Cover: ToeJam & Earl: Back in the Groove!In den 90ern zählte ToeJam & Earl zu den Megahits auf Segas Mega Drive. Das damals ungewöhnliche Spielprinzip, der Co-Op-Modus, die kultige Atmosphäre, die freche Präsentation und Aufmachung waren zur damaligen Zeit selten und somit hat das Spiel immer noch eine große Fangemeinde. ToeJam & Earl: Back in the Groove! kann man getrost als Remake des Klassikers bezeichnen. Und die Modernisierungen kommen dem Titel sehr gelegen.

Zurück im Groove
ToeJam und Earl zieht es wieder zur Erde. Sie wollen vor ihren Freundinnen angeben und beweisen, dass sie überhaupt auf dem fremdartigen Planeten waren. Dafür leihen sie sich eben mal ein Raumschiff - ohne die Zustimmung des Besitzers - und machen sich zu viert auf die Reise. Am Zielort angekommen verwechselt Earl jedoch versehentlich den Knopf für den Basslautsprecher mit dem zum Erzeugen eines schwarzen Loches und somit werden der irdische Planet und die vier Aliens mitsamt ihres Schiffes aufgesogen. Dies wird im etwas asynchronen Intro erzählt und erbringt, anders als im Original, einen treffenden Grund für die abnormale Darstellung unserer Heimat.

