Cover: RTO - Reptile Take OverRTO - Reptile Take Over spielt in einer Forschungsbasis auf dem Mond. Als diese plötzlich von unbekannten, humanoiden Reptilien angegriffen wird, liegt es an euch, das Kommando über ein sechsköpfiges Team von Elite-Spezialeinheiten zu übernehmen und die Invasion zurückzuschlagen.

Die Entwickler bezeichnen das Spiel als "side scrolling FPS survival horror game". Ihr fragt euch, wie eine Mischung aus Sidescroller und First-Person-Shooter funktionieren soll? Nunja, in RTO - Reptile Take Over schleicht man durch unzählige Räume der Mondbasis, die alle eine kreisrunde Form haben. Innerhalb eines Raums kann man sich jedoch nicht bewegen, denn der Charakter steht dort fix immer in der Mitte. Mit dem Circle Pad kann man das Sichtfeld um 360° drehen, mit A feuert man die Schusswaffe ab und mit B interagiert man mit Türen und Terminals. Eine ungewöhnliche, aber interessante Genre-Kombination, die grundsätzlich gut funktioniert.

Das Hauptspiel ist in Missionen unterteilt. Vor jeder Mission erhält man ein Briefing, in dem man über den Stand der Dinge und die Missionsziele informiert wird. Diese Einleitung wird in Form eines Textes präsentiert, der nach und nach auf dem Bildschirm erscheint - und das in einem extrem langsamen Tempo, welches sich auch nicht beschleunigen lässt. Man kann das Briefing zwar komplett überspringen, doch das ist nicht ratsam, da es wichtige Informationen enthält. So muss man sich durch die endlos langsamen Texte regelrecht quälen...
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Anschließend stellt man sein Missionsteam zusammen, das aus bis zu sechs Einheiten bestehen kann. Zu Beginn des Spiels stehen zehn verschiedene Einheiten zur Auswahl, im Spielverlauf werden es aber mehr. Die Einheiten haben unterschiedliche Stats, die z. B. ihre Geschwindigkeit und Zielgenauigkeit bestimmen, spielen sich aber alle recht ähnlich. Auch wenn man mehrere Teammitglieder wählt, kann man immer nur einen Kämpfer gleichzeitig kontrollieren und während er sich bewegt, verharren die anderen an ihrer Position.
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Die Invasion zurückschlagen
In den Missionen kämpft man sich Raum für Raum durch reptilienverseuchtes Gebiet, um etwa einen bestimmten Zielort zu erreichen, Gefangene zu befreien oder die Stromversorgung zu reparieren. Die durchnummerierten Räume sind alle in kühlen Blau- und Grautönen gehalten und sehen sich frappierend ähnlich. Doch nicht nur dieser Umstand erschwert die Navigation, die meisten Räume haben zudem mehrere Türen, die ebenfalls gleich aussehen und teilweise in Sackgassen münden. Um den richtigen Weg zu finden, muss man die Navigationsterminals verwenden, die in der Mondbasis verstreut sind. Dort kann man auf eine Karte der unmittelbaren Umgebung zugreifen, die anzeigt, wie die Räume miteinander verbunden sind. Sieht man zum Beispiel auf der Karte, dass sich Raum 038 direkt westlich von Raum 035 befindet, muss man in Raum 035 die westliche Tür nehmen, um dorthin zu gelangen. Die Blickrichtung wird glücklicherweise stets durch einen Kompass eingeblendet. Dennoch ist es gar nicht so leicht, sich zurechtzufinden, da man immer nur einzelne Abschnitte des Missionsbereichs sieht und nie die ganze Karte.
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Beim Navigieren durch die Basis trifft man auf die einfallenden Reptilienmenschen. Besonders schlau scheinen diese nicht zu sein, denn sie laufen in den runden Räumen im Kreis und bemerken andere erst, wenn man einen Schuss abfeuert. Nun bewegen sich die Reptilien auf die Einheit zu. Wenn sie diese erwischen, ist sie sofort tot, aber die meisten Echsen sind nach bereits zwei bis drei Schüssen Geschichte und stellen keine große Herausforderung dar. Doch auch wenn die Echsen eine Einheit zuerst nicht bemerken, kann man sie dennoch nicht komplett ignorieren. Denn hält man sich zu lange mit einem Reptiloiden im selben Raum auf, ohne diesen anzugreifen, wird die Einheit als Geisel genommen. Man hat dann noch für kurze Zeit die Möglichkeit, zu einem anderen Kämpfer zu wechseln und zur Hilfe zu eilen, bevor das Reptil kurzen Prozess macht. Vorsicht ist also geboten, vor allem weil RTO - Reptile Take Over eine Permadeath-Mechanik hat, das heißt, wenn ein Kämpfer den Reptilien zum Opfer fällt, ist sein Tod permanent.
