Cover: Castlevania II: Simon's QuestEtwa zwei Jahre liegen zwischen dem Erscheinen von Castlevania und seinem Nachfolger. Und jene zwei Jahre zeigen, dass sich in der Zeit so einiges ändern kann, auch in Sachen Videospiel. Obwohl das Spiel den gleichen Namen trägt und man meinen möchte, im zweiten Teil ein ähnliches Spielprinzip wiederzufinden, werdet ihr hier ganz schnell eines Besseren belehrt. Lasst uns herausfinden, warum Castlevania II einen eher schlechten Ruf trägt und sich nicht nur rein optisch von seinem Vorgänger unterscheidet.

Alles beim Alten... Oder doch nicht?
Anders als im ersten Castlevania, könnt ihr hier die Geschichte zu Beginn anhand eines kurzen Textes erfahren - allerdings auf englisch, ebenso wie der Rest des Spiels. Die Geschichte selbst hat sich nicht verändert: Ihr schlüpft erneut in die Rolle von Simon Belmont und begebt euch auf die Suche nach Lord Dracula, um euch ihm entgegenzustellen und ihn zu vernichten. Eine grundlegende Änderung gibt es jedoch. Dieses Mal startet ihr nicht direkt im Schloss des Feindes und bahnt euch den Weg hindurch, sondern durchstreift Wälder, Städte und Verliese auf der Suche nach Hinweisen zu Dracula's Standort.

