Cover: Mario Party: The Top 100Gleich nach dem Starten, im Hauptmenü, erinnert The Top 100 erstmal frappierend an Star Rush, dem direkten Vorgänger, der ebenfalls für den 3DS erschien. Sound, sowie Look and Feel könnten nicht ähnlicher sein, und das ist definitiv eine gute Basis. Dann, bei der Spielstandauswahl - bis zu drei separate Spielstände sind möglich - bekommt man eine Übersicht, wieviel von allem man bereits freigespielt hat.

Das heißt, man sieht, ob man auf der Minispiel-Insel alle 100 Minispiele gespielt und auf dem ersten Platz gemeistert, und ob man alle 111 Musikstücke zum direkten Abspielen im Sammlung-Bereich "freigespielt" hat. Die Anführungszeichen um 'freigespielt' habe ich hierbei übrigens ganz bewusst gesetzt, denn wirklich etwas freizuspielen gibt es in Mario Party: The Top 100 nicht. Die 100 Minispiele sind zwar nicht alle direkt zum freien Spielen zugänglich, aber immerhin schon mal die Hälfte davon - für die andere spielt man einmal die Minispiel-Insel durch. Und das war's auch schon.

MINISPIEL-INSEL
Die Minispiel-Insel ist im Grunde genau dasselbe, wie die Minispiel-Insel aus Mario Party 1 oder die Minispiel-Bahn aus Mario Party 2: Man spielt im Singleplayer einmal alle Minispiele am Stück durch! Dabei ist nicht zwingend erforderlich, alle Minispiele auf Platz 1 abzuschließen, sondern es genügt, nicht auf dem Platz 4 gelandet zu sein, um voranschreiten zu dürfen. Sollte dieser Fall eintreten, also wird man nicht mindestens Dritte/r, verliert man eines seiner Leben und muss es nochmal probieren. Ansonsten erhält man 10 Münzen zur Belohnung. Dabei gilt wie immer, dass je 100 Münzen ein Extraleben bedeuten, sodass man mehr Versuche in der Hinterhand hat.
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Obwohl aber der dritte Platz ausreicht, lohnt das Absolvieren aller Minispiele auf Platz 1 dennoch. Denn nach jedem Minispiel erhält man eine Bewertung, die mit Sternen ausgedrückt wird. Gelingt es, bei allen Minispielen die optimale Wertung inne zu haben, winkt als Belohnung die vierte CPU-Schwierigkeitsstufe "Meisterlich". Ärgerlich aber, wenn man auf seiner Reise durch die 100 Minispiele auf eines der insgesamt 5 Glücks-Minispiele stößt, denn hier ist es - logisch! - pures Glück, auf welchem Platz man abschließt.
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So kann es also passieren, dass man mehrfach hintereinander ein Leben verliert, obschon man gar nichts dafür kann, auf Platz 4 gelandet zu sein. Es genügt auch hier, wenigstens auf Platz 3 zu landen, aber wenn man eben einen perfekten Spielstand will, muss man das Minispiel wieder und wieder probieren, bis es für Platz 1 ausreicht. Und das kann ganz schön nerven.
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Davon ab ist die Minispiel-Insel ein echt gelunger Trip in die Vergangenheit. Es macht großen Spaß, anhand der kleinen Kulissen auf der Insel zu erraten zu versuchen, was jetzt wohl auf dem nächsten Feld an der Reihe ist. Und natürlich macht es irre Bock, sich an die vielen, vielen, vielen Mario-Party-Stunden zu erinnern. Wie erwähnt: Ein gelungener Trip, von ungefähr 90 bis 180 Minuten Dauer - je nach Geschick, versteht sich. Leider nur ist der Zauber verflogen, sobald man alle 100 Minispiele mit 3-Sterne-Wertung gemeistert hat - dann gibt es keinen Grund, sich hier noch länger aufzuhalten. Man darf nach Abschluss der Minispiel-Insel zwar nochmal von vorn auf der "Schwierig"-Stufe durchspielen, doch das verändert nur den Schwierigkeitsgrad der CPU-Gegner in den Minispielen und fügt bei erfolgem Abschluss dem Spiel auch nichts weiter hinzu.
