Cover: Wii Party UDIE KURZE ANTWORT
Hmmmmm! Wii Party, das ja noch für die Wii erschien, konnte mich damals nicht so recht überzeugen. Es fehlten Optionen, um Spielmodi zu variieren, es fehlte an der Möglichkeit, durch eigenes Vermögen zu gewinnen oder zu verlieren - viel zu viele Glücksfaktoren überall. Gute Ansätze wurden durch Inkonsequenz bei der Entwicklung zugunsten von Spieler/innen, die ohne Einarbeitungsphase gleich mitspielen können sollten, zunichte gemacht. Es mangelte an Komplexität.

Als dann Wii Party U angekündigt wurde, war ich nicht sonderlich davon überzeugt, dass Nintendo es dieses Mal anders machen würde und mir dieser neue Ableger der "Wii Party"-Serie gefallen könnte. Jetzt ist er also da, ich habe einige Zeit damit verbracht und teile Euch gern mit, ob mir Wii Party U besser gefällt als Wii Party.

Die kurze Antwort lautet: Ja, besser auf jeden Fall, aber genial find' ich Wii Party U auch wieder nicht. Die lange Antwort lautet:
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DIE LANGE ANTWORT
Praktisch kein Spielmodus aus Wii Party ist hier noch enthalten, und die, die noch enthalten sind, wurden für Wii Party U so umgekrempelt, dass im Gameplay nur noch Gemeinsamkeiten - mal sehr viele, mal weniger viele - zu erkennen sind.
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BRÜCKENSPRINTER
Was bei Wii Party die "Insel der Abenteuer" war, ist jetzt "Brückensprinter". Man flitzt nicht mehr einen Berg hinauf, sondern eine plane Ebene über dem Wasser mit genau 301 Feldern. Erneut entscheidet nur das Würfelglück, wie viele Felder man mit seinem Zug voranschreiten darf. Bis zu 10 Würfel darf man in seinem Zug benutzen, aber wieviele es werden entscheidet immer ein Minispiel vor Beginn jeder Runde. Nach dem Minispiel wird ermittelt, wer dieses mit welcher Platzierung abschliessen konnte, und je besser die Platzierung, desto mehr Würfel darf man benutzen, auf Platz 1 sind es also 10. Genutzt werden immer nur Würfel von 1-6, sodass im Idealfall in einem Zug 60 Felder überwunden werden dürfen.
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Nun zieht man seine Felder, und dort, wo man stehen bleibt, kann ein Ereignis ausgelöst werden. Zum Beispiel, dass man 10 Felder zurück muss, man weitere 20 Felder (per Kanone) vorwärts oder nochmal würfeln darf. Aber es kann genauso passieren, dass gar kein Ereignis passiert oder dass man seine Mitspieler/innen diverse Felder vor- oder zurückschickt. Alle 100 Felder gibt es eine Barrikade, die nur bei einem ganz bestimmten Würfelergebnis verschwindet. Wie man sieht: Glück, Glück und nochmals Glück. Wieviele Felder darf ich vor? Auf welchem Feld lande ich dann? Wem nützt das? Und wie sehr? Kann ich nach zwei vergeblichen Runden nun endlich diese blöde Barrikade nehmen oder bleibe ich weiter hier kleben, während die anderen munter weiterlatschen und meinen Vorsprung aufholen? Mit der Zeit stören die ständigen Animationen für jeden Schnickschnack so sehr, dass man sich dabei ertappt, wie man sich richtiggehend langweilt - nur die Minispiele selbst bringen hier Abwechslung.
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Und die ist notwendig. Es gibt immer dasselbe "Spielbrett" und immer sind es haargenau 301 Felder, die Barrikaden sind stets am selben Fleck, etc...
