Cover: Bibi & Tina auf dem MartinshofBibi & Tina auf dem Martinshof unterscheidet sich faktisch überhaupt nicht von seinem direkten Vorgänger Bibi & Tina - Das Spiel zum Kinofilm. Wenn man von einer etwas anders gestalteten Umgebung absieht und dass hier, wenn auch nur am Rande, auch mal andere Charaktere als Bibi und Tina zu sehen sind, wie zum Beispiel Holger.

Davon ab bietet Bibi & Tina auf dem Martinshof dennoch die exakt selbe Erfahrung wie das genannte Bibi & Tina - Das Spiel zum Kinofilm. Wir wählen Bibi oder Tina und das Spiel blendet ein paar Texttafeln ein. Man heißt uns willkommen und sogleich sollen wir von da, wo wir gerade sind, zu Punkt X reiten. Der sich stets mitdrehende Richtungspfeil am oberen Bildschirmrand zeigt uns immer, in welche Richtung wir müssen. Wenn wir die A-Taste gedrückt halten, reiten wir schneller. Allerdings sinkt dabei die Ausdauerleiste des Pferdes und ist die Leiste leer, scheut das Tier und wir verlieren Zeit.

Ärgerlich ist vor allem, dass wir ohne A-Taste gefühlt auf Spazierganggeschwindigkeit trotten - es scheint, als kämen wir nicht nennenswert voran. Also betätigen wir natürlich die A-Taste. Und endlich geht es in angenehmem Tempo dem Ziel entgegen. Als plötzlich die Ausdauerleiste nach grob 6-7 Sekunden leer ist. Damit hauszuhalten ist beinahe unmöglich. Denn wir sind Bibi Blocksberg oder Tina Martin zwei junge Teenager-Mädels und hier aber leider ausnahmslos reitend unterwegs. Wir wollen was erleben, Spaß haben, Gas geben, über Stock und Stein springen. Wie es auch im Titellied immer heißt, da ist die Rede von "Wind" und "geschwind", "über Stock und über Stein" und so. Aber hier ist leider kaum etwas davon vorhanden.
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Wir lernen zwar recht bald, die Ausdauer immerhin so zu nutzen, dass wir in regelmäßigen Abständen kurz mal die A-Taste betätigen, aber so wirklich viel schneller ist das immer noch nicht. Ferner: Welchem Pferd geht nach wenigen Sekunden im etwas flotteren Trab bereits vollkommen die Puste aus? Und wer hat schon Lust, sich forwährend mit der Ausdauer befassen zu müssen, wenn sie derart kurz bemessen ist?
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Nun, aber das ist noch das geringe Problem des Spielkonzepts. Denn, wie erwähnt, das einzige, das wir tun, ist reiten. Wir kommen bei dem jeweils gefragten Zielpunkt an, müssen bis dahin slalomartig immer wieder mehrere rosa Bögen durchreiten. Dann, angekommen, gratuliert man uns und wir sollen zum nächsten Zielpunkt... und zum nächsten... und zum übernächsten... Wohlgemerkt: Wir reiten dabei nicht mal besonders schnell und müssen uns pausenlos mit der zu knapp bemessenen Ausdauerleiste herumschlagen.
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Denn ohne geht es nicht, schließlich haben wir bei den allermeisten Aufgaben auch noch ein Zeitlimit einzuhalten. Ein knappes noch dazu. Selbst mir, als durchaus erfahrener Spieler, gelangen einige Aufgaben erst nach vielen Neuversuchen und Frust. Selbst mit recht effizienter Ausnutzung der Ausdauer gelang es mir immer nur so gerade eben, das Ziel zu erreichen. Und Abkürzungen können, beziehungsweise dürfen wir wegen des Zwangs, alle rosa Bögen zu durchreiten, nicht nutzen. Wie soll das dann ein Kind schaffen!?
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Es gibt allerdings einen Unterschied zum Vorgänger, der im Ansatz gut ist, aber schlecht umgesetzt wurde - und darum keine Abwechslung bringt. Manchmal müssen wir auf einem recht schmalen, blumigen Pfad bleiben, während wir zum Zielpunkt reiten. Verlassen wir den Pfad, und sei es nur kurz, zählt der Countdown schneller herunter. Somit wird das ohnehin schon strikte "Keine Abkürzungen nehmen!"-Problem nochmals strikter. Immerhin bemühte man sich, das "Reite nach A, nun nach B, nun C, und jetzt nach D..."-Prinzip zu erweitern. Anders wird das Spielerlebnis dadurch aber nicht.
