Cover: Mario Tennis OpenDRÜCKE START
Ich liebte damals Mario Power Tennis für den GameCube - umso liebloser fand ich das New-Play-Control-Remake von Mario Power Tennis für Wii, das durch die Steuerung quasi unspielbar wurde... Deshalb war ich neugierig, wie der 3DS-Nachfolger werden wird - würde man das Konzept abermals verschlimmern, mittels Gyrosensor-Bewegungen oder Ins-Mikrofon-pusten, oder irgendsowas?

Naja, gleich beim Anschalten hat man das typische Mario-Tennis-Feeling - sogar der Hinweis "DRÜCKE START" im Titelbildschirm blinkt in bekanntem Grün in bekannter Schriftart, und alles wirkt gut. Hoffentlich bleibt das so!

Nun soll ich mein Profil wählen - bis zu drei stehen zur Auswahl. Ich wähle Slot 1, suche mein Mii heraus und ich bin im Hauptmenü, wo mich fünf Menüpunkte erwarten: Einzelspieler, Mehrspieler (lokal), Mehrspieler (online), StreetPass und Deine Kabine.
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In Deine Kabine sind Optionen und die Accountverwaltung: Man darf im Item-Shop freigespielte Goodies erkaufen und auch sogleich seinen Mii damit bekleiden. Ebenso ist gegeben, den "Hallo!"-Text der Mii-Begrüßung anzupassen, der Mii darf gewechselt und Statistiken eingesehen werden und zu guter Letzt darf der Gyrosensor aktiviert oder deaktiviert, die Schlaghand auf Links oder Rechts eingestellt und ein interaktives Tutorial namens "So wird gespielt" studiert werden.
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Da mir der Gyrosensor nach einigen Testminuten etwas auf den Wecker geht, weil er in Echtzeit den Blickwinkel auf das Spielfeld verändert, wenn man den 3DS mal so und mal so hält, dreht oder schwenkt - und wer bitteschön hält seinen 3DS schon dauernd steif und starr in den Händen? - schalte ich den auch alsbald ab; und siehe da, die Kamera ist fixiert und bietet endlich den wie ich finde stets optimalen Überblick über den Court, ohne dass die Perspektive dauernd schaukelt und schwenkt...
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VIDEOSPIELE-TENNIS-TRICK
Deshalb macht mir der Einzelspieler, den ich natürlich zu allererst durchspielen will, jetzt auch wirklich Spaß. Ich habe die Wahl zwischen einem Turnier oder einem einfachen Match - jeweils im Einzel und im Doppel möglich! - und dem Minispiele-Modus.
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Im Turnier werden nach den üblichen Ausscheidungs-Reglementierungen insgesamt 4 Cups gespielt, in denen man in jeweils drei Matches immer siegreich sein muss, um den Charakter, für den man sich entschied, auch als Star-Charakter spielen zu dürfen. Ein Star-Charakter ist im Grunde nichts anderes als ein normaler Charakter, allerdings mit stark verbesserten Eigenschaftswerten. Und wählt man für die Cups eben jenen Star-Charakter, hat man Zugriff auf 4 weitere Cups, die nur als Star-Charakter spielbar sind, aber natürlich entsprechend schwerer, da die CPU-Gegner nun auch alle auf Star-Level spielen.
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Und das ist auch bitter nötig, denn spielt man gegen die normalen CPUs ist das äußerst lachhaft, da sie in einer Tour auf den ältesten Videospiele-Tennis-Trick der Welt reinfällt: Den Ball erst weit rechts außen servieren, dann läuft der Computer dahin und spielt zurück, und dann sofort nach weit links außen schmettern - schon hat man einen Punkt. Nach ca. 45 Minuten hatte ich die vier ersten Cups - immer komplett zu Null gespielt - durch! Ich war drauf und dran, mich zu bedauern, weil dieses Mario-Tennis-Spiel bislang eher wieder eine Pleite wäre...
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ZONEN UND ITEMS
...als ich erfreut feststellen musste, dass die CPU auf Star-Level wie ausgewechselt ist. Sie kontert geschickt, fällt selten auf Finten rein und nutzt endlich auch mal die Items geschickt und sinnvoll. Ja, richtig, ITEMS! Statt ihrer Spezialschläge, wie in den Vorgängern, gibt es neben Lobs, Volleys, Slices und allem anderen auch Items.
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Diese werden möglich, wenn man auf seiner Spielfeldhälfte die jeweils aufblinkenden Zonen aufsucht und darin den Ball erwischt - sofort verändert sich entsprechend der Rückschlag zum Gegenüber: der Ball fliegt in ziemlich fieser Bananenkurve so, dass er kaum noch zu erwischen ist, oder er donnert pfeilschnell und mit viel Wucht auf die andere Seite, etc.
