Cover: Valkyria Chronicles 4Mischung aus vielem
In einem alternativen Universum befinden wir uns in der Ära des zweiten Weltkrieges. Die beiden Fraktionen Atlantic Federation und die Eastern Imperial Alliance kämpfen gegeneinander um ein wertvolles Gut, genannt Ragnaid. Ihr schlüpft in die Rolle von Claude Wallace, ein Commander der Squad E, eine Truppe sympathischer Kriegsveteranen, mit diversen Funktionen und Fähigkeiten...

Valkyria Chronicles 4 mischt einige Genres zusammen und setzt diese Mischung wunderbar um. Es ist einerseits ein JRPG mit reichlich Videosequenzen und einem sympathischen Animestil. Und andererseits bekommt ihr rundenbasierendes Gameplay, in dem die Einheiten jedoch teilweise in Echtzeit bewegt werden können, das aber zudem noch ein 3rd-Person-Shooter-Kampfsystem bietet. Klingt total verrückt, funktioniert aber nach etwas Eingewöhnungszeit ganz gut.

Vor jedem Einsatz ist es möglich, eine bestimmte Truppe für die Mission auszuwählen. Klassen sorgen dafür, Variationen in der Kampftaktik zu haben. Claude Wallace ist zum Beispiel immer in seinem Panzer unterwegs und führt seine Truppe an. Panzer sind natürlich sehr kraftvolle und gut gerüstete Kriegsmaschine, allerdings auf kompaktem Raum nicht sehr mobil. Panzer haben zum Beispiel am Heck einen leuchtend blauen Kühler, der eine erhebliche Schwachstelle darstellt, die deutlich mehr Schaden zulässt und da kommen die Lanciers ins Spiel.
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Lanciers benutzten Panzerabwehrwaffen. Diese sind widerstandsfähiger gegen Sprengstoff, Mörser und Granaten, aber dafür sind sie sehr langsam und haben wenig Aktionspunkte. Scouts sind wieder die richtige schnelle Truppe, oder Pioniere die als Supporter dienen und Nachschub an Munition, Reparaturen an Sandsäcken oder Panzern vornehmen können oder auch verletzte Soldaten reanimieren können. Wer Gegner auf Entfernung auslöschen will, kann mit den Scharfschützen einige Distanzvorteile nutzen, vor allem, da ihr mit dem rechten Stick heranzoomen könnt.
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Eine neue Klasse in der Valkyria-Reihe sind die Grenadiere. Diese können Granatwerfer einsetzen und sogar versteckte Einheiten enttarnen kann und aus relativ sicherer Entfernung erheblichen Schaden machen kann.
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Kommandomodus
Der Kommandomodus bietet sozusagen die strategische Planung. Auf einer Karte könnt ihr zu Beginn eure Einheiten ins Camp setzen, das auch für Nachschub zuständig ist. Das funktioniert jedoch nur, wenn sich auch jemand dort befindet und den Nachschub anfordern kann. Am oberen Bildschirmrand sind die Kommandopunkte zu erkennen, sie geben an, wie oft ihr Einheiten in einer Phase kontrollieren könnt und zeigen zugleich eure gesamte Rundenzeit an. Dann startet die Gegnerphase. Sind Gegner bereits von euch gesichtet worden, erscheinen sie auch auf der Karte.
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Aktionsmodus
Ihr könnte euch so lange frei bewegen, bis diese Aktionsleiste leer ist. Danach kann noch genau eine Aktion ausgeführt werden, worunter beispielsweise das Schießen fällt. Genial finde ich auch die Sichtlinien, mit der ihr Gegner in der Nähe erkennen und die Entfernung einschätzen könnt. Ebenso gut gemacht ist die Anzeige der Schwachstellen. Weiter gibt es Informationen zum Gebiet oder Schüsse des Gegners etc.
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Während die Bewegung der Fußtruppen ganz gut funktioniert, stoßt ihr mit dem Panzer immer wieder auf unsichtbare Barrieren. Das kann ein Zaun sein, die Ecke einer Mauer oder sonstiges. Den Luxus, eure Wege wie bei Advance Wars zum Beispiel abzubrechen, gibt es nicht. Der Panzer ist auf enger Fläche klobig und bleibt eben hier und da gerne Mal hängen, was etwas nervend sein kann. Selbst bei den Charakteren fühlt es sich ab und an mal hakelig an, ist aber nicht weiter schlimm.
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Nutzt auf jeden Fall Mauern, Sandsäcke oder sonstige Hindernisse zur Deckung aus. Per A-Taste kann der Soldat knien oder sogar durch hohes Gras robben, um von Gegnern nicht gesehen zu werden. Sobald euch dann ein Gegner entdeckt, kann es hektisch werden. Denn Gegner feuern in Echtzeit auf euch und ihr müsst schnell entscheiden, was ihr machen wollt, ohne den Blick auf die Aktionsleiste zu vergessen. Wenn ihr nämlich plötzlich völlig ungeschützt auf dem Schlachtfeld steht, kann es schnell zu ordentlichem Energieverlust kommen. Sterben direkt könnt ihr zwar nicht, aber ausgeknockt könnt ihr werden - wofür dann einer eurer Pioniere seine Aktion verschwenden muss.
