Cover: Paradox SoulParadox Soul ist im Metroidvania-Genre beheimatet. Das weckt natürlich sofort Erwartungen. Und als Indie-Titel mit geringem Preis, wie Paradox Soul einer ist, erwartet man fairerweise auch keine Offenbahrung der beiden im Genrenamen referenzierten Vorbilder.

Doch bei Paradox Soul tut mir aufrichtig leid, dass es nicht besser gelungen ist. Wo viele andere Genrevertreter entweder großartig oder Grütze sind, ist Paradox Soul eher naja. Die Stimmung ist erst einmal sehr gut, grafisch kann man ebenfalls nicht meckern, der Sound ist auch okay und die sauber reagierende Steuerung hat man ruck-zuck verinnerlicht. Aber nach ca. 30 Minuten macht sich Monotonie breit. Jeder Raum gleicht dem vorherigen, außer, dass vielleicht die Farben varriieren und auch die Kämpfe mit Gegnern, die ebenfalls immer die gleichen sind, sind weder spannend noch taktisch herausfordernd. In Deckung gehen, drei, vier Schüße abgeben, jetzt das 2-Sekunden-Gegenfeuer abwarten und nun nochmal drei, vier Schüße abgeben. Das ist alles. Natürlich kann man auf die Deckung verzichten, wenn man will, aber unsere Heldin hat derartig wenig Lebensenergie (je nach Schwierigkeitsgrad vier, zwei oder einen Hitpoint), dass man Deckung unbedingt aufsuchen sollte.

Andere Gefahren in den Räumen kann man fast immer großzügig ausweichen, zeitlich wie räumlich. Nur selten mal wird man tatsächlich überrascht und muss einen Treffer kassieren. Doch selbst dann ist das kaum problematisch. Sollte der Tot eintreten, geht es einfach am letzten Checkpoint weiter, der stets beim Betreten des aktuellen Raumes gesetzt wird - und die Räume sind nie sehr groß, und verwinkelt leider auch nicht. Streng genommen macht es also kaum einen Unterschied, ob man sehr wenig oder unendlich viel Lebensenergie hätte.
Screenshot Screenshot
Ferner gibt es keine für das Genre typische Progression. Das wäre ein Faktor, den man Paradox Soul normalerweise locker verzeihen würde, als Indiegame für 4,99€. Doch da alles andere so mau und beinahe schon langweilig ist, wünscht man sich, dass sich wenigstens im Bereich der Erkundungsmöglichkeiten oder der Story etwas ergäbe. Man muss Waffe X finden, damit man bei Stelle Y weiterkommt. Oder man benötigt Rüstung A, um durch Bereich B laufen zu können. Oder die Story ist einfach so spannend und mit Wendungen gespickt, dass man unbedingt wissen will, wie's weitergeht... Leider Fehlanzeige! Ab und zu benötigt man eine Keycard, damit eine bestimmte Tür sich öffnet. Diese Keycards sind aber weder versteckt noch schwer zu bekommen. Man läuft einfach hin...
Screenshot Screenshot
Man läuft von Tür zu Tür, betritt diesen und jenen Raum und tätigt durchweg dieselben paar Handgriffe. Lediglich die Bosskämpfe machen Spaß. Die fordern - teilweise sogar sehr! - und verlangen Aufmerksamkeit und Beobachtungsgabe, um die jeweiligen gegnerischen Bewegungsmuster zu erkennen. Alles andere ist wortwörtlich immer wieder dasselbe. Routine durch und durch.
Screenshot Screenshot
FAZIT
Paradox Soul macht einen sehr guten ersten Eindruck, zeigt dann aber, dass sich absolut nichts verändert oder komplexer wird. Es gibt immer nur einen Gegnertypen, der immer gleich zu besiegen ist und auch zu erkunden gibt es praktisch gar nichts.
Jörg Singleplayer: 57%

Verfasst von Jörg am 14.07.2019,
bemustert durch Ratalaika Games
für bis zu 1 Person/en
Release am 05.07.2019