Cover: RPG Maker FesGegen Ende 2016 erschien der RPG Maker Fes in Japan und nun ist der mobile Rollenspiel-Baukasten für den Nintendo 3DS auch in westlichen Gefilden verfügbar. Für Euch bin ich zum Spieleentwickler geworden und habe die Software auf Herz und Nieren geprüft. Besonders interessant ist die Frage, ob RPG Maker Fes auch mit seinen Artgenossen auf dem PC mithalten kann. Lest weiter und erfahrt mehr.

Erzähle eine Geschichte
Wer den Titel zum ersten Mal startet, wird ins kalte Wasser geworfen. Doch ein Blick in die digitale Anleitung lohnt sich. Sie gibt recht detailliert Aufschluss über die Reihenfolge, in der gerade Anfänger vorgehen sollten, um Stück für Stück das Rollenspiel ihrer Träume zu erstellen.

Zu Beginn ist es gut, sich ein ungefähres Bild von dem zu machen, was passieren soll. Wer soll wo mit wem sprechen? Was soll geschehen? Wird es einen Kampf geben? Es ist nötig, ein Bild vor Augen zu haben, damit zielgerichtet gearbeitet werden kann. Seid kreativ und spinnt eine packende Story.
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Im zweiten Schritt wird anhand des Oberwelt- und Karten-Editors die Umgebung für die erdachte Szene erstellt. Wie Ihr es vielleicht vom PC schon kennt, baut Ihr aus zweidimensionalen Sprites Dörfer, Steppen, Burgen oder Verliese. RPG Maker Fes umfasst lediglich ein Set von Fantasy-Sprites womit sich vornehmlich mittelalterlich angehauchte Welten realisieren lassen. Zum Glück jedoch gibt es neben kostenpflichtigen DLCs auch welche, die gratis sind und die hier mehr als großzügig Abhilfe schaffen. Somit lassen sich auch Abenteuer in einer modernen Welt erschaffen.
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Um eine Karte zu erschaffen, wählt Ihr zunächst aus drei Vorgabegrößen: 32x32, 64x64 und 128x128. Nun wählt Ihr ein Set von Sprites und beginnt mit der Gestaltung der Spielwelt. Die Menüs sind zwar logisch und gut strukturiert, doch ist die Handhabung letzten Endes ziemlich umständlich. Vermutlich nicht zuletzt wegen der Beschränkungen der 3DS-Hardware. Eine PC-Tastatur hat nunmal deutlich mehr Tasten.
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Schritt Nummer Drei befasst sich mit den Ereignissen. Was soll geschehen? Wählt Schalter und Variablen für Ereignisse und Gespräche. Außerdem werden nun die Dialoge geschrieben. Gerade bei viel Text kann das mit dem Stylus etwas ermüdend sein. Auffällig ist, dass nie zwei Ereignisse parallel laufen können. Gerade beim Erstellen von Zwischensequenzen schränkt das den kreativen Prozess ein.
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Zuletzt, im vierten und letzten Schritt, wollen noch die Datenbanken gefüllt werden. Erstellt Charaktere, Spezialtechniken, Waffen, Items und Gegner. Hier muss viel mit Zahlen jongliert werden. Jeder Charakter und Gegner braucht Stats wie Angriff, Magie und Verteidigung. Außerdem legt Ihr an dieser Stelle auch die Sprites für die Protagonisten und Monster fest. Auch hier schaffen die gratis DLCs Abhilfe, wenn man kein Fantasy-RPG erstellen möchte. Beim Erstellen von Namen und Beschreibungen der Charaktere, Monster und Items fällt die strenge Zeichenlimitierung ins Gewicht, die einen oft zu Abkürzungen zwingt. Positiv zu vermerken ist jedoch, dass Fäkalsprache geblockt wird.
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Der Editor für die Spezialfähigkeiten ist sehr umfangreich. Man hat die Wahl zwischen vielen unterschiedlichen Animationen und kann neben dem angerichteten Schaden auch bestimmen, welchen Zusatzeffekt, wie etwas Gift, er auslöst. Obligatorisch ist auch die Bestimmung des MP-Verbrauches.
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Das Kampfsystem bewegt sich innerhalb unumstößlicher Vorgaben. Wie für RPGs typisch, finden die Schlachten rundenbasiert statt. Außerdem wurde ein Berufe-System implementiert, das es ermöglicht, diverse Fähigkeiten und Resistenzen zu vergeben. Um ein forderndes und treibendes Kampfsystem für Euer Game zu entwickeln, sind besonders die Spezialfertigkeit wichtig. Besiegte Gegner verhelfen Eurer Truppe aus bis zu vier Recken zu Erfahrungspunkten. In welchem Umfang die Statuswerte eines Charakters steigen, wenn er einen neuen Level erreicht, könnt Ihr selbst voreinstellen.
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Teile mit der Welt
Im eShop des 3DS ist die Software RPG Maker Player gratis verfügbar. Mit ihrer Hilfe kann jeder 3DS-Besitzer Dein Spiel spielen. Die Spiele anderer kreativer Köpfe zu zocken kann auch eine Quelle neuer Reize für die eigene Arbeit sein. Es scheint so, dass man nur Zugriff auf die deutschen Server hat. Somit findet der Austausch nur landesweit statt.
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Weiter oben habe ich bereits beschrieben, dass diverse DLCs-Pakete zum Download bereitstehen. Einige sind sogar gratis. Die Anderen bewegen sich in einem preislichen Rahmen bis ca. 5€. Sie erweitern Euren Baukasten um viele Sprites in unterschiedlichen 16-Bit-Stilen. So ist es gegen einen kleinen Aufpreis möglich, optisch ganz neue Szenarien zu erstellen.
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Genauso gut, wie am PC?
RPG-Maker FES möchte ein leistungsstarkes Tool sein, das es durch Vereinfachung und eine klare Menüstruktur auch Newcomern ermöglicht, Rollenspiele zu erstellen. Alles in allem ist die Handhabung auch für Einsteiger wirklich gut gelungen. Allerdings lässt die mobile Version viel des Tiefganges des RPG-Makers am PC vermissen. Man kann etwa keine eigenen Sprites nutzen und auch keine Sounds importieren. Man muss mit den gegebenen Mitteln arbeiten.
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Deutlich eingeschränkt wird man zudem durch die Limitierungen. So können maximal 99 Karten und 500 Trigger und Variablen für ein Spiel erstellt werden. Wer den RPG-Maker FES nutzen möchte, um sich in das Entwickeln hinein zu fuchsen, ist gut beraten. Er leistet gute Dienste für kleine, recht simple RPGs. Große Projekte kann man dann später, mit mehr Übung am PC verwirklichen.
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Fazit
Als mobiles Pendant zum großen PC-Bruder macht RPG Maker Fes vieles richtig und nur wenig falsch. Gerade Einsteiger, die noch keinen Kontakt zu Editoren hatten, werden sich schnell zurechtfinden und trotz teils umständlicher Handhabe und nerviger Zeichenbegrenzung ihre ersten Werke auf die Beine stellen und mit der Welt teilen. Alle, die ganz große und epische RPGs mit eigenen Sprites und Sounds schaffen wollen, sind am PC besser aufgehoben.
«Jojo» Singleplayer: 76%

Verfasst von «Jojo» am 03.07.2017,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 23.06.2017