Cover: VexxWEN INTERESSIERT DAS SCHON?
Kennt Ihr Vexx? Oder habt Ihr wenigstens schon einmal den Namen "Vexx" gelesen? Ich kannte es damals überhaupt nicht, als ich es auf gut Glück mal aus einer Videothek mitnahm und in meinen GameCube legte. Ich erwartete eigentlich gar nichts besonders und spielte einfach nur drauf los. Vexx, der Titelheld, will die Welt vom Tyrannen Vargas befreien - das übliche eben, aber wen interessiert das schon? Die Geschichten sind ja eh immer alle gleich...

Schon im Tutorial wird eine Sache glasklar: Vexx ist beinahe 1:1 wie Super Mario 64. Idee, Gameplay-Konzept, Steuerung... So wird mit dem 3D-Stick gesteuert, mit A wird gesprungen, B ist für Angriffe, wird Anlauf genommen, L gehalten und jetzt A gedrückt, gibt es einen Weitsprung und so weiter. Also alles ganz genauso wie Mario in Super Mario 64.

Nur ist alles viel, viel düsterer - erwachsener könnte man auch sagen. Vexx hat Metallklauen - ja, wie Wolverine -, und ähnelt einem Werwolf, und er muss in 10 riesiggroßen Leveln verschiedene Aufgaben erledigen, für die er jeweils ein Geisterherz erhält, von denen es insgesamt 81 gibt. Auch gibt es in jedem Level Scherben, von denen 100 ebenfalls ein Geisterherz bescheren. Um dann in einen neuen Level eintreten zu können, muss Vexx immer eine bestimmte Menge Herzen gesammelt haben, was gleichsam bedeutet, dass er den Endgegner, Dark Yabu, erst mit einer gewissen Mindestgesamtanzahl Herzen auf seinem Konto besuchen darf. Auch dies ist also alles fleissig bei Super Mario 64 abgeguckt worden.
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Aber Vexx ist kein dröger 08/15-Abklatsch eines der großartigsten Jump'n'Runs der Welt, sondern eine verdammt gute Kopie! Schon nach dem zweiten Geisterherz konnte und wollte ich nicht mehr aufhören und so nach und nach gesellten sich diverse eigene Elemente hinzu, wie zahlreiche Unterabschnitte (also quasi ein Level im Level), die sich durch manchmal verdammt gut getarnte Eingänge erschließen, oder der Tag- und Nachtwechsel, der bedingt, dass sich manche Tore nur zu bestimmten Zeiten öffnen, oder dass gewisse Gegner leichter oder schwerer sichtbar und besiegbar sind.
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TECHNIK
Doch was mir an Vexx am meisten gefällt, ist der unglaublich hohe Schwierigkeitsgrad. Goooott, ist dieses Spiel hart, meine Güte! Einige der Sprungpassagen sind so lang und müssen dabei aber stets mit hoher Präzision und Schnelligkeit absolviert werden, dass hier ganz sicher viele neue Schimpfworte zur Welt bringen werden. Man, was ein Brecher! Aber ich hatte trotz einigen Ärgers nie das Gefühl, dass ich jetzt die Nase voll hätte! Ich wollte es wissen, und ich wollte das schaffen - und ich schaffte es auch immer irgendwann. Dabei wird der Titel aber nie unfair und sein Schwierigkeitsgrad verkommt nie zum Selbstzweck - denn die Steuerung geht super von den Fingern und was spricht dagegen, dass man sich mal wieder in guter, alte Old-School-Manier den Hintern abrackert?
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Schade und auch der einzige Kritikpunkt an Vexx ist aber die Kamera. Zu einem echten Problem wird sie nie, aber sie kann schon ab und zu mal nerven, weil sie an unsichtbaren Ecken nicht weiterdreht und sich auch durch den C-Stick partout nicht in eine bessere Lage versetzen lassen will. So muss man dann erst ein paar Meter weiter laufen, bis diese unsichtbare Ecke quasi "aus dem Bild ist" und die Kamera wieder mitspielt. Das ist in der Regel auch kein Problem, aber wenn man in schwindelerregender Höhe von Plattform zu Plattform springen muss, ist wenig Platz, um vor dem nächsten Sprung mal eben ein paar Meter weiterzulaufen, damit man den Bildausschnitt auf den für sich selbst besten Punkt bringen kann. So ist die Kamera also kein echtes Manko, aber ab und zu ist sie ein klein wenig eigenwillig, was sich in den allermeisten Situationen durch den C-Stick ratzfatz ins Lot bringen lässt.
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Grafisch und Akustisch ist Vexx zwar nicht unbedingt DER Vorzeigetitel, aber das ist Super Mario 64 ebenfalls nicht, oder? :) Nein, Vexx, wie auch sein Vorbild, leben von dem Ambiente, der Atmosphäre, vom Gameplay. So sind Grafik und Sound nur als "gut" zu bewerten, aber durch das düstere Endzeit-Phantasy-Setting, inmitten von Felsen, Bergen, Höhlen, Wäldern, Lianen, Ranken, Tälern, kommt jede Menge Feeling auf. Auch die Gegner, große wie kleine, passen sich dem an: Trolle, Goblins, Drachen, Hexen...
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FAZIT
Es war mir schon länger ein großes Bedürfnis, Euch Vexx ans Herz zu legen - immerhin stammt er aus der GameCube-Ära! Aber jetzt tu ich's endlich: Ich lege Euch Vexx ans Herz; wärmstens sogar!
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Nur wer's mit der Düsternis oder Endzeitstimmung nicht so hat - oder wer hohe Schwierigkeitsgrade nicht verkraftet, sollte die Finger von Vexx lassen. Alle anderen aber sollten zulangen! :)
Jörg Singleplayer: 90%

Verfasst von Jörg am 14.01.2012
für bis zu 1 Person/en
Release am 04.04.2003