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Die eigentliche Schwierigkeit liegt darin, dass jede Einheit nur begrenzt Munition zur Verfügung hat und es meist keine Möglichkeit gibt, diese aufzufüllen. So ist es nicht ratsam, bei jeder Begegnung mit einem Feind die Konfrontation zu suchen, denn wenn man keine Patronen mehr hat, ist man den Reptilien schutzlos ausgeliefert. Daher muss man stets abwägen, ob man den Gegner angreift oder lieber schnell weiter in den nächsten Raum geht. Einfach durch sämtliche Räume durchzurasen gestaltet sich allerdings auch als schwierig, da jede Einheit nur begrenzte Ausdauer hat und ab und zu verschnaufen muss.
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Viel Zeit zum Überlegen hat man nicht, da die Reptilien euch immer im Nacken sitzen. Ständig muss man Entscheidungen treffen: Durch welche Tür muss ich als Nächstes? Lieber Kämpfen oder Flüchten? Habe ich noch genug Ausdauer? Wo ist das nächste Terminal? Sein Team durch die Räume zu navigieren und dabei keine Einheiten zu verlieren, erfordert Planung und strategisches Denken, besonders da man für Fehler ja mit dem dauerhaften Tod seiner Kämpfer bestraft wird. Die verschiedenen Gameplay-Elemente harmonieren gut miteinander und sorgen beim Erkunden der Basis für Spannung. Die Missionen bieten zudem etwas Abwechslung. Manchmal ist z. B. der Strom ausgefallen und man muss sich in der Dunkelheit umherbewegen.
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Neben der Hauptkampagne gibt es übrigens noch einen Survival-Modus, in dem man gegen endlose Horden von Reptiloiden kämpft, bis der letzte Kämpfer gefallen ist.
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Gutes Konzept, aber viele Schwächen
Das Gameplay-Konzept von RTO - Reptile Take Over ist grundsolide, innovativ und erstaunlich komplex, aber das Spiel hat mit einigen großen Problemen zu kämpfen. Die Präsentation und das Interface sind dürftig und stiften Verwirrung, gerade bei Spielbeginn. Das Spiel macht außerdem viel zu wenig, seine Mechaniken zu erklären - stattdessen wird im ersten Mission Briefing darauf verwiesen, dass man doch die elektronische Bedienungsanleitung lesen solle. Diese ist tatsächlich sehr aufschlussreich, ein Ingame-Tutorial oder ähnliches wäre aber sicherlich besser gewesen.
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Grafisch ist RTO - Reptile Take Over wahrlich keine Augenweide. Die Menüs bestehen aus Pixelschrift auf einem schwarzen Hintergrund. Die Mondbasis-Räume sind alle mit langweiligen, grauen Texturen versehen - hier hätte etwas mehr Abwechslung gut getan. Das größte Manko ist aber ohne Zweifel das Design der Reptilienmenschen. Die 3D-Modelle sind nicht nur hässlich, sondern vor allem stark unzulänglich animiert. Bei der Sterbeanimation kann man die Frames mit bloßem Auge zählen.
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Des Weiteren hat das Spiel keinen Soundtrack - nicht im Menü, nicht während der Briefings und nicht während des Gameplays. Das einzige, was man zu hören bekommt, sind eine Alarmsirene und ein paar Soundeffekte im Kampf. Somit fühlt RTO - Reptile Take Over sich insgesamt unfertig an. Es wirkt vielmehr wie ein Gameplay-Grundgerüst, bei dem der Feinschliff fehlt.
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Fazit
RTO - Reptile Take Over hat ein gutes Konzept und erstaunlich viel Spieltiefe zu bieten, der innovative Genre-Mix funktioniert gut und das Navigieren durch die Mondbasis kann durchaus Laune machen. Leider wird der Spielspaß durch die riesigen Schwächen sehr geschmälert - über die misslungene Präsentation, dem komplett fehlenden Soundtrack und die unzureichenden Animationen kann man nur schwer hinwegsehen. Ich hätte mir gewünscht, dass sich die Entwickler beim Rest des Spiels so viel Mühe gegeben hätten wie beim Gameplay - denn so wurde leider viel Potenzial verschenkt.
«CaptainOlimar» Singleplayer: 38%

Verfasst von «CaptainOlimar» am 19.11.2017,
bemustert durch nuGAME
für bis zu 1 Person/en
Release am 09.11.2017