Cover: Hydroventure: Spin CycleWASSERWESEN
Als Hydroventure für die Wii erschien, war ich recht begeistert. Wasser in einem Level hin- und herschwappen zu lassen, damit es bis zu einem Zielpunkt fließen kann - tolle Idee! Und außerdem gut umgesetzt. Und deshalb gefiel es mir so gut, denn durch Neigen und Drehen der Wiimote wurde der Level geneigt. Jetzt bei Hydroventure: Spin Cycle ist es im Kern wieder dasselbe Konzept, nur, dass dieses Mal der 3DS geneigt und gedreht wird.

Wieder gibt es die Rahmenhandlung mit dem Buch und dem Schleim und so weiter, wo die Handlung Level für Level ein Stück weit weitererzählt wird - allerdings ist natürlich die Handlung dieses Mal eine andere als noch im ersten Hydroventure, obwohl sie im Kern dieselbe ist: Das Buch muss vom Schleim befreit werden. Also macht sich das Wasserwesen Nöcki auf, diese Aufgabe zu erledigen.

TECHNIKEN
Die ersten Level sind dabei noch sehr einfach: Eine kleine Neigung nach links, eine kleine Neigung nach rechts, mit der R-Taste kann das Wasser sogar einen kleinen Hüpfer machen. Ebenso gibt es Gameplay-Elemente, die Nöckis Aggregatszustand verändern, sodass Nöcki erhitzt und somit gasförmig werden kann. Ganz wichtig sind vor allem die kleinen Zahnräder, die immer am Ende jeden Levels notwendig sind, um die finale Pforte zu öffnen. In jedem Level ist immer irgendwo ein Zahnrad zu finden, dass dann im Schwall des Wasser mitschwimmen muss, während des Wasser durch das Level wandert und schlussendlich das Zahnrad in den Sockel an der finalen Pforte hineinspült.
Screenshot Screenshot
So lernen wir schnell und effektiv erklärt, wie man spielen muss, welche möglichen Hürden im Spiel auftauchen können, und mit welchen Techniken sie genommen werden können. Eine Hürde wäre etwa, dass ein Schalter akltiviert werden muss, um eine Schleuse zu öffnen. Also muss möglichst viel Wasser am Schalter gesammelt werden, damit er überhaupt betätigt werden kann. Nun nur noch betätigen, und es geht vorwärts.
Screenshot Screenshot
ALS GANZES FLIEßEN
Die späteren Level werden aber mehr und mehr komplex und erfordern nicht nur einfache Mechanismen wie das Betätigen von Schaltern oder das Hüpfen über kleine Schluchten, sondern mit dem richtigen Maß an Schwung, Neigung und Drehung in den richtigen Augenblicken muss der 3DS manchmal schnell in Folge - zack - linksrum, dann - zack - auf den Kopf gestellt und dann - zack nochmal links rum gedreht werden.
Screenshot Screenshot
Da Wasser aber nun mal die Eigenschaft hat, flüssig zu sein und auch nicht immer "als Ganzes" zu fließt, zerläuft es mit der Zeit in mehrere Rinnsale oder vereinzelte Tröpfchen, die allüberall im Level verteilt sind und an irgendwelchen Ecken, Vorsprüngen oder Schleusel festhängen. Das allerdings führt dazu, dass nicht mehr genug Wasser als Ganzes vorhanden ist, um etwa einen Schalter zu betätigen.
Screenshot Screenshot
So kommt es dann, dass man nicht selten damit beschäftigt ist, die verlorenen Tröpfchen und Rinnsale wieder zusammenzubekommen, oder anders ausgedrückt: Nöcki muss häufig die Level auch auf umgekehrtem Wege nehmen, damit der Wasserschwall wieder groß und kräftig wird, um so wieder vorwärtszukommen.
Screenshot Screenshot
Doch auch Nöcki selbst bietet bestimmte Fähigkeiten, wie etwa, sich zu sammeln. Sofern das Wasser nicht allzu zerstreut im Level verteilt ist und die Wege ein Zufließen ermöglichen, kann Nöcki durch Konzentration - bzw. für uns ist es dann ein Buttondruck -, Teile seines Ichs zu sich rufen. Da dies für Nöcki aber höchst anstrengend ist, kann diese Fähigkeit nur begrenzte Zeit genutzt werden. Nöcki kann sogar kleinen Sprengungen vornehmen. Das Wasser an einem bestimmten Punkt ansammeln lassen, z.B. dort, wo ein Fels porös ist, und dann sprengen, sodass der Weg frei wird.
Screenshot Screenshot
Am Ende jedes der 4 Kapitel, das immer aus mehreren Leveln besteht (insgesamt sind es im Ganzen so 60 Level!), muss dann noch ein Bosskampf absolviert werden. Hier muss z.B. Schleim neutralisiert werden, oder wunde Punkte sind gegen Nöcki besonders allergisch, weshalb man auf den passenden Moment warten soll, bis diese zu erreichen sind.
