Cover: Toby: The Secret MineToby: The Secret Mine ist ein stilles Spiel. Direkt nach dem Start ist man im Titlescreen. Eine angenehme, ruhige Melodie wabert durch die Lautsprecher, wie frisch gezeichnet steht Toby herum, hinter ihm eine wunderschöne Landschaft. Außerdem sieht man den Titel des Spiels, Toby: The Secret Mine, und einen Play-Button. Also, betätigen wir ihn und es geht direkt ohne Umschweife los. Kein Tutorial, keine Vorgeschichte, gar nichts. Wir bewegen uns ein wenig und probieren alle Tasten am GamePad einmal aus... Aha, es handelt sich um ein Jump'n'Run. Nach wenigen Metern sehen wir ein Wesen, das genauso aussieht wie Toby, nur, dass es etwa doppelt so groß ist. Wir kommen näher, aber da läuft das Wesen plötzlich weg und der Versuch, es einzuholen, schlägt fehl, denn das Wesen ist viel zu schnell für uns.

In den kommenden Leveln gibt es mehrere simple Kisten-Verschiebe- und Schalter-Aktivierungs-Rästselchen, aber alles nichts, bei dem man wirklich nachdenken müsste, oder das irgendwelche Fragen beantworten würde. Denn auch in allen anderen Leveln taucht das genannte Wesen auf und haut schnell ab, sobald wir zu nahe gekommen sind; bloß erfahren wir einfach nicht, wieso und weshalb. Auch nicht, was das eigentliche Ziel ist. Worauf es ankommt oder wer oder was gerettet oder erlangt werden muss. OK, wir befreien hin und wieder Wesen aus Käfigen, aber was genau los ist, darüber schweigt sich das Spiel aus. Es gibt nicht eine einzige Texttafel und nicht den allerkleinsten Dialog. Und auch nach dem jetzt gerade beendeten 21. Level bleibt das so. Weder zwischendurch noch ganz am Ende wird irgendwas erklärt: Es scrollt "The End" durch das Bild, dann der Titel und die üblichen Staff-Member-Credits.

Das wäre an und für sich gar kein Problem, ich meine, wie oft dachte man bei einem Jumper schon, dass die Story ja mal wieder totaler Mumpitz sei, und wozu es überhaupt eine gäbe. Aber Toby: The Secret Mine ist irgendwie anders, denn durch den Artstyle, die tolle akustische Atmosphäre und das immer wieder auftauchende, dann aber schnell weglaufende Wesen entsteht große Neugier. Erst auf Wikipedia fand ich dann endlich einen kurzen Abriss hinter der Geschichte zu diesem Spiel. Und diese konsequente Nichterklärung seiner selbst erzeugt Unbefriedigung, ja, ich würde sogar sagen, es erzeugt leichten Frust, weil man mit haufenweise Fragen zurückgelassen wird.
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Sicher, das Gameplay hat man sofort verstanden: Man läuft und springt herum, verschiebt immer mal wieder Kisten oder betätigt einen Schalter. Und man stirbt permanent. Man stirbt, stirbt, stirbt und stirbt nochmal. Nicht, weil Toby: The Secret Mine besonders herausfordernd wäre, sondern weil es teilweise gar nicht anders geht. Es passiert häufig, dass man auf eine Plattform zuläuft und urplötzlich saust etwas von irgendwoher auf Toby zu und kostet ihn das Leben. Es war nicht zu sehen und auch nicht zu erahnen. Wenigstens aber hat man unendlich Leben und muss lediglich am letzten Checkpoint neustarten, von denen es übrigens jede Menge gibt. Somit sind diese unfairen Tode zwar ärgerlich, und ja, man schimpft auch gern mal darüber, wenn es den guten Toby wieder mal erwischte, aber dennoch sind sie verschmerzbar, denn der letzte Checkpoint ist selten länger als 60-90 Sekunden her.
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Was mich zum nächsten bringt: Toby: The Secret Mine ist recht einfach und extrem kurz. Die 21 Level sind für erfahrene Gamer/innen kein Problem, klar stirbt man andauernd, aber schon im zweiten oder dritten Versucht klappt es dann direkt. Und außerdem sind die 21 Level auf 2-4 Stunden Gesamtspielzeit verteilt.
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Dabei ist Toby: The Secret Mine per se wirklich gut gemacht und wüsste zu unterhalten, wenn es seine Storyaspekte erklären und dabei etwas anspruchsvoller und minimal abwechslungsericher sein würde. Die Rätsel sind nämlich nicht einmal ansatzweise als herausfordernd zu beschreiben und man stirbt nur deshalb andauernd, weil von irgendwoher ständig Tode auf Toby lauern, die man unmöglich erkennen kann, wenn man zum ersten Mal an einer neuen Stelle angelangt ist. Oder andersrum: Dass man bei einem Rätsel länger als 0,5 Sekunden überlegen muss oder man aus eigener Schusseligkeit draufgeht, geschieht praktisch nie.
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FAZIT
Bei Toby: The Secret Mine tut es mir aufrichtig leid, keine bessere Wertung vergeben zu können. Die ersten 3 Level war ich neugierig, was sich im Laufe der Zeit als Story entpuppen würde, und natürlich sind die ersten Level immer besonders einfach gehalten, damit man zunächst die Gameplay-Mechaniken verstehen kann. Aber nein, Toby: The Secret Mine verändert sich nicht. Es bleibt in allen Punkten stets auf dem Niveau der ersten 3 Level. Lediglich Grafik und Sound stechen hervor - besonders in den Winter- und Hölle-Leveln kommt tolle Stimmung auf.
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Aber am Ende langt das einfach nicht. Toby: The Secret Mine ist zu kurz, zu unfair und zu leicht, und es erklärt nicht einmal beim The-End-Screen, was da jetzt eigentlich losgewesen ist.
Jörg Singleplayer: 55%

Verfasst von Jörg am 27.01.2017,
bemustert durch Headup
für bis zu 1 Person/en
Release am 19.01.2017