Cover: Sonic ForcesDreifaches Tempo
Als frisch gebackener Rekrut tretet Ihr Knuckles Rebellen bei. Eure Figur dürft Ihr dabei zu Spielbeginn in einem Editor selbst erstellen. Dieser bietet eine breite, wenn auch nicht unendliche Palette an Möglichkeiten. Ihr könnt Euch etwa für eine Tierart entscheiden, der Euer Rekrut angehören soll. Darunter Hunde, Wölfe und Hasen. Jede Gattung hat besondere Fähigkeiten. Neben Äußerlichkeiten wie Gesichtsmerkmalen und Fellfarbe legt Ihr auch noch Eure erste Wispon-Waffe fest. Damit ist der Rekrut in den Leveln in der Lage, diverse Elementangriffe und Spezialfähigkeiten zu aktivieren.

Im Kern bedient sich Sonic Forces dem üblichen Highspeed-Jump-n'-Run-Mix, der schon aus den etlichen Vorgängern bekannt ist. Es gibt drei Arten von Gamplay im Spiel: Zum Einen die Level mit dem Retro Sonic aus der Vergangenheit. Sie spielen sich wie die Mega Drive-Klassiker Sonic the Hedgehog 1 & 2. Der pummelige Retro-Sonic hat dabei auch ein ganz anderes Moveset, als sein modernes Pendant. Zum Beispiel beherrscht er den legendären Spin Dash. Diese Abschnitte sind ausschließlich 2.5D, das heißt, sie sind in dreidimensionaler Grafik gehalten, bieten aber 2D-Gameplay.

