Cover: Octahedron: Transfixed EditionIn einer Welt voll greller Pastellfarben müssen wir in jedem Level bis ins Ziel gelangen. Natürlich ist das zu Beginn noch ganz simpel. Etwas laufen und einmal springen, geschafft! Dann gesellt sich die Kernmechanik hinzu: Wir erschaffen unsere eigene Plattform. Denn mitten im Sprung können wir per Druck auf eine der Schultertasten direkt unter uns eine Plattform erscheinen lassen, auf der wir sicher stehen können. Allerdings nur so lange wir den Button gedrückt halten, beziehungsweise nicht länger als 2-3 Sekunden, denn spätestens dann löst sich die Plattform von selbst auf. Mit anderen Worten: Wenn wir einen Sprung machen müssen, der eigentlich viel zu weit für uns wäre, halten wir im Sprung unseren Button, die Plattform erscheint direkt, wir können von dort aus weiterspringen und so die andere Seite erreichen. Selbiges gilt für Sprünge in die Höhe. Denn Octahedron spielt sich zumeist vor allem nach oben hinweg.

Doch wir können noch mehr. Während die Plattform unter uns ist, können wir sogar laufen und die Plattform bewegt sich unter uns mit - so können wir sogar besonders lange Distanzen zurücklegen - solange die Plattform sich nicht aufgelöst hat, versteht sich. Ein Problem gibt es trotzdem: Verlassen wir die selbsterstellte Plattform, können wir keine zweite erstellen, solange wir nicht auf einem der Elemente des Levels gelandet sind. Mehr als einmal die Plattform zu erstellen ist pro Sprung nicht möglich - es sei denn, der aktuelle Level sieht dies vor und erlaubt uns dies, wenn wir zuvor die polgonhaften Blümchen aufsammelten.

Durch diese Mechanik ergeben sich in jedem Level je zwei oder mehr Situationen, die uns eines ganz besonders abverlangen: Präzision. Denn die Level sind stets so gestaltet, dass nur wenig Spielraum für Fehler eingeräumt wird. Zu Beginn vielleicht noch ein wenig, aber spätestens ab Level 10 benötigt man hohe Aufmerksamkeit, gute Reflexe und eine hervorragende Hand-Augen-Koordination. Todbringende Stacheln an Böden und Wänden, Laserschüsse, elektrifizierte Leitungen und und und... Die Liste an sich bewegenden, nur zu bestimmten Momenten passierbaren oder gar völlig zu vermeidenden Dingen ist lang. Und teils sind einige Elemente so angebracht, dass sie gerade eben hoch genug sind, dass wir durch sie hindurchlaufen können, der Moment, an welchem wir im freien Fall unsere Plattform abrufen, muss also beinahe perfekt sitzen!
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Für alles das ist die Schwierigkeit aber niemals in der Steuerung per se zu suchen, denn Octahedron reagiert jeder Zeit wie es sollte: Unsere Spielfigur agiert tadellos und sehr responsiv auf alle unsere Eingaben. Nein, Schwierig wird es beim Timing - also dem Leveldesign - und dem Koordinieren unserer Buttoneingaben. Bisweilen wird es reichlich hektisch und jedes Mal zwischen Sprung- und Plattform-Button zu unterscheiden, tja, das gelingt nicht immer. Zwar werden uns unendlich viele Leben gewährt und auch gibt es in der Regel einen oder zwei Checkpoints pro Level - aber Himmel noch mal, Octahedron kennt keine Gnade. Es ist einer der härtesten Titel, die ich jemals spielte - gerade zum Ende hin. Man denkt, man hätte jetzt alles gesehen und immer wieder wird noch was obendrauf gesetzt. Dass es eine Art Energieleiste gibt, die es erlaubt, auch mal einen Treffer einzustecken, statt sofort draufzugehen, ist sicherlich ein Zugeständnis an uns, denn ohne diese wäre Octahedron nicht zu schaffen - SO schwer ist es!
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Es kam regelmäßig der Zeitpunkt, an dem ich Schimpfworte murmelnd abschaltete und die Entwickler zum Kuckuck wünschte. Doch ich kehrte nach einer kurzen Phase der Abstinenz auch immer wieder zurück: Mein Ehrgeiz wollte es unbedingt wissen! Zumal: Als zusätzliche Herausforderung gibt es in jedem der rund 50 Level Zusatzaufgaben. Wie etwa, die eigene Plattform nicht häufiger als x-mal aufzurufen oder kein einziges Mal bis zum Erreichen des Zieles zu sterben, was beinhaltet, keinen der Checkpoints nutzen zu müssen... Wer Octahedron also 100%ig komplettiert abgeschlossen vorweisen will, hat eine verflixt harte Nuss zu knacken.
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FAZIT
Die minimalistische Grafik und der gut gemachte, upbeatige Synthie-Soundtrack lassen nicht erahnen, wie fordernd sein Gameplay ist: Octahedron ist, und das kann nicht deutlich genug hervorgehoben werden, gnadenlos, teils geradezu nervenaufreibend schwer. Aber es ist auf seine Weise auch fair und motivierend. Denn jeder gemeisterte Level macht stolz und Lust auf den nächsten.
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Kurz: Octahedron ist gelungen, gehört aber nur in die Hände sehr erfahrener Jump'n'Run-Fans. ...und das ist keine leere Floskel, sondern mein heiliger Ernst! You have been warned!
Jörg Singleplayer: 77%

Verfasst von Jörg am 14.01.2019,
bemustert durch Square Enix
für bis zu 1 Person/en
Release am 17.01.2019