Cover: EA SPORTS Active 2 - Personal TrainerDER SINN DES TBTS
Schon, wenn man die Disc eingelegt hat und den Disc-Kanal startet und dann der Startjingle ertönt: Es klingt modern, irgendwie sogar wie der Vorgeschmack auf die Zukunft. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man sich einmal anguckt, welche weiteren Utensilien noch in der Verpackung liegen: Wer den ersten Teil von "EA Sports Active" schon kennt, kennt auch bereits das Gummitrainingsband; aber der Rest ist neu.

Der benannte Rest wird insgesamt "Total Body Tracking System" genannt, und auch das klingt irgendwie modern, ja, fast schon wissenschaftlich. Das TBTS besteht aus einem USB-Stick, der als Empfänger dient, aus einem Pulsmesser (Batterien liegen bei!), der an den linken Unterarm angelegt wird, und aus einem Beinschlaufen-Bewegungssensor (auch hier: Batterien liegen bei!), der am rechten Oberschenkel seinen Platz findet.

Den USB-Empfänger steckt man hinten an die Wii (welcher USB-Port genutzt wird, ist hierbei egal), wo er dann eigentlich für immer bleiben kann, und Pulsmesser und Sensor sind schnell angelegt und ebenso schnell wieder in einer Schublade verstaut. Bereits nach den ersten paar Minuten des Trainings lernt man den Sinn des TBTS zu schätzen. In Echtzeit werden Puls und Herzfrequenz erfasst und angezeigt, die bis jetzt verbrauchten Kalorien errechnet, und auch die absolvierten Wiederholungen einer Übung werden direkt erfasst, sodass die Software immer weiss, wie oft man sich z.B. noch beugen muss, bevor die nächste Übung begonnen werden kann.
Screenshot Screenshot
TRAININGSPROFIL
Ganz zu Anfang muss man erst einmal ein paar grundlegende Dinge erledigen. Zuallererst wird ein Trainingsprofil erstellt. Ähnlich wie bei Die Sims oder einem Mii gestaltet man nach eigenen Wünschen sein virtuelles Ich. Man bestimmt Augenfarbe, Körperpropotionen, Dressoptik, und soweiter. Dabei ist aber eigentlich unerheblich, wie dieses Ich letztendlich ausschaut, denn wirklich wichtig sind eigentlich nur die Angabe über das Geschlecht, die Körpergröße und das Gewicht - alles andere ist rein kosmetischer Natur.
Screenshot Screenshot
Ausserdem muss unbedingt der USB-Empfänger in der Wii stecken - ohne den geht absolut gar nichts, und das Spiel bringt immer wieder nur die Meldung, man solle doch bitte den Empfänger anschliessen. Dann noch den Pulsmesser und den Bewegungssensor umschnallen und vielleicht noch festlegen, ob man mit dem Balance Board trainieren will, was dann einige weitere Übungen ermöglicht, bzw. diese im Ablauf etwas verändert; ausserdem macht es das Erfassen des Gewichts auf Dauer etwas einfacher. Zwingend nötig ist das Balance Board aber zu keiner Zeit, was zum Einen die Gesamtanschaffungskosten erfreulich niedrig hält, und zum Anderen das Trainings-Zubehör-Wirrwarr etwas eindämmt, denn irgendwann ist ja auch mal gut mit all dem elektronischen Extrakrams, den man dann ja immer wieder ein- und auspacken, bzw. verstauen muss.
Screenshot Screenshot
PERSONAL TRAINER
EA SPORTS Active 2 will als Personal Trainier verstanden werden, wie auch der Namenszusatz im Titel verrät. Man wird an die Hand genommen und durch die Workouts geführt. Entgegen Wii Fit, wo man ja, wenn man mal ehrlich ist, eigentlich immer nur die paar Übungen absolvierte, die am meisten Spaß machen (ganz gleich, welchen Effekt sie letztlich einbrachten), um sein schlechtes "Man, was bin ich 'ne faule Socke"-Gewissen zu besänftigten, wie ach-so-fleissig man ja wieder gewesen wäre... ;)
Screenshot Screenshot
Nein, bei EA SPORTS Active 2 stellt man in drei Stufen ein, wie intensiv man trainieren will, legt dann den Trainings-Zeitraum fest (z.B. eine Dauer von insgesamt 9 Wochen), bestimmt diejenigen Tage in der Woche, an denen man fleissig schwitzen möchte, und dann geht's mit den ersten Übungen los...