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100 MINISPIELE
Der Modus "100 Minispiele" ist genau das, was seine Name impliziert. Man wählt ein Minispiel, spielt es, wählt ein anderes Minispiel, spielt es, und so weiter. Das könnte gut funktionieren, wenn es hier nicht so zusammenhangslos zuginge. Denn zwar gibt es bei jedem Minispiel einen ersten, zweiten, dritten und vierten Platz, das wird per kurzer Animation auch eingeblendet, aber es gibt hier keine Punkte. Jedes Minispiel, das hier gespielt wird, steht für sich allein. Und ob man mit/gegen CPUs oder Freunden spielt, macht dabei auch keinerlei Unterschied. Somit ist "100 Minispiele" das, was man in anderen Mario Partys als "Freies Spiel" kennt. Immerhin aber werden hier für einige der Minispiele die Rekorde gespeichert, sodass sich "100 Minispiele" immerhin für gezieltes Wieder-und-wieder-Üben und -Rekordeschrauben eignet.
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...sofern man dazu motiviert ist, versteht sich - ich bin es nicht, denn ich war nie dafür begeisterungsfähig, Minispiele ohne Brettspielrangeleien zu spielen, außerdem weigert Nintendo sich immer noch beharrlich, eine Mario Party mit dem Internet zu verbinden. Das heißt, es gibt nicht nur wieder keine Möglichkeit, online mit anderen zu spielen, sondern man kann auch wieder nicht online die Rekorde anderer Spieler/innen einsehen. Und damit wird das Konzept von Rekorden ad absudrum geführt. Was vor 10 Jahren bei unzähligen anderen Titeln bereits problemlos möglich war, ist in Mario Party: The Top 100 nach wie vor konsequent abstinent. Und somit ergibt das freie Spielen aller Minispiele nur noch Sinn, wenn man üben möchte.
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Doch warum sollte man das? Die drei übrigen Modi laden nicht dazu ein, sich hier tagelang den The Top 100-Minispielen hinzugeben. Da gibt es einmal das "Turnier", bei man 3 oder 5 Minispiele nacheinander spielt. Wer am meisten davon gewonnen hat, ist am Ende Sieger/in. Beim "Dekathlon" ist es dasselbe. Hier werden 5 oder 10 Minispiele gespielt, an deren Abschluss man jeweils zwischen 0 und 1000 Punkten für die eigene Leistung erhält. Das heißt, das Punktemaximum liegt am Ende bei 5000, beziehungsweise 10000 Punkten. Und wer am Ende die meisten Punkte hat, hat gewonnen. Was allein gegen die CPU nicht für mehr als drei- oder vielleicht viermalige Durchspielmotivation ausreicht, macht auch im Multiplayer nicht lange Laune. Wozu die Mühe? Sieht ja am Ende doch keiner, selbst, wenn man die 10000er-Grenze erreichen sollte! So könnte es wenigstens Online ein wenig motivieren, wenn man gegen andere Leute in aller Welt anträte oder man sich die jeweiligen Bestleistungen um die Ohren haute - aber Mario Party und Onlinegaming sind einfach nicht füreinander gemacht, wie es scheint!
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MINISPIEL-MATCH
Bleibt zu guter Letzt also nur noch das "Minispiel-Match". Das ist der Brettspielmodus aus Star Rush. Mit dem Unterschied, dass man nicht mehr als Toad spielt, der sich Partner ins Boot holt, sondern man spielt als Mario, Luigi oder so, es gibt keinerlei Partner und auch keine Bossfights, die man gewinnen muss, um einen Stern dafür zu erhalten! Es wurden sogar einige Kleinigkeiten verbessert, wie etwa, dass, wenn zwei oder mehr Charaktere zur selben Zeit das Sterne-kaufen-Feld betreten, ein Mikrospielchen (zum Beispiel: Wer drückt am schnellsten die dargstellte Tastenkombination?) entscheidet, wer den Kauf tätigen darf.
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Und obwohl eben jenes Gameplay tatsächlich gut funktioniert, man sogar in 5er-Schritten zwischen 10 und 50 Runden einstellen kann, man für je 10 Münzen Sterne kauft und so weiter, scheitert es am Grundlegenden: Umfang! Es ist immer ein und dasselbe Spielbrett. Es wird nie größer, nie kleiner, nie komplexer, nie verwinkelter, es werden auch keine Felder ausgetauscht. Es variiert nicht einmal das Setting, also Wald und Wiese, Winter, Höhle, Strand, Wüste oder sowas...
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Nein, es ist das exakt selbe Spielbrett und ist stets vollkommen gleich strukturiert. Noch dazu ist das Spielbrett sehr klein und sehr geradeaus gestaltet. Keine Abzweigungen, keine Entscheidungen, wie "Wenn Du vorbei willst, zahle 10 Münzen", oder sowas...
