Cover: Mario & Luigi: Abenteuer Bowser + Bowser Jr.s ReiseEingangs sollte direkt erwähnt werden, dass der "Abenteuer Bowser"-Teil des Spiels, abgesehen von den offensichtlichen audiovisuellen Neuerungen, nahezu identisch zu dem Original ist, welches 2009 auf dem Nintendo DS veröffentlicht wurde. Nach wie vor handelt es sich um ein rundenbasiertes Rollenspiel, welches sich dadurch von anderen Werken dieses Genres abhebt, dass es auf der Oberwelt viele Geschicklichkeitspassagen gibt, die die Fähigkeiten der einzelnen Charaktere voraussetzen, und ebenso dadurch, dass man im Kampf mit dem richtigen Knopf zu einem bestimmten Zeitpunkt seinen eigenen Angriff stärken oder den Attacken des Gegners ausweichen kann.

Jene Konfrontationen beginnen bei Berührung mit Gegnern und bieten oberflächlich betrachtet jegliche Optionen, wie man sie aus ordinären Vertretern dieses Genres kennt, namentlich Angriff, starker Angriff, welcher BP verbraucht, Items und die Flucht. Was dieses Spiel jedoch so besonders macht, ist, dass alle Angriffe irgendeinen Input brauchen, um wirklich effektiv zu werden. Bei standardmäßigen Attacken ist es nur eine gekonnte Betätigung auf die gefragte Taste, aber die starken Angriffe erfordern bei den Brüdern eine bestimmte Tastenkombination - und beim König selbst muss man auf dem Touchscreen aktiv werden, um den größten Schaden zu erzielen. Des Weiteren hat der royale Panzerträger bei speziellen Kontrahenten die Möglichkeit, sie mit seiner Vakuum-Fähigkeit in sich aufzunehmen, sodass Mario und Luigi sich von innen um diese kümmern müssen. Tauchen beispielsweise in einem Bosskampf zwei Fly-Guys auf, die dem eigentlichen Widersacher unter die Arme greifen, konsumiert man sie eben, damit sich die beiden anderen darum kümmern können. Gerade diese interaktive Natur und der Tausch zwischen den beiden Charaktergruppen macht vor allem die fantastischen Bosskämpfe zu einem spannenden Event, bei welchem man stets auf der Hut sein sollte.