Screenshot Screenshot
Während man sich je nach Anforderung entsprechend oft dreht, dehnt, hockt, beugt, stemmt und hüpft, etc. pp., sieht man dann direkt auf dem Bildschirm, mit wievielen Schlägen pro Minute das eigene Herz gerade schlägt, wieviele Kalorien man bislang verbrannte, wie oft man eine Trainingseinheit noch wiederholen muss, bis die nächste ansteht, wie lange man sich schon insgesamt ertüchtigt, und zu dem Ganzen kommen dann je nach Profil-Präferenz Trainer Devon oder Trainerin Niki, erklären die Übung und ihre Bewegungsabläufe.
Screenshot Screenshot
HERZ UND SEELE
Die eigentlichen Fitnessprogramme sind natürlich das Herz und die Seele von EA SPORTS Active 2, aber noch lange nicht alles, was geboten wird. Es gibt mehrere Möglichkeiten, sein Training zu gestalten und zu verfolgen. Man kann nachschlagen, wie ein Workout über die Tage und Wochen vorangeschritten ist, also wieviele Kalorien man wann verbrannte, wann man wieviel gewogen hat, und soweiter... Oder man passt seine Workouts, durch Hilfe von Devon oder Niki, etwas an, und legt auch fest, ob man allein oder in einer Community trainieren möchte, sodass man eventuell seine Fortschritte direkt mit denen von anderen vergleichen kann.
Screenshot Screenshot
Wie das gehen soll? Man geht mit Active 2 online und organisiert sein Workout in einer Gruppe. Man kann entweder eine eigene Gruppe erstellen, oder man wird Teil einer bereits betehenenden. Jede Gruppe hat einen Namen und ein Passwort. Wer nicht beides kennt, kann einer Gruppe nicht beitreten; und sollte man mal einen Grund haben, die Gruppe verlassen zu wollen, kann man natürlich auch das jederzeit. Das Besondere an einer solchen Gruppe ist natürlich, dass man hier seine Resultate mit anderen teilt, und so natürlich auch die Resultate von anderen einsehen kann, um sich entsprechend zu motivieren, oder um vielleicht auch mit jemand anderes zusammen ein bestimmtes Ziel zu erreichen (bspw. jeder will mindestens 10 Kilo abnehmen, oder so). Blöd nur, dass gerade hierfür Wii Speak nicht unterstützt wird. Wie cool wäre es, sich mit einigen guten Kumpels, die ein paar Kilometer weiter wohnen, beim Anstrengen nebenbei quatschen zu können und auf diese Weise sozusagen gemeinsam zu trainieren?
Screenshot Screenshot
Wenigstens können viele der Übungen auch gleichzeitig zu zweit absolviert werden. Hierfür ist lediglich erforderlich, dass der/die Mitspieler/in ebenfalls ein Gummitrainingsband, einen Pulsmesser und einen Bewegungssensor besitzt, denn es genügt nämlich für zwei gleichzeitig aktive "Spieler/innen" ein einziger USB-Empfänger.
Screenshot Screenshot
OHNE IRONISCHEM UNTERTON
Wie bereits erwähnt, geht ohne den UBS-Empfänger rein gar nichts. Ebenso werden Pulsmesser und Bewegungssensor benötigt, zu denen der Empfänger Kontakt aufnehmen kann. Darum ist sehr praktisch, dass diese drei Dinge, nebst dem Gummitrainingsband, gleich mit dabei liegen, weshalb das Gesamtpaket auch mit gut 70€ zu Buche schlägt.
Screenshot Screenshot
Aber die Software selbst ist ebenfalls ihr Geld wert. Es gibt ein modernes, ansprechendes und seriöses Feeling, die Menüs sind sehr übersichtlich angeordnet und logisch strukturiert. Die Soundeffekte und die Begleitmusiken sind rythmisch, Gute-Laune-eingängig und wirken sehr modern. Die Umgebungen während der Workouts sind allesamt auf perfekt getrimmte Vorgärten oder Trainingsanlagen und verleihen dem Ganzen eine etwas gediegene Grundstimmung, bei der man sich beim Schwitzen durchaus wohlfühlt.
