Cover: Raging JusticeDie Kriminalität in einer fiktiven Großstadt nimmt überhand, sodass Gangster, Schläger und Kleinkriminelle durch ihre niederträchtigen Machenschaften mehr an Macht gewinnen, als die verantwortliche Regierung. Drei Kämpfer mit verschiedenen kulturellen Hintergründen, aber einem ausgeprägtem Sinn für Gerechtigkeit, stellen sich dem in dem Weg, um in diesem Beat'-em-up für Recht und Ordnung zu sorgen - auch wenn dies bedeutet, sich durch Horden von Verbrechern zu schlagen. Wie man sich denken kann, ist der Plot bei einem Spiel in solch einem Genre jedoch eher nebensächlich und wird nur am Ende eines Levels durch kurze Dialoge mit den Bossen aufgegriffen.

Gameplay und Steuerung
Sobald man selbst Hand anlegen darf, bemerkt man nach wenigen Sekunden, dass alte Klassiker wie Streets of Rage und Final Fight eine offensichtliche Inspiration für die Entwickler dargestellt haben, was sich unter anderem dadurch auszeichnet, dass jedes Level im Story-Modus daraus besteht, von links nach rechts zu laufen und Gegner zu vermöbeln, sobald man sich plötzlich nicht mehr vorwärts bewegen kann. Als Abschluss einer jeden Stage wartet ein Bosskampf, welcher oftmals aus einer Konfrontation mit stärkeren und schnelleren Variationen von bereits etablierten Gegnertypen besteht, aber einige ausgewählte Male werden Widersacher geboten, die speziell für einen Abschnitt konzipiert wurden und einzigartige Bewegungsabläufe bieten.

Die drei Helden, welche abseits ihres Auftretens identische Attribute besitzen, lassen sich mit dem Stick bewegen, springen durch eine Betätigung der B-Taste und greifen jeweils mit B, X und Y an, wobei beim Drücken des L-Knopfes eine sehr starke Attacke ausgeführt wird, die dem Charakter bei erfolgreichem Ausführen ein Stück seiner Gesundheit raubt. Bei all dem ist die Treffererkennung meist ziemlich verlässlich, sodass es sich befriedigend anfühlt, den vielen Gegenspielern den Garaus zu machen. Dennoch ist dies nicht die einzige Option, mit seinen Kontrahenten fertig zu machen, da man sie, wenn sie zufällig nach einem Angriff benommen sein sollten, verhaften kann. Dies bietet jedoch nur den Vorteil, bestimmte optionale Zielvorgaben für ein Level zu erfüllen, die häufig daraus bestehen, Abschnitte in einem gewissen Zeitraum hinter sich zu lassen oder eine vorgegebene Anzahl an Gegnern auf eine bestimmte Art und Weise zu eliminieren.
Screenshot Screenshot
Solch eine nette Dreingabe hilft nicht darüber hinweg, dass dieses etwa drei Stunden lange Abenteuer an demselben Problem leidet, wie seine Vorlagen. Aufgrund der mangelnden Variation im Gameplay, macht sich ziemlich schnell eine Monotonie breit, die auch durch nette Ideen, wie die das Werfen von Gegenständen und Online-Bestenlisten, nicht verhindert werden kann. Abseits der stetig schwieriger werdenden Story gibt es noch einen "Schlägerei"-Modus, der nur daraus besteht, so lange wie möglich gegen Wellen von Schlägern zu bestehen und die höchste Punktzahl zu erreichen, was nach einer kurzen Zeit ähnlich repetitiv wirkt.
Screenshot Screenshot
Leider kann auch der Fakt, dass ein zweiter Spieler sofort einsteigen kann, wenn eine weitere Steuerungsmöglichkeit vorhanden ist, nicht viel daran ändern, da man sich untereinander verletzen kann und bei einer großen Menge an Gangstern, die den Bildschirm füllen, die Übersicht verloren geht. Nichtsdestotrotz würde ich es als die etwas spaßigere Alternative bezeichnen, da man bei dem lokalen Mehrspieler-Modus gerne Mal über sowas hinweg sehen kann und es auch zu lustigen Momenten führen kann, selbst wenn diese Situationen nicht optimal gelöst sind.
Screenshot Screenshot
Ästhetik und Technik
Es ist dem Setting entsprechend naheliegend, optisch und akustisch einen urbanen Stil zu wählen, um dieses Werk zu präsentieren. Gerade deshalb sind die ausgesprochen detaillierten Hintergründe der Großstadt von Graffitis und verwahrlosten Häusern nur so übersät, was zwar stylisch sowie auch irgendwann etwas ermüdend wirkt, vor allem, da Raging Justice einen großen Fokus auf Brauntöne hat. Die Hauptcharaktere sind etwas bunter und stechen durch ihre Kleidung ein wenig heraus, aber sie und eigentlich alle Gegner wirken eher generisch, da es ihnen an Alleinstellungsmerkmalen fehlt. Die Ausrufe, die erscheinen, sobald man einen Gegner mit einer bestimmten Waffe erwischt, wie "HOMERUN" im Fall eines Baseballschlägers, sind hingegen ziemlich charmant und verleihen der sonst eigentlich realistischen Gestaltung eine amüsante Note.
Screenshot Screenshot
Musikalisch hat man sich auf Stücke fokussiert, die in die Genre Techno und Hip-Hop anzusiedeln sind. Sie wirken beim Spielen selbst stimmig und treiben einen voran, sich durch die Massen an Verbrechern zu kämpfen, aber letztlich gibt es keinen Song, welcher einem wirklich im Gedächtnis bleibt. Eine Sprachausgabe gibt es nicht, was erträglich ist, da es kaum Dialoge gibt und die wenigen, die vorhanden sind, sehr formal übersetzt wurden, was nicht ganz passt, wenn man sich in einem Dialog mit Kriminellen befindet.
Screenshot Screenshot
Fazit
Wer eine moderne Alternative zu Klassikern wie Streets of Rage sucht, wird hier fündig - es wäre sogar am passendsten, Raging Justice als eine moderne Adaption dieser alten Beat'-em-ups zu bezeichnen. Es behält zwar grob dasselbe Gameplay mit vergleichbaren Stärken und Schwächen, fühlt sich jedoch durch die Ästhetik aktueller an, obwohl es im Kern weiterhin das gleiche ist.
Sven Singleplayer: 59%
Multiplayer: 61%


Verfasst von Sven am 16.05.2018,
bemustert durch Team17
für bis zu 2 Person/en
Release am 08.05.2018