Cover: Chrono TriggerBei der Recherche zum SNES-Rollenspiel "Chrono Trigger", das auf dieser Konsole nur in Japan und den USA erschien, fällt eines früh auf: Die Meinungen gehen überraschend weit auseinander - eine Gruppe hält den Titel für eines der größten Rollen-, wenn nicht gar Videospiele, die andere findet einige Kritikpunkte, die das Spiel gegenüber anderen großen Titel in den Schatten stellt. Folglich war die Neugier beim Spielen umso größer - wie mein eigenes Urteil ausfällt, erfahrt ihr im Test...

Zeitreisende
Beginnen wir zunächst mit der Story - denn die ist in diesem Falle endlich einmal erwähnenswert. Fernab von 08/15-Geschichten wie die Befreiung einer Prinzessin oder das Sammeln einer gewissen Anzahl an Medaillons oder Edelsteinen, um die Welt zu retten, geht es im Wesentlichen um Zeitreisen.

Wir schreiben innerhalb des Spiels das Jahr 1000. Crono, der Hauptprotagonist des Spiels, lernt eines Tages auf dem Jahrmarkt Marle kennen. Lucca, eine langjährige Freundin Cronos, präsentiert derweil auf dem Jahrmarkt einen Teleporter, der über einige Meter hinweg von einem Ende der Maschine zum anderen teleportieren kann. Doch als Marle das Ganze ausprobiert, reagiert der Teleporter mit ihrem Halsband, wodurch sich ein Zugang 400 Jahre in die Vergangenheit bildet und Marle mit sich reißt - was folgt, ist zunächst die Suche nach ihr in der Vergangenheit.
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Nach einiger Zeit - die Vorgeschichte dauert ungewöhnlich lange - und weiteren Verstrickungen mit anderen Personen, erfahren Crono und seine Gefährten auf einer anderen, ungewollten Zeitreise vom Ende der Welt: Der Dämon Lavos, der über Jahrtausende hinweg im Erdinnern schlummert, bricht 1000 Jahre nach Cronos Zeit aus diesem aus und macht die gesamte Welt unfruchtbar. Mit diesem Wissen und der Möglichkeit, durch die Zeit zu reisen, beginnt das Abenteuer durch vielerlei Epochen, um die Ursachen des Lavos aufzuspüren und die Zerstörung der Welt zu verhindern.
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Starkes RPG-Gameplay
Im Kern überrascht "Chrono Trigger" hinsichtlich des Gameplays nur bedingt, denn dieses funktioniert im Grunde genommen wie etwa bei "Final Fantasy" auch: Crono läuft mit seinen Gefährten durch die verschiedenen Zeiten, immer auf der Suche nach irgendwelchen Hinweisen nach Lavos oder Möglichkeiten, diesen zu stoppen. Dabei laufen ihm natürlich immer wieder feindlich gesinnte Monster über den Weg, die es zu besiegen gilt - und immer wieder wartet natürlich ein Dungeon auf die Helden, an dessen Ende ein Endboss zu erwarten ist.
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Es versteht sich beinahe von selbst, dass mit der Zeit immer mehr Gefährten zu Cronos Truppe hinzustoßen - doch ihn hinzugezählt können niemals mehr als drei Charaktere unterwegs sein, es sollte also immer klug gewählt sein, mit wem der nächste Dungeon bewältigt werden sollte. Selbstverständlich sind natürlich auch die unterschiedlichen Eigenschaften und Fähigkeiten der Charaktere, die beispielsweise verschiedene Elemente beherrschen können. Sehr schön anzusehen ist außerdem die extreme Vielseitigkeit zwischen den Protagonisten, von denen jeder seine eigene Geschichte sowie Antriebsgründe hat. Zudem prallen natürlich auch hinsichtlich der verschiedenen Epochen völlig unterschiedliche Welten aufeinander.
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Innovatives Kampfsystem
