Cover: Lost Words: Beyond the PageDie Geschichte beginnt mit Izzy. Ein junges Mädchen mit Mama, Papa, kleinem Babybruder, Katze und einer Großmutter, die gleich zu Beginn als wichtige Person in ihrem Leben etabliert wird. Sie ist es auch, welche der angehenden Schriftstellerin Izzy ihr neues Notizbuch schenkt, in welchem sich die Haupthandlung abspielt. Sie verwendet es als Tagebuch und als Inspiration ihre erste, eigene Geschichte zu schreiben - vom magischen Land Estoria. Als Oma plötzlich einen Schlaganfall erleidet und - jetzt kommt der Spoiler - kurz darauf stirbt, erschüttert das Izzys Welt.

Lost Words: Beyond the Page ist zweigeteilt. Die 'reale' Welt erleben wir in Izzys Notizbuch, wo wir eine kleine Figur über ihre Sätze steuern, gelegentlich Schlüsselwörter platzieren und ihren Erzählungen folgen. Dabei wird die Umgebung realistisch dargestellt. Im Buch werden Randnotizen gemacht, Bilder gemalt und sogar Padssagen gestrichen. Es liegen Farbe und Pinsel auf dem Schreibtisch, die Schreibtischlampe wird angeknipst und die einzelnen Seiten umgeblätteert. Die enthaltenen Sprungpassagen können gelegentlich etwas frustrierend sein, es gibt für einen verpatzten Sprung allerdings keine Konsequenz - außer es nochmal angehen zu müssen. Geht Izzy zum Schreiben ihrer Geschichte über, wechselt das Gameplay.

Wobei wir als Spieler schon zu Beginn einen Einfluss auf die Welt Estoria nehmen können. Wir benennen den Hauptcharakter und geben ihm erste Charakteristika, sowie die Farbe der Kleidung. Das macht erzählerisch zwar keinen Unterschied, lässt uns jedoch ein wenig mit der Figur zusammenwachsen, die in meinem ersten Durchlauf Georgia hieß. Sie war leibevoll, machte gern Fruchtbowle und trug ein grünes Kleid. Außerdem war sie Schülerin der Ältesten Ava - diese Person ist frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu real existierenden Personen streitet Izzy vehement ab - und wird als nächste Hüterin der Glühwürmchen auserkoren, welche die Lebensquelle für ihre Heimat darstellen. Diese fallen einem Drachen zum Opfer, der das Land verwüstet. So liegt es an Georgia, sich auf ihr erstes, großes Abenteuer zu begeben.
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Ich nehme es mal vorweg - spielerisch anspruchsvoll ist Lost Words: Beyond the Page nicht gerade. Neben leicht überwindbaren Hüpf- und Schieberätseln sind die größten Herausforderungen, die passenden Worte zu finden. Sowohl um Antworten zu geben, als auch mit der Spielwelt zu interagieren. Georgia hat ein Buch bei sich, in der bestimmte Wörter notiert werden und sie damit ihre Umgebung beeinflussen kann. Sie lässt Hindernisse schweben, zerstört oder repariert sie. All zu umfangreich wird ihre Sammlung mit sechs verschiedenen Wörtern am Ende auch nicht. Das ist allerdings zu verkraften, denn der Fokus liegt eindeutig auf der Erzählung. Die Texte sind in sehr guter, britischer Sprachausgabe vertont und stehen übersetzt in der Spielwelt. Eine gelegentliche Diskrepanz bei der Übersetzung sei mal dahingestellt.
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Was aber stört, ist die Sensibilität des rechten Sticks, der als Pointer fungiert. Ich hatte mitunter einige Probleme, damit präzise arbeiten zu können. Ferner sorgen hin und wieder Slowdowns für Frust, die mittlerweile allerdings gepatcht worden sein sollten. Was mich hingegen begeisterte, ist die Präsentation. Lost Words: Beyond the Page gewinnt sicher keinen Preis für die beste Grafik, weiß aber dank des gewählten Artstyles zu gefallen. Dasselbe gilt für die klangvolle Soundkulisse, die tollen Sprecher und nicht zuletzt das unheimlich großartige Writing. Dieser Kombination ist es zu verdanken, dass Lost Words: Beyond the Page ordentlich auf die Tränendrüse drückt.
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FAZIT
Ihr solltet es euch auf keinen Fall entgehen lassen, dieser herzerwärmenden Geschichte - nun, eigentlich zwei Geschichten - beizuwohnen. Die seichten Spielelemente machen Lost Words: Beyond the Page zugänglich, sodass Text, Wort und Musik ohne weiteres gefolgt und die teils wunderschön in Szene gesetzte Optik bestaunt werden kann. Da sind selbst die kleinen Mängel zu verzeihen. Kurz: Lost Words: Beyond the Page ist wahrlich ein kleines Kunstwerk.
Simon Singleplayer: 81%

Verfasst von Simon am 03.04.2021,
bemustert durch Marchsreiter Communications
für bis zu 1 Person/en
Release am 06.04.2021