Cover: Actraiser RenaissanceActraiser auf dem Super Nintendo war immer eines der Spiele, die ich seit Launch sehr mochte. Ja, ok, es hatte einen Schwachpunkt, aber insgesamt war es überaus spaßig und ein Fest für Augen und Ohren. Dieser Mix aus Sidescrolling Jump-and-Run-Action auf der einen, und SimCity-Light auf der anderen Seite. Nach jedem Jump-and-Run-Level folgt eine Weile des Städteaufbaus im selben Gebiet. Jedes Mal, wenn der zweite Level eines Gebiets geschafft wurde, geht es in das nächste Gebiet. So helfen wir beim Läutern und Bevölkern von unter anderem Wüsten-, Schnee-und-Eis- oder Sumpf-Gebieten, bis wir in Death Heim dem Obermotz Tanzra auf die Finger klopfen.

Actraiser Renaissance ist auf den allerersten Blick immer noch Actraiser, nur mit viel besserer Grafik und einem nach wie vor grandiosen Soundtrack, der jetzt nochmals besser klingt: Wir landen, nach einem kleinen Umriss dessen, worum es geht und was uns erwartet, gleich mitten in der Action und kämpfen uns durch einen Waldlevel, besiegen Trolle, feindlich gesinnte Bäume und alles, und am Ende sogar noch unseren ersten Boss. Und, man, diese Musik ist klasse und unterstreicht das Geschehen auf dem Screen mehr als adäquat. Man erkennt das Ur-Actraiser auf jeden Fall wieder.

