Cover: Final Fantasy IIIVorweg soviel: Ich habe noch nie zuvor einen Teil der Reihe gespielt. Das heißt, mit Quervergleichen zu anderen Ablegern kann ich nicht dienen. Dennoch handelte es sich hierbei nicht um ein für mich gänzlich unbeschriebenes Blatt, denn es gibt ja noch weitere populäre Rollenspielserien, von denen ich genügend gespielt habe. Nicht zuletzt z.B. das fantastische Chrono Trigger, das ein Jahr später erschein - ebenfalls aus dem Hause Square - und beinahe dieselbe Engine besitzt.
VERSIONSWIRRWARR
Das Spiel wird zwar im Shopkanal als "Final Fantasy III" geführt, tatsächlich handelt es sich aber um Final Fantasy VI. Das rührt daher, dass die eigentlichen Teile II, III und V in den USA nicht erschienen waren (Teil IV wurde in den USA also Final Fantasy II genannt) und man dennoch mit den Release von Teil VI eine gewisse Namens-Kontinuität wahren wollte.

Außerdem sei noch erwähnt, dass das Spiel komplett auf Englisch ist, ganz im Gegensatz zur später erschienenen FF6-Fassung für den Game Boy Advance, welche kompett ins Deutsche übersetzt wurde.
ERZÄHL MIR WAS!
Wer sich am Englischen nicht stört und der Story folgt, bekommt alleine hier schon (vom Gameplay etc. mal ganz abgesehen) eine Menge fürs Geld. Wenige Spiele auf dem SNES boten eine derart umfangreiche und wendungsreiche Geschichte, die dazu auch noch toll inszeniert ist.

