Cover: Harvest Moon GBBei Harvest Moon GB handelt es sich um das zweite Spiel in der Serie und gleichzeitig aber auch um die erste mobile Fassung. Bei genauerem Betrachten findet man allerdings eher eine grafisch abgespeckte Version des SNES-Originals vor. Und leider ist die Grafik nicht das Einzige, was gegenüber dem SNES-Teil schlechte Karten hat.

Aber kommen wir zum Anfang. Sobald "Start" im Hauptmenü ausgewählt wurde, wählen wir sogleich das Geschlecht unserer Figur aus, sowie einen Namen für ihr oder ihm. Nebensächlich, aber dennoch notwendig müssen wir uns auch dafür entscheiden, ob wir einen Hund oder eine Katze möchten, die selbstverständlich auch einen Namen erhalten, selbst, wenn dieser für den Rest des Spiels unausgesprochen bleibt. Und dann beginnt auch schon das richtige Spiel.

Bin tot, mach du weiter!
Anstatt in einer stummen Sequenz zu beobachten, wie unser Held einfach "Tschüss!" zu seinen Eltern sagt und weggeht, beginnt das Spiel prompt mit einer Geistererscheinung. Weil unser Großvater gestorben ist, müssen wir unbedingt da weitermachen, wo er aufgehört hat, nämlich um seine Farm zu kümmern, die er sich bis zu seinem Tode mühevoll aufgebaut hat.
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Offensichtlich nicht besonders gut, denn nachdem man bei der Farm angekommen ist, startet man bei Null. Das Feld ist vollgemüllt mit Unkraut, Holzstümpfen und Steinen, die Tierställe sind leer und die Felder nicht bestellt. Bevor wir uns an die Arbeit machen, lassen wir uns Szene für Szene nochmal vom Spiel erklären, wie man das Ganze überhaupt bewerkstelligt. So erfahren wir, dass wir die Felder mit einer Spitzhacke erst umgraben müssen, bevor wir die Saat um uns herum verteilen und mit der Gießkanne täglich bewässern. Falls kein Platz da ist, schaffen wir uns welchen, indem wir Baumstümpfe oder Steine, die im Weg stehen, mit dem enstprechendem Werkzeug beseitigen. Das heißt, wir verwenden entweder die Axt oder den Hammer. Unkraut lässt sich zwar mit der Sichel zerschneiden, allerdings kann man ihn auch einfach hochheben und wegwerfen, so verbraucht man keine Energie. Beim Abholzen erhält man sogar Nutzholz für den Häuserausbau oder um Zäune zu bilden, die im Spiel aber eher belanglos sind und maximal für den Spieler zur Orientierung dienen.
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Auch müssen Farmtiere täglich gefüttert werden, indem man Futter in eines der Tröge pro Kopf wirft, da sie ansonsten nichts hergeben und im schlimmsten Fall sogar krank werden und sterben. Wenn man dies aber beachtet, jeden Tag mit ihnen spricht und sie bürstet, dann steigt ihre Zuneigung zum Spieler, was dazu führt, dass die Qualität ihrer Produkte steigt, die dann mehr Gewinn erzielen. Um diese zu verkaufen, wirft man alles, was sich in irgendeine Weise zu Geld machen lässt, in eine Versandbox, die es fast überall auf der Farm gibt. Jeden Tag, außer an Feiertagen, wird dann jemand um Punkt 5 Uhr nachmittags kommen und alles zusammenzählen, was man an dem Tag verkaufen möchte. Das Geld dafür kriegt man dann automatisch am nächsten Tag in die Brieftasche gelegt.
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Alteingesessene Harvest Moon-Spieler kennen diese Spielmechaniken natürlich in- und auswendig, können aber diese Erklärung, die insgesamt betrachtet ein bisschen dauern, nicht überspringen - man muss das alles über sich ergehen lassen. Zumindest wäre die Option nett gewesen, zwischen den einzelnen Erklärsequenzen per Tastendruck hinüberzuwechseln, falls man sich dann doch zumindest ein paar nochmal anschauen will.
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Axt schwingen? Da fall ich lieber um!
