Cover: Monster Hunter GenerationsCapcom bläst (mal wieder) ins Jagdhorn
Die Abstände von einem Ableger der Monster Hunter-Reihe zum nächsten werden gefühlt immer kürzer. So beglückt uns Entwicklerschmiede Capcom dieses Jahr mit dem mittlerweile dritten Ableger für Nintendos mobile Konsole 3DS. Der Untertitel "Generations" verrät schon, der Titel lässt bereits erlebte Elemente aus dem Monster Hunter-Universum neu aufleben. Und das nicht ohne Grund! Mit der Rückkehr zu den ersten drei Dörfern aus der Serie sowie mit einem neuen Auftritt für viele altbekannte Monster möchte Capcom das zehnjährige Bestehen der Serie feiern. Mal sehen, ob das eine gelungene Geburtstagsparty geworden ist.

Jagen, Fischen, Fliegen fangen...
Ob da jetzt wirklich alles schon mal dagewesen ist, fragt Ihr Euch? So viel sei mal gleich vorweggenommen: Nein! Gleich zu Beginn des Spiels stellen Serienkenner fest, dass neue Gebiete und auch Monster mit von der Party sind. So startet Ihr Eure Karriere als Jäger diesmal im neuen Dorf Bherna. Neueinsteiger sind auch die vier Flagship-Monster. Wie immer sind alle Monster kreativ gestaltet, doch unter diesen Vieren stechen besonders der mammutartige Gammoth und der im Stil eines chinesischen Drachen gehaltene Mizutsune hervor. Denjenigen unter Euch, die ein Jägerherz in der Brust tragen, kribbeln vermutlich jetzt schon die Finger. Für diejenigen, die das Prinzip Monster Hunter bisher nicht kennen, werde ich die grundsätzliche Spielmechanik gern noch einmal beschreiben:

Als junger Stern am Jägerfirmament beginnt Eure Karriere stets in einem kleinen Dorf, in diesem Fall in Bherna. Die Story ist bei Monster Hunter stets rudimentär, meist bedroht irgendein gigantisches Ungetüm besagte Siedlung. Doch bevor Ihr ins Abenteuer aufbrecht, muss Euer Held aus dutzenden von Bausteinen individuell zusammengestellt werden. Vom Geschlecht, über die Stimme bis hin zur Frisur gibt es eine Menge Möglichkeiten. Nun ist es an Euch, die Aufträge der Jagdgilde anzunehmen. Am Anfang stehen immer Sammelquests, bei denen eine gewisse Anzahl von Fischen, Pflanzen, Käfern und allerlei Schnickschnack abgeliefert werden muss. Innerhalb eines meist großzügigen Zeitlimits, versteht sich. Später dann, wenn Ihr an Ansehen und Erfahrung gewonnen habt, kommt der Zeitpunkt, wenn es heißt, sich als wahrer Jäger zu beweisen. Dann beauftragt Euch die Jagdgilde damit, bestimmte Monster zu erlegen oder auch zu fangen. Zunächst stellt Ihr nur kleinen Raubsauriern nach. Gehen Sie Euch in die Falle, müsst Ihr den bissigen Zeitgenossen unbedingt die Schuppen über die Ohren ziehen.
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Denn das A und O jedes Jägers ist seine Ausrüstung, sprich Rüstungen und Waffen, die aus den von erlegten Monstern erhaltenen Materialien gebaut werden. Capcoms Jagdepos bietet seit jeher Unmengen von Gegenständen und Ausrüstungsteilen. Fallen, Bomben, Gegengiftelexiere. Schwerter, Schilde, Kanonen. Alles nur Erdenkliche ist in allen Formen und Variationen vorhanden. Nur wer hochwertige Ausrüstung richtig abstimmt, wird Erfolg in den späteren Quests haben, bei denen haushohe Monster gejagt werden müssen. Selbst mit der richtigen Ausrüstung und Taktik lassen sich diese Echsenmonarchen nur ungern die Butter vom Brot nehmen und verwickeln die Jäger in Kämpfe, die nicht selten länger als 30 Minuten dauern. Gemein dabei ist, dass die Monster keine Energieanzeige haben. Studierte Waldesmänner und -Frauen erkennen aber am Verhalten ihrer Beute, wieviel Energie ihr noch verbleibt. Es bedarf einiger Übung und Vorkenntnis, bestimmte Monster zur Strecke zu bringen. Monster Hunter steuerte sich schon immer eher behäbig. Es kommt nicht auf geschicktes Button Mashing an, sondern auf Timing, Taktik und eben auf die Ausrüstung. Nur auf diesem Wege erlegt Ihr früher oder vermutlich eher später Euren ersten Rathalos. Die Einstiegshürde ins Monster Hunter-Universum ist riesig. Man muss sich viele Stunden Zeit nehmen, um einen ersten Eindruck vom Spielgeschehen zu bekommen.
