Cover: Fantasy LifeDer Name klingt schon melodisch, oder? Fantasy Life - das verspricht eine Menge Abenteuer gepaart mit Lebenssimulation. Und genau das ist es, was die talentierten Mitarbeiter von Level 5 mit dieser Software präsentieren. Den Spieler erwartet nichts Geringeres als Animal Crossing gepaart mit einer Prise Final Fantasy. Aber lest selbst heraus, ob es ein Spiel für euch ist!

Am Anfang war das Leben
In Fantasy Life dreht sich alles um - das Leben. Doch zuvor wird natürlich genretypisch ein Charakter erstellt, mit dem der Spieler die Welt Reveria, so heißt der Kontinent der Handlung, unsicher machen kann. Hier offenbart sich schon die Dimension dieses Spiels. Bei kaum einem anderen Titel habe ich solange im Editor für das Aussehen der Figur gehangen, wie bei Fantasy Life. Zunächst wird das Geschlecht erstellt, dann Haarfarbe gewählt, Gesichtsform, Frisur, Augenfarbe, Größe, Körperfigur, und und und. Bis man aus der Menge an Optionen die für sich passende Spielfigur zusammengestellt hat, vergeht schon eine launige Zeit. Nachdem der Spieler endlich (bei mir war es knapp nach einer halben Stunde) seiner Figur das richtige Aussehen und dem Kind einen Namen gegeben hat, wird eine erste wichtige Entscheidung getroffe: Die Lebenswahl!

Hier ist die Lebenswahl allerdings mit der Berufswahl gleichzusetzen. Nicht weniger als zwölf Leben stehen zur Auswahl. Da gibt es zum Beispiel den Schreiner, den Söldner, den Paladin oder den Koch. Aber eines Vorab: Keine Sorge, man muss nicht wieder komplett von vorne beginnen, um später auch die einzelnen Jobs zu erkunden, sondern man kann recht früh im Spiel in eine sogenannte Lebensgilde gehen und dort das Leben wechseln. Eine praktische Sache, so bauen die Leben doch aufeinander auf. Der Holzfäller bspw. hackt Holz, der Schreiner braucht es für edle Möbel. Auch kann der Spieler sich selbst mit Rohstoffen versorgen, die er für eines seiner anderen Leben benötigt. Aber schön der Reihe nach...
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Die Bedrohung kommt von oben
Beginnen wird eure Reise in einem Städtchen namens Kastell. Regiert von einem fairen König. Aber wie es nun mal so ist, wird die Idylle der Stadt, nein, der ganzen Welt bedroht. Alles beginnt mit einem scheinbar harmlosen Meteoriteneinschlag in eurem Mietshaus. Langsam kristallisiert sich ein schlimmer Fakt heraus: die Meteoritenstücke lassen die Lebewesen korrumpieren. Erfüllt von Bosheit greifen sie Arglose an und machen die Gegend unsicher. Also liegt es an der Heldenfigur, der aufkeimenden Bedrohung die Stirn zu bieten. Ich will hier nicht zu viel von der Story verraten, aber sie kommt ein wenig seicht daher und lässt vieles bereits im Voraus erahnen.
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Wie es auch Gang und Gebe in solcherlei Geschichten ist, hat der Spieler einen Helfer an seiner Seite. Flatterling, so heißt der kleine Schmetterling der euch in der Hauptstory voran bringt. Allerdings ist er mehr Navigator als wirklicher Gefährte. In Fantasy Life ist man meistens allein oder mit bis zu zwei temporären Gruppenmitgliedern unterwegs. Verantwortlich ist der Spieler hier nur für die eigene Charakterentwicklung.
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Three ways of Life
Im Grunde genommen kann man Fantasy Life deshalb in drei Kategorien von Spielarten teilen. Zum Einen gibt es die Haupthandlung, dann das sehr umfangreiche sogenannte "Leben" (streng genommen sind es ja zwölf Leben die den Spieler mächtig bei der Stange halten), und dann gibt es noch die kleinen Sidequests der Bewohner Reverias. All diese geben euch Aufgaben zum "abarbeiten" die ihr jederzeit bequem auf dem Touchscreen unter der Rubrik "Quests" aufrufen könnt. Dort erwarten euch drei den Questgebern zugeordneten Reiter. Namentlich sind das "Herausforderungen", "Flatterlings Aufträge" und "Sonstige Aufträge".
