Captain Jack Sparrow meldet sich zu Wort! Moment mal, sind wir gerade im falschen Film? Nicht ganz, denn das hier analysierte Spiel war die Grundlage für die erfolgreiche "Fluch der Karibik"-Reihe, die Millionen Zuschauer in die Kinos lockte. Und damit auch alle verstehen wovon dieses Spiel handelt, erläutere ich in einem kurzen Rückblick die Vorgeschichte von Tales of Monkey Island.
Kapitel 1 - My name is Guybrush Threepwood, mighty pirate!™Tief in der Karibik befindet sich die ruhige, sichelförmige Insel Mêlée Island™, auf die es unseren Helden Guybrush Threepwood verschlagen hat. Dort war er im Begriff, ein Pirat zu werden und lernte auf seiner abenteuerlichen Reise die Gouverneurin Elaine Marley, seinen Widersacher und Geisterpriaten LeChuck und viele weitere Charaktere kennen.
Während seiner Reise, welche sich bereits über vier komplette Spiele hinwegzieht, wurde er vor zahlreiche Rätsel, nervige Halunken, heimtückische Intrigen, unvorhersehbare Wendungen und neue Inseln gestellt, die es zu besuchen, abzuwägen und zu bewältigen galt. Um all dies zu meistern, muss sich der Spieler in Form eines Point & Click - Adventures durch die typisch karibischen Orte navigieren, Gegenstände einsammeln und gegebenenfalls miteinander komibinieren, mit vielen Menschen reden und Informationen beschaffen, um in der Handlung weiter voran zu kommen.
So hangelt man sich von Kapitel zu Kapitel bis zum Finale des Spiels. All dies ist obendrein mit sehr viel Wortwitz, Running Gags und Humor versehen, was die Spieleserie sehr amüsant macht und Spaß bereitet. Tales of Monkey Island macht an dieser Stelle keine Ausnahme und kehrt, nach dem etwas missratenen vierten Teil der Serie, wieder zurück zu den Wurzeln.
Kapitel 2 - Ein Feuerwerk für den schreienden WalOhne an das Ende von Monkey Island 4 anzuknüpfen, befindet man sich zu Beginn des Spiels auf einem Schiff mitten auf dem Ozean. Mit einem kurzen Blick zum Nachbarschiff erkennt man dort LeChuck, welcher mit einer Horde von Affen Elaine, Guybrushs - mittlerweile - Ehefrau, gefangen hält. Da man nicht sehr viel Raum zum bewegen hat, stellt dieses Gebiet den ersten Akt dar um sich mit der Steuerung vertraut zu machen (auf die ich weiter unten eingehen werde), jedoch ist es nicht ganz so einfach, da man durch das starke Schaukeln des Schiffes recht schnell die Orientierung bzw. den Fokus verliert.
Nachdem Elaine aus den Klauen des Geisterpiraten LeChuck gerettet wurde, geschieht unserem Protagonisten wie immer ein Missgeschick nach dem anderen, löst ein unvorhersehbares Ereignis aus und wird obendrein durch eine Explosion vom Schiff auf die Insel Flotsam Island katapuliert.
Nun beginnt das eigentliche Abenteuer. Fernab von seinem Schiff, Elaine, LeChuck und den Affen, muss sich Guybrush auf der mysteriösen Insel rumschlagen, welche ein Geheimnis und einige Tücken birgt. Doch zuerst macht man sich auf den Weg, sammelt fleißig Gegestände ein, unterhält sich mit den Einwohnern und versucht Probleme zu lösen, die einen in der Geschichte vorbringen.
Das erste große Ziel ist das Schiff "The Screaming Narwhal" im Hafen Flotsam Islands zu erobern um die Insel verlassen zu können. Doch bevor dies gelingt, muss man zunächst den halben Dschungel durchqueren, falsche Schätze vergraben, Piraten täuschen und zudem den fiesen Marquis DeSinge kennenlernen, der noch für viel Unruhe im Verlauf des Spiels sorgen wird.
Mehr möchte ich an dieser Stelle aber nicht verraten, da ich euch ansonsten alles vorwegnehmen würde - schließlich sollt ihr das Spiel und seine Rätsel selbst lösen. Eins sei jedoch gesagt: Man erlebt viel Abwechslung in den fünf Kapiteln. Von der mysteriösen Insel Flotsam gerät man in eine Bucht voller Meermenschen, stößt auf eine gigantische Seekuh, wird vor Gericht gezogen und wandert durch die "Hölle" - wo man auch auf neue und vor allem viele alte Bekannte trifft -, sehr lustig!
Es ist zwar sehr schade, dass man in Tales of Monkey Island nicht wirklich Monkey Island besucht (immerhin sollte man, wenn das Spiel schon so heißt, in irgendeiner Weise mit dieser Insel zu tun haben), aber das ist zum Glück nicht das erste Mal (ich erinnere an Monkey Island 2), was aber auch durch die gute Handlung zu verschmerzen ist.
Kapitel 3 - DeSinge und die TechnikIch hatte mich schon auf diesen Test gefreut, da ich Tales of Monkey Island bereits auf dem Computer durchgespielt hatte und war neugierig, ob es irgendwelche Unterschiede, Vor- oder Nachteile gegenüber der Wii-Version gibt.
