Cover: Streets of Rage 4Den Story-Modus können wir allein oder bis zu viert genießen. Man wählt nur schnell den Charakter aus, mit welchem man seine Hiebe unter die Bösewichte bringen möchte. Zu Beginn stehen nur wenig zur Auswahl - später sind es viele. Allerdings muss dieses Privileg erst verdient werden. Vor allem durch Meistern der Story. Dabei langt es aber natürlich nicht, diese mal eben auf der leichtesten der vier Schwierigkeitsstufen zu absolvieren. Ein wenig mehr Einsatz ist da also schon gefragt... Dabei sind all die Charaktere und ihre Varianten aber mitnichten nur anders aussehend, sondern es gibt Unterschiede in Stärke, Geschwindigkeit und dergleichen.

Wir holzen uns also durch die Straßen, eine U-Bahn, einen Knast, ein Bürogebäude, tingeln über einen Frachter, Häuserdächter und und und. Abwechslung wird also geboten. Genregemäß stoßen wir während unserer Odyssey auf dasselbe gefühlt etwa anderthalb Dutzend Gegnertypen, die uns in diversen Farbvarianten und in Wellen auftretend präsentiert werden. Wir müssen also immer erst einen Bereich vom Übel befreit haben, bevor der "GO"-Schriftzug erscheint und wir in den nächsten Bereich vordürfen und so weiter - bis schließlich der Levelboss erscheint.