Und endlich beginnt dann auch das Spiel. Unsere Spielfigur wacht um 6 Uhr morgens auf und isst sogleich von selbst sein Frühstück, entweder bestehend aus einem Getränk oder etwas Festem. Die Nahrungsmittel dafür müssen wir immer rechtzeitig aufstocken, da man sonst zu den drei Mahlzeiten des Tages, die man immer während den enstprechenden Uhrzeiten automatisch einnimmt, nichts hat, um seine Energie herzustellen.
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Denn alles Werkzeug, welches wir durch die A-Taste verwenden, verbraucht Energie, und das nicht besonders wenig. Vor allem zu Anfang ist es sehr ärgerlich, dass man seine Felder nicht komplett begießen kann, weil die Spielfigur nach einer Weile schlichtweg umfällt, wenn man die Gießkanne benutzen will. Um dies auszugleichen, findet man entweder Powerbeeren, die im Feld versteckt sind oder man als Geschenk erhalten kann, oder man benutzt die heiße Quelle, die sich in der Mine hinter unserem Geräte-Schuppen befindet. Der Trick ist, dass die Nächte in dem Spiel unendlich lange dauern und man dann nachts einfach jedes Mal ein Bad nimmt, sollte die Energie nicht mehr reichen. Trotzallem kann dies sehr viel Zeit beanspruchen, da ein Bad nicht die komplette Energie wiederherstellt und man alle paar Sekunden dadurch hin und her hopsen muss.
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In der bereits erwähnten Mine befinden sich Zwerge, auch bekannt als Erntewichtel, die man mit Farm-Erzeugnissen oder Minen-Pilzen beschenken kann. Bei ausreichend Zuneigung werden sie einem dann behilflich, indem sie beispielsweise unser Werkzeug aufrüsten. Denn von fast jedem Gerät, welches wir benutzen, gibt es in irgendeiner Weise eine bessere Version. So kann man mit der goldenen Axt, die man erhalten kann, Baumstümpfe mit einem Schlag abholzen, anstatt mit sechs. Auf diese Weise wird unser Fleiß damit belohnt, dass unsere Arbeit erheblich erleichtert wird und man noch bessere Ergebnisse auf effizientere Weise erzielt.
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Abgesehen davon kann man aber auch in die Stadt gehen, um sich Saatgut, Tiere, Werkzeuge und andere nützliche Sachen zu kaufen. Anstatt sich dort aber wie sonst durch die Gegend zu steuern, wie vom SNES-Teil gewohnt, landen wir stattdessen auf einer Übersichtskarte und können uns lediglich von Haustür zu Haustür bewegen. Betreten wir ein Gebäude (vorausgesetzt, man kommt zu den Öffnungszeiten), wechseln wir auch nur zu einem Menü und wählen uns von Option zu Option, was ein wenig enttäuschend ist. Denn die Interaktion mit den Dorfbewohnern in dem Spiel fällt komplett flach. Man kann nicht wirklich mit ihnen reden oder etwas schenken. Es beschränkt sich lediglich aufs Geschäftliche. Ausnahme bildet die Kirche, bei der man zur Erntegöttin beten kann, aber das bringt spieltechnisch gesehen absolut gar nichts.
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Eine Farm, ganz für uns allein
So kommt es leider auch, dass eines der Hauptfeatures der Serie, das Heiraten, nicht vorhanden ist. Es gibt zwar pro Jahreszeit ein Fest, bei denen man ausnahmsweise mit den Dorfbewohnern sprechen kann und auch Events, bei denen Leute eben mal kurz bei der Farm vorbeischauen, um uns in etwa zu sagen, dass es bald einen Sprinkler im Laden zu kaufen gibt, allerdings ist dies auch nur ein Überbleibsel des sozialen Spiel-Anteils der Serie und bringt uns leider gar nichts.
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Das ganze Spiel handelt also lediglich von dem Farmleben. Das heißt, die meiste Zeit bauen wir Feldfrüchte an, kümmern uns um Kühe und Hühner, verkaufen alles, was uns unter die Finger kommt und lassen unsere Farm dann am Ende jeden Jahres von unserem Großvater bewerten, wofür es womöglich auch ein Geschenk gibt. An sich ist das ja ganz spaßig, weil das Spiel Spaß macht, wie es ist, aber spätetestens nach dem ersten Jahr wiederholt sich das Ganze einfach nur, mit dem Unterschied, dass man das Meiste, was man haben kann, bereits erhalten hat.