Da ich mit jedem überflüssigen Wort etwas der Spannung vorweg nehmen würde, beleuchte ich nur kurz die Ausgangssituation: Sogenannte Esper führten vor langer Zeit einen Krieg gegen die Menschheit. Sie waren in der Lage, Magie zu nutzen. Nachdem sie jedoch am Ende des Krieges als ausgestorben galten, verschwand augenscheinlich auch die Fähigkeit, Magie einsetzen zu können. Etwa tausend Jahre später lebt ein Mädchen, welches dennoch dazu im Stande ist, jene Magie zu nutzen. Es handelt sich um Terra, eine der Hauptfiguren des Spiels. Dummerweise gibt es da aber noch den bösen Imperator Gestahl, der sich gemeinsam mit seinem General die Magie zu nutze machen will. Komplikationen sind also vorprogammiert.
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Ich möchte behaupten, dass, selbst wenn das Spiel qualitativ bescheiden gewesen wäre, ich es allein der Story wegen immer weiter gespielt hätte. Doch glücklicherweise ist das Spiel alles andere als bescheiden.
SPIELDYNAMIK
Wie bei einem Rollenspiel üblich, sammelt ihr Gold, bessere Ausrüstung und andere Gegenstände (Tränke, Entgifter etc.), levelt die Charaktere hoch, lernt neue Attacken und erledigt Quests um die Handlung voranzutreiben. So weit so gut, doch wie genau funktioniert das Kampfsystem bei FF6?
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Handlungsbedingt habt ihr stets 1-4 Helden dabei, mit denen ihr durch die Lande zieht. Einige von ihnen sind mal für ein paar Abschnitte weg und kommen dann wieder, andere findet ihr erst später im Spiel. Phasenweise kann es vorkommen, dass ihr (abwechselnd) sogar mehrere solcher 1-4er-Teams steuert. Beispielsweise um damit anrückenden Gegnern an 3 verschiedenen Zufluchtsstellen gleichzeitig den Weg abschneiden zu können.
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In den Kämpfen selbst sind alle Recken im aktuellen Team gleichzeitig aktiv. D.h. jeder Held kann jedes beliebige Monster zuerst angreifen und auch angegriffen werden. Es geht also nicht immer 1 gegen 1 (wie das z.B. bei älteren Pokémonspielen der Fall ist). Das hat den Vorteil, dass ihr mitunter auch flächendeckende Angriffe ausführen könnt, die mehrere Gegner gleichzeitig erfassen. Jeder Held hat nach einem Angriff einen Cooldown von ein paar Sekunden, bevor er den nächsten Angriff ausführen kann. Es kann in den Optionen festgelegt werden, ob die Kämpfe rundenbasiert ablaufen (ihr also alle Zeit der Welt habt) oder actionlastig. D.h.: Wenn ihr minutenlang zögert, greift der Gegner euch inzwischen eben 20mal an.
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Durch den Einsatz von Items und Heilzaubern sorgt ihr dafür, dass alle bei guter gesundheitlicher Laune bleiben.
DER SUPER SUPER NINTENDO
Grafisch wird hier wirklich so ziemlich alles an technischen Finessen herausgeholt, zu welchen das Super Nintendo im Stande war, darzustellen: Die mitscrollende Oberweltkarte, die liebevoll gezeichneten Areale, samt all ihrer faszinierenden Bewohner, die effektgeladenen Attacken und zu guter Letzt natürlich die vielen, vielen Monster. Auch wenn Chrono Trigger hier ein Jahr später sogar noch eine (dünne) Schippe draufpacken kann, gehört FF6 zu den grafisch imposantesten Titeln auf dem SNES.
GENUG GELOBT, WO IST DER HAKEN?
Natürlich hat auch dieses Rollenspiel einige Längen. So läuft man oft ewig herum, wo man sich ein paar mehr Schnellreiseoptionen gewünscht hätte. Außerdem ist man manchmal auf der Suche nach etwas und rennt in einem Gebiet schonmal minutenlang im Kreis. Ein weiteres Problem ist, dass man manchmal (wenn auch recht selten) nicht genau weiß, was als nächstes zu tun ist. Hier hätte ich mir wenigstens für den roten Faden der Haupthandlung ein Questlogbuch gewünscht, das eine kleine Hilfestellung gibt. Der letzte Kritikpunkt erstaunt mich selbst, da ich dachte, es würde zu den größten Pluspunkten des Spiels zählen: Der Soundtrack. Es sind ein halbes Dutzend tolle Melodien dabei, keine Frage. ABER: Sehr oft ist die Musik (vor allem in einigen Kämpfen) einfach nur nervtötend, in einigen Gebieten trist, manchmal aufdringlich und bisweilen auch zu schnell wiederholend. Die Soundtracks von z.B. Zelda, Chrono Trigger oder Dragon Quest sind da um Welten besser. Vor allem Letzterer verleiht den Dragon Quest-Spielen seine ganz besondere Atmosphäre. Final Fantasy 6 hingegen zieht seine Atmosphäre lediglich aus der spannenden Geschichte und den tollen Lokalitäten, was sehr schade ist.
FAZIT
Der Negativabsatz war Meckern auf hohem Niveau. Für den Soundtrack vermag ich nicht zu viel abzuziehen, da das zu subjektiv wäre. Ebenfalls ziehe ich für die fehlende deutsche Sparchunterstützung lediglich zwei Prozentpunkte ab, da das kein Fehler eines großartigen Spiels, sondern Übersetzungsfaulheit ist. Unterm Strich muss ich nochmal (ich weiß, ich wiederhole mich) die Story loben und auf den riiiesigen Umfang verweisen. Auch bietet FF6 einen 2-Spieler-Modus, wobei Spieler 2 aber immer nur in den Kämpfen unterstützend aktiv sein kann; ansonsten hat nur Spieler 1 die totale Kontrolle. Darum wird Spieler 2 relativ oft nur rumsitzen und warten, gerade an Stellen, wo man nur herumlaufen kann.
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An kaum einem SNES-Spiel sitzt man so viele Stunden und wird so gut unterhalten. Wem die Traumwertung nicht Ausrufezeichen genug ist, darf's hier gern nochmal Schwarz auf Weiß lesen: Kauft euch das Spiel, es gehört zum Rollenspielpflichtrepertoire!
«Tarik» Singleplayer: 90%
Multiplayer: 85%


Verfasst von «Tarik» am 01.04.2011,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 2 Person/en
Release am 02.04.1999