Ein wenig stumpf fühlt es sich anfangs allerdings schon an, wenn man die meiste Zeit immer wieder den Y-Button drückt, hin und wieder mit X eine Spezialattacke ausführt - die aber Lebensenergie kostet -, eine ganz besonders starke Attacke mit A+X - wenn man einen Stern im Inventar hat -, oder auch mal eine Combo einstreut, wie etwa Y-Y-X. Aber das macht gar nichts, denn je mehr man sich in die Steuerung reinfuchste, desto mehr versteht man, was einen Haltegriff, einen Suplex oder was auch sonst immer auslöst und braut diese Aktionen immer häufiger in das Spielgeschehen ein. Dabei bleibt die Action immer flüssig und auch trotz des bereits auf "Einfach" relativ fordernden Schwierigkeitsgrads immer fair.
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Dazu gehört übrigens auch das Interagieren mit der Umgebung. Von Schlag- und Wurfwaffen, wie Rohren, Taser, Messer oder Shurikens abgesehen, gibt es nämlich auch Straßenschilder, Telefonzellen, Wasserspender und und und. Selbst Objekte wie plötzlich in die Szenerie rasende und in eine Wand crashende Autos dürfen wir demolieren und dafür Extrapunkte kassieren. Aber das Anhäufen eines Highscores ist nicht bloß reiner Selbstzweck. Zum Einen bekommen wir alle paar tausend Punkte ein Extraleben spendiert, zum Anderen können wir uns in die Onlineladder eintragen und uns so mit der Welt messen. Für einen optimalen Score sollten wir dabei möglichst ununterbrochen Senge austeilen (das erhöht den Bonuszähler), Sterne am besten nicht einsetzen und auf einer möglichst hohen Schwierigkeitsstufe zocken. All das und noch einige andere Dinge werden nämlich in die Punktevergabe am Levelende mit einbezogen.
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25 JAHRE
Streets of Rage 4 ist trotz seiner HD-Grafik und diverser neuer Elemente ein richtiger Trip in die 90er. Schon als die ersten Takte des Soundtracks in Level 1 anstimmen, fühlt es sich fast so an, als hätte es die letzten 25 Jahre gar nicht gegeben. Es gibt natürlich auch viele neue Tracks, aber man hört regelmäßig Anspielungen aus den Vorgängern heraus. Überhaupt: Großartige Tunes! Ähnlich ist es mit dem Look and Feel. Und bei Level 1 entsteht beinahe der Eindruck, man startete ein Remaster von Streets of Rage 2. Gegner, Levelaufbau und Atmosphäre sind sehr ähnlich.
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Solcherlei Ähnlichkeiten zu den vorherigen Titeln sind selbstverständlich gewollt, aber das Entwicklerteam machte es sich nicht so leicht, lediglich auf Nummer sicher zu gehen. Es gibt trotz aller Vertrautheit mehr als genug neue Ideen und Elemente. Das beginnt schon bei der angenehm trashigen Story, bei der Mr. X nun von seinen Kindern, den Y-Zwillingen, nachgefolgt wird und die auf recht amüsante Weise kurz davor sind, die Macht endgültig an sich zu reißen. Schmunzelalarm ist gerade dann geboten, wenn es in die späteren Level geht und die Leibwächter vermehrt auftreten: Gut genährte Smoking-und-Sonnenbrilleträger mit Faustfeuerwaffen. Mehr 90er-Actionmovie geht kaum!
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In Zeiten des Internet darf bei einem Multiplayertitel natürlich eines nicht fehlen: Onlinemultiplayer. Und der fehlt auch nicht: Jemand hostet eine Session, jemand anderes joint - schnell und simpel, im Gegensatz zum lokalen ist der Onlinemultiplayer aber auf zwei Personen begrenzt. Dennoch, Spaß macht's auf jeden Fall und bei meinen Tests schien es nie Lags gegeben zu haben, denn es gab keinerlei irgendwie spürbare Makel beim Gameplay, die den Spielfluß auch nur ansatzweise getrübt hätten; abgesehen von winzigkleinen Slowdowns in einigen Bosskämpfen, die es offline aber genauso gibt.
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Das ist gerade deshalb erwähnenswert, weil Streets of Rage 4 spätestens auf Schwierigkeitsstufe 3 im Singleplayer fast schon haarsträubend schwer wird. Nicht unschaffbar, dafür sorgt vor allem das gute Balancing, aber es wird deutlich, dass man gemeinsam nicht nur besser vorankommt, sondern, und gerade wenn Kommunikation möglich ist, dass so auch spürbar mehr Spaß aufkommt. Dennoch: Ist Kommunikation gemeinsam vor Ort natürlich kein Problem, muss man auf der Switch natürlich mit externen Lösungen hantieren.
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Streets of Rage 4 macht eine ganze Menge richtig. Ständige Action, geiler Soundtrack, coole Grafik, guter Mix aus retro und modern... Aber halt, da ist noch mehr! Neben einem regulär freispielbaren "neuen" Charakter gibt es später auch noch sämtliche Charaktere aus den 16-Bit-Vorgängern. im Character-Select-Screen. So ist also beispielsweise Blaze Fielding in all ihren Varianten vorhanden - mitsamt zugehöriger Pixeloptik und zugehörigen Animationen. Doch es gibt auch mehrere versteckte Bonuslevel mit 16-Bit-Anstrich und sogar den in den Optionen aktivierbaren "Retro-Soundtrack". Hierunter verbergen originale 16-Bit-Tracks. Zu meckern hätte ich höchstens, dass eine Handvoll Level gern etwas länger und ein paar Bosse gern etwas schwerer hätten sein dürften. Bei diesen beiden Punkten war also noch Luft nach oben.
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Dafür wurden als Extrabonbon vier weitere Modi hinzugefügt. Wobei "Stage auswählen" eigentlich nur das freie Spielen der bisher gemeisterten Level erlaubt, "Arcade" einfach formuliert der Story-Modus ohne Continues ist und "Boss-Ansturm", wie der Name vermuten lässt, ist der Boss Rush Mode... Zu guter Letzt bleibt der "Kampf" genannte Modus. Hier dürfen entweder zwei oder vier Personen im 1vs1, beziehungsweise 2vs2 antreten. Wohlgemerkt Personen, von der CPU gesteuerte Haudegen dürfen nicht mitspielen. Natürlich fehlt hier die Spieltiefe à la Street Fighter und Co, aber für die eine oder andere Stunde lässt sich hier die Zeit erstaunlich unterhaltsam totschlagen.
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FAZIT
Die Mixtur aus alt und neu ist äußerst gelungen und nicht nur für Retrofans eine Empfehlung. Mit anderen Worten: Streets of Rage 4 macht mächtig Laune. Fairerweise muss aber zugegeben werden, dass Streets of Rage 4 nichts für diejenigen ist, die einfach nur den Abspann erreichen wollen - selbst, wenn es auf allen Schwierigkeitsstufen wäre. Nein, Streets of Rage 4 ist zu allererst Fanservice. Fanservice für alle jene, die das Genre, aber vor allem Streets of Rage lieben. Fanservice für all jene, die es immer und immer wieder spielen wollen, um den perfekten Highscore zu erreichen, alle Secrets zu entdecken und sich dabei ganz Trial-and-Error-like die Level einprägen möchten.
Jörg Singleplayer: 78%
Multiplayer: 84%


Verfasst von Jörg am 06.05.2020,
bemustert durch Cosmocover
für bis zu 4 Person/en
Release am 30.04.2020