Begutachtet man zuerst die Grafik, fällt zunächst kein Unterschied auf. Doch bei genauerem Betrachten erkennt man, dass die Grafik der Wii-Version im Gegensatz zum Computer auf den höchsten Einstellungen um einiges schlechter ist. Viele Grafiken sind etwas verschwommen oder ärmer an Polygonen. Zudem kommt ein großes Manko hinzu, dass das Spiel in den Menüs zwar flüssig erscheint, aber im Spielverlauf relativ häufig stark ruckelt bzw. hinterherhinkt - der Ladebalken wird dein bester Freund! Dennoch ist die Optik des Spiels überzeugend und eindeutig über dem Durchschnitt der sonstigen Wii-Kost
An einem weiteren Punkt scheiden sich die Geister. Mich persönlich stört es nicht, ich finde es sogar besser, aber all diejenigen, die der englischen Sprache nicht oder nur halbwegs mächtig sind, haben ein Problem: Das Spiel besitzt ausschließlich englische Sprachausgabe UND Untertitel - nirgends ist ein Wörtchen Deutsch zu sehen oder zu hören, sobald die Charaktere sprechen (mit Ausnahme der Auswahltexte in den Dialogen oder dem Menü, versteht sich).
Ich persönlich begrüße diesen "Faux-Pas", da es sich bei dem Sprecher von Guybrush Threepwood um den Originalsynchronsprecher der ersten vier Teile handelt, jedoch hätten, wie bei der PC-Version, wenigstens deutsche Untertitel, auch optional, verfügbar sein müssen. Zudem wäre es sehr wünschenswert, wenn man diese durch ein Update, oder eventuell sogar die mittlerweile verfügbaren deutschen Synchronstimmen der Komplett-Box für den PC, noch nachträglich hinzuladen könnte.
Einen kleinen Bonus gibt es allerdings. Die Wii-Version besitzt einen Schatzsuche-Modus, indem man mittels einer Schatzkarte Routen folgen kann, um Objekte und Schätze auszugraben. Ich für meinen Teil finde diesen Zusatz jedoch überflüssig, da ich eine ähnliche Passage aus dem ersten Kapitel bereits recht nervig fand und man zudem nicht einmal abspeichern kann. Darum verstehe ich nicht, wozu das Ganze überhaupt dienen soll. Aber mit dem Hauptspiel hat man eh genug zu tun, und kann diesen Bonus gern ignorieren.
Kapitel 4 - Fernbedienung oder Maus?Grundlegend ist Monkey Island ein Spiel für Amiga und den PC gewesen - und wird das auch immer so bleiben, da die Maus einfach ideal für die Steuerung von Guybrush ist. Jedoch war ich neugierig, wie dies bei der Wii-Version von ToMI gelöst wurde, schließlich ging man verschiedene Wege vom klassischen Point & Click (Monkey Island 1 bis 3), über die ausschließliche Navigation mittels der Tastatur oder Gamepad (Monkey Island 4), bis hin zur Kombination aus Maus und Pfeiltasten der Tastatur (ToMI für den PC). Letzteres lässt sich ganz angenehm bedienen, jedoch finde ich, ist der Umgang mit der Wii-Fernbedienung um einiges besser gelungen.
Denn um Guybrush bewegen zu können, kann man entweder den 3D-Stick des Nunchuks verwenden, oder man zielt mit der Wii-Fernbedienung (ähnlich wie mit der Maus bei der PC-Version) auf den Bildschirm, hält die A-Taste gedrückt und zieht den Cursor in die Richtung, in die sich unser Protagonist bewegen soll. Möchte man das Inventar öffnen, betätigt man den Minus-Knopf. Für das Hauptmenü ist der Plus-Knopf zuständig, und die Tasten 1 und 2 sind Shortcuts für diverse Aktionen.
Deutet man mit der Fernbedienung auf Objeke, mit denen man interagieren kann und drückt dabei die A-Taste, wird eine Aktion mit dem Objekt durchgeführt, sei es Reden mit einer Person, das Aufheben einer Pflanze oder das Betätigen eines Schalters - eine Aktion ist immer voreingstellt und ersetzt somit das aus den alten Teilen bekannte Prinzip "Verwenden, Sprechen, Nehmen" oder den noch älteren Teilen "Drücken, Ziehen, Öffnen, Schließen, Nehmen, Benutzen.." etc.
Letztendlich ist die Steuerung auf jeden Fall gelungen und ist mit der Steuerung auf dem Computer mindestens ebenbürtig.
Kapitel 5 - FazitIch bin seit der ersten Stunde ein Fan von Monkey Island und liebe diese Spieleserie, weil sie einfach erfrischend anders ist, im Vergleich zu dem restlichen Einheitsbrei, der einem heutzutage serviert wird, und das alte Genre "Adventure" noch am Leben erhält (Danke Telltale Games!).
Tales of Monkey Island ist daher ein sehr unterhaltsames Spiel, welches einige Stunden an den Fernseher fesseln kann und zu überzeugen weiß. Jedoch kann ich nicht komplett hinter der Wii-Version stehen. Zwar gibt es inhaltlich keinerlei Unterschiede, doch fallen mir, im Vergleich zur PC-Version, die doch ab und zu stockende Grafik und der doch etwas überzogene Preis auf. Klar, Wii-Spiele kosten normalerweise zwischen 40 und 60€, aber wo man hier für
die fünf Kapitel insgesmt 5000 Punkte ausgeben muss (je Kapitel 1000 Punkte), kann man das komplette Spiel für den Computer in Online-Shops bereits für 38€ erhalten und hat dazu noch eine flüssigere Grafik.
Wer jedoch keinen PC hat oder das Spiel unbedingt auf der Wii spielen möchte, dem rate ich auf jeden Fall nicht davon ab, denn trotz dieser Makel kann man Tales of Monkey Island für die Wii eine Chance geben.