Screenshot Screenshot
NEIGEN UND DREHEN UND NEIGEN UND DREHEN UND...
Abwechslung wird also wirklich so einige geboten, und auch der Umfang mit seinen 60 Leveln, von denen viele echt schwer zu knackende Nüsse sind, ist sehr, sehr gut bemessen.
Screenshot Screenshot
Was mich an Spin Cycle aber irritiert, ist, dass einige Level mal so und mal so funktionieren. So gibt es mehrere Level, in denen etwa das Auf-den-Kopf-stellen des 3DS nichts bringt, das heisst, das Wasser fällt nicht nach unten ab, sondern es fließt auf dem Untergrund weiter. Nur eben verkehrt herum. Das mag so beabsichtigt gewesen sein, denn Nöcki spricht (in Form von Texttäfelchen vor Levelbeginn) selbst ab und zu von Magie, die mal im einen Level zu finden sei und mal im anderen Level nicht. Trotzdem ist es bisweilen extrem nervtötend, wenn man den 3DS kippt und dreht und wendet, aber das Wasser nur stur am Untergrund bleibt, wenngleich ein Kippen deutlich sichtbar sinnvoll für die Lösungsfindung im Level wäre.
Screenshot Screenshot
Hinzu kommt, dass die ganze Kipperei, Neigerei und Dreherei nur zu Beginn überzeugt. Nicht, dass damit technisch etwas nicht stimmen würde, denn die Physik ist nur als korrekt und vorbildlich zu bezeichnen, doch wo bei Hydroventure für die Wii nur die Wiimote bewegt wurde, bewegt man ja beim 3DS den Bildschirm gleich mit. Bliebe es bei kleinen Schlenkern nach links und rechts, wäre alles im Lot, aber permanent kippen, neigen, drehen, zurückkippen, zurückneigen, zurückdrehen - so gut das technisch auch funktioniert - ist einfach nervig, weil einerseits die Augen dem Spektakel folgen müssen, und andererseits die Hände andauernd um den Handheld herumgreifen, um kippen, drehen und neigen zu können.
Screenshot Screenshot
Erschwerend kommt hinzu, dass man ja nicht nur einfach den Level neigen und drehen, sondern während dieser Aktionen mit dem 3DS zusätzlich Buttons bedienen muss, damit Nöcki einige seiner Fähigkeiten (Sammeln, Sprengen, etc.) auch in dieser oder jener Situation nutzen kann. Zuerst sind das Kleinigkeiten, weil die Level eben noch relativ simpel und wenig kompliziert werden. Aber spätestens, wenn man Nöcki um mehrere Kurven manövriert und deshalb 3DS in alle Himmelsrichtungen bewegt werden muss, ist das ein wenig zu viel des Guten, und man kommt sich vor wie ein Tausendsassa, denn neben der Hand- und Fingerakrobatik ist ja auch noch wichtig, dass man den Level selbst im Auge behält, um in Moment X mit Fähigkeit Y reagieren oder Schalter Z aktivieren zu können - dessen war man sich übrigens wohl auch bewusst, weshalb ein 3D-Tiefeneffekt erst gar nicht angeboten wird. Welches Auge sollte noch auch noch mitkommen!? :)
Screenshot Screenshot
Nicht zu vergessen, dass Hydroventure deshalb voraussetzt, dass man es im Sitzen oder Stehen spielt. Sich einfach so auf die Couch zu lümmeln, oder gar mit dem Kopf gegen die Wand gelehnt liegend auf dem Bett zu zocken, ist praktisch unmöglich. OK, so ist nunmal die Natur von Spin Cycle - so sagt es ja auch schon der Name - aber länger als 30-40 sitzen oder stehen und dabei die Arme aufrecht halten zu müssen, ist neben all der Artistik mit dem 3DS nicht sehr ergonomisch.
Screenshot Screenshot
FAZIT
Tja, ich bin unschlüssig. Für sich allein genommen ist Spin Cycle toll gemacht. 60 Level sind reichlich und Kombinationsgabe und Geschick werden in hohem Maße verlangt - genau das, was ich mag. Obendrein ist die Physik korrekt und Abwechslung wird groß geschrieben.
Screenshot Screenshot
Aber die ständige Fuchtelei mit dem 3DS ist nur in kleinen Dosen verkraftbar. Wenn man mal 15-20 Minuten auf dem stillen Örtchen verweilt, passt es als Zeitvertreib für 1-2 Level wunderbar. Aber für dreistündige auf der Couch fletzende Gamesessions am Nachmittag ist es einfach nicht gemacht. Dafür ist die Steuerung viel zu unbequem.
Jörg Singleplayer: 77%

Verfasst von Jörg am 26.12.2012,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 13.12.2012