Cover: Culdcept RevoltIch möchte gerne die Schlossallee kaufen. Was, aber wieso steht da ein riesiger Troll drauf und greift mich an? Dann werde ich eine Hypothek aufnehmen, mein Feuermana tappen und den Feuerhammer schwingen. Oh nein, er frisst mich auf... *keuch* War alles nur ein Traum, ich dachte schon, ich wäre in einer Welt von Monopoly gemixt mit Magic: The Gathering. Wäre auch völlig verrückt wenn es sowas... Culdcept Revolt...? Was ist das? Oh, es ist genau das!

Das Brettspiel, Kartenspiel, Monsterspiel-Konzept
Man nehme ein Brettspielsystem in From von "Monopoly" oder noch besser "Straßen des Glücks" und paart es mit Elementen aus "Magic: The Gathering" bzw. einem Kartensystem, bei dem man mit Magiekosten Kreaturen, Zauber und andere Dinger hervorzaubert. Wie läuft das ab?

Aufgebaut in einer Quest seid ihr ein Kerl, der sein Gedächtnis verloren hat und gefunden wird. Es gibt eine Welt mit einem Bösen, der alle versklavt und schlecht behandelt, und die Rebellen, genannt "Free Bats", die sich gegen ihn stellen. Auf der Suche nach eurem Ich, bestreitet ihr Kämpfe. Gegen eure "Freunde", dann wieder gegen Feinde, weil sie euch nicht trauen, dann wieder gegen Freunde weil sie sich messen wollen und so weiter. Ihr merkt, die Geschichte und der Werdegang eurer Reise ist nicht sehr kreativ und wirkt leider etwas aufgesetzt. Die Dialoge sind dementsprechend schlicht und öde ausgefallen. Die Charakteranimationen wirken sehr hölzern, aber es geht hier eher um das viel interessantere Gameplay.
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Ihr werdet mit einem Buch ausgestattet, das ihr euch zu Beginn aussuchen dürft. Entweder Feuer & Erde oder Wasser & Luft. Wie ihr schon erkennen könnt, gibt es auch in Culdcept Revolt Kreaturen der vier Elemente. Das ist dahingehend wichtig, da es auch auf den Spielbrettern Felder mit der jeweiligen Elementenfarbe gibt. In diesem Buch könnt ihr 50 Karten als euer persönliches Set benutzen. Am Anfang bekommt ihr natürlich ein Standardset gestellt und, wie es sich für ein Trading-Card-System gehört, Kartenpacks kaufen mit der Neutralen, Spezial- und Selten Kategorie.
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Sobald die Runde beginnt, bekommt ihr zu eurer Starthand eine weitere Karte hinzu. Dann habt ihr die Möglichkeit zu Würfeln oder eine Fähigkeit zu spielen. Würfelt ihr, könnt ihr mit den beiden Würfeln auf die Zahlen 1-12 kommen und bleibt auf den jeweiligen Feldern stehen. Damit das Feld euch gehört, müsst ihr einen Bewacher aufstellen - und das sind quasi eure Kreaturen. Die Einheit im Spiel sind Magiepunkte und jede Karte kostet eine gewisse Menge Magie, um sie einzusetzen. So kostet der "Fighter" ein gewöhnlicher Kämpfer ohne jegliche Elementzugehörigkeit, günstige 30G. Seine Stärke liegt bei ST 40 und seine Verteidigung bei HP 40/40. Kommt es zu einem Kampf, indem ein Gegner auf euer Feld gelangt und mit einer Kreatur angreift, um das Feld zu übernehmen, werden diese Werte wichtig.
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Kampf und Zauberei
Wenn es zu einem Kampf kommt, greift die Kreatur mit dem ST-Wert an und zieht die entsprechende Zahl vom gegnerischen HP-Wert ab. Sinkt dieser auf 0, ist die Kreatur besiegt und der Angreifer steht nun auf diesem Feld. Angriffe und Verteidigung können natürlich mit mächtigen Zaubern oder Gegenständen verbessert werden, so geben Rüstungen, Waffen, Zaubersprüche oder sogar Kreaturen Angreifer und Verteidiger zusätzliche ST- oder HP-Punkte hinzu, die schon manchen Kampf umkehren können. Sitzt eure Kreatur noch auf dem richtigen Elementfeld, gibt es obendrauf abermals Bonus-HP hinzu, denn schließlich fühlt sie sich auf genau diesem Boden heimisch. Alle möglichen Effekte und Zusatzfunktionen zu erklären, würde den Rahmen hier sprengen, denn es gibt "Defense"-Kreaturen, die nicht angreifen können, First Attack, um den Erstschlag auszuführen, Magiesauger, Elementbonus, kritische Treffer und vieles mehr. Aber auch Karten wie Würfel mit 6, drei Würfel, 1er Würfel...
