Cover: Yo-Kai WatchYo-Kai Watch mag hierzulande gerade erst erschienen sein, in Japan, dem Land der aufgehenden Sonne, erschien die 3DS-Geisterjagd schon 2013. Auch der Nachfolger ist in Japan schon erschienen. Seit Mai 2016 läuft sogar die dazugehörige Anime-Serie in Deutschland. Was taugt der Vorstoß in das Sammelmonster-Genre aus dem Hause Level-5 und vor allem, kann Yo-Kai Watch mit dem Platzhirschen Pokémon konkurrieren?

Die Geister, die ich rief
Eins wird schnell klar: Yo-Kai Watch geht in Sachen Gameplay seine eigenen Wege, anstatt bei anderen abzukupfern. Aber etwas Anderes hätte auch niemand von der edlen Entwicklerschmiede Level-5 auch nicht erwartet.

Die Geisterwesen Yo-Kai, die übrigens ihren Ursprung in der japanischen Mythologie haben, verstecken sich überall in der Heimatstadt des Protagonisten Nathan. Seit Nate, oder alternativ sein weibliches Äquivalent Katie, im Wald beim Käfersammeln für ein Schulprojekt auf den Yo-Kai Whisper traf und dabei die Yo-Kai-Armbanduhr von ihm überreicht bekam, sorgen die irrwitzigen Unruhestifter überall in Lenzhausen für Chaos. Sie verzaubern die Menschen und veranlassen sie etwa zum Streiten, bereiten ihnen Hunger oder verfluchen sie dazu, zu reden wie ein Wasserfall, ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
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Mithilfe der Uhr, die Whisper Euch geschenkt hat, könnt Ihr die Yo-Kai zum Glück aufspüren. Das praktische Gerät ist ausgerüstet mit einem Radar und einer Linse. Das Radar schlägt an, wenn ein Geisterwesen in Nähe für paranormale Aktivitäten sorgt. Seid Ihr dem Epizentrum der Geisterstrahlung ganz nah, kommt die Linse zum Einsatz. Mit dem Touchpen untersucht Ihr Bäume, Autos, Getränkeautomaten und alles Erdenkliche auf die übernatürliche Präsenz eines Yo-Kai. Ist der Geist entlarvt, stellt Euch auf einen Kampf ein.
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Die Ghostbusters haben heute frei!
In den Kämpfen treten immer drei Yo-Kai aus Eurem Team gegen bis zu drei Gegner an. Eure Schützlinge haben ihren eigenen Kopf. Selbstständig, entsprechend ihrem Charakter, greifen sie den Gegner mit Standardangriffen und Techniken an. Manchmal faulenzen sie auch. Als Spieler ist es Eure Aufgabe, das Stelldichein massiv indirekt zu beeinflussen. So sind die insgesamt sechs Yo-Kai Eures Teams auf dem Touchscreen auf einem Rad angeordnet. Mithilfe des Stylus könnt ihr dieses jederzeit drehen und somit die aktuellen Kämpfer ändern. Bei einigen Gegnern kann es sinnvoll sein, den eigenen Yo-Kai ein bestimmtes Angriffsziel vorzugeben. Etwa bei größeren Aggressoren, die nur einen Schwachpunkt offenbaren. Dazu nutzt Ihr einen Pin, der das Ziel markiert.
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Auch seid Ihr in der Lage, die speziellen "Ultiseel-Angriffe" auszulösen. Diese besonders effektiven Techniken wollen gut getimed sein, da ein Yo-Kai sie nur dann einsetzen kann, wenn seine Seelenenergie, die sich mit der Zeit langsam füllt, voll geladen ist. Um den Ultiseel-Angriff zu ermöglichen, müssen auf dem Touchscreen diverse Aufgaben erfüllt werden. Zum Beispiel müssen umherhüpfende Punkte berührt werden.
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Jeder Geist verfügt über eine Technik, mit der er Gegner beseelen kann. Das hat etwa zeitweise gesenkte Statuswerte zur Folge. Ihr, als Träger der Yo-Kai Watch, könnt, sollten Eure eigenen Teammitglieder Opfer einer Beseelung werde, diese aus dem Kampf nehmen und sie reinigen. Das funktioniert in etwa so, wie ein Ultiseel-Schlag ausgelöst wird.
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Die Items sind ein weiteres, wichtiges Element in den Kämpfen. Die Bandbreite an verfügbaren Dingen ist groß. Sie reicht von Süßigkeiten, die die Lebenspunkte regenerieren bis hin zu Items, die dauerhaft Statuswerte oder Charakter Eurer Teammitglieder verändern. Im Gemenge selbst könnt Ihr bestimmte Fressalien nicht nur Eurem eigenen Team zugutekommen lassen, nein, es ist auch möglich, dem Gegner mit einer kleinen Leckerei eine Freude zu machen. Wenn Ihr seinen Geschmack getroffen habt, freundet er sich nach dem Gefecht vielleicht mit Euch an.
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Tiefgang bekommt das Kampfsystem durch die Einteilung der Yo-Kai in acht Stämme. Während die Robusta eine starke Devensive haben, glänzen die Tapfa mit prächtigen Angriffen. Die Mystikka verfügen ihrerseits über besonders effektive Techniken. Während die Herziga Euer Team heilen, stehlen die Schummriga Energie beim Gegner. Glitschiga werden selten beseelt, die Gruseliga hingegen sind wahre Meister darin, ihre Gegner zu beseelen. Die Charmanta zu guter Letzt sind flink auf den Füßen. Wenn zwei oder drei Yo-Kai desselben Stamms im Kampf nebeneinanderstehen, erhalten sie zudem bestimmte Boni. Etwa steigt ihr Tempo. Nicht zu vernachlässigen ist auch das Elementklassensystem. Es ist leicht verständlich und hat ebenfalls Einfluss auf den Verlauf der Kämpfe.