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Buchmodus
Die Aufmachung ist echt cool inszeniert, da jeder Charakter irgendwie wichtig erscheint. Es gibt die Hauptprotagonisten, wie den aufrichtigen Claude, aber auf anderen Seite den coolen und aufmüpfigen Raz - einer der Stoßtruppen -, und Kai die korrekte Scharfschützin, die sich immer wieder in Wortgefechten kabbeln. Dass auch die relativ unwichtig Charaktere eine größere Rolle als in anderen Games spielen, liegt unter anderem am intelligenten Auflevel-System. Die Missionen geben euch Erfahrungspunkte, die ihr einsetzen könnt. Allerdings verbessert ihr nicht einzelne Charaktere, sondern die Charakterklassen. Dadurch erlangen alle Klassenangehörigen verbesserte Startwerte oder sogar ganz neue Fähigkeiten. Es können neue Waffen gekauft werden und Befehle erlernt werden. Die Menüführung erweist sich jedoch als äußerst fummelig. Bis man etwa zu einer bestimmten Waffen durchgewechselt hat, könnte man schon drei Waffen gekauft haben.
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TECHNIK
Die Story an sich ist nicht sehr komplex, wenn zwei Partien Krieg führen. Die Darstellung finde ich dennoch sehr gelungen. Im Buchmodus erstellt ihr quasi die Geschichte anhand von Bildern, Briefen etc. nach. Nach jeder Videosequenz und nach jeder Mission wird euer Album weiter gefüllt, bzw. die aktuelle Mission "eingeklebt". Was die Entwickler nicht geschafft haben, ist eine Balance zwischen Gameplay und Cutscenes zu schaffen. Oftmals bekommt ihr sehr viele Cutscenes zu sehen, die dann immer wieder enden, einen Eintrag ins Buch machen und ihr müsst die nächste Sequenz auswählen. Ich saß immer wieder da mit einem "Ok, das war jetzt nett, aber kommt jetzt der Kampf? Ah ok, noch eine Minisequenz, wie die Generälin ihre Machtspielchen zickt, und jetzt vielleicht? Ah, nee, immer noch nicht..."
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Es fühlt sich leider wie gesagt etwas schleppend an, bis man rung 40 Stunden die Story durchgespielt hat. Denn es kommen immer wieder neue Elemente hinzu, die eben durch die lange Wartezeit in langsamen Tempo auftauchen. Das betrifft allerdings nicht die Ladezeiten, denn diese sind immerhin recht flott!
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Der Grafikstil ist wunderbar gewählt, denn das gesamte Spiel wirkt wie ein Gemälde und Zeichnungen, sowohl während der Liveaction, als auch in den Hauptmenüs. Etwas comichaft wirken die Einblendungen der Spezialeffekte, die aus der Batman Serie der 60er stammen könnten, mit "BUMM", "BÄNG", "RATATATA", und tragen zum unterhaltsamen Spielgeschehen bei. Um die Action gut fühlen zu können, gibt es noch HD-Rumble-Unterstützung bei Treffern.
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Im Intro fand ich zum Beispiel die Idee sehr cool gemacht, dass ein Bild der Truppe zu sehen ist und kurze Zeit später bewegen sie sich und interagieren miteinander. Solche Kleinigkeiten werten das Spiel zusätzlich auf. Leider spielt das Szenario in späteren Missionen weitgehend in Schnee und Eis, während die ersten Level eher im Grünen auf dem Land spielen, wovon ich gerne mehr gesehen hätte.
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Muikalisch gibt es sowohl Trompeten und Trommeln zu hören, als auch orchestrale Inszenierungen, mit Flöten beispielsweise, wodurch die Kriegsatmosphäre stimmig untermalt wird. Die Sprachausgabe ist auf Englisch und gut integriert. Eure Mitstreiter motivieren euch mit Zurufen, jeder bekommt seinen Moment und wenn ihr einen Gegner niederstreckt, gibt es eine Nahaufnahme mitsamt Kommentar.
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FAZIT
Da ich ein Fan von rundenbasierten Taktikspielen à la Fire Emblem und vor allem Advance Wars bin, war ich erstaunt, wie cool in Valkyria Chronicles 4 das Prinzip hergenommen und mit 3rd-Person-Actionelementen kombiniert wurde. Action und Taktik clever vereint. Wer die über die kleinen Faux-Pas' hinwegsehen kann, bekommt wunderbare Unterhaltung geboten.
Dennis Singleplayer: 87%

Verfasst von Dennis am 23.09.2018,
bemustert durch Koch Media
für bis zu 1 Person/en
Release am 25.09.2018