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Gut, nach dem ersten Jahr ist es noch nett, dass unsere Farm vergrößert wird und man damit anfängt, noch mehr aus dem Platz rauszuholen, aber lohnt es sich wirklich, vier weitere Jahre das Gleiche zu machen, nur, damit wir dann einen Regenschirm erhalten, der Regenwetter am nächtsten Tag garantiert? Das mag zwar praktisch sein, aber dadurch hat man im Endeffekt NOCH weniger zu tun, als man es vorher schon hatte und wenn man das zeitliche Verhältnis mit der Höhe der Belohnung vergleicht, gibt es dem Spieler einfach nicht das Gefühl, dass man etwas erreicht hat.
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Technisch gesehen kamen gemischte Gefühle bei mir auf. Das Farmleben funktioniert gut, wie es ist und führt aufgrund der einfachen Spielmechaniken zu relativ wenig Frustration. Die Steuerung ist ein wenig fummelig, da das Aufheben von Dingen und das Verwenden von Werkzeugen sich beide die A-Taste teilen und man ständig die Start-Taste drücken muss, um zwischen den zwei Gegenständen, die man im Geräte-Schuppen ausgewählt und eben Nichts hinüber zu wechseln. Das ist allerdings auch dem Fehlen von Schultertasten auf dem GB(C) zu verschulden.
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Um einen Überblick über die Farm zu erhalten, kann man ein Menü anhand der Select-Taste aufrufen, um zu sehen, was sich momentan alles in unserem Besitz befindet (Geld, Tiere, etc.). Auch kann man nur so die Uhrzeit überprüfen. Zwar mögen Gameboy-Spiele keine hohe Auflösung haben, aber die Uhrzeit hätte man zumindest als Permanent-Anzeige einbauen können. Alternativ kann man einen riesigen Balken während des gesamten Spiels anzeigen lassen, der Wetter, Datum und Uhrzeit dann auch ständig mitteilt, allerdings ist die Sicht da dann schon ziemlich versperrt, weswegen dies schaderweise nicht zu empfehlen ist.
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Grafisch ist das Spiel für Gameboy-Verhältnisse sehr in Ordnung, es orientiert sich 1:1 an den SNES-Klassiker, nur mit weniger Farben. Das Spiel ist sowohl mit dem normalen Gameboy als auch mit der Color-Fassung kompatibel, die Color-Fassung hat zusätzlich zu dem Grau noch etliche andere Farben. Musikalisch gibt es auszusetzen, dass die Töne ein wenig piepsen und die Melodien, die aus dem SNES-Teil übernommen wurden, hier im Vergleich nicht ganz so toll klingen und irgendwann nerven können. Immerhin ist man die meiste Zeit auf der Farm und dadurch hört man auch ständig dasselbe Stück. Ein bisschen mehr Abwechslung hätte also vor allem hier sehr gut getan.
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Fazit
Das, was den Spielern hier mit dem GB(C)-Teil vorgesetzt wird, ist einfach nur eine komprimierte Version des SNES-Teils, welcher auf die Möglichkeiten des Gameboys reduziert werden musste. Die Grafik ist gleich, die Musik ist gleich, die Charaktere sind gleich... nur alles eben ein bisschen schlechter in der Qualität.
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Es gibt in dem Spiel ja auch kein wirkliches Ziel oder Ende. Verglichen mit ähnlichen Spielen wie Animal Crossing geht es hier also ebenfalls nur ums Entdecken. Aber der erhebliche Unterschied ist, dass es in diesem Spiel viel zu wenig zu entdecken gibt und man nach sehr kurzer Zeit schon alles gesehen hat. Eine Kaufempfehlung kann ich hier nicht wirklich aussprechen, auch nicht für Harvest Moon-Fans, denn dafür ist das Spiel einfach nicht umfangreich genug. Und das ist wirklich ärgerlich, denn das Spielprinzip an sich ist völlig in Ordnung und macht auch Spaß.
«Ligiiihh» Singleplayer: 50%

Verfasst von «Ligiiihh» am 17.04.2013,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 04.03.1998