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MII-MODENSCHAU
Der Modus, der mir in der Grundidee bei Wii Party noch mit am besten gefiel, war "Weltreise", wo eine ver-mii-te Version von Mario Party geboten wurde. Es haperte vor allem daran, dass es nur ein einziges Spielbrett gab, dass man immer 10 (manchmal 11) Runden spielen dürfte, dass man immer nur von Fotografie zu Fotografie eilte, ohne, dass man sich Taktiken zurechlegen konnte, weil schlicht die Zeit dazu nicht da war. Fast keine Gemeinsamkeiten mit Mario Party hat "Mii-Modenschau", dennoch erinnert es daran. Es wird ein akzeptabel hohes Niveau an Taktik verlangt, die Spielzeit liegt zwar jedes Mal bei nur bei grob einer Stunde und das Spielbrett ist immer dasselbe, aber diese Stunde macht echt Spaß. Das Maß an Glück, Taktik und Können ist gut geregelt, und es gibt auskömmlich Zeit, um auch mal ein wenig was planen zu können.
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Es geht darum, dass man Outfits sammeln muss. Jedes Outfit besteht aus 2 bis 5 Teilen (z.B. eines mit drei Teilen hat Hut, Anzug und Schuhe). Man kann Outfit-Teile auch mixen. Man kann etwa den Cowboy-Hut tragen und die Schuhe von uns' Mario, aber das gibt immer nur recht wenig Punkte. Am meisten Punkte bekommt man, wenn man ein komplettes Outfit aus den jeweils zugehörigen Teilen hat und damit bis zur Bühne kommen kann. Komplette Outfits sind unterschiedlich schwer zu ergattern (weil sie eben mehr Teile haben, die man alle zusammenbekommen muss), aber je schwerer, desto mehr Punkte gibt es eben. Geht man also auf Nummer sicher oder hält man etwas durch und kriegt doch noch die letzten beiden Teile?
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Man geht nun also immer im Uhrzeigersinn auf dem Spielfeld entlang, wobei das Ende jeweile die Bühne ist, wo dann geguckt wird, wie vollständig das Outfit ist und welche Punkte man dafür bekommen. Gewürfelt wird auch - mit verschiedenen Würfeln, die man auch aus Mario Party schon kennt! -, umso zu begünstigen, ein bestimmtes Feld noch zu erreichen, oder um zumindest an einem bestimmten Feld in jedem Fall vorbeizugehen. Außerdem darf man sich bei bestimmten Ereignissen, oder nach Minispielen, sogar Outfit-Teile von anderen klauen oder sich bei der Bank kostenlos ein gezielt eines gutschreiben lassen. Gar nicht so übel, wirklich. Macht Spaß; gerade im Multiplayer, aber auch gegen CPUs nicht zu verachten.
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KUGELSCHUBSEN
Beim "Kugelschubsen" muss man im richtigen Moment und an der richtigen Stelle Kugeln auf eine Plattform fallen lassen, dadurch ist auf der Plattform nicht mehr genug Platz und es fallen dafür hoffentlich andere Kugeln von dieser Plattform herunter, was dann Punkte bringt. Wichtig ist dabei, eben den rechten Zeitpunkt und Platz für die eigenen Kugeln zu finden, denn sonst verschieben sich alle Kugeln auf der Plattform nur zueinander, ohne, dass man Punkte bekommt. Gespielt wird immer in Runden, wobei jede Runde von einem Minispiel eingeleitet wird. Je besser man hier abschneidet, desto mehr Kugeln darf man auf die Plattform fallen lassen. Nach 5 Runden ist das Spiel vorbei und wer insgesamt am meisten Kugeln von der Plattform geschubst hat, hat gewonnen. Ist wirklich ganz nett.
