkleber, Eis - wenn überhaupt! -, oder anderes Klimbim hätte erst viel später kommen dürfen, als wirklicher Bonus.
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Seltsam auch die Verbindung zwischen dem, wie sich Wappy fühlt und was man mit ihm tut. So steigert sich sein Wohlbefinden, wenn man mit ihm spielt, und er bekommt Hunger, der wieder schwindet, wenn man ihn füttert. Aber es macht keinen Unterschied, ob es ein Windbeutel ist oder nicht. Satt ist satt. Und dass, wenn man seinem Hund schon mal was Süßes gibt - was man eigentlich aber nie zun sollte! -, man darauf achten sollte, dass es bei einem "maaaal" bleibt, bekommt man nicht im Spiel erklärt. Satt ist satt, egal wie. Ob es (in der Realität für einen Hund) ungesund ist oder nicht, macht keinen Unterschied. Wappy bekommt niemals Bauchweh, keine Zahnschmerzen...
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Überhaupt entpuppt sich der Reisemodus als insgesamt eher funktionsarm. Ich kann Wappy füttern (Eis, Dosenfutter...), mit ihm spielen (Wasserball...), mich um ihn kümmern (abschrubben), ihn sich schütteln oder dehnen lassen, Minispiele wie "Früchtefangen" spielen (das ist tatsächlich eine Weile recht witzig), und dann kann ich ihn mit Aufklebern vollpappen, den Aufenthaltsraum (im Spiel) wechseln und in den Optionen die Lautstärke ändern. Ich kann nicht Gassi gehen, kein Futter kaufen, ich muss keine Häufchen wegmachen, nicht mit zum Tierarzt... nichts.
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Insgesamt ist der Reisemodus nicht wirklich was für eine Reise. 2-3 Stunden Auto- oder Zugfahren kann man unmöglich damit verbringen. Und wenn man die erste Zeit nur insgesamt 6-7 Aktionen zur Auswahl hat, während der Rest nur aus unwählbaren "?" besteht und man nicht weiss, nach welchen Taten oder nach wieviel Zeit sich das ändert, ist das einfach nicht sehr spannend. Eben nicht zu vergessen, dass es einige pädagogische Ansätze gibt, die ich arg bedenklich finde (die ersten 6 und zunächst einzigen Futtermittel für einen Welpen sollen Süßigkeiten und eine Sorte Dosenfutter sein!?).
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ZUHAUSE-MODUS
So wechsele ich mal in den Zuhause-Modus. Und der ist irgendwie auch nicht viel spannender, wenngleich aber die erste Zeit unterhaltend. Aber von Anfang an: Ich lege 3 AA-Batterien ein (liegen NICHT bei!) ein, aktiviere den Roboter-Wappy, starte den Modus auf dem DS ich bekomme verschiede Menüpunkte. Wenn ich einen der Menüpunkte auf dem Touchscreen anwähle, reagiert der Roboter-Wappy. Ich tippe also auf "Hallo" und Wappy macht ein freudiges "Wau-Wau-Wau". Oder ich lasse Wappy ein Lied singen. Ich tippe darauf und Wappy "singt" in "Wau-Wau"-Lauten das Lied When the Saints go marching in. Oder ich kann "Gute Nacht" sagen und Wappy macht jauchzene Geräusche, die man eventuell als entspanntes Gähnen interpretieren könnte, während er sich etwas hinabbeugt.
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Alternativ kann ich den Roboter auf die Nase tätscheln und seinen Kopf oder Rücken streicheln - und das ist letztlich alles gewesen. Ich habe zwar 25 Befehle oder kann ihn direkt kraulen, und Wappy reagiert jedes Mal korrekt, aber im Grunde passiert nie mehr, als dass er bellende Laute oder Jauchzen von sich gibt, während seine Augen z.B. grün leuchten und er sich auf- und abbewegt oder den Kopf nach links und rechts dreht. Obendrein gibt es noch einige Minispiele, die man gegen Wappy oder mit ihm spielt - dieselben wie im "Reisemodus". Zuerst sind sie ganz nett, aber es fehlt irgendwie der Ansporn, sie immer wieder zu spielen. Denn es gibt keine Highscores oder echte Belohnungen; mit Ausnahme von zusätzlichen Auswahlmöglichkeiten für's Füttern oder Loben.
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GAMEPLAY & TECHNIK
Der Reisemodus, in dem man sich um Wappy im Nintendogs-Style kümmern muss, ist sehr spärlich ausgestattet und auch mit weiteren Optionen varriert man letztlich nur die reine Vielfalt an Gegenständen, nicht die Tätigkeiten. Ob man nun Seifenblasen pustet oder einen Ball wirft - es ist kein Unterschied. Dasselbe gilt für's Füttern. Was man auch wählt, ist egal, solange man im regelmäßigen Abständen irgendwas füttert oder irgendwas spielt, ist Wappy zufrieden. Der Zuhause-Modus enttäuscht noch mehr - es sind immer nur dieselben 4 Bewegungen und dieselben 4 Geräusche.