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Hinter dem Reiter Herausforderungen verbergen sich die einzelnen Erfolge, die ihr in eurem jeweiligen Leben erreichen könnt. Wichtig bei dieser Kategorie ist, wenn der Spieler aus welchen Gründen auch immer sein Leben wechselt, ändern sich auch die Herausforderungen entsprechend. Beispielsweise findet ein Schreiner nicht mehr die Aufgabe "Fälle 50 Bäume in Reveria" sondern sieht nunmehr die schreinerspezifischen Aufgaben, wie etwa ein edles Bett aus bestimmten Materialen herzustellen.
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Bleiben wir bei diesem Beispiel des Schreiners. Dieser geht, wie jeder andere Beruf auch auf einen Lehrmeister zurück. Von ihm erhält der Spieler auch immer neue Herausforderungen, indem er stetig seinen Beruf vorantreibt und somit besser wird. Denn wenn die Spielfigur eine Herausforderung erledigt hat, bekommt er "Sterne", die seine Erfahrung wiederspiegeln und ihn aufleveln lassen.
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Das erwähnte Bett beispielsweise ist schon eine etwas höherrangige Aufgabe, die nicht nur seltene Materialien erfordert, sondern auch ein bestimmtes Grundlevel benötigt. Wenn der Spieler nun die geforderten Materialen zusammengekauft, gefunden oder vielleicht auch durch ein anderes Leben selbst besorgt oder hergestellt hat, kann er mithilfe eines Schreiner-Minispiels das Bett herstellen. Dafür muss er lediglich den A-Knopf bemühen und diesen an der einen richtigen von drei Werkbänken auf die jeweils richtige Art drücken. Gehobelt wird einfach mit gedrücktem Button. Beim Hämmern muss der Spieler so schnell wie möglich hintereinander drücken und beim Sägen ist das Timing-Moment der Weg zum Ziel.
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In immer neuen Reihenfolgen gestalten sich so die Herausforderungen. Im Nacken sitzt dem Helden immer ein Countdown. Dabei gilt, je schneller ihr fertigwerdet, desto besser ist euer Item. Es können auch anstatt einem, mehrere Dinge gefertigt werden. Um es mit steigendem Level einfacher zu machen, kann auch hier bei den einzelnen Anleitungen gelevelt werden. So erlangt der Spieler etwa bei der x-ten Fertigung eines Eichenbalkens aus einen Eichenscheit die Funktion "Auto". Mit dieser, wie könnte es anders sein, wird der Balken ohne Minispiel gefertigt - es entgeht aber auch die Chance auf ein hochwertiges- oder Extraitem. Hat der Spieler eine oder mehrere Herausforderungen per Anleitungen gemeistert, muss nur noch dem Lehrmeister berichtet werden. Als Lohn winken die bereits erwähnten Sterne, welche euch aufsteigen im Leben stufenweise aufleveln und so immer mehr Items herstellen lassen.
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Diese Schreiner-Leben-Beschreibung dient nur zum Veranschaulichen der Grundelemente eines Lebens. Bei elf weiteren Möglichkeiten sein Leben zu gestalten, rate ich dazu, selbst zu erkunden wie auf der Karriereleiter heraufgeklettert werden kann. Die Minispiele unterscheiden sich stark von der Systematik untereinander, funktionieren aber auf die gleiche Weise. Herausforderung bekommen, erledigen mit Minispiel, Meister berichten, aufsteigen im Level und neue Herausforderungen bekommen. Klingt unheimlich simpel, ist es auch, aber bringt trotzdem unglaublich viel Wiederspielwert mit sich. Man bekommt einfach das "eben noch dies... und dann noch das"-machen Gefühl.