Denn was nun folgt, ist ein nahezu exaktes Duplikat des fast zwanzig Jahre alten Vorgängers. In der Rolle von maximal zwei der vier Touristen suchen wir auf verschiedenen Ebenen nach den Einzelteilen unseres Raumschiffes, um wieder nach Hause zu gelangen. Die Protagonisten haben dabei verschiedene Werte, wie etwa Geschwindigkeit, Tragekapazitäten oder Glück. Auch startet jede Figur mit eigenen Talenten und Items. Mit neun verschiedenen Charakteren - einige müssen erst freigeschaltet werden - sollten alle auf ihre Kosten kommen. Auch wenn die beiden Titelhelden je dreimal in unterschiedlichen Kostümen dabei sind.
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Rough-like Collectathlon
Jedes neue Spiel wird dabei von Null gestartet. Wir reisen immer wieder zur nächsthöheren Ebene, sammeln das vorhandene Raumschiffteil ein und versuchen am Leben zu bleiben. Mit dem Aufsammeln des zehnten Teils ist das Spiel gewonnen. Verlieren wir unterwegs aber alle Versuche, ist die Mission gescheitert und wir dürfen von vorn beginnen. Es sei dennm wir haben zwischendurch einen Speicherpunkt angelegt, die es jetzt dankenswerterweise gibt.
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Sammeln ist der Hauptaspekt des Abenteuers. Überall lässt sich etwas finden oder freilegen. Eine Vielzahl verschiedener Nahrungsmittel dient zur Regeneration von Lebenspunkten, und mit Geldscheinen lassen sich unterschiedliche Dinge, Dienstleistungen oder Boni käuflich erwerben. Hauptaugenmerk sollten aber immer die Geschenke sein. Diese werden nämlich im Inventar gesammelt und durch Öffnen aktiviert. Dabei können sie sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Manchmal sind es sogar nützliche Fähigkeiten oder Funktionen, die man sich lieber für einen späteren Zeitpunkt aufgespart hätte. Ein wenig Glück gehört also immer dazu. Doch da gleichverpackte Pakete bei Spielbeginn immer denselben Inhalt spendiert bekommen, lässt sich nach etwas Zeit gut abwägen, was gerade von Wert ist und was nicht.
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Die illustre Reisegruppe ist jedoch nicht die einzige Ansammlung schräger Figuren, welche die merkwürdige Welt bevölkert. So wollen uns Teufelchen, Höhlenmenschen oder Haie an den Kragen, während uns Händler, Rollenspielnerds oder tanzbegeisterte Aliens freundlich gesinnt über den Weg laufen. Diese netten Charaktere lassen sich durch eine glitzernde Aura gut von den Fieslingen unterscheiden. Der wichtigste von ihnen ist der weise, alte Mann. Dieser komische Kauz im Karottenkostüm vergibt bei genügend gesammelten Erfahrungspunkten nämlich die Level-Ups und erhöht somit zufällig unsere Statuswerte. Dies ist auch bitter nötig, um an den gefährlichen Typen wie Amor, Bauarbeitern, Versicherungsvertretern und Hypochondern vorbeizukommen. Im günstigsten Fall ziehen uns diese nämlich "nur" etwas Lebensenergie ab, doch oft verdrehen sie unsere Steuerung, erleichtern uns um unsere Items oder stoßen uns in den Abgrund. Mithilfe der richtigen Geschenke lassen sich diese Unholde zwar in die Schranken weisen, doch im Allgemeinen heißt es, Beine in die Hand nehmen und verstecken oder gar nicht erst entdeckt werden.
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Jam Session
Die handgezeichneten Modelle fügen sich sehr gut in die Spielwelt ein und auch Soundeffekte und Musik stehen dem Original in nichts nach. Im Gegenteil, durch den cleveren Einsatz von durchsuchbaren Objekten wirkt das Spiel viel lebendiger als die Vorgänger zu Mega-Drive-Zeiten. Nur gelegentlich kam es zu ein paar Slowdowns und der dynamische Splitscreen ist immer noch gewöhnungsbedürftig. Dies lässt sich aber über das Menü einstellen.
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Wo ich doch gerade den Splitscreen erwähnte, natürlich lässt sich ToeJam & Earl: Back in the Groove! zu zweit spielen. Erstmals sogar ohne den Kumpel auf der Couch daneben, da ein Online-Modus spendiert wurde. Dieser funktioniert einwandfrei und dank eines Ringmenüs mit vorgefertigten Ausrufen lässt sich sogar grob miteinander kommunizieren. Spielen zwei an einer Konsole, können diese sich über Pro-Controller- und Single-Joy-Con-Unterstützung freuen, jedoch nicht in bestehende Runden einsteigen. Eine Drop-In Funktion zu laufenden Spielen ist nämlich nur Spielern über das Internet gegönnt. Drop-Out funktioniert aber komischerweise...
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Die Steuerung ist sehr einfach gehalten. Mit dem Stick wird die Figur gesteuert und der B-Knopf ruft das Inventar auf. Während L und R für die Kommunikation benutzt werden, dient Y als Suchhilfe. In einem gewissen Radius werden die Objekte durchsucht und sollte sich dahinter etwas verbergen, wackelt es auffällig hin und her. Nun also mit dem A-Knopf interagieren und die Belohnung einsammeln oder eine Bowlingkugel auf den Kopf bekommen... Mit A wird aber gleichzeitig auch geschlichen und das derzeit aktive Item eingesetzt, was sich während des Spielens als etwas unpraktisch herausstellte. Denn bei bestimmten Power-Ups ist es nicht mehr möglich, mit Objekten oder Charakteren zu interagieren und somit muss gewartet werden, bis eine Fähigkeit seine Wirkung verliert.
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FAZIT
Selten hat mir ein Spiel so sehr das Wort "Remake" ins Gesicht geschrien und es dann auch noch erstklassig umgesetzt. ToeJam & Earl: Back in the Groove! beruft sich auf die Tugenden, die es bei Fans so beliebt machten und modernisiert das Ganze gekonnt an den nötigen Stellen. Ich bewundere die Entwickler, ihren Respekt und ihrer Vision. Ihr habt einem Klassiker neues Leben eingehaucht - Hut ab!
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Doch auch ohne einen Bezug zum Vorgänger, kann ich ToeJam & Earl: Back in the Groove! allen Couch Co-Op-Spielern nahe legen. Es ist herrlich skurril, vielfältig im Schwierigkeitsgrad und macht einfach Spaß. Dazu fühlt sich das einzigartige Spielkonzept erfrischend an, wenn es auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat.
Simon Singleplayer: 77%
Multiplayer: 83%


Verfasst von Simon am 06.03.2019,
bemustert durch Marchsreiter Communications
für bis zu 2 Person/en
Release am 01.03.2019