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Treffen sich zwei Jäger...
Daher ist es eine gute Idee, sich auf den ersten Metern von einem Freund mit mehr Erfahrung begleiten zu lassen. Eines der zentralsten Elemente der Serie ist der Multiplayer-Part. Gemeinsam mit bis zu drei weiteren Jägern kann man online oder über eine lokale Verbindung auf die Jagd gehen. Wenn Ihr also das Glück habt, einen echten Forst- und Wiesenveteranen der ersten Stunde zu Euren Freunden zu zählen, geht doch mal gemeinsam auf die Jagd. Auch, wenn es theoretisch möglich ist, alle Quests im Alleingang zu meistern, vervielfältigt eine gemeinsame Hatz den Spielspaß und macht den ohnehin langen Weg zum Meisterjäger zumindest etwas kürzer. So oder so kann ein Monster Hunter-Spiel ambitionierte Jäger mehrere hundert Stunden beschäftigen.
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Eine Treibjagd mit Stil
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erging es der Mehrzahl der Spieler, die zum ersten Mal einen Ableger von Monster Hunter ausprobierten ähnlich. Sie stürzten sich Hals über Kopf in kämpferische Auseinandersetzungen mit noch so großen Killerechsen und waren zunächst verwundert über die Trägheit ihres Jägers. Jeder Schlag oder Schuss muss gut getimt sein, denn es kann schon mal einige Sekunden dauern, bis erneut zugeschlagen werden kann. Zudem wirkt die Steuerung anfangs hoffnungslos überladen, auch wenn das Circlepad-Pro optional eingesetzt werden kann. Für Viele war das sicherlich auch der Grund, der Serie den Laufpass zu geben. Zumindest ein Bisschen möchte Capcom diesen Spielern wohl nun entgegenkommen. So werden dem Protagonisten nun vier Jagdstile angeboten, die das Bewegungsrepertoire Eures Schützlings beeinflussen. Der Gilden-Stil bietet ganz klassisches Gameplay, wie es für die Serie üblich ist. Der Schläger-Stil bietet eine vereinfachte Steuerung. Akrobaten wählen den Luftkampf-Stil, der es unter anderem erleichtert, im Kampf auf den Rücken der Monster zu steigen. Zuletzt ist da noch der Konter-Stil, durch den geübte Spieler mit dem richtigen Timing geschickte Gegenaktionen starten können.
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Ebenfalls für eine Auflockerung des Kampfsystems sorgen die neuen Techniken. Je nach gewähltem Jagdstil lassen sich unterschiedlich viele Techniken ausrüsten. Sie sind nur dann verfügbar, wenn sie zuvor durch gelandete Treffer aufgeladen wurden. Abhängig von der ausgerüsteten Waffe können diese über den Touchscreen ausgelösten Aktionen besonders starke Angriffe sein, eine zeitweise Erhöhung der Ausdauer oder andere nützliche Boni. Spitzt die Pfeile und wetzt die Klingen!
Wie auch schon der Vorgänger bietet Monster Hunter Generations 13 Waffenklassen. Diese zähle ich noch einmal auf:
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  1. Großschwert
  2. Langschwert
  3. Schwert & Schild
  4. Doppelklinge
  5. Hammer
  6. Jagdhorn
  7. Lanze
  8. Gewehrlanze
  9. Morph-Axt
  10. Energieklinge
  11. Insektengefe
  12. Bogengewehr
  13. Bogen

Abhängig von der gewählten Waffe, dem Jagd-Stil und den ausgerüsteten Techniken wird sich die Spielerfahrung erheblich unterscheiden. Selbstredend ist nicht jede Waffe für die Jagd nach allen Monstern geeignet, weshalb zwingend der Punkt kommen wird, wenn es Zeit ist, sich mit dem Handling einer anderen Waffe bekanntzumachen. Wer genügend Forscherdrang in sich trägt, wird seine helle Freude daran finden.
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Aller Anfang ist... langatmig?