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Zuerst wirkt das Auftauchen der Zonen und die Bestimmung der Items sehr zufällig, aber wachsame Naturen werden feststellen, dass beide Parteien sehr gut beeinflussen können, an welchem Punkt welches Items erscheinen soll - da ist viel Strategie dahinter, man muss sie nur verstehen. Allerdings sind die Items auch keine absolute Garantie dafür, dass der Ball durch Item-Kraft auf jeden Fall einen Punkt bringen wird, denn wer ein geschicktes Gegenüber hat, wird diese Bälle mit hoher Wahrscheinlichkeit retourniert bekommen; darum ist es wichtig, dass man sich das Item-System zu Nutze macht, sonst kann man nämlich für den Multiplayer gleich wieder einpacken - und das ist schließlich die wichtigste Funktion für Mario Tennis Open.
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Denn ganz ehrlich: so innovativ und witzig die Minispiele größtenteils sind, so sehr hat man sich daran nach einigen Versuchen daran sattgespielt. Es ist zuerst lustig, Super Mario Bros. statt mit Mario mit einem Tennisball, den man gegen den Bildschirm schlägt, zu spielen, aber das tut man ein paar Minuten und dann ist es nur noch eine witzige Idee, die man zwischendurch immer mal spielen wird.
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KOMMUNIKATION
Der Multiplayer ist offline als auch online zu viert möglich; offline sogar per Download-Spiel-Funktion, also es müssen dann nicht zwingend alle Spieler/innen das Modul besitzen. Es gibt allerdings Unterschiede bei den Spielmodi. Offline sind folgende Spielarten möglich: Einzel, Doppel und sogar die Minispiele. Online können, wenn man mit Freunden spielt, Einzel und Doppel gewählt werden, während mit Fremden lediglich die Einzel spielbar sind. Dafür aber bietet das Spiel gegen Fremde Online-Ranglisten; je nachdem, ob und wie gut oder schlecht man gewinnt und verliert, steigt oder fällt man in der Rangliste.
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Andererseits ist das Spiel gegen Fremde irgendwie auch eintönig: Man spielt Spiel um Spiel gegen immer eine/n andere/n Gegner/in. Spieler A, Spieler B, Spielerin C, Spieler D - man hat keine Wahl zu entscheiden, ob man gegen diese Person erneut spielen oder diese auf seine Freundesliste einladen will, geschweigedenn zu kommunizieren - das macht die Online-Erfahrung in diesem Punkt etwas monoton und zweckmäßig. Ich finde, es sollte nicht allein um Punkte und Ränge gehen und wenigstens Kommunikation mindestens durch "Willst Du mein Freund sein, damit wir in Zukunft öfter spielen können?" machbar sein.
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Ebenso gibt es keine Funktion, gegen Spieler/innen spielen zu können, die gleichstark oder stärker als man selbst sind. Man spielt, was das Spiel einem vorsetzt - wer es auch ist. Wozu bekommt man bitte Punkte für die Rangliste, wenn das Modul nicht auch einfach freie Spiele gegen andere auf gleichem Niveau anbietet? Man spielt hier Ranglistenspiele gegen irgendwelche Leute - oder man spielt halt gegen Freunde.
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Im StreetPass schließlich gibt es die aus den meisten anderen 3DS-Spielen schon bekannten Möglichkeiten für die Verwaltung der Begegnungen, etc. Ein netter Bonus am Rande, aber nichts, was dafür sorgt, dass man in der Nacht vor Aufregung nicht schlafen könnte.
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LOB UND TADEL
Bevor ich gleich zum Fazit komme, noch einige weitere Pros und Contras aus Mario Tennis Open. So finde ich sehr begrüßenswert, dass in den Cups auch mitten im Match gespeichert und später weitergespielt werden kann, andererseits stört mich, dass während eines laufenden Spiels nur per Pause-Funktion der aktuelle Stand der Sätze und des Spiels eingesehen kann. Ich bekomme zwar dauernd zu sehen, dass es gerade 15:40 steht, oder 30:30 und so weiter, aber oft möchte ich auch mal schnell darüber informiert werden, wie das Satz-Verhältnis ist: Stand es jetzt 2:0 oder war es 1:1? Dazu muss man immer erst das Spiel pausieren. Es klingt wie eine Nörgelei wegen nichts, aber glaubt mir, auf Dauer ist das schon etwas nervig.
