Cover: Punch-Out!!!Wenn ich an Punch-Out!! denke, habe ich dutzende Bilder im Kopf und weiß haargenau wie das Spiel aussieht, obwohl ich es selbst nie gespielt habe. Sicherlich mag es am Alter des Titels liegen und den damit einhergehenden Wiederveröffentlichungen, wie jüngst für die Wii U. Wem Punch-Out!! trotzdem nichts zu sagen vermag, dem sei erklärt, dass es sich dabei um ein skurriles Boxspiel bzw. einen Arcarde-Prügler handelt, welcher sich aber in keiner Weise ernst nimmt.

Voll auf die Zwölf!!
In der Rolle des jungen Boxers Little Mac, der sich in der Begleitung seines Trainers Doc Louis befindet, werdet ihr sogleich ins Spielgeschehen geworfen und stellt euch einigen schweren Brocken. Selbstverständlich ist der noch minderjährige Boxanfänger bestrebt, König des Ringes zu werden und all seine Kontrahenten ins Knock Out zu schlagen. Tatkräftig steht ihr ihm zur Seite und vollzieht starke Fausthiebe, die dem Gegner im Gesicht, wie auch der Magengegend treffen und zusätzlich Lebensenergie abziehen. Eigentlich wäre damit schon fast alles niedergeschrieben, wenn das Spiel nicht einiges an Tiefe bieten würde.