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"Flatterlings Aufträge" wiederum bringen euch hauptsächlich in der Story weiter. Diese dreht sich, wie erwähnt, um die mysteriösen Meteoriten, die vom Himmel fallen und die Lebewesen in unpässliche Monster verwandeln. Aber auch ein paar Minisidequests sind dabei. Bspw. möchte der kleine zauberhafte Schmetterling einmal einen Händler besuchen oder einen bestimmten Ort sehen. Nichts besonderes, bringt den Helden aber immer weiter herum und macht dem Spieler die Gegend bekannt. Dafür erhaltet ihr sogenannte "Wonne". Diese lässt sich, ähnlich wie bei einem Meister, bei Flatterling in eurem Zuhause, darauf komme ich später zurück, in Belohnungen umtauschen. Diese können ein größeres Itemlager, die Erlaubnis ein Haustier (oder zwei, oder drei) halten zu dürfen oder auch das Äußere in einem bestimmten Salon im Spiel ändern zu dürfen sein. Dabei kann man die Reihenfolge frei bestimmen, welche Belohnungen für notwendig erachtet werden und welche noch warten können. Es kommen aber immer wieder neue hinzu, mit steigendem Level des Spielers (nicht des Lebens!).
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Zu guter Letzt gibt es noch die ganzen Aufgaben der Bewohner. Immer wenn der Spieler einen NPC mit einer Sprechblase mit drei Punkten darin sieht, ist es das Signal "Hey du da, ich will was!". Einfach ansprechen und prompt bietet dieser NPC eine Quest an. Diese wird natürlich sowohl in Gulden, die Währung im Spiel, als auch Item dafür versprechen. Grob geht es dabei entweder um Sammel-, Fertigungs- oder Gegnerbesiegen-Aufgaben. Gerne ergeben sich daraus auch eine oder mehrere Folgequests, die aber im Vergleich zu den Lebensaufgaben tendenziell eher langweiliger abschneiden. Doch die schiere Zahl solcher Aufgaben fordert heraus und leitet auch immer wieder an, ein neues Leben zu testen!
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Alltag in Reveria
All die zuvor erwähnten Möglichkeiten haben natürlich auch eine Bühne. So spielt sich das wahre Leben abseits dieser drei zielgeführten Spielmöglichkeiten ebenso üppig, wenn nicht sogar noch üppiger ab. Denn in Fantasy Life geht es beileibe nicht nur um den RPG-Aspekt. Auch die Lebenssimulation steht mit im Fokus. So könnt ihr z.B. später euer eigenes Haus bauen. Dieses kann, ähnlich wie in Animal Crossing, vom Spieler eingerichtet werden - am besten mit bspw. den selbstgefertigten Möbeln des Schreinerlebens.
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Auch das Erkunden der Spielwelt, die nach und nach erobert werden kann, wird belohnt. Für jede niedergestreckte Kreatur werden Erfahrungspunkte herausgegeben. Damit steigt der Charakter im Level und kann Punkte auf bestimmt Skills verteilen, die das eine oder andere Leben positiv beeinflussen. Auch Gulden werden fallengelassen. Mit diesen könnt ihr sehr viele Gegenstände kaufen, die zwar auch im passenden Leben gefertigt werden können, aber gerade am Anfang noch nicht dem nötigen Rang des Berufs entsprechen. Besonders sind dabei Bossgegner, größere und vor allem stärkere Monster. Diese lassen beim Besiegen Kisten fallen, welche unversehrt zur nächsten Stadt gebracht werden müssen, um einen Bonus zu erhalten. Und selbstverständlich geben auch eine Menge an Erfahrungspunkten.
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Aber die Eigenschaften des Spielcharakters ändern sich nicht nur durch bloßes Steigern der Fähigkeiten. Auch könnt ihr entweder durch Bossgegner, Erfüllen diverser Aufgaben oder einfaches Selbstherstellen von Gegenständen, Kleidern und Accesoires aufleveln. Zudem sieht eure Spielfigur im Spiel immer anders aus - ein netter Nebeneffekt, wenn ihr Kleidung mit Boni anlegt!
