Cover: Etrian Odyssey Untold 2: The Fafnir KnightEtrian Odyssey geht in eine weitere Runde, mit Etrian Odyssey Untold 2: The Fafnir Knight für den 3DS, und wie beim direkten Vorgänger "The Millennium Girl" handelt es sich um ein Remake, in diesem Fall ein Remake des zweiten Teils, der 2008 für Nintendo DS erschien. Doch für uns Europäer ist das ohnehin egal, denn Etrian Odyssey II: Heroes of Lagaard erschien sowieso nicht in unseren Gefilden, daher kennen den auch nur Hardcore-Nerds wie ich, denn ich hatte ihn seinerzeit als US-Import gezockt. Deshalb fallen also die Remake-Argumente unter den Tisch, denn hier ist der Titel ja in jedem Fall eine Neuerscheinung.

Dennoch sei ganz kurz darauf hingewiesen, dass Etrian Odyssey II: Heroes of Lagaard für den 3DS gewaltig aufgepeppt wurde, vor allem mit den Gameplay-Neuerungen, die sich im Laufe der Jahre innerhalb der Reihe etablierten, wie Grimoires, Auto-Mapping-Funktionen, besserer Grafik, zusätzlichen Cutscenes oder Sprachausgabe. Nicht zu vergessen, dass weitere Gegner und Dungeons, bzw. Dungeon-Ebenen hinzukamen.

Nun, im Kern handelt es bei Etrian Odyssey Untold 2: The Fafnir Knight also um "Etrian Odyssey"! Das bedeutet, man streift mit bis zu 5 Mitgliedern der eigenen Gilde gleichzeitig durch Dungeons und ihrer Ebenen, um dabei Monster, Monster und nochmals Monster zu bekämpfen und haufenweise Quests und Missionen zu erledigen. Auf Wunsch kann man selbstverständlich bis zu 30 Mitglieder in seiner Gilde erstellen, die aus 13 (mit DLC sogar 14) Klassen bestehen können, darunter etwa Landsknecht, Dark Hunter, Alchemist, Ronin, Hexer, Gunner oder Beast. Welche dieser Mitglieder gerade auf Achse sind, ist natürlich zu jederzeit frei bestimmbar - ich allerdings habe mich wie immer zu Beginn auf fünf geeinigt und bin dann einfach immer bei diesen geblieben.
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Wir bestreiten auf dem Weg zum Abspann also ein mehrere Dutzend Stunden dauerndes Abenteuer, erledigen Monster um Monster, verlaufen uns in Labyrinthen, suchen nach Ausgängen, Schatztruhen und Dingen, die von uns in den Quests und Missionen gefordert werden, wie beispielsweise Edelsteine oder Kräuter. Wie üblich ist auf dem unteren Screen die Karte des aktuellen Gebiets zu sehen, die wir selbst zu pflegen haben, das heißt, wie müssen diverse Objekte, wie Fundorte, Türen, Treppen, Schatztruhen und dergleichen selbst verzeichnen, um uns nicht zu verlaufen, oder auch, um bei späteren Quests zu wissen, wo nochmal dieses eine Dings war, das der Typ im Pub jetzt von uns gefunden haben will. Für diesen Zweck gibt es zig Symbole und sogar die Möglichkeit, kleine Textnachrichten auf einzelne Kacheln auf der Karte zu hinterlassen, die uns dann verraten "Genau hier habe ich Erdbeeren gefunden!"...
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Im Laufe der Zeit leveln unsere Charaktere mehr und mehr, und aus anfänglichen Waldstreunern werden alsbald geschickte Krieger, die es mit bildschirmfüllenden Bossen aufnehmen können, weil sich ihre Statuswerte (Kraft, Magie, etc.) verbessern und ihre Skills/Zaubersprüche immer qualitativer und quantitativer werden.
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GRIMOIRES
Was mich bei Etrian Odyssey Untold: The Millennium Girl ja sehr verwirrt hatte, waren die Grimoires, weshalb ich sie faktisch nicht benutzte. In Etrian Odyssey Untold 2: The Fafnir Knight haben die Atlus-Leute wohl ein Einsehen gehabt und das System sehr viel verständlicher gemacht. Man trägt die Grimoires nun direkt am Charakter, nicht mehr an der Ausrüstung, und man kann mit jedem zehnten Charakter-Level einen weiteren Grimoire mit sich tragen. Man erstellt allerdings die Grimoires nicht mehr selbst, sondern man bekommt sie durch Kämpfe mit Monstern - und sie geben Skill-Boni, keine Statuswerte-Erhöhungen, wie Stärke oder Geschicklichkeit.