Anders als man es von einigen anderen NES-Klassikern kennt, wird in Punch-Out!! viel Wert auf eine gute Taktik gelegt, die das gesamte Geschehen im Ring beeinflusst. Wer einfach nur Hiebe verteilt, wird schnell merken, dass er so keinen Kampf gewinnen kann. Einer der Gründe ist die vorgegebene Anzahl an möglichen Fehlschlägen und einkassierten Treffer, die hier in Herzform dargestellt werden. Sind alle Herzen aufgebraucht, kann Little Mac keine Hiebe mehr austeilen und ist dem Gegner für einen kurzen Augenblick ausgeliefert. Wem es so ergeht, der sollte allen Schlägen der gegnerischen Seite weichen, bis sich die Herzen wieder auffüllen. Um eure Chance auf ein Weiterkommen zu sichern, müsst ihr mit taktischen und reaktionsschnellen Zügen kontern. Während ihr über euren nächsten Zug nachdenkt, darf aber das Blocken und Ausweichen nicht vernachlässigt werden, denn dies ist mitunter der wichtigste Faktor des Spieles.
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Jedes Match ist auf 3 Runden angesetzt und kann durch verschiedene Arten gewonnen werden. Ihr habt pro Runde 3 Minuten Zeit, den Kontrahenten auf die Bretter zu schicken. Der Ringrichter, der zufällig wie Klempner Mario aussieht, muss derweil bis zehn gezählt haben, um die Gegenseite als Verlierer zu bestimmen. Vermeintliche Siege lassen sich aber schnell ins Gegenteil wandeln, wenn plötzlich ein Gegner aufsteht und ihm wieder neue Lebensenergie zuteil wird. Fällt der Mitstreiter also zu Boden, ist dies noch kein Garant für einen Sieg. Haut ihr euren Gegner in einer einzigen Runde gleich dreimal um, gewinnt ihr das Aufeinandertreffen durch einen technischen K.O. Ergeht es euch aber so und all die Lebensenergie ist aufgebraucht, zählt nach dem Erklingen der Zahl 10, der Kampf für verloren und muss erneut bestritten werden. Stehen beide Kämpfer nach 3 Runden immer noch im Ring, wird der Sieg nach Punkten entschieden, die ihr mit jedem Treffer fleißig sammelt.
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Damit es aber auf Dauer nicht zu knifflig wird, blickt ihr zwischen einigen gewonnenen Kämpfen auf eine Sequenz mit eurem Trainer, die euch zusätzlich ein Passwort bereitstellt. Gebt ihr dieses im Startbildschirm ein, könnt ihr an der gleichen Stelle das Spiel fortsetzen. Es bleibt aber zu erwähnen, dass die Passwortfunktion im Zeitalter der Wii U vollkommen überflüssig ist, da ihr ja jederzeit einen Speicherpunkt setzen könnt.
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Technisches K.O. ???
Was besonders besticht, ist die Liebe zum Detail, die sich gerade bei den Boxern offenbart. Charakteristisch werden die Typen mit Eigenheiten aus ihrer Heimat geschmückt. Der Deutsche scheint zum Beispiel adliger Abstammung zu sein, was den Namen "von Kaiser" erklärt. Der kanadische Holzfäller wirkt wie ein robuster Kämpfer, mit dem nicht zu spaßen ist und der Spanier benimmt sich wie ein Matador. Der skurrile Boxer King Hippo ist sogar so populär geworden, dass er einige Auftritte in dem Neunzigerjahre Trickfilm - Captain N, verzeichnen konnte. Da sich das gesamte Spektakel aber in einem Boxring abspielt, gibt es für die Augen auch nicht mehr viel anderes zu beobachten, was aber keine wirkliche Kritik ist. In NES-Zeiten zurückversetzt, war das Spektakel optisch sehr angenehm dargestellt und kann auch heute noch ohne jedwede Einschränkungen genossen werden.
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Soundtechnisch bekommt ihr coole Retroklänge geboten, die sich schnell im Kopf festsetzen. Die Ohrwürmer begleiten euch das gesamte Spiele über und bereichern die tolle Atmosphäre, die nicht nur Retrofans begeistern sollten. Die simple aber tolle musikalische Untermalung, wird selbst nach Stunden nicht aufdringlich.
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Die Steuerung ist ebenso einfach gestaltet. Für das Ausweichen benötigt ihr lediglich das Steuerkreuz. Mit der A und B-Taste könnt ihr die Hiebe ausführen. Je nachdem welche Taste ihr nutzt, setzt Little Mac einen Links- oder Rechtshaken frei. Soll der gewünscht Schlag in der Gesichtsregion landen, müsst ihr zusätzlich das Steuerkreuznach oben drücken. Zum Blocken geht es in die entgegengesetzte Richtung, ohne jedwede Betätigung von Feuertasten. Mit einigen gezielten Treffern bekommt Little Mac sogar ein Stern gutgeschrieben. Wird dieser per Start-Taste aktiviert, setzt der kleine Kerl einen sehr starken Kinnhaken frei, der ziemlich große Auswirkungen auf den Gesundheitszustand des Gegners hat. Mit gleich drei Sternen auf eurem Konto, könnt ihr einen Superschlag auslösen, der euch fast schon den Sieg zusichert.
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Ansich benötigt ihr für das Boxspiel kaum 2 Netto-Stunden, doch wird es sich am Ende weit aus länger strecken, denn es ist eine Herausforderung für sich. Die Gegner sind nicht nur sehr skurril, sondern haben einige Tricks auf Lager, die manchmal kaum vorhersehbar sind. Das bedeutet, dass kaum jemand Punch-Out!! beim ersten Durchgang erfolgreich beenden wird. Doch obwohl der Arcade-Prügler sehr knifflig ist und einiges an reaktionsschnellen Schlägen und Taktiken abverlangt, macht es auch beim erneuten Spielen wieder eine Freude, den Kontrahenten die Boxhandschuhe ins Gesicht zu schleudern.
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Treffer?
Na aber!!! Das Punch-Out!! so viel Tiefe bietet, wird erst nach einer gewissen Spielzeit klar. Optisch wirkt der Acrade-Prügler etwas stupide, doch wer es in die Hand nimmt, wird schnell die wahren Stärken feststellen. Mit diesem Titel werden nicht nur Retro-Jünger und Fans von Sportspielen angesprochen, sondern auch diejenigen, die einen guten Zeitvertreib für zwischendurch suchen, dabei aber nicht auf taktische Raffinesse verzichten möchten.
«Zuckerbrot» Singleplayer: 83%

Verfasst von «Zuckerbrot» am 06.05.2013,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 15.12.1987