Alle spielbaren Figuren haben im Kampf und auf der Oberwelt mindestens ein Knopf zugewiesen: Mario führt seine Aktionen mit dem A-Knopf aus, Luigi mit dem B-Knopf und Bowser letztlich mit der X- sowie Y-Taste. Optionen im Kampfmenü, welche in Form von Blöcken dargestellt werden, kann man mit dem Circle Pad oder dem Steuerkreuz auswählen und diese Eingabemethode wird auch genutzt, um die Figuren außerhalb von ihnen zu bewegen. Alle von ihnen kommen auch regelmäßig zu Einsatz, egal, ob Bowsers Feueratem, welcher Lunten sowie Bäume anzündet oder Marios Hammer, welcher vor allem zur Betätigung von Schaltern, aber auch zur Zerstörung von Gegenständen genutzt werden kann. Am spaßigsten wird es immer dann, wie die zwei Teams getrennt Dinge voneinander tun, aber sich dabei unterstützen; wenn unter anderem Bowser etwas heben möchte und die Brüder seine Muskeln anspannen oder wenn ihnen ein Weg versperrt bleibt, den die Majestät dann damit frei macht, dass sie Wasser trinkt. Diese Symbiose zwischen allen Beteiligten machte Abenteuer Bowser bereits vor 10 Jahren zu dem, was es auch noch heute ist.
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Abseits dessen hat Mario & Luigi: Abenteuer Bowser + Bowser Jr.s Reise auch noch eine Hand voll Elemente, die eher üblich für Rollenspiele im Allgemeinen sind. Ausrüstung sowie Items für Gefechte, die man im Laden erwerben kann, Fähigkeiten, die man im Laufe des Abenteuers erlernt und neue Wege begehbar machen, sowie Minispiele, welche oftmals auf dem Touchscreen ausgeführt werden, um zusätzliche Abwechslung geboten zu bekommen. Die Spielwelt ist hierbei, bis auf minimale Ausnahmen, nahezu identisch geblieben, sodass man alles, was man in der alten Version gelernt hat, ohne jegliche Probleme übertragen kann.
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Dennoch gibt es eine Hand voll Änderungen, die man erwähnen sollte: In der 3DS-Variante sind die Zeiträume, in denen man die jeweiligen Tasten für einen effektiven Angriff drücken muss, ein gut spürbares Stück länger als in der Originalversion, was ein Spiel, welches ohnehin bereits auf der leichteren Seite war, nun noch einen Satz leichter macht. Anschließend dazu gibt es nun auch einen optionalen einfachen Modus, den man jederzeit im Optionsmenü an- und ausschalten kann, sollte man dann dennoch überfordert sein. Zudem wurde ein neuer Block im Kampfmenü hinzugefügt, der bei Berührung jegliche Tutorials bietet, die man im Laufe der über 20 Stunden langen Spielzeit jemals erhalten hat. Die letzte, aber dafür in meinen Augen beste Neuerung ist, dass man mit Betätigung der R-Taste alle Dialoge schneller ablaufen lassen kann, was für Leute wie mich, die alle Teile der Reihe bereits mehrmals durchgespielt haben, ein echter Segen ist. Nichtsdestotrotz sind dies so ziemlich alle nennenswerten Neuerungen in der Hauptkampagne und keine davon ist etwas, was das Spiel wirklich verbessert hätte oder notwendig gewesen wäre.
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Im Hauptmenü gibt es dann aber noch Bowser Jr.s Reise, die nahezu identisches Gameplay zum "Bowsers Schergen"-Modus aus dem Superstar-Saga-Remake beinhaltet. Hierbei begibt man sich in Schlachten mit einer Gruppe von Gegnern, kann aber nur willkürlich und dann minimal mit dem Kampf interagieren, wenn die eigenen Truppen zu leuchten beginnen. Gewonnen hat man, wenn man den Kapitän des gegnerischen Teams bezwungen hat, was meistens keine Herausforderung darstellt, wenn man ein spezielles Level erreicht hat. Zwar gibt es wie bei Fire Emblem Klassen, die jeweils anderen Klassen überlegen sind, aber das Level der einzelnen Krieger, welches sich durch den Abschluss von Schlachten erhöht, spielt eine viel größere Rolle und entscheidet letztlich dann doch oftmals den Ausgang eines Kampfes. Sich seine Truppen zusammenzustellen und dann, wenn es ernst wird, nur ab und an den A-Knopf zu drücken, empfinde ich nicht als sonderlich spaßig. Abgesehen von ein paar neuen Schergen wie den Robo-Koopas gibt es keine echten Änderungen zur vorherigen Reise, die Bowsers Schergen zuvor schon in Superstar Saga auf dem 3DS unternommen haben. Es ist nach wie vor ein bestenfalls netter Zusatz, den man aufgrund der großartigen Dialoge zwischen den einzelnen Missionen spielt, aber nicht, weil es das RPG spielerisch ergänzen würde.
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Ästhetik und Technik
Was natürlich direkt ins Auge fällt, ist, dass der Grafikstil übernommen wurde, welchen die Dream Team Bros. 2013 eingeführten. Manchen Leuten mag das vielleicht missfallen, da sie die Ausdrucksweise präferieren, welche die Sprites auf dem Nintendo DS mit sich brachten, aber ich für meinen Teil muss zugeben, dass ich den neuen Stil bevorzuge. Besonders im Bezug auf die Landschaft kommt dieser Look nun mit Schatteneffekten daher, die im Zusammenspiel mit den neuen, flüssigen Sprites eine wirklich stimmungsvolle Welt schaffen. Zwar muss ich zugeben, dass einige wirklich lustige Gesichtsausdrücke durch den Übergang verloren gingen, aber das waren mir diese wundervollen Umgebungen durchaus wert. Außerdem gibt es nun eine Handvoll Zwischensequenzen, die ganz und gar in drei Dimensionen dargestellt werden, aber diese kommen nicht sonderlich oft vor, auch wenn sie nett aussehen. Der 3D-Effekt der Konsole wird allerdings nicht unterstützt.
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Musikalisch gab es ein ähnliches Upgrade, wie es die Grafik erhalten hat: Abgesehen vom Titellied, welches komplett ersetzt wurde, erhielten
alle Songs Neuauflagen, die nun nicht mehr von den Kapazitäten des Vorgängerhandhelds zurückgehalten wurden. Auch hier wird es sicherlich Spieler geben, die den nun etwas natürlicher klingenden Stil nicht sonderlich mögen, jedoch finde ich auch hier, dass die neuen Varianten durchaus die besseren sind, vor allem, was die Themenlieder der einzelnen Areale angeht. Nur bei dem Track, welcher in den Kämpfen der Klempner spielt, finde ich, dass jene Energie fehlt, die im originalen Song der DS-Fassung so präsent war. Die Abstinenz des Titelliedes mag schade sein, aber dafür haben einige Bosse im letzten Drittel des Spiels komplett neue Lieder erhalten, die sich gut in den Soundtrack einreihen. Des Weiteren werden gewisse Soundeffekte, wie zum Beispiel zu Beginn von Gegnerkonfrontationen entweder gar nicht mehr gespielt oder ausgetauscht.
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Im Gegensatz zu diesen beiden Aspekten sind die Dialoge größtenteils gleich geblieben, abgesehen von ein paar spezifischen Sachen, wie der Erklärung des Tipp-Blocks, den es in der Originalversion nicht gab. Jeglicher neuer Text, der vor allem für Bowser Jr.s Reise geschrieben wurde, passt dafür perfekt in die bereits etablierte Welt, ohne, dass man sich so fühlt, als würde man sich in einem komplett anderen Spiel befinden. Wenn zum Beispiel über das Gegenmittel zur Metabowlie geredet wird und plötzlich der Text einblendet, dass man bei Risiken oder Nebenwirkungen seinen Arzt oder Apotheker fragen sollte, weiß man Bescheid, wo man sich hier befindet, da es im Hauptmodus einen ähnlichen Witz gab.
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FAZIT
Es ist schwierig, Mario & Luigi: Abenteuer Bowser + Bowser Jr.s Reise eine passende Wertung zu geben. Einerseits ist es nach wie vor ein formidables Rollenspiel, andererseits verbessert es nichts Nennenswertes am originalen Werk für den DS, abgesehen von einigen audiovisuellen Aspekten und der Möglichkeit, Dialoge schneller abspielen zu können. Der Zusatz "Bowser Jr.s Reise" hat exakt dieselben Schwächen wie der korrespondierende Modus aus dem Superstar-Saga-Remake und ist alles in allem kein starkes Verkaufsargument. Wer Mario & Luigi: Abenteuer Bowser noch nie gespielt hat, kann und sollte ohne Bedenken zugreifen, aber wer das Original auf dem DS noch besitzt, wird keine der hier getätigten Verbesserung verpassen.
Sven Singleplayer: 81%

Verfasst von Sven am 26.01.2019,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 25.01.2019