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Das heißt, hätte ich zum Beispiel einen Landsknecht, der ja nicht mit Schusswaffen umgehen und auch keine Elementar-Zauber wirken kann, dafür aber verflxt gut mit dem Schwert und/oder der Axt ist (je nachdem, wie ich in skille) ist, kann ich ihm einen Gimoire geben, der zum Beispiel ihm Fähigkeit verleiht, mit einer Pistole so umzugehen, dass die Schüße durch den Gegner durchgehen und auch noch den dahinter treffen, oder dass er einen Stufe-3-Eis-Zauber ausführen kann. Oder aber der Grimoire ergänzt sich mit seinen tatsächlich vorhandenen Fähigkeiten und erhöht die gelernte Stufe. Könnte mein Landsknecht also etwa "Binding Slash" auf Stufe 8 und der Grimoire, dem ich ihm gab, hat "Binding Slash" auf Stufe 5", kann der Landsknecht ab sofort diese Schwertfähigkeit auf Stufe 13 ausüben, obwohl er sie eigentlich nur auf maximal Stufe 10 erlenen könnte.
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So gesehen sind die Grimoires also eine wirklich feine Sache - trotzdem gibt es einen Haken: Man findet mit der Zeit unzählig viele Grimoires, und ich meine wirklich u-n-z-ä-h-l-i-g-e! Viele besitzt man sogar mehrfach auf derselben Stufe. Man hat schon früh im Spiel soviele davon, dass man sich kaum entscheiden können wird, welchem Charakter man jetzt welche/n Grimoire/s gibt. Ferner können Grimoires nur dann an- und abgelegt werden, wenn man in der Stadt ist. Und so erlebt man es häufiger, dass man gerade aus der Stadt zurück in die Tiefen eines Dungeons aufbrach, und nach ca. 20 Minuten findet man einen supertollen Grimoire, den man unbedingt nutzen will; also wieder zurück in die Stadt, in die Grimoire-Verwaltung, alles wie gewünscht verteilen und wieder zurück in den Dungeon, an die alte Stelle vordringen.
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Ebenso bekommt man während der Kämpfe nach jeder 2. bis 4. Aktion den Hinweis auf den Erhalt eines Grimoires oder die Chance auf einen Grimoire. Das Maß ist zwar so gerade noch erträglich, aber eine Option, mit der ich all das abschalten kann und am Ende des Kampfes kriege ich eine Liste mit den erhaltenen Grimoires gezeigt, wäre klasse gewesen - schade, dass es diese Option nicht gibt.
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Immerhin kann man aber Grimoires auch gegen andere Grimoires eintauschen. Doch lohnt das meiner Meinung nach nicht so wirklich. Klar, hier und da sind da ein paar echte Knaller dabei, aber auf lange Sicht hat eh man immer viele tolle Grimoires in petto und bekommt laufend bessere, da braucht man sich das Gewusel mit dem Tauschen echt nicht geben.
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GERICHTE & AUSBAU
Etwas merkwürdig mutet eine weitere Neuerung an: Gerichte. Ja, richtig, wir finden nicht nur Heiltränke und all sowas, sondern auch Kräuter, Getreide und nehmen allerlei Fleisch von erlegten Monstern mit - immerhin geschieht das voll automatisch, sodass wir uns darum nicht separat kümmern müssen. All diese Zutaten geben wir in unserem Cafe ab, wo die Köchin daraus die verschiedensten Gerichte erstellt: Gegart, fritiert, gedünstet... Da ist vom einfachen Tee über Suppen bis hin zu aufwendigen Braten alles dabei.
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Diese Gerichte müssen wir in unserem Cafe anbieten, damit Kunden kommen, diese Gerichte gegen Bares konsumieren und uns damit die Taschen füllen. Doch kommen die Kunden nicht einfach mal so vorbei, sondern nur, wenn wir ein spezielles Gericht im Umland bewerben, das bei der Zielgruppe gerade hoch im Kurs steht. Wenn die Leute gerade Lust auf eine Suppe haben, werden wir also mit einem saftigen Braten keine Chance haben und kein Gold verdienen. Dazu müssen wir außerdem stetig das Umland ausbauen, indem wir unser sauer angesammeltes Gold investieren. Denn je mehr Leute in der Nähe wohnen und je wohler sie sich fühlen, desto mehr kommen in unser Cafe und bringen uns wiederum Gold ein.
