Cover: 198XOhne weitere Umschweife wirft 198X mich nach dem Titelbildschirm in ein gutes, altes Beat'em Up. Als Teenager in einer roten Kapuzenjacke verprügle ich allerlei Straßengesocks, bis ich schließlich meinem bösen Ebenbild gegenüberstehe. Doch hier kommt der Twist. Statt jetzt einen harten Kampf auszutragen, schwenkt die Kamera weiter nach oben und zeigt die Silouette einer Großstadt. Eben jene Großstadt, die unser Protagonist - jetzt fortan ohne Kapuze - jede Nacht anstarrt, während er von der Freiheit träumt.

198X erzählt in fünf unterschiedlichen Spielen, angelehnt an die glorreichen Arcadezeiten, einen Ausschnitt aus dem Leben des namenlosen Jungen. Auf der Schwelle des Erwachsenwerdens und einem nicht mehr idyllischem Elternhaus entrinnend, findet er sein Seelenheil in einer Arcadehalle und träumt sich in eine andere Welt. Dargestellt wird das Ganze in einer großartigen Pixelgrafik, welche nicht nur die Arcadevorbilder authentisch darstellt, sondern mit eigenen, wunderschönen Vistas zu glänzen weiß. Passend dazu ist der Soundtrack ebenfalls erstklassig und fängt zu jeder Zeit die passende Stimmung ein.

Die Interaktion beschränkt sich auf die erwähnten Spiele, die alle einem beliebten Genre der damaligen Arcadekultur angehören. Nach dem anfänglichen Beat'em Up "Beating Heart", kommt der Space Shooter "Out of the Void", gefolgt vom Driving Game "The Runaway", ehe es zum Autorunner "Shadowplay" und schließlich zum Finale im Dungeon Crawler "Kill Screen" übergeht. Doch leider lässt mich dieser fade Beigeschmack nicht los. Die ersten vier Spiele sind intuitiv, sehen und klingen toll und machen richtig Spaß - deshalb möchte ich mehr davon. Somit fühlt sich das Gebotene lediglich wie eine kurze Demoversion an. "Kill Screen" hingegen ist narrativ am stärksten in die Gesamthandlung eingebunden, zieht aus spielerischer Sicht allerdings stark den kürzeren. Denn hier gilt es, auf eine sehr unbefriedigende Art, erst einmal zu grinden.
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Der Wiederspielwert ist relativ gering, auch wenn man bewältigte Spiele vom Hauptmenü aus direkt starten kann. Als ich "The Runaway" erneut anging, fehlten sogar so gut wie alle Objekte auf dem Bildschirm - doch das kam glücklicherweise nur einmal vor. Ich fühle mich hin und her gerissen, eine Empfehlung auszusprechen. Zumal dies nur der Anfang der Geschichte sein soll. Für 9,99 ist es doch ein etwas zu einseitiges Erlebnis für jemanden, der selbst keine nostalgische Berührung mit Arcades besitzt.
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FAZIT
Schade, dass ich das Gesamtpaket bewerten muss. Denn die fünf enthaltenen Spiele für sich sind weder lang noch besonders anspruchsvoll, sodass jenes Gesamtpaket trotz seiner Vorzüge nicht vollends glänzen kann. Was bleibt, ist eine unheimlich schöne Optik, ein bahnbrechender Soundtrack, eine Geschichte ums Erwachsenwerden und die Hoffnung, dass diese bald fortgesetzt wird.
Simon Singleplayer: 61%

Verfasst von Simon am 23.01.2020,
bemustert durch Hi-Bit Studios
für bis zu 1 Person/en
Release am 23.01.2020