Cover: Final Fantasy I-VI Pixel RemasterBevor es hier jetzt um die Modernisierungen geht, sei vorab schon mal klar und unmissverständlich erklärt, dass Final Fantasy I bis VI hervorragende RPGs sind, die vollkommen zu Recht viele, viele Fans haben. Man muss aber auch festhalten, dass die Abenteuer mit jedem weiteren Ableger größer, unterhaltsamer, spannender, besser erzählt und näher an den Charakteren sind. Mit jedem weiteren Ableger kamen - und teilweise gingen - zudem neue Features und Gameplayelemente, oder wurden verfeinert: Job-Systeme, die Art, wie der Magievorrat gehandhabt wird, ein Geheimwort-Konzept und und und. Kurzum, war Final Fantasy I schon echt gut, war Final Fantasy VI in allen Belangen überragend.

Für die Pixel Remasters hat man alle 6 Titel nun einer Frischzellenkur unterzogen. Das beginnt bereits bei der Optik. Denn obwohl man alle 6 Titel nach wie vor klar unterscheiden kann, und auch der jeweilige Fortschritt von Titel zu Titel immer noch gut erkennbar ist, wirken sie dennoch wie aus einem Guss. Alle Charaktere, Gegner, Gebäude, Umgebungen, Hintergründe... alles ist viel detaillierter und absolut scharf. Die Menüführungen und GUIs sind einheitlich und auch viele Bezeichnungen von Zaubersprüchen und Items sind nun nicht nur sauber ausgeschrieben lesbar - wahlweise in zwei Schriftarten! -, sondern auch zueinander angeglichen. Nicht zu vergessen, alle sechs Spiele sind vollständig ins Deutsche übersetzt worden. Nur ganz selten fallen beim Lesen minimale Tippfehler auf ("ud" statt "und"), oder auch schon mal ein vergessenes Wort mitten im Satz. Wobei das praktisch gar nicht für die Narrationen und Dialoge gilt, sondern, wenn, dann für die kleinen Beschreibungstexte für Waffen, Rüstungen, Items und Co., die zu Hunderten vorhanden sind. Nichts, was man nicht schnell mal rauspatchen könnte, und erst recht nichts, bei dessen Bemerken man einen Gedanken verschwenden würde.