Wenn ihr das Spiel beginnt, wird euch rasch bewusst, dass die Umgebung nicht das Einzige bleiben wird, das anders ist. Denn das Spielprinzip von Castlevania wurde im zweiten Teil scheinbar komplett verworfen und auf den Kopf gestellt. Anstatt ein paar vorgegebener Levels und dem linearen Spielprinzip, hat man sich hier für eine eher freie Spielweise entschieden. Ab sofort könnt ihr mehr oder weniger selbst entscheiden, wo ihr langgehen wollt. Nach links oder rechts, nach oben oder unten...
Screenshot Screenshot
Naja, zugegeben: Nur fast. Ihr habt jetzt zwar auf den ersten Blick die Möglichkeit, euch freier in der Welt zu bewegen, aber euch sind dabei so gut wie immer die Hände gebunden. Beim ersten Mal spielen rannte ich ca. zwei Stunden überall herum und landete letztendlich wieder irgendwo, wo es dann nicht mehr weiterging. Frustriert beendete ich das Spiel und versuchte mich einige Zeit danach wieder daran, nachdem ich mir einige Hilfsvideos im Internet anschaute. Da wurde es mir klar. Blödsinn, die Schritte zum Lösen des Spiels sind wieder fast komplett vorgegeben. Ihr braucht nämlich immer, um an bestimmten Stellen weiterzukommen erst Dinge, die ihr vorher woanders gefunden oder erworben habt.
Screenshot Screenshot
Und hier geht so gesehen erst meine eigentliche Rezension los, denn ich bin echt enttäuscht von dem Spiel gewesen. Trotz Kommentaren wie "Du spielst Castlevania 2? Der Teil soll ja total schlecht sein." ging ich nahezu unvoreingenommen an die Sache ran und musste dann später leider feststellen, dass hier tatsächlich einiges falsch gemacht wurde.
Screenshot Screenshot
Gute Idee, schlechte Umsetzung
Wer das erste Castlevania gespielt hat, dem wird in Simon's Quest direkt auffallen, dass der gesamte obere Bildschirmbereich fehlt. Das Einzige, was noch zu sehen ist, ist eure Lebensenergie. Den Rest könnt ihr aber nachschauen, wenn ihr das Menü öffnet. Diese Umstellung mag teilweise daran liegen, dass das Spielprinzip sich wie erwähnt grundlegend geändert hat.
Screenshot Screenshot
Unterwegs findet ihr auch keine Kronleuchter mehr, die zerstört werden können, um hilfreiche Items zu erhalten. Auch Gegner lassen nur noch Herzen fallen. Ihr benötigt sie in Teil 2 hauptsächlich dazu, euch Peitschen-Upgrades oder andere Items wie das "Holy Water" in Städten zu kaufen. Immerhin: so lange ihr nach einem Game Over weiter "Continue" wählt und das Spiel an der letzten Stelle wieder aufnehmt, bleiben euch alle bisher erworbenen Upgrades der Waffe sowie die gekauften Items über das gesamte Spiel hinweg erhalten. Anfangs dachte ich noch, das sei ja alles gar keine so schlechte Idee. Pustekuchen! Ihr werdet nämlich um voranzukommen das halbe Spiel damit verbringen, Monster zu erjagen und Herzen zu sammeln, damit ihr überhaupt die demnächst notwendigen Items kaufen könnt.
Screenshot Screenshot
Übrigens... ich habe doch tatsächlich online einen Walktrough schauen müssen, also eine Video-Aufnahme des Spielverlaufs, um Castlevania II überhaupt lösen zu können. Dieses Spiel ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger so dermaßen undurchdacht, das glaubt keiner. Wer kommt bitte darauf, dass man im Menü ein anderes aktives Item auswählen muss, damit einen der Bootsmann zu einem der Dungeons bringt anstatt wie sonst zur nächsten Stadt? Und wer kommt darauf, dass man später, wieder an einer ganz bestimmten Stelle, sich links an die Wand hocken und dort mehrere Sekunden lang verweilen muss, damit irgendwann ein Wirbel erscheint, der einen zum nächsten Dungeon bringt?!
Screenshot Screenshot
Ihr seht also: Das Spiel besteht sehr häufig aus nahezu unlösbaren Rätseln. Ganz zu schweigen davon, dass mir "Quest" doch recht sinnfrei erscheint. Ihr besucht verschiedene Dungeons, um dort Teile von Dracula's Körper zu finden und sammeln und seiner Spur damit angeblich näher zu kommen - wie das hätte gehen sollen und was der Sinn dahinter ist, blieb mir selbst nach dem Ende schleierhaft.
Screenshot Screenshot
Tag und Nacht
Normalerweise stehe ich persönlich ja total auf Tag- und Nachtfunktionen, sie bieten Abwechslung. Ja, auch in Castlevania II bringt die Nacht euch Abwechslung, aber leider eine, auf die man hätte verzichten können. Ihr habt eben ein paar Herzen gesammelt, betretet die Stadt und wollt euch z.B. den Morgenstern, eine weitere Verbesserung eurer Peitsche, kaufen. Ihr lauft durch die Stadt, die Treppen herauf, vielleicht noch an der Kirche vorbei um euch zu heilen (Pluspunkt für Heilungsmöglichkeit!). Dann seid ihr vor der Tür des Händlers und wollte gerade hineingehen - Was passiert? Natürlich, es wird Nacht!
Screenshot Screenshot
"What a horrible night to have a curse."
Screenshot Screenshot
Den Satz werdet noch öfter lesen müssen, und natürlich könnt ihr ihn nicht wie erhofft wegklicken, sondern dürft jedes Mal die sehr langsam laufende Schrift abwarten. Und auf einmal sind alle Bewohner der Stadt verflucht und ihr könnt kein Haus mehr betreten. Also schlagt ihr euch weitere Zeit damit herum, die Verfluchten über Nacht zu bekämpfen und zu warten, bis endlich wieder der Tag anbricht.
Gegner außerhalb der Städte werden bei Nacht übrigens stärker bzw. brauchen deutlich mehr Angriffe, um besiegt zu werden. Der Tag- und Nachtwechsel ist hier also arg misslungen und eher nervig als dass er dem Spiel gut tun würde.
Screenshot Screenshot
Fazit
Ich hoffe es ist deutlich geworden, warum Castlevania II von mir nicht einmal eine halb so hohe Wertung erhielt, wie das Castlevania davor. Das Spiel hat so unglaublich viel Potenzial und ist dabei nichtmal allzu kurz. Es is alles vieles nur total verschenkt und schlecht umgesetzt.
Screenshot Screenshot
Die wenigen Mängel, die sein Vorgänger aufwies, wurden nicht einmal behoben. Simon springt immer noch kerzengrade in die Luft und lässt sich schlecht steuern, die Grafik hingegen ist sogar eher rückwärts gegangen. Ich konnte an ein paar Stellen Pixelfehler sehen, beispielsweise hängen in einer Map oben noch Reste von anderen Maps herum, die unschön hervorstechen. Die Virtual Console tut dem Spiel ebenso wenig Gutes, denn sobald sich mehr als zwei oder drei Gegner im Bildschirm befinden, fängt es überall an ohne Ende zu ruckeln und zu blinken. Einzig die Musik kann erneut überzeugen und fordert wieder zum Mitsummen auf.
Screenshot Screenshot
Für diejenigen, die Probleme mit der englischen Sprache haben, wird das Ganze dann noch mal erschwert, da Castlevania II komplett in englisch gehalten ist.
Angela Singleplayer: 39%

Verfasst von Angela am 13.01.2014,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 28.08.1987