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Toll ist auch, dass man per QR-Code-Scan weitere Dinge wie die Yoshis in mehreren Farben freischalten kann - weniger toll ist, dass das Spiel nicht verrät, wie man scannen kann. Ich habe weder in der Anleitung, oder auf dem Beilegezettelchen für die Buttonbelegung noch in irgendeinem Menü herausgefunden, wie das gehen soll. Erst durch Web-Recherche war mir das möglich: Man muss im Menü für die Wahl des Profils auf dem Steuerkreuz nach oben und gleichzeitig START drücken - wer soll denn bitteschön darauf kommen? Nervig ist in dem Punkt auch, dass das Spiel dann zwar in den QR-Code-Scan-Modus wechselt, aber sobald man absichtlich oder versehentlich einen nicht gültigen Code gescannt hat, beendet es den Scan-Modus und man muss ihn erneut aufrufen - warum das? Das ist ganz schön umständlich, Camelot!
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Es gibt direkt bei Spielbeginn folgende 12 Charakrete: Mario, Luigi, Peach, Yoshi (grün), Daisy, Buu Huu, Bowser Jr., Diddy Kong, Donkey Kong, Waluigi, Wario und Bowser. Außerdem darf man auch seinen Mii wählen. Durch QR-Codes und gute Leistungen im Minispiel-Modus hat man so die Auswahl aus über 20 Charakteren, die in verschiedene Kategorien gegliedert sind: Vielseitig (Allround), Präzise, Schnell, Trickreich, Kraftvoll oder Defensiv.
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Aber es ist weniger optimal, wie man den Auswahl-Screen für den gewünschten Charakter gestaltet hat: Man scrollt einzeln durch die Charaktere, statt eine direkte Übersicht zu bekommen. Das funktioniert per se wunderbar, aber hin und wieder wünscht man sich durchaus, auf einen Blick sehen zu können, welche Charaktere man schon freigespielt hat, oder welche der Charaktere bereits als Star-Charaktere zur Verfügung stehen. Hier haben die Mario-Tennis-Vorgänger doch gut gezeigt, wie es geht - warum ist Schuster Camelot nicht bei seinen Leisten geblieben?
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Als letzten Punkt aufdröseln will ich noch die Akustik: Die Musik ist wirklich großartig und teils recht rockig, was mir als Metaller gut gefällt, aber bisweilen fühlt sich die Klangkulisse nach etwas zu viel des Guten an - es gibt manchmal Spielszenen, wo der (deutsche!) Kommentator, die Musik und die Soundeffekte - also alles gleichzeitig! - eher chaotisch und etwas störend wirken, insbesondere, wenn man gegen eine/n wirklich starke/n Gegner/in antritt und gerade die Hucke vollkriegt. Leider aber gibt es in den Optionen keine Möglichkeit, Kommentator, Musik und Soundeffekte zueinander zu regulieren - man kann nur am 3DS selbst die Lautstärke für alles zusammen einstellen.
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FAZIT
2005 wäre dieser Titel der absolute Megahit gewesen, aber im Jahre 2012 sind wir ausgefeilte Online-Modi und zig Account-Funktionen gewohnt - und die fehlen hier leider zu einem Großteil. So sind es dann die Details am Rande, die die Euphorie etwas eindämmen, allem voran die eher zweckmäßigen Ranglistenspiele im weltweiten Multiplayer, der zwar technisch hervorragend funktioniert, aber eher wie Fließband-Spielerei anmutet. Gerade als Anfänger/in frustrierend, wenn man online geht und ruckizucki zu Null abgeledert wird. Gleichsam bedeutet Sieg oder Niederlage in einem Online-Match rein gar nichts. Man bekommt oder verliert Punkte, aber den Gegner kennt man nicht und man sieht ihn vermutlich eh nie wieder, denn nach nur einem Match ist er für immer weg!
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Mario Tennis Open macht sehr vieles richtig und nur ganz wenig falsch - aber leider machen andere Games heute vor, dass man noch viel mehr richtig machen muss, wenn man als AAA-Titel gelten will - Mario Tennis Open ist im direkten Vergleich nur ein A-Titel: Grundsätzlich bietet es mehr als ausreichend Tiefe für clevere Spielzüge und spannende Tennis-Matches, und alle Schlagarten, die man sich vorstellen kann, sind ebenfalls integriert - sogar das Hechten nach einem Ball. Aber es sind die Details... die verflixten Details...
Jörg Singleplayer: 79%
Multiplayer: 82%


Verfasst von Jörg am 18.10.2015,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 4 Person/en
Release am 25.05.2012