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Doch gebe ich an dieser Stelle gleich Entwarnung: Der Anteil des Gerichte-Verwaltens und Ausbauen des Umlandes ist ein sehr geringer und geht zum Großteil automatisch. Wir gucken hin und wieder mal ins Cafe, wählen ein Gericht für die Werbung aus und dann hat sich die Sache erstmal wieder erledigt, der Rest passiert von allein. Dasselbe gilt für das Ausbauen. Ab und zu, wenn wir gerade mal ein wenig mehr Gold zur Verfügung haben, investieren wir halt einen Teil davon in den Ausbau und das war's dann auch für die nächsten 3-4 Stunden.
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Andererseits sollte man nicht zu viel erwarten, denn der Ausbau geht alles in allem in die Zehntausenden und wenn wir dann durch Bewerben eines Gerichts 10000 Gold reinkriegen, ist das viel. Also hält sich die Bilanz aus Einnahmen und Ausgaben so ziemlich die Waage.
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TECHNIK
Bei Etrian Odyssey Untold: The Millennium Girl war es so, dass man erst eine ganze Weile den Story Modus spielen musste, bis man endlich frei loslegen durfte, und dazu noch von vorn. Außerdem gab es nur einen einzigen Save-Slot. Bei Etrian Odyssey Untold 2: The Fafnir Knight ist das komplett anders! Man darf direkt von Anfang an ohne Story-Modus-Zwang drauflosspielen und es gibt 3 Save-Slots.
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Ansonsten gibt es rein technisch keine Unterschiede zwischen Etrian Odyssey Untold: The Millennium Girl und Etrian Odyssey Untold 2: The Fafnir Knight. Die Grafik ist immer noch großartig gezeichnet und toll animiert, die Musik geht ins Ohr, nervt zu keiner Zeit. Auch die Steuerung ist in allen Belangen exakt dieselbe. Ebenso ist allerdings wieder alles komplett in Englisch gehalten; was für Englisch-Anfänger/innen wirklich ein Problem sein kann. Denn gerade in den Dialogen wird oft in starkem Slang gesprochen, nicht zu vergessen, eine antiquierte Ausdrucksweise, was das Ganze nochmals erschwert - sofern man nicht gut Englisch kann. Und das Verstehen der Texte ist äußerst wichtig, weil man sonst keinen Plan hat, wohin man nun gehen soll, was welcher Skill bewirkt und so weiter und so fort. Und auch der Schwierigkeitsgrad ist bereits auf der mittleren Stufe - wie immer! - sehr happig; allerdings darf man jederzeit zwischen den drei Stufen wechseln, wenn man sich über- oder unterfordert fühlt. Schmunzeln musste ich übrigens, als ich die Erklärungen der drei Stufen las, denn bei "Expert" steht "Diese Einstellung ist für echte Meister der Etrian-Serie, oder für Masochisten" - und ich kann dem echt nur beipflichten. ;o)
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FAZIT
Etrian Odyssey Untold 2: The Fafnir Knight hat mich nicht enttäuscht. Ich habe mich sofort wieder zurechtgefunden, der Funke sprang direkt über und ehe ich mich's versah, hatte ich auch schon non-stop die ersten 6 Stunden in das Game gekloppt; mittlerweile sind es über 60 - Suchtfaktor hoch 10!
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Das Grimoire-Konzept gefällt mir hier außerdem viel, viel besser und ist derart gestaltet, dass es gerade noch nicht nervt. Trotzdem geht das sicher noch besser, damit es endlich richtig perfekt ist. Die Sache mit dem Cafe und dem Ausbau der Umgebung ist eine gutgemeinte, aber nicht wirklich nutzbringende Angelegenheit. Andererseits bin ich froh, dass hierauf nicht noch mehr Gewicht gelegt wurde, denn so verbleibt der Fokus schön auf dem Dungeon-Crawling, wo er hingehört. So kann man diese beiden Punkte beinahe vernachlässigen und wenn gerade mal Lust darauf ist, ihnen eher mal so nebenbei etwas Beachtung schenken. Im Nachfolger brauch' ich das allerdings nicht mehr!
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Kurzum: Etrian Odyssey Untold 2: The Fafnir Knight dauert etwa 50-70 Stunden und macht jede Menge Spaß! Kaufen!
Jörg Singleplayer: 86%

Verfasst von Jörg am 12.02.2016,
bemustert durch DeLaSocial
für bis zu 1 Person/en
Release am 11.02.2016