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Auch soll die Vielfalt der Gegenden erwähnt sein. Hier wird der Spieler durch eine fantastische Welt von verschiedensten Umgebungen anhand Flatterlings Aufträgen geleitet. Da gibt es saftig-grüne Grasebenen, schneeumpflügte Gebirge oder paradiesähnliche Palmenlandschaften. Die Vielfalt ist riesig, und es macht wirklich Spaß, die Gegenden nach und nach zu besuchen, mit dem einen oder anderen Leben "abzugrasen" und sich dann vielleicht in einer nahegelegenen Stadt niederzulassen.
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Technik
So unglaublich umfangreich das Spiel auch ist, die Grafik ist leider hinten dran. Auch wenn die schön gestaltete Landschaft mit ihren bunten Texturen sehr gut darüber hinwegtrösten kann, merkt man dem Spiel doch eine gewisse "Einfachheit" an. Ob das nun Absicht ist, vermag ich nicht zu sagen. Fakt ist aber, dass Bewohner manchmal kaum zu erkennen sind (und ich benutze sogar einen 3DS XL!). Der kindliche König z.B. wird nur als verschwommener, bunter Klops mit Krone von mir wahr genommen.
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Bei dem Sound und vor allem bei der Musik muss man keine Kompromisse eingehen - hier ist alles richtig gemacht worden. Die Klangkulisse passt stets zur Situation und die Musik unterstreicht das tolle Spielgefühl noch weiter. Kein Wunder, so ist sie doch von einem großen Namen gemacht worden: Niemand geringeres als der Komponist der frühen Final-Fantasy-Teile Uematsu hat hier Hand angelegt.
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Auch die Steuerung, die bis auf den Schnellzugriff auf nützliche Items, bspw. im Kampf, auf die Buttons gelegt wurde, ist gut zu bedienen und trägt zum einfachen Einstieg ins Abenteuer bei. Zum Glück wurde auf überflüssige Touchscreeneinlagen, die ja bei dem Thema des Spiels durchaus Sinn machen würden, verzichtet.
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Multiplayer
Die Möglichkeit, einen Multiplayer lokal wie über das Internet bei so einem großen Spiel zu haben, ist an sich schon etwas wert. Allerdings habe ich schon einen kleinen Wermutstropfen, da weder die Haupt- noch Nebenquests geneinsam erledigt werden können. Also muss das gemeinsame Spielerlebnis sich auf das Sammeln von Verbrauchsgütern und steigern des Helden reduzieren. Eine verpasste Möglichkeit!
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Fazit
Fantasy Life ist ein nicht vollends rundes Spiel, aber immer noch so gut, dass ich mich kaum vom Bildschirm des 3DS abwenden wollte. Die schier endlose Anzahl an Möglichkeiten, die Welt von Reveria zu erleben, ist für mich einmalig. Hier macht das Sammeln von simplen Gewächsen zur Heilung, über das Besiegen von Monstern, bis hin zum Erledigen verschiedenster Aufgaben in den Handwerks-, Sammel- oder Kriegerleben genauso viel Spaß, wie das Umherziehen in der Welt, das Einrichten der Wohnung oder das Ankleiden der Spielfigur. Aber: In so einer kurzen Rezension kann ich überhaupt nicht alle Aspekte des Spiels vollständig wiedergeben, doch Fakt ist, dass es ein sehr umfangreiches Spielerlebnis darstellt und wirklich Spaß macht!
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Das Gefühl, eben noch dies oder das erledigen zu können, treibt stetig nach vorn. Zumal lässt das Spiel die Wahl zu entscheiden "Sammel ich jetzt noch Ressourcen für Schrank X, oder fahre ich in der Hauptstory weiter, oder statte ich meinem Heim einen Besuch ab und gestalte etwas um, oder..."
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Was ich damit sagen will ist: Fantasy Life bietet eine unglaublich lange Spielerfahrung, trotz oder gerade wegen der Mischung aus klassischem RPG und Lebenssimulation. Für mich ein absoluter, wenn auch nicht perfekter, Tophit im Jahre 2014! Ich kann es nur allerwärmstens empfehlen!
«rudzen» Singleplayer: 95%
Multiplayer: 80%


Verfasst von «rudzen» am 17.09.2014,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 4 Person/en
Release am 26.09.2014