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MANNSCHAFTSMISCHMASCH
Mannschaftsmischmasch ist eine Poker-Variante, wenn man so will. Alle Spieler/innen haben jeweils ein eigenes Fußballteam, bestehend aus immer genau 5 Miis. Die Trikots der Miis haben unterschiedliche Farben und Nummern. Genau wie bei einem Kartenspiel, wobei die Farben Herz, Kreuz und so darstellen und die Nummern stehen für die Werte der Karte (2 bis Ass). Vor jeder Runde wird ein Minispiel gespielt, je besser man dort in der Platzierung ist, desto eher darf/muss man in der Runde die Miis in seinem Team tauschen. Getauscht wird mit den Miis, die in der Mitte des Bildschirms sind. Man kann soviele Miis mit der Mitte tauschen, wie man will, bis man ein Pärchen, einen Drilling, ein Full House und so weiter, oder sogar einen Flush hinbekommt. Nun ist der/die nächste Spieler/in dran und kriegt neue Miis in die Mitte, darf tauschen..., bis alle einmal dran waren. Je nach Teamaufstellung bekommt man so Punkte gutgeschrieben und es wird eine neue Runde gespielt. Nach 5 Runden ist Schluss und wer am meisten Punkte beisammen hat, hat gewonnen. Wäre die Einschränkung auf immer nur 5 Runden nicht, und wäre das Gameplay etwas komplexer (z.B. auch mit Teams von anderen 1-2 Miis tauschen dürfen), wäre das hier sicher mein Liebling.
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BERG AN FAKTEN
Um hier jetzt nicht einen Berg an Fakten zu jedem einzelnen Modus-Quadratzentimeter von Wii Party U niederzuschreiben: Alle übrigen Spielmodi, also die, die ich bislang nicht nannte, immerhin gibt es über 20 Spielmodi - inklusive einer Handvoll, die rein darauf zielen, Minispiele am laufenden Band zu spielen -, sind zu meiner großen Überraschung meistens okay bis gut gelungen und für den kleinen Hunger zwischendurch zumindest genügend; manchmal unerwartet unterhaltsam, manchmal aber auch gähnend öde.
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Gerade die Modi, die mir nicht gefallen wollen, sind in Wii Party U zusammengefasst als "GamePad-Party". Sie sind sozusagen leicht aufgeblähte Minispiele, die auf jeden Fall schon mal aufzeigen, welch großes Potenzial das GamePad, bzw. die Wii U für Spieler/innen in Sachen Abwechslung und neuer Ideen für den Videospielemarkt bietet. Aber Potenzial für Wii Party U bieten diese GamePad-Party-Häppchen leider so gut wie gar nicht. Idee schick, doch Umsetzung zu simpel, zu limitiert, zu kurz. Nicht zu vergessen, im Zweispieler-Modus sitzt man sich gegenüber, wobei Spieler/in 2 meistens den rechten Analog-Stick mit der rechten Hand bedient, was einen Vorteil für Spieler/in 1 darstellen kann, weil sich das Bedienen des linken Analog-Sticks mit der linken Hand viel natürlicher und gewohnter anfühlt.
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OPTIONEN
Aber allen Spielmodi ist wieder mal (siehe Wii Party) eines gemeinsam: Keinerlei Optionen. Keine einzige. Keine Rundeanzahl, keine Spieldauer, kein Spielbrett, keine Gameplay-Komplexität - nichts davon darf festgelegt werden. Jeder Spielmodus bietet sein immer selbes Layout, seine immer selbe Komplexität und seine immer selbe Spieldauer (plus-minus wenige Minuten, versteht sich). Das kann man bei einigen Modi, wie etwa "Mii-Modenschau" oder "Kugelschubsen" gerade noch verkraften, aber immer wünscht man diese Funktion der Individualisierung. Gerade bei "Mii-Modenschau" wäre es supereinfach gewesen, zwischen 10, 20, 30 usw... Runden wählen zu können, um so ganz leicht die Komplexität zu steigern und die Spielzeit darauf auszulegen, auf noch längere Dauer zu planen. Wieso, Nintendo? Wieso bloß? Waaaaaaarum? Müssen Spiele SO kompromisslos einfach und schnell verständlich sein, dass sogar ein paar Optiönchen hier und dort zu viel sind?
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Nicht einmal die Pausemenüs bieten einen "Noch mal die Spielregel oder Buttonbelegung erklären"- oder "Spiel zwischenspeichern"-Button. Es gibt überall nur "Fortsetzen" (das Pausemenü verlassen und direkt weiterspielen), "Erneut beginnen" (den Modus nochmal ganz von vorn starten) und "Hauptmenü" (den Modus verlassen und was anderes aussuchen). Schade!