Auch für die Ohren hat man einigen Aufwand betrieben. Die Musiken sind nun orchestral. Und wie gut sie klingen! Da reiht sich Ohrwurm an Ohrwurm. Final Fantasy VI profitiert hier, meiner Meinung nach, besonders. Freut Euch auf die Opernszene! Die Soundeffekte klingen ebenfalls eine Spur satter, und, ja, vielleicht auch etwas realistischer. Wer aber will, kann gern auch die Originalklänge in den Optionen einstellen.
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ORIGINAL INTAKT
Das Gameplay ist bei allen sechs jeweils nach wie vor im Original intakt. Wurde allerdings rebalanced. Das betrifft teilweise Kleinigkeiten hier und da, oder diverse Gegner oder Bosse, um nicht mehr "NES-schwer" zu sein, aber leicht ist das Gameplay dadurch trotzdem nicht unbedingt geworden. Dennoch: Es gab aber Stellen, die ich herausfordender in Erinnerung hatte. Wie etwa gleich zu Beginn von Final Fantasy VI, wenn Locke (bzw. hier "Lock", wenn man ihn nicht umbenennen möchte) und die Mogrys in den Höhlen bei Narshe Terra vor den Truppen des Imperiums beschützen. Im Vergleich zum SNES-Original wirkte es hier spürbar zahmer in Bezug auf die Verteilung und Voranschreitung der gegnerischen Truppen.
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Man könnte sagen, man hat den Schwierigkeitsgrad in manchen Punkten näher an moderne Spielgewohnheiten gebracht. Dieses Rebalancing lässt sich nicht deaktivieren, aber indirekt zumindest teilweise negieren. Man sich die Spiele nämlich sehr leicht oder eben auch sehr schwer machen. Denn, was es in den im Kern eigentlich identischen PC-Fassungen der Pixel Remasters nicht gab, aber hier jetzt hinzugekommen ist, sind die neuen Boost-Optionen, und die haben es in sich. Diese erlauben, Zufallskämpfe an- oder auszuschalten, sowie die verdienten Erfahrungspunkte und auch Gil in Stufen je von x0,5 auf bis zu x4 einzustellen. Je nach Spiel sind auch zu lernende Zaubersprüche von x0,5 bis x4 einstellbar.
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NICHT DAVONLEVELN
Wer also keine Lust hat, stundenlang Gil zu grinden, stellt den "Gil verdienen"-Wert für eine Weile auf "vierfach", und spart sich so jede Menge Zeit, wenn es wirklich nur darum geht, diese eine coole Rüstung zu kaufen. Oder, was ich praktisch finde, ist, die Zufallskämpfe abzuschalten und dafür aber Erfahrungspunkte und Gil je auf zweifach oder dreifach zu stellen. So levelt man der Storyline nicht davon, muss aber auch nicht die manchmal störenden Zufallskämpfe absolvieren, wenn einfach man nur mal eben von A nach B reisen will.
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Ein weiteres neues Feature, verglichen mit den Originalen der 80er und 90er, sind die vielen Speicherstände pro Titel, aber auch die Schnellspeicherstände; die sich sogar an manchen Stellen für kleine Schummeleien ausnutzen lassen, so man denn möchte.
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TECHNIK
Schade aber, dass viele Ergänzungen von anderen Remakes oder Re-Releases hier nicht enthalten sind. Das heißt, die Pixel Remasters sind inhaltlich, obschon optisch, akustisch und auch featurebezogen deutlich - sehr deutlich! - aufgewertet, viel näher an den zugehörigen NES- und SNES-Originalen dran, als beispielsweise an jenen, die in der Zwischenzeit erschienen, wie etwa die "Advanced"-Remakes für den GBA oder die "DS"-Fassungen für Nintendo DS. Unverständlich, wie ich finde. Da machte man sich all die Mühe mit dem Neuzeichnen von unzähligen Sprites, rekreirte die Musiken, passte die Oberflächen an und und und, aber dann berücksichtigte man nicht die diversen Zusatzinhalte, die mittlerweile Einzug erhielten. Zugegeben, sie sind nicht weltbewegend, aber den einen oder anderen neuen Esper, Boss oder Dungeon hätte ich gern ebenfalls mitgenommen. Möglich aber, dass Square Enix sich die Möglichkeit für bezahlbare DLCs offenhalten möchte und diese Dinge dann auf diese Weise nachreicht!?
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Technisch performen alle 6 Games vollkommen rund auf der Switch. Lediglich beim Herumlaufen auf den Oberwelten nimmt man bisweilen ein sehr, sehr mildes, leicht flirrendes Stottern beim Scrollen wahr. Ob das daran liegt, dass dann gerade in Bereiche gelaufen wird, die noch nicht im RAM sind, weiß ich nicht, aber ich vermute es, denn immer mal wieder, wenn ich besagtes, mildes Stottern bemerkte, lief ich dann eine Weile im Kreis herum und alles schien dann butterweich zu scrollen. Aber ganz gleich, woran es liegt, man muss schon darauf achten, damit man es überhaupt bemerkt, und auch dann ist es kaum der Rede wert und stört den Spielspaß nicht im Geringsten.
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FAZIT
Kaufen! Aber hurtig! Diese sechs guten bis phantastischen Spiele sind übrigens auch seperat zu erstehen und kosten so dann je 11,99€ (I und II), bzw. 17,99€ (III bis VI). Doch ich empfehle, gleich die gesamte Collection für 74,99€ zu ergattern und sie der Reihe nach zu genießen. Wer allerdings nur ein geringes Budget hat und darum Rosinen picken möchte, greift einfach in umgekehrter Erscheinungsreihenfolge zu; je nach Geldbeutel: erst VI, dann V, IV, III, II und zu guter Letzt natürlich I. Die Gründe nannte ich ja weiter oben.
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Abschließend noch meine Pixel-Remasters-Einzelwertungen: Final Fantasy I: 73%, Final Fantasy II: 75%, Final Fantasy III: 79%, Final Fantasy IV: 85%, Final Fantasy V: 88%, Final Fantasy VI: 91%.
Jörg Singleplayer: 87%

Verfasst von Jörg am 26.04.2023,
bemustert durch Square Enix
für bis zu 1 Person/en
Release am 19.04.2023