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Aber wie kann der Roboter-Wappy eigentlich reagieren, wenn man einen Befehl auf dem Touchscreen bestimmt hat? Das geschieht durch piesige Laute, die der DS über die Lautsprecher absondert. Es erinnert sehr an die Geräusche, die man im Telefonhörer hört, während man eine Telefonnummer wählt. Und diese Piepslaute sind kodierte Befehle, die der Roboter mit seinem integrieten Mikrofon aufnimmt und interpretiert. Deshalb ist auch wichtig, in einer möglichst ruhigen Umgebung zu spielen und den DS voll(!) aufzudrehen - dies wird sogar explizit in der Anleitung erklärt! -, damit nichts anderes die Piepser übertönt, und dass man nie mehr als höchstens einen Meter vom Roboter-Wappy entfernt ist, denn sonst reagiert er nicht mehr. Vermutlich sind die Töne auf höherer Distanz nicht mehr für ihn wahrzunehmen.
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Seltsam ist eben auch, dass das Spiel andauernd behauptet, es würde Daten zum Roboter senden oder von ihm welche empfangen, obwohl das scheinbar gar nicht der Fall ist, denn auch, wenn der Roboter komplett aus und sogar ohne Batterien ist, wird so getan, als finde eine Übertragung statt und als wäre diese nach wenigen Sekunden abgeschlossen. Es gibt keine Fehlermeldungen und keine Hinweise, dass man den Roboter bitte aktivieren solle, dass die Datenübertragung fehlschlug, oder irgendetwas dieser Art.
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FAZIT
Ich bitte darum, nicht einfach nur zu denken, dass ich als Erwachsener das Produkt nicht begreife, da es ja für Kinder gedacht sei. Ich habe mir überlegt, ob Wappy Dog Kindern mehr Freude machen würde als mir, komme aber zum selben Schluss: ein paar metallisch klingende Audioddateien durch einen Lautsprecher quäken zu lassen, ist auf Dauer einfach nicht sehr spannend, selbst, wenn irgendwo noch ein Lämpchen blinkt. Zumal die Distanz zum Roboter mit einem Meter nicht unbedingt sehr großzügig bemessen ist, damit er überhaupt funktioniert.
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Der reine Software-Part auf dem DS ist da zwar gelungener, doch wird auch das durch die vielen Interaktionsbeschänkungen und den seltsamen pädagogischen Ansatz stark verwässert. Er ist weder eine Herausforderung sich steigern zu wollen, noch unterstützt es auch nur ansatzweise dabei zu verstehen, was ein Hund wirklich braucht, um gesund und zufrieden zu sein: immer nur Wasserbälle fangen und ständig Eis zu essen würde hier nämlich theoretisch genügen, weil Wappy praktisch immer mit allem zufrieden ist. ...und dass man Aufkleber auf ihn kleben kann, macht die Sache irgendwie nicht besser; nicht zu vergessen, dass die ständig zu hörenden Piepcodes viel von der Illusion nehmen, der Roboter würde wirklich reagieren.
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PS: Entgegen der Screenshots ist das (deutsche) Spiel komplett eingedeutscht!

Jörg (TheUnknown) *, 10.947 Zeichen, veröffentlicht am 22.10.2012 •
Singleplayer: 36%

Für die Bemusterung bedanke ich mich bei Activision
Der Text und dessen beinhaltende Bewertung für dieses Produkt sind nicht stellvertretend repräsentativ für die Redaktion von "Eyes on Nintendo", sondern einzig repräsentativ für die Meinung des/der Verfassers/Verfasserin!

Die "Spielspaß in Prozent"-Wertung resultiert nicht aus einer mathematischen Gleichung heraus, sondern sie steht einzig für den subjektiv empfundenen "Spaß beim Spielen" des/der Verfassers/Verfasserin (sofern nicht anders im Reviewtext erwähnt) und ist darüber hinaus auch als eine ungefähre Vergleichsmöglichkeit zu anderen Spielen zu verstehen.
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Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG
Releasedate: 12.10.2012, Preis: ca. 40-55€, 1 Spieler/in

Bilder

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