Screenshot Screenshot
Desweiteren natürlich noch Devon und Niki, die immer mal wieder zum Besten geben, wie gut oder wie weniger gut man sich gerade durch das Workout ackert. Wobei das Lob teilweise ein bisschen zuviel des Guten ist, und man hin und wieder geneigt ist, sich veralbert zu fühlen, wenn sogar das Tadel irgendwie lobend klingt, nämlich mit dem Hinweis, man solle sich beim nächsten Mal noch mehr einsetzen/anstrengen/steigern/etc.; jedoch ohne ironischem Unterton, sondern vollen Ernstes. Aber dafür kann man die Geschwätzigkeit von Devon und Niki in den Optionen regulieren - was ich nach nur 30 Minuten auch tat! :)
Screenshot Screenshot
BRIMBORIUM
Daneben habe ich mehrfach den Eindruck, dass die Software nicht vollständig bemerkt, ob die Bewegungsabläufe auch anatomisch sauber durchgeführt werden, sodass man z.B. seine Wirbelsäule nicht falsch dreht oder zu stark belastet. Sicher, das ist für ein "Videospiel" ohnehin schwierig zu erkennen, aber wenn man schon all das elektronische Brimborium umlegt und dazubezahlt, ist das durchaus schade.
Screenshot Screenshot
Schade ist auch, dass man aus dem ersten Teil einiges an altbekannten Workouts wiederentdecken wird. Natürlich sind all diese Workouts an das Look and Feel des zweiten Teils angepasst worden und unterstützen nun Pulsmesser und Bewegungssensor, aber andererseits ist das einzig wirklich tolle daran, dass man nun nicht mehr das Nunchuk-Kabel vor sich rumbaumeln hat (da ja bei Teil 1 der Nunchuk um den Oberschenkel geschnallt wird). Jedoch könnte man stattdessen vielleicht auch einfach einen kabellosen Nunchuk eines Drittherstellers kaufen und weiterhin Teil 1 "benutzen"...?
Screenshot Screenshot
Fairerweise muss man aber auch sagen: Man kann nunmal nicht ein Workout neu erfinden, insbesondere, wenn es seit langem anerkannt ist, weshalb es wiederum Sinn macht, in den Nachfolger die alten Workouts etwas zu renovieren und einige neue hinzuzufügen. Ausserdem besteht ja EA SPORTS Active 2 nicht nur aus Workouts, sondern bietet noch viele weitere Extras, die Teil 1 nicht bot - insofern wäre das auch nicht unbedingt ein Kritikpunkt.
Screenshot Screenshot
FAZIT
EA SPORTS Active 2 ist eine schöne Sache, die im Kern nur den einen Mangel hat, dass nicht auch geprüft wird, ob man während des Trainings auch jede Bewegung korrekt durchführt. Sicherlich sind die verlangten 70€ kein Pappenstil, aber hier bekommt man ja viel mehr als nur eine Wii-Software, und deshalb sollte man Active 2 auch als Komplettpaket betrachten, nicht als "Spiel mit Zubehör obendrauf". Wie bei Wii Fit, denn ohne Balance Board kommt man hier auch nicht weit.
Screenshot Screenshot
Der Untertitel "Personal Trainer" ist jedenfalls sehr zutreffend. Im Gegensatz zu Wii Fit, wo man ja eigentlich nur die Übungen macht, die einem am meisten Spaß machen, egal, wie sinnvoll sie in Kombination zueinander wären, ackert man sich bei Active 2 gezielter durch das Workout, und hat durch die Zwei-Spieler- und die Online-Gruppen-Funktion obendrein einen zusätzlichen Anreiz, sich ein wenig ins Zeug zu legen. Was aber auch am Drumherum liegt. Wii Fit wirkt im Vergleich durchaus sehr verniedlicht und verspielt, eher wie ein Freizeitspaß, während Active 2 eine gute Balance zwischen Modernität, Seriösität, Workout und Spaß bietet, und seinem Fitness-Zweck gerade deshalb weitaus gezielter und "professioneller" gerecht wird, als Nintendos Konkurrenz Wii Fit.
Screenshot Screenshot
WICHTIGER HINWEIS: Die Angabe des Spielspaßes ist für Active 2 eher symbolisch als Grad der Kaufempfehlung zu verstehen, da es sich hierbei ja nicht um ein Spiel, sondern tatsächlich eher um ein Fitness-Tool handelt. Und wer in welchem Maße wie lange Spaß und Motivation hat, lässt sich natürlich niemals pauschal vorhersagen.
Jörg Singleplayer: 85%
Multiplayer: 87%


Verfasst von Jörg am 21.11.2010,
bemustert durch Electronic Arts
für bis zu 2 Person/en
Release am 18.11.2010