Jetzt geht es in den ersten Städteaufbau-Bereich. Hier erhalten wir durch unsere Geschicke allmählich den Glauben der Bevölkerung. Und je mehr die Menschen an uns glauben, desto stärker werden wir und können wir in den Action-Leveln umso mehr den bösen Gestalten den Allerwertesten versohlen, weil wir mehr Magie - in Form von zum Beispiel Feuer- oder Eiszaubern - wirken oder Schaden einstecken können. Doch zuerst sprechen wir aber erstmal ausgiebig mit unserem Engel und erhalten von ihm ein kurzes Quasi-Tutorial für den Stadtaufbau des Ortes Fillmore. Wie werden Wege gebaut? Wie wächst die Population? Wie werden Festen errichtet? Und so weiter.
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Auch hier wirkt alles erstmal wie beim Original-Actraiser. Doch nach und nach bemerkt man, dass vor allem beim Städteaufbau-Part massig am Unterbau geschraubt wurde. Beispielsweise gibt es immer wieder Angriffe von Monsterhorden, die in Wellen erscheinen und die wir mit unsere Fähigkeiten (Blitze, Regenschauer etc.) und etwas Planung beim Positonieren von Festen bezwingen sollen. Das hat etwas von Tower-Defense meets Echtzeitstrategie, jedoch wird es nie komplex. Schwierig dafür hin und wieder umso mehr. So manche Die-Monster-greifen-an-Momente musste ich mehrfach neustarten, mit dann vorhergehenden Optimierungen meiner Turmfesten oder Planung, welcher Helden-Charakter von mir wo am besten eingesetzt werden sollte, um dem Ansturm Herr zu werden. Dabei geht es dann durchaus auch schon mal mild hektisch ab, denn bisweilen müssen viele Entscheidungen in flotter Abfolge gefällt werden.
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Zusätzlich gibt es aber auch mehr als reichlich Passagen, in denen wir tatsächlich in Ruhe an der Stadt Hand anlegen können. Nur hat sich hier dann eher wenig getan. Immer noch jede Menge Quests und Nebenquests, die sich um Sorgen, Nöte und Dankbarkeit der Bewohner/innen drehen. Leider nur sind die Pfade, wie die Wege verlaufen können, wie eine Stadt expandiert und wann welche Limits aufbrechen, damit wir voranschreiten können und all diese Dinge, immer noch vorherbestimmt.
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Und, obwohl sicher gut gemeint und durchaus die Atmosphäre unterstützend, ploppt gefühlt alle 30-45 Sekunden der Dialogscreen auf und Vertreter/innen der Bevölkerung oder unser Engel sprechen zu uns, beziehungsweise bitten um unsere Aufmerksamkeit. Wir können zwar durch Druck auf den Startbutton diese Dialoge überspringen, aber zuerst ploppen immer erst einmal die Dialogscreens auf und müssen dann weggedrückt werden. Das kann schon mal gewaltig nerven. Gerade dann, wenn man bis zu vier-, fünfmal hintereinander eben dies tut. Eine Option, die die Dialoge gar nicht erst erscheinen lässt, sondern gleich zum Kern der Quest oder Questbelohnung kommt, sei von meiner Warte aus bitte ganz auf oben auf die Patch-To-Do-Liste gesetzt. Denn dadurch bleiben die Aufbau-only-Parts, also wenn gerade keine Monsterhordern auf dem Vormarsch sind, neben der, wenn auch wesentlich aufgelockerten Durchskriptung der Geschehnisse und Expansion, eher mau.
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Damit möglichst viele auf ihre Kosten kommen, werden drei Schwierigkeitsgrade angeboten, von denen ich den mittleren als genau richtig einstufen würde. Lediglich die Boss-Kämpfe werden durch den Einsatz von Magie immer etwas zu leicht, auch gibt es bei so manchem Boss eine Stelle, an die man sich stellt und dann einfach stumpf draufhaut. Zwar kassiert man dann und wann Gegentreffer oder weicht auch mal kurz aus, aber alles in allem sind mehrere Bosse häufig beim ersten Anlauf erledigt. Pi mal Auge ist man somit rund 15-20 Stunden mit Actraiser Renaissance beschäftigt, sofern man sich für "nur einmal Durchspielen" entscheidet, statt alle drei Schwierigkeitsstufen zu meistern.
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Neben dem Hauptspielmodus gibt es noch den als "Spezial" benannten Modus. In diesem können bereits absolvierte Level des Jump-and-Run-Parts, auf die bestmögliche Punktzahl abgezielt, neugespielt werden. Für den erlangten Score gibt es dann einen Rang. Die Möglichkeit, nur die Jumper-Elemente zu spielen, ist gewiss für diejenigen, die dem Städtebau nichts abgewinnen können, sinnvoll, nur wäre ein zusätzlicher Anreiz gut: Wo eigentlich Jump and Run und der Städtebau sich immer wieder abwechseln und gegenseitig ergänzen, könnte man jetzt über eine Onlineladder beispielsweise auf schnellste Zeit, den höchsten Score oder die wenigsten Treffer kassiert, zocken. Leider verbleiben unsere Leistungen allein auf unserer Switch und wer auf der Welt welche anderen Leistungen hinbekommt, wissen wir nicht.
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Technisch ist Actraiser Renaissance hervorragend geglückt. Wie bereits erwähnt, ist die Grafik super und die Musik geht stellenweise sogar ins Geniale. Wer sich übrigens, aus welchem Grunde auch immer, nicht so recht mit den echten Instrumenten arrangieren kann, darf in den Optionen auf den originalen SNES-Klang umstellen. Die Steuerung gibt sich ebenfalls keine Blöße. Im Gegenteil, unser Bewegungsrepertoire wurde sogar noch erweitert, um unter anderem einem kurzen Rückwärtsdash, den ich allerdings nur in einem der Boss-Kämpfe einsetzenswert fand, und einen Schlag nach oben, bei dem wir gleichzeitig hochspringen und mehrfach zuschlagen können. Den habe ich häufig angewendet.
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FAZIT
Egal ob man das SNES-Original kennt oder nicht, Actraiser Renaissance lohnt sich für alle, denen die Lust nach einem richtig gut gemachten Spiel steht. Alles wurde deutlich aufgebohrt, allerdings nicht nur grafisch und akustisch, auch das Gameplay wurde aufgewertet. Fällt das bei den Jump-and-Run-Elementen nicht gar so deutlich auf, profitiert vor allem der Städtebau-Simulationsanteil sehr davon. Es gibt hier nun wesentlich mehr Abwechslung und ganz besonders der ganz neue Tower-Defense-mäßige Einschlag sorgt für Kurzweil, Spannung und einen Schuss Taktik. Nur die Errichtung der Städte und die Betreuung der Bevölkerung sind immer noch 100%ig vorgegeben und durchgeskriptet und fühlen sich nicht so recht befriedigend an.
Jörg Singleplayer: 84%

Verfasst von Jörg am 29.09.2021,
bemustert durch Square Enix
für bis zu 1 Person/en
Release am 24.09.2021