Cover: Tennis in the FaceWas für eine angenehme Überraschung Tennis in the Face doch ist! Auf charmante Art und Weise wurde die Breakout-/Arkanoid-Idee leicht verändert und in das Konterfei von Tennisprofi Pete Pagassi umgemünzt.

Pete will sich am Konzern, der hinter dem erfolgreichen Energydrink Explodz steckt, rächen. Denn Explodz ist schuld daran, dass seine Karriere als Tennisaushängeschild nicht mehr existiert. Nur durch diesen Drink geriet er auf die schiefe Bahn, wurde irgendwann gefasst, kam ins Kittchen und ging danach in die Reha. Jetzt, geläutert, will er dem Energydrink Explodz den Saft abdrehen, damit auch andere nicht mehr davon trinken und dann auf dumme Gedanken kommen können.

Nach dem kurzen Intro, indem die ganze Vorgeschichte mit einigen witzigen Zeitungsschlagzeilen erzählt, wird, geht es auch direkt los. Auf einem größtenteils zunächst noch nicht sichtbaren Stadtplan sind mehrere Level vorhanden, die Pete nacheinander betreten und meistern muss. Ist ein Level geklärt, kann der nächste betreten werden, etc. Sind genug Level auf einem Stadtplanbereich absolviert, eröffnet sich ein weiterer, und der nächste Stoß an Leveln wartet auf Pete.
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In jedem Level muss Pete die herumstehenden Personen mit Tennisbällen umnieten. Ganz im Stile von Breakout und Arkanoid steht Pete also irgendwo im Level, während überall verteilt zum Beispiel Clowns, Polizisten, Wissenschaftler, Yuppies oder andere Gestalten stehen - hierbei wird natürlich mit Klischees natürlich nicht gespart, sodass die Yuppies beispielsweise gern mal Sätze dazu fallen lassen, wie "90er Jahre" Pete Pagassi doch sei...
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Wir müssen nun kurz die Schlagrichtung vorgeben, in die der Tennisball gleich vorerst sausen soll, und dann bestätigen, damit der Ball geschlagen wird. Damit der Ball nicht einfach auf gut Glück abdüst, gibt es als Sehhilfe einen weissen, durchsichtigen Strahl, der anzeigt, wie die Flugbahn des Balls bis zu seinem Abpraller verlaufen wird. Denn jedes Mal, wenn der Ball auf ein Hindernis trifft, prallt er physikalisch korrekt ab, folgt dem Prinzip Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel und flitzt nun in eine andere Richtung, bevor er danach wieder irgendwo abprallt und so weiter.
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Petes Ziel ist dabei, den Ball so auf die Reise zu schicken, dass er auf seinem Flug möglichst viele - am besten alle! - Personen erwischt, bevor er sich irgendwann, nach mehreren Abprallern, in Luft auflöst. Wichtig zu wissen ist dabei, dass der Ball durch alle Personen einfach hindurchsaust, diese also nicht als Hindernis für den Ball fungieren, sodass diese seine Flugbahn nicht verändern. Außerdem gibt es einen satten Punktebonus, wenn er die Personen nicht einfach irgendwo berührt, sondern am Kopf trifft. Dann leuchtet kurz "Headshot" auf und der Highscore-Zähler gibt einen Laut.
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Sollte Pete nicht alle Personen erwischt haben, muss er weitere Bälle lospfeffern, sofern er noch welche in Reserve hat. Hat er, ist alles gut. Hat er nicht, ist der Level ohnehin gescheitert und er muss ihn von vorn beginnen. Pro Level gibt es nämlich eine vorgeschriebene Anzahl von Bällen, die Pete höchstens verwenden darf. Im Idealfall benötigt er sogar nur einen einzigen seiner Bälle - wobei das mit fortschreitenden Spielzeit immer schwieriger wird, denn die Level werden natürlich knackiger und knackiger, weil auch immer mehr Personen und Objekte in einem Level sind.