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Hinzu kommt, dass die gesamte Umgebung vollkommen leblos ist. Keine Vögel am Himmel, keine Eichhörnchen klettern Bäume hoch, keine Hasen hoppeln auf einer Wiese. Nicht mal Autos fahren im Hintergrund entlang, oder andere Reiter kreuzen unseren Weg. Dadurch wird das monotone Gameplay nochmals monotoner.
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Immerhin gibt es einige wenige Orte auf dem weitläufigen quadratischen Gelände, das wir uns über die X-Taste als Übersicht anzeigen lassen können. Darunter der Martinshof. Seltsamerweise ist der von allen Seiten komplett dicht und man sieht und hört nichts von irgendwelchen Tieren, von Mutter Martin, Holger. Niemand ist zu sehen. Nur während ein paar Spielmomenten werden sie für die sehr, sehr dünne Handlung zweckmäßig eingeblendet und verschwinden danach auch gleich wieder. Immerhin: Im Stall stehen ein paar Pferde starr herum, und wir können hier wenige Sekunden andauernde Reinigungs-, Pflege- oder Fütterungs-Minispiele spielen. Die einzigen Augenblicke, in denen wir nicht stumpf von A nach B reiten.
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Was dem Spiel den letzten Rest Atmosphäre und Spielspaß nimmt, ist die abwesende Liebe zum Detail. Kein einziger Satz in diesem Spiel ist zu hören. Was zudem bedeutet, dass die Hörspielsprecher/innen allesamt nicht zum Zuge kommen - das (Hörspiel-)Titellied übrigens auch nicht.
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Dabei ist die Grafik durchaus sehr hübsch, nur Bibi und Tina sitzen sehr verstockt und mit undefinierbaren Mienen auf ihren geliebten Vierbeinern, das ist das einzige Manko an der Optik. Auch ist alles sehr farbenfoh gestaltet und gut voneinander zu unterscheiden. Die Musik ist ganz nett - sie ist da und nervt nicht. Mehr fällt mir dazu leider nicht ein. Die Steuerung per se ist simpel und schnell verstanden. Aber gkbt es hin und wieder Momente, in denen das Pferd offenbar grundlos scheut, so, als wäre urplötzlich aus dem Nichts eine Mauer aufgetaucht. Dann kann es passieren, dass wir erst wieder anlaufen müssen, dabei für einen Augenblick nicht sauber genug links oder rechts steuern können und wir umständlich in einem großen Halbkreis zurückreiten, weil wir den nächsten rosa Bogen verfehlten.
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FAZIT
In der "Bibi und Tina"-Welt wird durchaus viel geritten. Aber es wird nicht NUR geritten. Es gibt Probleme mit dem Grafen Falkenstein, ein Tier ist krank oder verletzt, Bibi, hitzig wie sie nunmal ist, hext irgendwas und verärgert damit irgendjemanden, es gibt Liebeskummer, Reitturniere, Feste, die gefeiert werden, der Martinshof muss vor einer Pleite bewahrt werden... Nichts von alledem findet sich in diesem Spiel. Wir reiten, reiten und reiten. Und reiten. Die Umgebung ist hübsch, aber leblos, wir hören keine der so bekannten Sprecher/innen aus den Hörspielen. Außerdem hat man nach rund 3-5 Nettostunden Spielzeit schon alles gesehen.
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Da dies bereits das zweite "Bibi und Tina"-Spiel desselben Studios ist, muss sich dieses Studio die Frage gefallen lassen, warum eben dieses zweite Spiel alles das, was schon das erste Spiel falsch machte, ebenfalls falsch macht. Weiter noch, es ist, abgesehen von der Umgebung, beinahe das exakt selbe Spiel.
Jörg Singleplayer: 40%

Verfasst von Jörg am 08.06.2020,
bemustert durch Markt+Technik
für bis zu 1 Person/en
Release am 10.10.2019