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Während das Anfangsspielbrett noch ein Rundbrett ist, wird es bei den späteren Brettern schon etwas komplexer und trickreicher. Was alle jedoch gemeinsam haben sind die 2-4 Tore, die man mit dem LOS!-Feld aus Monopoly vergleichen könnte. Passiert ihr eines dieser Tore, bekommt ihr einen Anteil Magie gutgeschrieben, passiert ihr alle Tore, habt ihr eine Runde abgeschlossen. Dann wird euch in einer recht komplexen Rechnung aufgrund der Felder in eurem Besitz, Ketten und sonstiges ein Runden-Bonus vergütet. "Chimera" ist beispielsweise eine Kreatur, die jede abgeschlossene Runde 10 HP hinzubekommt. Zusätzlich werden all eure vom Kampf erschöpften Kreaturen wieder geheilt.
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Das ist mein Territorium
Die Felder sind meistens nach einem symmetrischen Schema aufgebaut, mit aneinandergrenzenden Feldern gleicher Farbe bzw. Elemente. Schafft ihr es, mehrere eurer Kreaturen auf Felder gleicher Farbe zu stellen, bilden diese eine Kette, die euch wie zuvor genannt bei den Runden mehr einbringen, aber auch den Zoll erhöhen. Wie bei "Straßen des Glücks" oder "Monopoly", muss jeder, der eine Feld betritt, den angegeben Zoll an Magie bezahlen. Dieser Wert kann nicht nur durch Ketten, sondern auch durch Magieerhöhung unter dem Menüpunkt "Territories" aufgewertet werden, sofern man den Preis dafür bezahlen kann.
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Unter dem Magiekontobereich befindet sich eine weitere Zahl und zwar die Gesamtmagie. Diese bildet das Spielziel, das es zu erreichen gibt. Standardgemäß sind das 8000G, und wer sie als erster erreicht, muss dann allerdings noch zum nächsten Tor laufen. Und bis dahin kann noch sehr viel schief gehen. Doch bei aller Taktik hat Culdcept Revolt auch einen gewissen Glücksfaktor, nämlich Würfel.
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Euer Magiekonto kann sich drastisch verringern, wenn euch die Würfel auf ein Feld schicken, welches euer Gegenspieler auf die volle Stufe mit 1800G zum Beispiel ausgebaut hat. Dies bekommt er seinem Konto gutgeschrieben. Falls ihr sogar ins Minus abrutschen solltet, müsst ihr ein oder mehrere eurer Felder inklusive Kreatur verkaufen.
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Neben Feldern aufwerten, könnt ihr eure Kreaturen auch auf benachbarte Felder stellen und somit auch urplötzlich einen Angriff starten. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, neutrale in Elementfelder oder zum Beispiel auch rote in blaue Felder umzuwandeln, um einen Element- oder Kettenvorteil zu schaffen.
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Mehr und nochmal mehr
In Culdcept Revolt können es bis zu 3 Gegenspieler sein, die euch das Leben schwer machen. Die KI ist ziemlich gut, wobei es aber stets eine Mischung aus Würfelglück (oder "absichtlicher Systembetrug") und Kartenglück ist. Wer Freunde hat, die das Spiel ebenfalls besitzen, kann sich im Local Mode austoben. Diverse freigespielte Bretter, Avatare, Siegesbedingungen sind auswählbar. Einmal hatte ich mit der Computer-KI sogar ein Kopf an Kopf rennen. Sie hatte 9000G, quasi schon gewonnen, während ich nach ihren Wurf die 8100G erreichte. Glücklicherweise hat sie schlecht gewürfelt und blieb 2 Felder vor dem Tor stehen. Ich konnte nach ihr durchs Tor laufen und hatte somit gewonnen.