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Glas zum Beispiel stoppt den Ball bei Berührung direkt. Das Glas zerbricht zwar dabei und ist dann kein Hindernis mehr, aber der Ball ist eben auch weg. Paletten mit Explodz wirken durch den Kohlensäuregehalt wie Sprengstoff, wenn der Ball sie trifft, Fässer werden durch die Wucht des Aufpralls in Bewegung gesetzt, rollen also herum und können kettenreaktionsartig Events triggern oder Personen umnieten, lose Holzbretter können je nach Aufschlagspunkt als Hilfsmittel oder Blockade fungieren und und und... Ferner tragen zum Beispiel die etwas später hinzukommenden Wissenschaftler Schutzkleidung, welche den Ball beim ersten Kontakt wie an einem Hindernis abprallen lassen, die Schutzkleidung verschwindet nun, und erst jetzt sind die Wissenschaftler durch den Ball verwundbar.
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So wandert Pete auf dem Stadtplan von Level zu Level und lernt mehr und mehr die Feinheiten des Gameplays und die Variation seiner Elemente kennen. Auf diese Weise steigt der Schwierigkeitsgrad im genau richtigen Maß und bietet so immer komplexere Levelstrukturen. Auch sind es nicht mehr nur Tennisbälle, die Pete nutzen kann, denn es gesellen sich außerdem auch noch Dosen von Explodz dazu. Diese haben eine bogenförmige Flugbahn und explodieren einige Sekunden nach dem Abspielen, sodass herumstehende Personen oder etwa in der Nähe befindliches Glas von der Detonation erwischt werden.
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TECHNIK
Neben den Dutzenden an normalen Leveln während des Storyverlaufs - für den man 3-4 Stunden einrechnen kann - , gibt es noch viele weitere, die hier und dort zugänglich werden, und explizit als "Bonus" oder "Extra" gekennzeichnet sind, und die somit die Gesamtspielzeit auf 6-7 Stunden hieven.
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Auch eine Online-Highscoreliste gibt es; wenn gleich ich deren Sinn in dieser Form nicht ganz verstehe. Denn es wird gewissermaßen das eigene Handicap eingetragen. Nur ist es so, dass auch diejenigen in der Liste stehen, die erst wenige Level geschafft haben. Zwar ist ihre Punktezahl noch sehr gering, aber sie stehen drin. Das ist an und für sich in Ordnung, und natürlich kann am Ende nur ganz oben stehen, wer alle Level geschafft und dabei so wenig Bälle wie möglich benötigte - so gesehen wäre das also okay! -, doch wäre meiner Meinung nach eine Liste pro Level viel sinnvoller, wenn dabeisteht, wieviele Bälle man hier benötigte und auf welche Punktzahl man jeweils kam.
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Die Steuerung ist denkbar simpel. Steuerkreuz oder linken oder rechten Analog-Stick für die Schlagrichtung, die A-Taste bestätigt und die Y-Taste resettet den aktuellen Level direkt und ohne Wartezeiten. Es gibt also nicht viel zu lernen und ein Vertun ist auch nicht möglich.
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Der Schwierigkeitsgrad ist so ziemlich perfekt. Die ersten Level sind wie üblich einfacher, als einem Baby den Lutscher wegzunehmen, dann zieht es allmählich an, nach und nach werden die Headshot-Treffer seltener und später scheint das Klären eines Levels mit nur einem oder zwei Bällen schier unmöglich.
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Musik und Soundeffekte sind gelungen und unterstreichen das lockere, humorige Ambiente. Ein bisschen Funk, ein bisschen Jazz - passt genau zum grimmig dreinblickenden Pete in seinem Tennisdress, der es dieser ominösen Explodz-Firma so gern zeigen möchte, indem er anderen mit seinen Bällen eins überbrät.
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FAZIT
Tennis in the Face ist eines dieser Spiele, die man gern weiterempfiehlt. Die simple Grundidee und die sauber umgesetzte Spielmechanik machen es leicht zugänglich, und Komplexität und Schwierigkeitsgrad wachsen mit jedem Level langsam aber stetig an. Da die Switch zudem sowohl portabel als auch stationär einsetzbar ist, eignet sich Tennis in the Face wunderbar während 20 Busfahrminuten zwischendurch, oder für 1-2 Stunden am Abend, gemütlich vor der Glotze sitzend. Für den Preis von sehr fairen 4,99€ macht man hier definitiv nichts falsch.
Jörg Singleplayer: 74%

Verfasst von Jörg am 08.12.2017,
bemustert durch 10tons
für bis zu 1 Person/en
Release am 08.12.2017