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DER GRUND
Und das ist derart ärgerlich, dass mir die Worte fehlen. Denn das Minispiel-Match ist wirklich unterhaltsam und funktioniert an sich toll. Die kleinen Änderungen am Star-Rush-Prinzip tun dem Gameplay gut und dass man sogar 50 Runden spielen kann, ist grandios. Aber wer will denn auf dem fortwährend selben kleinen, linearen Minispielbrett ohne auch nur die kleinste Abweichung, ohne bei irgendetwas die Wahl zu haben, seine Zeit verbringen? Dieser Spielmodus hätte DER Grund sein können, Mario Party: The Top 100 allen Mario-Party-Fans wärmstens zu empfehlen. Warum hier derart geknausert wurde, ist mir vollkommen schleierhaft.
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Dann gibt es nichts nennenswertes freizuspielen. Lediglich die "Meisterlich"-Schwierigkeit für CPUs ist etwas, für das man sich gern anstrengt, aber dann hört's auch schon auf. Wer möchte ernsthaft Musikstücke zum direkten Anhören freispielen? Noch dazu, wo das sowieso von allein nebenbei geschieht? Somit bleiben auch Überraschungen aus. Keine weiteren spielbaren Charaktere, keine neuen Spielbretter, keine noch geheimen Minispiele, die man zusätzlich aus dem Programmcode kitzeln darf - gar nichts.
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Bei soviel Weggelassenem wünscht man sich beinahe schon das schlappe amiibo-Feature aus Mario Party 10 zurück, wo man wenigstens mit einem amiibo das Spielbrett (minimal) anpassen konnte. Dabei unterstützt Mario Party: The Top 100 sogar amiibos. Doch kann man einen amiibo nur einmal pro Tag einscannen und bekommt während der Minispiel-Insel 10 Münzen pro Scan geschenkt. Außerdem müssen es sich um "Super Mario"-amiibos handeln. Also Mario, Luigi, Peach, Yoshi und Co... Link, Samus, Sonic und so weiter akzeptiert The Top 100 nicht.
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TECHNIK
Unter der Haube ist Mario Party: The Top 100 sehr gelungen. Der 3D-Tiefeneffekt ist auf Wunsch hinzuschaltbar, die Grafik ist sehr hübsch, die Musiken sind hochwertig, und die Frischzellenkur der Minispiele, gerade bei jenen aus der N64-Ära, ist äußerst gelungen. Selbst die Erklärungen aller Minispiele wurde auf ein Minimum reduziert, und doch ist jede der kurzen Beschreibungen direkt verständlich. Auch findet auf dem oberen Screen immer die gesamte Action statt, doch kann man bei Splitscreen-Minispielen auf den unteren Screen schauen, da man dann hier im Vollbild seinen eigenen Ausschnitt sieht - sehr gut!
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Dennoch wird Puristen etwas sauer aufstoßen, dass nicht alle Minispiele mit der Originalbegleitmusik vorzufinden sind, sondern hier und da wurden einige Musiken ausgetauscht. Die Minispiele aus Mario Party 6 finden alle ausnahmslos bei Tag statt und jene Minispiele, die von Fall zu Fall eine unterschiedliche Umgebung nutzen (wie Kugelchaos oder Rennbahn; beide Mario Party 2), nutzen nur noch eine einzige Variante. Einige wenige Minispiele, wie Platten-Meister (Mario Party 2), wurden leicht verändert. Bei besagtem Platten-Meister beispielsweise ist das Gameplay geblieben, aber statt eine einzige Note zu sammeln, und wer sie zuerst hat, hat gewonnen, muss man nun innerhalb des Zeitlimits soviele Noten wie möglich sammeln, und wer die meisten hat, hat gewonnen.
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Auch ein Unentschieden ("Draw") gibt es nicht mehr, da bei gleicher Leistung einfach mehr als einmal entsprechend Platz 1, 2 oder 3 vergeben wird. Ebenfalls verändert, aber sicherlich gern gesehen, ist, dass in Minispielen, in denen der Reihe nach gespielt wird, der Zug von CPUs per X-Button übersprungen werden kann, was die Wartezeiten angenehm verkürzt.
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Die Steuerung ist erwartungsgemäß einwandfrei. Alles funktioniert wie es soll und die Steuerungsschemata wurden immer eins zu eins übernommen, in wenigen Fällen allerdings etwas optimiert. So nutzen einige Minispiele ja die Stampfattacke als Manöver. Diese wurde für The Top 100 einheitlich auf "A und nochmal A" umbelegt. Oder bei Gumbowling wird nicht mehr mit der A-Taste zwischen Charakterposition und Neigungswinkel gewechselt, sondern für das Eine wird das Circle Pad und für das Andere das Steuerkreuz verwendet. Ansonsten ist alles völlig beim Alten geblieben. Und wer sich damals diverse Taktiken für den Sieg zurechtgelegt hatte, kann diese auch hier anwenden.
