Cover: Ice Age - Scrats nussiges AbenteuerWir sind Scrat. Und Scrat, bekannt aus den Ice-Age-Filmen, strebt danach, vier besondere Nüsse zu finden, die über das Land verstreut sind. Deshalb bereisen wir insgesamt vier große Areale, die ihrerseits in mehrere Level unterteilt sind, welche allesamt nach dem 3D-Jump-'n-Run-Konzept funktionieren. Wir laufen und springen durch die Gegend, klettern auch schon mal an Wänden entlang oder müssen den einen oder anderen Gegner besiegen, indem wir auf ihn draufstampfen, ihn schlagen, treten oder mit Nüssen bewerfen.

Die Level sind grundsätzlich linear, bieten aber sehr, sehr viele Ecken, die man auf den ersten Blick so erstmal nicht wahrnimmt, weshalb Neugier und Erkundungswille in gewisser Weise befriedigt werden. Auch gibt es viele Objekte, mit denen wir zunächst nicht interagieren können, oder Plattformen, die für uns vorerst unerreichbar sind. Ebenso begegnen wir mehreren Toren, die nur durch das Aktivieren von meist zwei oder drei Schaltern geöffnet werden können. Um diese Schalter zu aktivieren, müssen zugehörige Schrauben gefunden werden, die manchmal zum Beispiel hinter einer Säule liegen, manchmal aber auch viel besser versteckt sind, weshalb wir die nähere Umgebung etwas genauer abgrasen müssen, um fündig zu werden. Auch andere Dinge lassen sich finden, hin und wieder entdecken wir eine Statue oder Steinscherbe, die überall im Land verteilt sind.