In der stacheligen Haut des modernen Sonic spielt Ihr Level, in denen sich zweidimensionale und dreidimensionale Abschnitte abwechseln. Große Teile laufen dabei wie von selbst. Oft reicht es, Sonics Turbo zu aktivieren, um alles aus dem Weg zu räumen.
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Zu guter Letzt sind da noch die Level, die Ihr als Rekrut im Widerstand spielt. Ähnlich wie die von Sonic haben auch sie 2D- und 3D-Areale. Der große Unterschied ist die Wispon-Waffe. Der Rekrut kann nämlich keinen Turbo einsetzten - wie Sonic -, doch dafür die speziellen Fähigkeiten seines Wispon nutzen. Neben unterschiedlichen Angriffen auf Gegner bietet jedes dieser Gadgets, abhängig von seinem Element, unterschiedliche Moves zur Fortbewegung. Ein Feuer-Wispon erlaubt, mit Exlposionen in der Luft mehrfach zu springen, oder mit einem Elektro-Wispon gleitet Ihr wie der Blitz an Reihen von Ringen oder Gegnern entlang. Diese Spezialfähigkeiten sind nur an bestimmten Stellen in den Leveln verfügbar. Oft bieten sich in den Leveln alternative Routen an, je nachdem, welches Wispon man mit sich führt. Abhängig davon kann sich dasselbe Level bei einem weiteren Durchgang ganz anders spielen.
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Ganz schön schnell (vorbei!?)
Wer bei dem Gedanken an Sonic-Games in 3D seine Bedenken hat, hat sie nicht ohne Grund! In der Vergangenheit glänzten viele der Vorgänger nicht gerade mit präziser Steuerung und gutem Level-Design. Mit Schaudern erinnern wir uns an das nahezu unspielbare Sonic the Hedgehog für die Playstation 3 und Xbox 360. An dieser Stelle kann ich Euch aber beruhigen. Sonic Forces steuert sich recht präzise, wenn auch nicht perfekt. Der größte Wermutstropfen ist, dass die Charaktere in den zweidimensionalen Abschnitten oft sehr klein dargestellt werden, was bei der enormen Spielgeschwindigkeit zu Lasten der Übersicht geht. Auch das Design der 30 Level und Bosskämpfe ist größtenteils gut gelungen. Auf diese Weise können geübte Spieler einen guten Spielfluss erreichen, spätestens, wenn sie das entsprechende Level schon ein paar Mal gespielt haben. Für das reine Durchspielen der Story werdet Ihr nicht lange brauchen - etwa 10 Stunden.
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Allerdings hat der Titel einen enormen Wiederspielwert. Das beginnt bei der Rangbewertung von B, schlecht, bis S, super. Echte Gamer streben natürlich überall Rang S an. In jedem Level sind zudem fünf rote Ringe versteckt. Sie zu ergattern, ist mitunter sehr knifflig. Gerade in den Leveln des Rekruten ist es schwer, alle fünf Roten in die Finger zu bekommen. Denn dafür müssen viele Level mehrfach mit unterschiedlichen Wispons gespielt werden. Wer Rang S und alle fünf roten Ringe eines Levels gesammelt hat, kann immer noch versuchen, seine Bestzeit zu verbessern und sich in der für jedes Level verfügbaren Online-Weltrangliste nach oben kämpfen. Als Belohnung für alle möglichen Meilensteine winken immer wieder neue Outfits, Accessoires und Wispons für den Rekruten. Es macht eine Menge Spaß, mit den vielen Kleidungsgegenständen zu experimentieren. Nach Abschluss der Story dürft Ihr übrigens noch weitere Rekruten erstellen. Mit den verschiedenen Fähigkeiten der unterschiedlichen Tierrassen verändert sich auch das Gameplay noch einmal leicht.
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Neben den 30 regulären Leveln bietet Sonic Forces etliche Geheimlevel. Diese sind sehr kurz und beruhen jeweils auf einer einzelnen Gemeplay-Idee. Etwa ein Level mit vielen Feuerspeiern oder eines, mit vielen verschwindenden Plattformen. Hier ist vor allem die Zeit entscheidend. Darüber hinaus steht im eShop der Switch ein kostenloser DLC für Sonic Forces zur Verfügung. Er enthält drei Level, in denen Ihr Sonics Rivalen Shadow the Hedgehog spielt. Dabei ergründet Ihr die Hintergrundgeschichte zu Infinite, dem Antagonisten des Spiels.
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Leider nicht im Spiel enthaltem ist ein Multiplayer-Part. Irgendwie ist das befremdlich, da die Story des Spiels im Grunde vom Teamplay handelt. Außerdem ist die Switch eben prädestiniert für schnelle Multiplayer-Sessions. Schade, aber auf der anderen Seite ist es gut, dass man sich anscheinend auf das zentrale Gameplay konzentriert hat, um einen gut spielbaren Single-Player-Modus zu bieten.
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Super Sonic Soundmaschine
Ganz großes Kino ist die Präsentation! Das beginnt bei den gut auf Deutsch synchronisierten Zwischensequenzen, teils als gerenderte Videos, teils als reingeschaltete Gespräche. Die Grafik ist hübsch anzusehen und gibt sich keine besondere Blöße. Euch wird nicht die Kinnlade runterfallen, doch Sonic Forces ist dennoch ein sehr schmucker Titel. In den Leveln gibt es auch immer wieder Abschnitte wie Loopings oder Spiralen, in denen sich das Spiel für einige Sekunden von selbst spielt. Wie ein Video im Spiel lockern sie den Spielfluss immer wieder auf. Insgesamt malt das Game ein sehr dunkles Bild. Das Kriegs-Setting will nicht so recht zu einem sprechenden Igel mit blauen Stacheln passen. Doch wer das Franchise, die vorangegangenen Spiele und Serien kennt, weiß, dass Sonic und Konsorten sich nicht zum ersten Mal in einer so düsteren Situation wiederfinden. Es ist eine Design-Entscheidung der Entwickler, mit der man sich als Fan wohl abfinden muss. Auf jeden Fall erfreulich ist hingegen, dass der Rekrut gut in die Story eingebaut wurde und sogar eine wichtige Rolle an Sonics Seite spielt.
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Das riesengroße Sahnestück ist jedoch der Soundtrack von Sonic Forces! Eigens für das Spiel komponierte und eingesungene Pop-Rock-Songs untermalen die Action perfekt! Auch Elemente von Techno finden sich immer mal wieder. Ich empfehle an dieser Stelle Kopfhörer. Macht nicht den Fehler und überhört die teils richtig gut gelungenen Tracks. Unter Garantie werdet Ihr einige davon noch lange Zeit als Wurm im Ohr bei Euch tragen! Beeindruckend ist auch die Anzahl der verschiedenen Songs. Kaum ein Lied kommt in mehr als einem Level vor. So muss ein Soundtrack aussehen!
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FAZIT
Gerade nach den teilweise vernichtenden Kritiken zu Sonic Boom, das für die Nintendo Wii U erschienen ist, habe ich Sonic die Daumen gedrückt. Und das scheint sogar etwas gebracht zu haben! Mit Sonic Forces ist zwar kein Meisterwerk vom Himmel gefallen, damit hätte wohl auch niemand gerechnet, doch ist ein spielerisch solider Titel herausgekommen. Die Schwächen, wie etwa die etwas konstruierte und kurze Story, sowie kleinere Patzer beim Leveldesign, sind verzeihlich, gerade in Anbetracht der großen Stärken von Sonic Forces. Dazu zählen der enorme Wiederspielwert und der grandiose Soundtrack. Denn schon akustisch verdient Sonics neuestes Abenteuer meine ganz persönliche Anerkennung.
«Jojo» Singleplayer: 79%

Verfasst von «Jojo» am 20.11.2017,
bemustert durch Koch Media
für bis zu 1 Person/en
Release am 07.11.2017