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Ihr seht schon, Yo-Kai Watch hat sein ganz eigenes Kampfsystem. Der Spieler kommt nie in die Situation, tatenlos daneben zu sitzen. Es gibt immer was zu tun. Falls Euch doch mal nichts einfallen sollte, könnte Ihr die automatischen Kämpfe mithilfe der X-Taste beschleunigen. Ein hilfreiches Feature.
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Als Belohnung, wenn Ihr als Sieger hervorgeht, winken neben Geld und Items auch Erfahrungspunkte. Sammelt ein Yo-Kai genügend davon, steigt er ein Level auf. Viele der Kreaturen entwickeln sich auch irgendwann. Neben Levelaufstieg und Entwicklung können Yo-Kai auch an Kraft gewinnen, indem sie fusioniert werden. Manche der Sammelmonster müssen auch mit Items fusioniert werden, um auf den nächsten Rang zu kommen.
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Kindgerechter Exorzismus
Level-5 präsentiert sein Yo-Kai Watch-Franchise wohl nicht zufällig kunterbunt. Die verrückten Anime-Charaktere, der zu Beginn geringe Schwierigkeitsgrad und viele Details dürften vor allem ganz junge Spieler ansprechen. Besonders erfreulich sind die liebevollen Kleinigkeiten. So freut sich die Spielfigur, wenn der Zebrastreifen bei Grün überquert wird. Ganz Lenzhausen ist super lebendig und detailverliebt. Vom Schulgebäude bis zum Stadtwäldchen. Man fühlt sich wohl! Die Entwickler haben bei den Texten viel Kreativität bewiesen. Die deutsche Übersetzung ist witzig und charmant.
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Grafisch zeigt Yo-Kai Watch, was der 3DS kann. Besonders beeindruckend ist das, wenn man bedenkt, dass die Software eigentlich schon zwei Jahre alt ist. Auch der 3D-Screen glänzt. Passend untermalt wird die Idylle von Lenzhausen durch einen Soundtrack, der nicht zu aufdringlich ist. Fast alle Features des 3DS sind integriert und das immer sinnvoll. Auch daran sind Andere schon gescheitert.
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Der Spuk hat nie ein Ende
Nicht nur die Geschichte des Games will zum Abschluss gebracht werden. Die Bürger von Lenzhausen haben regelmäßig Bitten. Meist benötigen sie ein bestimmtes Item oder die Hilfe eines Yo-Kai. Für die Erfüllung dieser Side Quests winken, wie für Kämpfe auch, Geld, Items und Erfahrungspunkte. Außerdem kommt Ihr auf diesem Wege in den Genuss kleiner Ausschnitte aus dem Anime. Ein nettes Gimmik.
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Der wichtigste Nebenjob ist ganz klar, sich mit allen Yo-Kai anzufreunden. Pokémon lässt grüßen. Über 230 der spirituellen Kreaturen kann man in Lenzhausen finden. Bis da alle beieinander sind, gehen mit Sicherheit duzende Spielstunden ins Land.
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Yo-Kai Watch hat auch in Sachen Multiplayer einiges auf dem Kasten. Im lokalen Spiel könnt Ihr Euch mit einem Freund duellieren. Dabei benötigen beide Kontrahenten das Spiel. Eine Online-Arena gibt es leider nicht.
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Per StreetPass werden die aktiven drei Kämpfer mit Passanten ausgetauscht. Keine Sorge, Eure Monstrositäten bleiben Euch erhalten. Ihr könnt aber gegen die Recken der Anderen antreten.
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Fazit
Level-5 hat sich in die Höhle des Pikachu gewagt und hat bewiesen, dass nicht nur Nintendo eine in sich schlüssige Sammelmonster-Expedition erschaffen kann. In Sachen Umfang und Komplexität reicht Yo-Kai Watch nicht ganz an das Nintendo-Urgestein Pokémon heran, doch geht man ganz andere Wege und setzt auf einen eigenen Charme. Ich persönlich bin dem Charme der Yo-Kai nicht erlegen, ich bin ja auch gar nicht Zielgruppe. Bald erforsche ich mit Pikachu an meiner Seite die Alola-Region. Dennoch muss ich feststellen, Yo-Kai Watch ist ein sehr gutes Spiel und ich bin mir sicher, dass das Erscheinen des Nachfolgers hierzulande nicht lang auf sich warten lässt. Teil Drei steht in Japan schon bald in den Händlerregalen.
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Übrigens, gerade ist eine Demo von Yo-Kai Watch im eShop Eures 3DS erhältlich.
«Jojo» Singleplayer: 85%
Multiplayer: 70%


Verfasst von «Jojo» am 04.06.2016,
bemustert durch Level-5
für bis zu 2 Person/en
Release am 29.04.2016