Doch nach jedem Gebiet, das wir bis zum Ende durchstreifen und an dessen Ende wir den Enboss erledigten, erlangen wir eine neue Fähigkeit. Nach Gebiet 1 ist es der Doppelsprung, nach Gebiet 2 können wir die schwebenden Ringe zum Entlanghangeln verwenden und nach Gebiet 3 dürfen diese großen Würfel per Telekinese verschieben, die uns soooviele Wege versperren.
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Auf diese Weise erhalten alle Level mehr oder weniger Wiederspielwert und offenbaren, dass sie im Grund weniger linear sind, als es anfangs scheint. Andererseits lohnt es nicht, jeden bisherigen Level nach jeder neu gelernten Fähigkeit abermals abzugrasen, sondern es genügt, das Spiel erstmal durchzuspielen und erst dann mit allen Fähigkeiten im Repertoire auf erneute Erkundungstour zu gehen.
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Allerdings birgt das erneute Spielen eines Levels keinen tatsächlichen Nutzen. Und in den durch die jeweils neuen Fähigkeiten zugänglich gewordenen Bereiche, finden wir weitere Statuen oder Steinscherben. Doch sieht man dann zwar in der Levelauswahl, wo welche Gegenstände wurden, beziehungsweise, wo noch welche fehlen, aber alles gefunden zu haben, streckt letztlich nur die Spielzeit.
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Das ist nicht unbedingt schlecht, nur ist die Gesamtspielzeit recht kurz. Spielt man alle Level ohne besondere Trödelei oder Hast vom jeweiligen Start bis ins jeweilige Ziel durch, hat man Ice Age - Scrats nussiges Abenteuer nach ungefähr 4 bis 5 Stunden durchgespielt. Es folgen dann aber weder Überraschungen, noch geheime Bonuslevel. Immerhin, wer sich nur aus Spaß an der Freud auf die Suche nach allen Gegenständen macht, kommt schließlich auf grob 7 bis 10 Stunden Gesamtspielzeit.
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Das ist, was daran so ärgerlich ist. Das zwar gut spielbare, unterhaltsame und humorvolle Abenteuer ist sehr kurz und die Level sind allesamt so strukturiert, dass es ausreicht, sie nur einmal zu spielen, um den Abspann zu sehen. Danach könnte man dann zwar noch weiterspielen und alles finden, doch ist an diesem Punkt dann sehr deutlich, dass dies nicht dem Abenteuer selbst dienlich, sondern reine Spielzeitstreckung ist. Sinnvoller und so auch sehr einfach lösbar wäre gewesen, alles finden zu müssen, um anschließend noch ein fünftes Land erkunden und einen tatsächlichen Endboss besiegen zu können.
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Doch was nach am Durchspielen wirklich wurmt, ist die Endsequenz. Sie dauert in etwa 30 Sekunden und hinterlässt große Fragezeichen, weil nicht ersichtlich wird, was da eigentlich geschieht, oder wie es ausgeht. Das Ende ist weder witzig noch irgendwie zufriedenstellend. Scrat steht nur da und starrt jemanden, sagen wir mal mehr oder weniger verstört, an. Aber das an dieser Stelle zu erklären, ohne dabei zu spoilern, ist unmöglich.
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Ein wenig verschenkt ist ebenso das Konzept mit den Kristallsplittern, die man gut mit den Münzen aus den Mario-Games vergleichen kann. Sie sind überall in den Leveln zu finden. Der Zweck des Sammelns dieser Splitter ist, Scrats Energieleiste zu vergrößern, sodass er mehr Schaden vertragen kann. Mit je einigen Hundert davon wird die Energieleiste ein kleines Bisschen länger. Eine nette Idee. Nur a) sind die Checkpoints in allen Leveln so großzügig gesetzt, dass es nicht weiter schlimm ist, mal ein virtuelles Leben zu lassen und b) lässt man ohnehin nur sehr wenige virtuelle Leben, weil der Schwierigkeitsgrad nicht sonderlich hoch ist. Ich ging darum sehr bald dazu über, nicht mehr aktiv nach den Splittern zu suchen und möglichst alle einzusammeln, sondern ich nahm nur noch die mit, die auf meinem Weg so herumlagen.
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TECHNIK
Die Welt von Ice Age - Scrats nussiges Abenteuer ist hübsch anzusehen, sind dem Ohr wohlgefällig. Lediglich in den Zwischensequenzen, wenn Scrat aus der Nähe zu sehen ist, pixelt er an seinen Umrissen deutlich sichbar auf, so, als hätte man ihn in einem Bildbarbeitungsprogramm sehr unsauber freigestellt. Da hätte man sicherlich auch eleganter zu Werke gehen können. Ansonste aber bleibt nur zu erklären, dass Scrat witzig und einigermaßen aufwendig animiert worden ist.
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Die orchestralen Musiken, sowie alle Soundeffekte, sind dem Ohre wohlgefällig. Nette, kleine Melodien, die meist angenehm im Hintergrund bleiben und auch Scrats verzweifelte Schreie oder Ächzlaute gehen auch nach einigen Stunden nicht auf den Wecker.
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Die Steuerung funktioniert sehr gut und alle Buttons sind mit nur einer Aktion belegt. Auch reagiert Scrat jederzeit problemlos auf alle Eingaben. Allerdings zickt die Kamera, sie ruht auf dem rechten Analogstick, bisweilen rum. Die meiste Zeit kann man sich gut mit der Kamera arrangieren und justiert relativ wenig nach. Doch in den Bosskämpfen wird es wirkich hakelig. Denn die Kamera ist zu nah am Spielgeschehen dran und sie lässt sich nicht herauszoomen. So kommt es ständig dazu, dass man versucht, dem Boss großräumig auszuweichen, ohne zu sehen, wo dieser jetzt gerade ist, oder wohin genau man eigentlich läuft. Während man also herumflitzt, ist man sehr bemüht darum, die Kamera mitzudrehen. Dazu kommt ferner, dass für die Nüsse-werf-Aktion ZL gehalten und mit dem rechten Stick gezielt werden muss. Und in der relativ großen Hektik die Kamera zu bewegen und dann ab und zu auch noch mal ein bis zwei Sekunden zum Zielen und Werfen zu haben, ist eine Kunst für sich. Diese Situationen können auch erfahrenste Gamer/innen nur mit ärgerlichen Worten auf den Lippen absolvieren.
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Hin und wieder kam es aber auch zu einigen Glitches. So passierte es mir einmal, dass Scrat mitten in der Bewegung in seiner Schrittanimation einfror und außer sich hin- und herschieben zu lassen, keinerlei Kommandos mehr entgegen nahm. Als ich mich dann einfach in das angrenzende Gewässer fallen ließ, kehrte Scrats Animationsfreudigkeit sofort wieder zurück. Es waren nie wirklich wilde Dinge, aber sowas passierte mir viermal.
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Der bereits angesprochene Schwierigkeitsgrad ist als sehr mild zu bezeichnen. Die Gegner in den Leveln, fast allesamt Insekten, sind kaum der Rede wert, beziehungsweise lassen sich sehr häufig sogar ignorieren, indem man einfach zügig an ihnen vorbeizieht, bevor sie angreifen. Ferner muss Scrat einen Level nicht komplett von vorn starten, wenn er mal draufgehen sollte. In einem solchen Fall wird er einfach an den letzten Checkpoint zurückgesetzt, und von diesen gibt es pro Level immer gut ein halbes Dutzend. Nur einige wenige Plattfompassagen und die Bosskämpfe können aufgrund genannter Kameraprobleme ein bisschen knifflig sein.
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FAZIT
Für Fans von Scrat oder Ice Age lohnend, dafür sorgen der Humor und die gute Spielbarkeit. Wer Lust hat, in das Genre der Jump'n Runs einzusteigen, darf auf Ice Age - Scrats nussiges Abenteuer ebenfalls einen Blick werfen. Doch alles in allem hätte es ruhig mehr Konsequenz sein dürfen, denn die Dinge, die ein gutes Jump'n Run ausmachen, sind vorhanden, sie sind nur manchmal nicht ganz zu Ende gedacht worden. Im Besonderen ausreichend Umfang und eine ordentliche Endsequenz wären schön gewesen, denn gerade das trübt den ansonsten eher positiven Gesamteindruck merklich.
Jörg Singleplayer: 66%

Verfasst von Jörg am 20.10.2019,
bemustert durch Bandai Namco
für bis zu 1 Person/en
Release am 18.10.2019