Cover: The Lost Vikings"The Lost Vikings" ist ein selten erwähntes Spiel für das Super Nintendo Entertainment System und den Gameboy Advance, das auch schon früher neben den "großen" Titeln wie Super Mario World oder Yoshi's Island unterging. Doch gibt es überhaupt einen Grund dafür? Dies möchte ich durch diese Rezension klären.

Fangen wir zunächst mit der Story an: Drei Wikinger werden in der Nacht nach dem Erntedankfest vom bösen Außerirdischen Tomator in sein gigantisches Raumschiff entführt. Dieser hat nämlich vor, einen Weltraum-Zoo zu gründen und entführt dafür Lebewesen von aller Welt - so eben auch drei Menschen. Anfangs getrennt versuchen die drei Wikinger namens Olaf, Baleog und Erik nun natürlich, aus dem Raumschiff zu entkommen und ins Wikingerdorf zurückzukehren. Mit mittelalterlicher Ausrüstung wie Schwert, Schild und Bogen geht es dann gegen hochmoderne Gegner und Waffen durch insgesamt 36 Level zum jeweiligen Ziel. Doch ganz ohne Hindernisse gelangen die drei Wikinger nicht ans Ziel; so finden sie des Öfteren Teleporter, die sie zu unterschiedlichen Welten bringen. Dadurch beginnt eine große Irrfahrt durch alle erdenklichen Welten, und der Spieler kann sich schon nach dem Intro denken: Am Ende wird Tomator besiegt werden müssen.

An sich ist die Story zwar recht einfallslos, dass drei Wikinger von Außerirdischen gefangen werden. Doch sie wird immer wieder aufgelockert, indem Olaf ständig über seinen Hunger klagt und der Wikingergott Thor sauer auf seine "Jungs" ist, wenn sie zu oft einen Level wiederholen müssen. Diese trottelig-dämlichen Handlungsstränge entschuldigen damit die an sich flache Story.
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Viel wichtiger als die Hintergrundgeschichte dürfte jedoch das Gameplay sein - denn bei einem unbekannten Spiel sollte man zuerst einmal wissen, worum es eigentlich geht und wie man die drei Wikinger nach Hause steuert. So leicht in ein Genre einzuordnen ist es in diesem Fall jedoch nicht. In "The Lost Vikings" überwiegen zwar die Aufgaben, bei denen man sich einen Lösungsweg gut überlegen muss, was also eindeutig für ein Denkspiel sprechen würde. Doch auf der anderen Seite wird auch immer wieder Geschicklichkeit gefragt; und dazu kommen noch die Parts, in denen man sich eine gute Strategie überlegen muss, um möglichst unbeschadet durch die Levels zu kommen. Dieser Mix aus Denkaufgaben, Strategie und Geschicklichkeit macht das Spiel außergewöhnlich vielseitig und ist eine der größten Stärken des Spiels.
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Aber wozu gibt es eigentlich drei Wikinger für ein einziges Spiel? Ein wichtiges Element ist, dass jeder der drei Wikinger seine eigene Eigenschaft hat. Wenn einer der Wikinger fehlt, kann das Level nicht beendet werden und die anderen sind aufgeschmissen. So kann Erik schnell laufen, Wände zertrümmern und springen, Baleog macht mit Schwert und Bogen Gegner nieder und Olaf schützt mit seinem Schild die Anderen vor Gegnern und gleitet gleichzeitig über große Abgründe hinweg. Der erwähnte Strategieteil besteht hauptsächlich darin, die Reihenfolgen im Spiel gut zu setzen und seine Charaktere perfekt zu positionieren. Dies gestaltet sich im weiteren Spielverlauf neben den zunehmend schweren Rätseln als gar nicht so einfach - und damit komm ich auch direkt auf den Schwierigkeitsgrad zu sprechen. Während die ersten 2 Welten noch relativ gut zu schaffen sind, wird es ab Welt 3 oder spätestens 4 langsam aber sicher knifflig. Wenn man an einem Level jeweils 15 Minuten spielt und dieses 15 mal wiederholen muss (Und das kommt durchaus vor!), kommt man insgesamt auf 225 Minuten, was fast 4 Stunden entspricht. Das Besondere dabei ist jedoch, dass man die Lösung des Levels oft schon gut erahnt, auch wenn man es so oft wiederholen muss - das Problem liegt darin, dass es oftmals viele kleine Faktoren gibt auf die man achten muss. Beachtet man nur einen kleinen davon nicht kann das schnell den Neustart bedeuten. Diese stellenweise herben Frustmomente sind zwar nicht immer ganz schön, fesseln aber umso mehr ans Spiel und machen einen hinterher noch stolzer, wenn man das Spiel geschafft hat.
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Technisch ist The Lost Vikings nicht mehr als Super Nintendo-Durchschnitt. Sounds und Musik sind ganz ok aber nicht immer top, die Grafik ist zwar relativ schlicht, aber die Welten (Weltraum, Dschungel, Pyramiden, Fabrik, eine Mischung aus Fantasie- und Süßigkeitenwelt) sind abwechslungsreich gestaltet. Doch wirklich herausragend ist in diesem Bereich nichts.
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Was gibt's sonst noch zu sagen? Ich kenne "The Lost Vikings" seit nun über 10 Jahren und damals wie heute macht es mir unglaublich viel Spaß. Durch die Abwechslung, den lockeren Humor und die abwechslungsreich gestalteten Level ist das Spiel einer meiner Favoriten unter den Super Nintendo-Spielen. Der Schwierigkeitsgrad ist vielleicht manch einem zu hoch, doch in meinem Fall war er noch angemessen - unterm Strich ist "The Lost Vikings" eine gute Alternative und eine Art Geheimtipp gegenüber den anderen Super Nintendo-Spielen.
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Wer nun Interesse am Spiel hat, wird jedoch ein paar kleine Probleme damit haben, an das Spiel heranzukommen. Auf dem Super Nintendo sowie auf dem Gameboy Advance ist das Spiel verhältnismäßig selten und teuer, vor allem mit Verpackung und Anleitung dürfte es im Falle des Super Nintendos kaum noch zu kriegen sein. Hoffen wir, dass es auf der Virtual Console erscheint - ansonsten halt doch die gelegentlich erscheinenden Exemplare bei einem bestimmten Online-Auktionshaus, dessen Name ich hier nicht nenne aber das jeder kennt, abgreifen und loszocken!
«Blicker» Singleplayer: 90%

Verfasst von «Blicker» am 06.03.2008
für bis zu 1 Person/en
Release am 04.04.2003