Nicht nur, dass man bei Capcom das Problem mit den wenig dynamischen Kämpfen in Angriff genommen hat, nein, die Mädels und Mannen im Entwicklerstudio scheinen auch ein weiteres großes Manko erkannt zu haben. Das größte Problem an Monster Hunter, größer noch als jedes Ungetüm im Spiel: Die Einstiegshürde! Zum ersten Mal in der Serie werden ausführliche Tutorial-Quests geboten, um Neueinsteigern eine realistische Chance zu bieten, in das vielschichtige Gameplay einzutauchen. Gibt es da einen Haken? Ganz klar, Jein! Es ist zwar schön, die Möglichkeit zu haben, jede erdenkliche Spielsituation in einem optionalen Tutorial zu proben, doch verschlingen diese Jagdausflüge auch schon einige Stündchen. Zudem gilt es, sich durch Unmengen von Text zu forsten. Der ist zum Glück humorvoll geschrieben, doch lesefaule Zeitgenossen werden schnell an ihre Grenzen kommen. Zudem, wer irgendwann mal alle Missionen gemeistert haben will, muss dann wohl auch durch alle Übungs-Quests. Für Jagdneulinge bleibt es dabei: Man muss Monste Hunter wirklich spielen wollen, nur dann schafft man die Hürde. Diesmal vielleicht ein kleinwenig leichter.
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Hilfe vom gestiefelten Kater
Die letzte größere Neuerung ist der sogenannte "Pirscher-Modus". Schon vor Monster Hunter Generations war es möglich, sich auf der Jagd von den katzenartigen Felyne auf Quests begleiten und unterstützen zu lassen. Nun steht dem Spieler die Option offen, in das Fell eines seiner Begleiter zu schlüpfen und das Spiel so aus einem anderen Winkel zu betrachten. In dieser Rolle müsst Ihr nicht länger auf die Ausdauer achten. Das Gameplay ist vereinfacht. Im Pirscher-Modus lassen sich sowohl die regulären Quests bestreiten, als auch einige, die nur in diesem Modus verfügbar sind.
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Ein Fest für Augen und Ohren
Abseits des Gameplays macht Monster Hunter Generations eine mindestens ebenso gute Figur wie die Vorgänger. Häufig wird die Grafik aufgrund der teils matschigen Texturen gerügt. Jedoch läuft das Geschehen stets flüssig über die Screens vom 3DS. Trotz großer Areale, die häufig von vielen Monstern bewohnt werden, sind in meiner Testphase keine Einbrüche der Framerate zu verzeichnen gewesen. Und das, obwohl ich keinen New 3DS nutze. Lediglich die lange Ladezeit beim Start des Spiels fällt beim "alten" 3DS auf. Mehr lässt sich aus dem guten alten Handheld wohl nicht mehr herausholen.
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Die Animationen von Jäger und Monster sind sehr lebendig. Während die Jäger-Animationen ihren ganz eigenen Witz versprühen, lässt sich am Verhalten und an den Bewegungen der Monster einiges ablesen.
Abseits von der mäßigen Qualität der Texturen und den sehr guten Animationen zeigt sich die Grafik des Titels extrem Detailverliebt. Die Gestaltung der Monster strotzt nur so vor liebevollen Kleinigkeiten. Jedes Schwert, jeder Helm und jede Rüstung hat nicht nur spezielle Attribute, sondern verändert auch das Aussehen des Protagonisten. Die Liebe zum Detail ist auch in den Texten zu erkennen. Die Dorfbewohner sind stets zu Scherzen oder Wortspielen aufgelegt. Auch die Beschreibungen jedes Monsters und jedes erdenklichen Gegenstandes sind detailliert. Ein Lob für die deutsche Lokalisation!
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Ebenso lobenswert ist der Soundtrack. Plätscherte dieser bisher meist nur im Hintergrund vor sich hin, sind diesmal einige wirklich treibende Titel dabei. Das verleiht der Hatz gleich mehr Stimmung.
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FAZIT
Capcom packt einige der wesentlichen Schwachpunkte der Monster-Hunter-Reihe bei der Hörnern und erleichtert Spielbarkeit und Einstieg durch sinnvolle Neuerungen wie die Jagdstile und die Tutorial-Missionen. Man ist zwar vorsichtig, doch das klobige Spielgefühl ist im Wandel.
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Auch optisch und akustisch ist Monster Hunter Generations eine wahre Freude. Ganz zu schweigen von der großen Stärke der Serie, dem Multiplayer-Part.
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Egal, ob Ihr noch keine Jagderfahrung habt, oder als passionierte Jäger erneut einige bekannte und neue Gebiete besuchen wollt, um dort im Kampf gegen Rathalos und Co. Erinnerungen wach werden zu lassen, der neuste Ableger ist mit Sicherheit der beste Teil der Serie. Wer sich erst einmal hat in den Bann der Monsterjagd ziehen lassen, den lässt das Spiel erst nach mehreren hundert Stunden wieder los.
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Es wirkt beinahe, als wollten die Mädels und Jungs bei Capcom dem 3DS noch einem ein ganz besonderes Bonbon vor seinem Ruhestand spendieren.
«Jojo» Singleplayer: 89%
Multiplayer: 91%


Verfasst von «Jojo» am 09.08.2016,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 4 Person/en
Release am 15.07.2016