Das Kampfsystem lässt sich zwar mit den rundenbasierten Kämpfen anderer RPGs vergleichen, weist aber dennoch seine außergewöhnlichen Eigenheiten auf. So wird nicht tatsächlich nach jeder Runde ein Befehl ausgeführt, sondern jeder Protagonist hat seinen eigenen Aktionsbalken, der sich schneller füllt, je mehr Schnelligkeit der entsprechende Charakter besitzt - ist er voll, kann ein Angriff gestartet, eine Technik (z.B. Heilung oder eine besonders starke Attacke) benutzt oder ein Item eingesetzt werden. Das ganze System funktioniert also in gewisser Weise in Echtzeit - daher sollte der Spieler mit Attacken auch nicht allzu lange trödeln, da sonst gleich mehrere Angriffe der Gegner drohen.
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Was das Kampfsystem ebenfalls heraushebt, ist die Tatsache, dass die Positionierung der Feinde auf dem Bildschirm ebenfalls eine Rolle spielt. So gibt es beispielsweise Attacken, die über einen begrenzten Raum wirken - und die daher umso mehr Wirkung zeigen, je näher sich eine möglichst große Zahl an Gegnern steht. Es ist zwar nicht permanent der Fall, dass der Spieler auf solcherlei Tatsachen achten muss, doch dieses Element bereichert das Kampfsystem ebenfalls ein Stück weit.
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Eine weitere Bereicherung stellen die Doppel- und Dreifachtechniken dar: Mit der Zeit erlernen die Helden verschiedene solcher Techniken, die sie zusammen mit anderen Charakteren ausführen können - vorausgesetzt, alle beteiligten Charaktere haben einen vollständig aufgefüllten Aktionsbalken. Durch diese Techniken kommen meist besonders starke Attacken zustande, die bei einem oder mehreren Gegnern verheerenden Schaden anrichten - auf der anderen Seite verbrauchen sie jedoch unterschiedlich viele MP und sollten daher nicht verschwenderisch angewendet werden.
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Warum das Spiel einfach weltklasse ist
Bei der Recherche zu "Chrono Trigger" wurde ich hin und wieder mit dem Vorwurf an das Spiel konfrontiert, dass es nur von seinen Fans, die den Titel zum Erscheinen vergöttert und alle nachfolgenden, besseren Titel ignoriert haben, am Leben gehalten wird. Als jemand, der vorher noch nie von dem Spiel gehört hat, kann ich diese Behauptung relativ einfach widerlegen. Doch was macht das Spiel denn so besonders?
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Zum Einen war da natürlich das starke Kampfsystem, doch was den vielleicht größten Pluspunkt ausmacht, liegt in der Story: Die Zeitreisen-Geschichte ist nicht nur eine Abwechslung im Einheitsbrei, sondern sie wird darüber hinaus erstklassig erzählt und bietet unendlich viele kreative Möglichkeiten. Allein durch diese Story wird "Chrono Trigger" enorm vielseitig, was vor allem Schauplätze und Charaktere angeht. Darüber hinaus ist die Geschichte dermaßen wendungsreich und interessant, dass der ganze Titel beinahe schon wie eine spannende, interaktive TV-Serie wirkt, von der der Spieler immer wissen will, wie es denn als nächstes weitergeht. Elemente, bedingt durch die Zeitreisen, runden das Gesamtbild perfekt ab - beispielsweise kann es einen großen Effekt haben, einen Baum in der Vergangenheit zu pflanzen.
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Fazit
"Chrono Trigger" brilliert in jeglicher Hinsicht - spielerisch, storymäßig und technisch. Ich kann mich an keinen SNES-Titel erinnern, der mich dermaßen an den Bildschirm gefesselt hat - kein Zelda: A Link to the Past, kein Super Mario World, kein Super Mario RPG, nichts. Aus diesem Grund ist die hohe Wertung in meinen Augen mehr als gerechtfertigt - auch wenn ich anstandshalber einen Prozentpunkt abziehen muss, da das Spiel in seiner SNES-Originalfassung lediglich auf Englisch erhältlich ist. Trotzdem klare Kaufempfehlung!
«Blicker» Singleplayer: 93%

Verfasst von «Blicker» am 20.07.2011,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 20.05.2011