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Die einizigen beiden Einstellungen, die stets geboten werden, sind vor dem Beginn eines Spielmodus', wieviele CPU-Miis mitspielen soll, um eventuell bis zu 4 Miis an einer Partie teilnehmen lassen zu können, und wie schwierig diese CPU-Miis zu besiegen sein sollen: "Schwach", "Mittel" oder "Schwer". Löblich ist da noch, dass ca. drei Viertel der Minispiele sowohl zu zweit, zu dritt oder zu viert gespielt werden können, und nur ungefähr ein Viertel der Minispiele muss zumindest zu dritt gespielt werden.
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ONLINE
Man darf Miiverse-Nachrichten mit dem Rest der Welt teilen und Bewertungen (1 Sterne oder bis zu 5 Sterne) für Spielmodi und Minispiele abgeben. Diese Bewertungen werden je Modus und Minispiel dann gesondert gespeichert und mit den Bewertungen von allen anderen, die Wii Party U besitzen, verrechnet, sodass man sich anzeigen lassen kann, welche Modi und welche Minispiele wie beliebt sind, also wieviele Sterne sie jeweils im Durchschnitt als Bewertung vorweisen können.
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"Richtige" Online-Funktionen werden allerdings nicht geboten. Man kann keinen der Modi online mit oder gegen andere Spieler/innen spielen und man kann auch nicht eigene Minispiel-Rekorde mit der Welt vergleichen, geschweigedenn, Rankings einsehen. Sicher, man kann sich zumindest in seinem eigenen Spielstand diverse Statistiken und Minispiel-Rekorde anschauen, allerdings sind diese Top-10-Rekorde vermischt mit den "vorinstallierten" Rekorden von Phantasie-Miis. Und diejenigen, die tatsächlich von menschlichen Spieler/innen erreicht wurden, sind nicht explizit gekennzeichnet. Erneut: Schade!
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FAZIT
Insgesamt gefällt mir Wii Party U sehr viel besser als Wii Party. Das Gesamtbild ist stimmiger als zuvor, die Spielmodi sind zahlreicher. Genau verstanden wissen will ich aber dennoch, dass ich bei Weitem nicht begeistert bin. "Zufrieden" trifft es eher.
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Die Zahl an "Einmal spielen, danach sofort vergessen"-Modi ist recht gering und bezieht sich für mich fast ausschließlich auf die "GamePad vor sich auf dem Tisch"-Modi, wie "Tischfußball" oder "Tisch-Baseball", trotzdem gibt es noch ausreichend Fallobst der Marke "Nochmal spiele ich das aber nur unter Gruppenzwang".
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Dazu gefällt mir das Look und Feel sehr. Die Grafik ist echt hübsch, die Musiken gehen nicht unbedingt ins Ohr, aber man tüdelt die eine oder andere Tonfolge gern mal mit. Die Menüführung und das Styling des Drumherums wirken darüber hinaus nicht so klinisch ordentlich, wie bei Wii Party. Die Spielmodi sind zahlreich, die allermeisten der 80 Minispiele sind gelungen, machen echt Spaß! Nur wenige setzen auf pures Glück oder affektierte Reaktion.
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Der eine große Makel, und der reißt es leider runter, sind die fehlenden Optionen; ja, nicht mal die Soundeffekte und Musiken kann man zueinander lauter oder leiser machen. ...und Online! Wieso gibt es kein Online!? *schluchz, schnief*
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Eine Info am Rande noch: Obwohl dem Wii-Party-U-Bundle eine Wiimote mit integriertem Wii MotionPlus beliegt, benötigt Wii Party U keine Wiimotes mit Wii MotionPlus. Zum Spielen genügen herkömmliche Wiimotes vollauf. Egal, für welchen Modus, egal, für welches Minispiel!
Jörg Singleplayer: 65%
Multiplayer: 78%


Verfasst von Jörg am 24.10.2013,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 4 Person/en
Release am 25.10.2013


erhältlich im Bundle mit einer weißen oder schwarzen Wii-Fernbedienung Plus