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Dennoch gibt es in puncto Steuerung Grund zur Kritik. Denn je nachdem, welches Gerät der 3DS-Familie man verwendet, können die kurzen Druckpunkte der ABXY-Buttons etwas unpraktisch sein, wenn es um schnelles Drücken einer Taste geht, wie zum Beispiel bei Hau den Pokey (Mario Party 7) oder Dreisprung (Mario Party 5). Dafür kann das Spiel selbst nichts, es stört aber trotzdem.
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Am Ende noch die Frage, ob in The Top 100 auch wirklich die 100 besten Minispiele enthalten sind. Hier ist zu sagen, dass nur Mario Party 1 bis 10 berücksichtigt wurden. Also Mario Party DS, Island Tour und Konsorten sind außen vor geblieben. Das ist schade, denn auch dort gab es diverse Minispiele, die richtig super sind. Doch auch dann fehlen mir einerseits viele Minispiele, und sind andererseits einige dabei, die ich schlichtweg nervig finde - und schon immer fand. Allen voran die Glücks-Minispiele, wie Kartenraten aus Mario Party 7. Wenn es ohnehin keinen wirklich kompetitiven Zusammenhang gibt, wozu dann Minispiele, die ganz allein auf Glück basieren!? Und sind Piranha-Verfolgung (Mario Party 1) oder Kachelturm (Mario Party 5) wirklich unter den besten 100 Minispielen zu finden? Wie Nintendo hier wohl die Auswahl getroffen hat, oder welche Daten zur Auswertung der Beliebtheit genutzt wurden!? Aber was soll's, ist geschenkt, bei Top-Listen haben eh immer alle eine andere Meinung.
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Lokaler Multiplayer ist sowohl mit nur einem einzigen Spiel(-Download/-Modul) möglich, oder auch mit einem Spiel pro teilnehmenden 3DS-Gerät. Einen Unterschied macht das aber nur bei den Ladezeiten, da ja bei nur einem Spiel stets die Daten immer erst an die anderen Geräte übermittelt werden müssen; was übrigens durchaus flott geht. Länger als ein paar Sekunden dauert es nie. Allerdings tauchen beim lokalen Multiplayer, wenn auch sehr selten und auch nur kaum wahrnehmbar, Lags auf, die sich in Framedrops äußern.
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FAZIT
Mario Party: The Top 100 fehlt es an Langzeitmotivation, und zwar gewaltig. Für Solisten ist das Absolvieren der Minispiel-Insel eine sehr unterhaltsame Retroreise; es macht wirklich großen Spaß, sich an alte Zeiten zu erinnern - leider nur beim ersten Mal, und bei einigen vielleicht sogar noch beim zweiten Mal auf der schweren Stufe - aber dann ist definitiv der Lack ab. Für gesellige Naturen wäre das Minispiel-Match eingentlich eine dicke Empfehlung, denn die Mechaniken sind so übel nicht. Doch auch hier ist nach zwei-, maximal dreimaligem Spielen alles gesehen, weil es immer das wortwörlich selbe kleine, lineare Spielbrett ist.
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Nintendo hatte hier die Gelegenheit, wenn sie schon in der Vergangenheit von Mario Party wühlen, DAS Rundum-sorglos-Paket zu schnüren. Aber bei einem derart unflexiblen Umfang und fehlendem Online, wie soll das funktionieren!? Bei einem Mario Party 10 oder Island Tour waren eh Hopfen und Malz verloren, weil es den Gameplays dort an Tiefgang fehlt. Aber hier, bei Mario Party: The Top 100, stimmt das Konzept und selbst der überarbeitete Star-Rush-Mode funktioniert gut. Darum ist es umso trauriger, dass man während der Entwicklung so kurz vor dem Ziel einfach stehengeblieben ist!
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Der langen Rede kurzer Sinn: Die Minispiele sind das Salz in jeder Mario-Party-Suppe, gar keine Frage, aber eine Suppe ist fad, wenn sie nur allein aus Wasser und Salz besteht.
Jörg Singleplayer: 59%
Multiplayer: 54%


Verfasst von Jörg am 21.12.2017,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 4 Person/en
Release am 22.12.2017