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Noch einfacher ist aber die Möglichkeit für Online Matches. Ihr könnt die Erfahrungsstufe wählen und werdet mit einem Spieler verbunden. Aber auch da hatte ich ganz böse Taktikerfahrungen und Würfelpech erleiden müssen. Ich war zum Beispiel sehr lange letzter, bis auf einmal der Mitspieler auf eines meiner voll ausgebauten Felder gelang und mich ruck-zuck nach oben katapultierte. Einen Angriff auf mein Feld konnte ich abwehren, war aber zu schwach bei einer anderen Übernahme, die mich dann knapp auf den zweiten Platz manövriert hat, wobei der letzte komplettes Pech hatte und dann fast all seine Felder verkaufen musste. Online gibt es zwar keine Chat Funktion, aber eine reichhaltige Emoticons-Sammlung, über welche man dank zweier Symbole doch viel aussagen kann.
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Im Spiel gibt es einen Shop, der euch Kartensets kaufen aber auch wieder verkaufen lässt. So kann man bestimmte Elementkreaturen kaufen, kleine und große Sets, die alle mit Münzen bezahlt werden, von denen ihr eigentlich nach jedem Kampf reichlich bekommt. Im Shop könnt ihr euer Buch nach Belieben gestalten, sofern die 50 Kartenregel eingehalten wird. Einband, Name etc. sind änderbar. Doch auch im Online-Shop kann man, wenn auch nur kosmetische, Updates kaufen. Somit kann man echtes Geld ausgeben, muss es aber nicht, denn Karten gibt es nur im Spiel.
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Grafik pfui - Grafik hui
Bei der Grafik haben wir ein zweischneidiges Schwert. Die Charaktere sehen irgendwie unscharf und hölzern aus, da sie sich in einer Drei-Stufen-Animation bewegen. Die Spielbretter dagegen schauen toll aus und der 3D-Tiefeneffekt wurde ebenfalls berücksichtigt. So schweben die Bretter in der Luft und heben sich von den Hintergründen ab. Die Karten ihrerseits sind phänomenal. Die Zeichnungen sind sehr cool, die Texte deutlich erkennbar und verständlich, da das Spiel einen sensationellen Job in Sachen Erklärung macht.
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Die Quest führt euch Stück für Stück an das doch recht komplexe Spielsystem heran, ohne zu irgendeiner Zeit überladen zu wirken. Wenn es neue Fähigkeiten gibt, werden sie kurz erklärt und ihr versteht sofort, was zu tun ist. Die Zwischensequenzen werden mit englischen Texten gefüllt, die, wie gesagt, nicht gerade Oscar-verdächtig sind.
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Die Gegnerzüge sind leider auch noch sehr lang, wobei man immerhin Text- und Zuggeschwindigkeit verkürzen kann. So dauert doch ein Spiel locker Mal eine halbe Stunde. Schade, dass bei den Animationen der Kämpfe nur die Karten nebeneinander stehen, und passende aber simple Beißanimationen oder Lichteffekte den Kampf darstellen. Andererseits hält diese Abstraktheit auch den Effekt eines Kartenspiels aufrecht.
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Soundtechnisch gibt es nicht viel zu sagen. Die Charaktere stöhnen irgendwelche Ausdrücke in den Raum und die Musik ist teilweise echt ganz annehmbar mit epischen Fire-Emblem-ähnlichen Melodien, aber dann doch sehr repetitiv.
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Die Sprache des Spiels ist allerdings nur auf englisch. Zum Lesen der Fähigkeiten und der Karten im allgemeinen, sollte man das auf jeden Fall beachten.
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FAZIT
Culdcept Revolt ist wirklich ein erfrischender Mix. Auch wenn das Gameplay sich wiederholt, packt es mich doch immer wieder, ein paar Runden zu spielen. Neue Kartensets zu kaufen, hier und da mal neue Kreaturen ins Deck mischen und neue Ideen auszuprobieren, hält bei Laune. Die Story packte mich zwar nicht so, aber letztendlich geht es um das Kampfsystem - und das ist wirklich gut. Jeder Zug wird mit einer Empfehlung begonnen, die man durchführen kann oder man entwickelt einfach eigenen Stil. Dazu gibt es einen unterhaltsamen Online-Modus.
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Wenn bei euch durch die "Straßen des Glücks- bzw. "Monopoly"- Mechanik, gepaart mit dem "Magic: The Gathering"-Kartenkampf die Glocken läuten, solltet ihr auf jeden Fall zuschlagen!
Dennis Singleplayer: 88%
Multiplayer: 89%


Verfasst von Dennis am 11.10.2017,
bemustert durch DeLaSocial
für bis zu 1 Person/en
Release am 06.10.2017