Cover: FAST Racing LeagueDANN MACHEN WIR DAS EBEN
Oh, wie ich F-Zero GX auf dem GameCube liebe. Geiles Game! Schnell, tolle Grafik, schnell, schwer aber fair, schnell, tonnenweise Herausforderungen, schnell, mehrere Dutzend Fahrzeuge, schnell, schnell und nochmals schnell... ein Sahnestück von Sega.

Doch der GameCube ist seit Längerem nicht mehr up to date und ein Nachfolger tut Not. Auf dem Nintendo DS kein F-Zero. Auf der Nintendo Wii kein F-Zero... Warum nicht? "Tja", dachten sich wohl die guten Leute bei Shin'en, "die Fans wollen es, Nintendo weigert sich, dann machen wir das eben und geben dem Kind einen anderen Namen!". Und schon beim ersten Screenshot sah FAST Racing League seinem Genre-Kollegen F-Zero GX sehr ähnlich. Sehr, sehr ähnlich. Also steckte ich meine Erwartungen entsprechend hoch!

Und nun ist es endlich da - FAST Racing League. Ich lud es runter, installierte es und: wow, das alles ist tatsächlich in knapp 40 MB untergebracht? Alle Wetter! Shin'en werden ihrem Ruf, mit nur einem schwarzen Edding einen Regenbogen in vielen Farben zu malen, nach wie vor absolut gerecht.
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STEUERUNG
Futuristische Hightech-Musik betüdelt mich, während ich mich erstmal umgucke. Doch mehr als das Tutorial kann ich nicht auswählen, denn alles andere ist mit einem Sicherheitsschloss-Symbol versiegelt. Im Tutorial erfahre ich, wie die Spielmechanik funktioniert.
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Ich habe die Wahl zwischen Wiimote quer halten, Wiimote plus Nunchuk und Classic Controller. Doch ich nehme erst einmal die Wiimote quer in beide Hände und steuere wie z.B. in Excite Truck oder mit dem Lenkrad bei Mario Kart Wii mein Schiff - so heissen hier die Fahrzeuge. Hmmmja, das funktioniert sehr, sehr ordentlich, doch irgendwie vermeine ich das Gefühl zu haben, dass ich nicht die 100%ig Kontrolle über mein Fahrzeug habe, weil mir das Feedback fehlt, einen Nullpunkt gefunden zu haben und halten zu können.
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Darum teste ich sogleich mal die Steuerung mit Wiimote und Nunchuk sowie nach 20 Minuten die Steuerung mit dem Classic Controller; beides perfekt, nichts lässt einen Wunsch offen... Je nach Steuerungsart liegen natürlich die Buttons etwas anders, doch immer ist alles optimal zu erreichen und intuitiv belegt, wobei allerdings neben der Lenkung eh nur vier Befehle nötig sind: Beschleunigen, Bremsen, Zünden des Turbos - der hier Nachbrenner genannt wird -, und das Wechseln der Phase meines Schiffs.
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ZWEI PHASEN
Es gibt zwei Phasen. Die weisse Phase und die schwarze Phase. Ist mein Schiff in der weissen Phase, kann es nur die weissen Beschleunigungs- und Sprungfelder nutzen. Ist es in der schwarzen, können nur die schwarzen Beschleunigungs- und Sprungfelder genutzt werden. Dazu gibt es noch Areale, wo die Beschleunigungsstreifen so angebracht sind, dass ich mit meinem Schiff kopfüber über die die Piste flitze, während unter mir nichts als eine klaffende Leere oder megafiese Schikanen warten.
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Denn ist mein Schiff also z.B. in der schwarzen Phase, während ich über einen weissen Beschleuniger fahre, werde ich sogar noch ausgebremst, bzw. ich fahre ohne zu springen über das weisse Sprungfeld, und das ist äusserst ungünstig, wenn nach dem Sprungfeld sofort eine Schlucht folgt, in die ich nun stürze, anstatt über die Schlucht zu gleiten. Dasselbe gilt für die Kopfüber-Beschleunigungs-Felder, die mich ins Verderben schicken, wenn ich nicht mit der richtigen Phase am Start bin.
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Um die Phasen wechseln zu können, muss ich genügend Energieitems vorrätig haben. Jeder Phasenwechsel kostet ein Item. Nicht zu vergessen, dass natürlich auch der Nachbrenner Items kostet - nämlich jedes Mal 5 an der Zahl. Wenn man bedenkt, dass man nur bis zu 10 Items auf einmal halten kann, ist das sehr "teuer" und deshalb sollte man immer fleissig Energieitems auf der Strecke aufsammeln. Das funktioniert übrigens genau wie bei Mario Kart mit den ?-Boxen: einfach eines berühren, es wird sofort gutgeschrieben und verschwindet ausserdem für wenige Sekunden von der Rennstrecke, sodass man seinem Gegner ausserdem noch die Möglichkeit nimmt, dieses Item auch zu kassieren, wenn er direkt hinter einem selbst ist.
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HALSBRECHERISCHE MANÖVER
Kurz, ohne diese Energieitems habe ich keine Chance. Bin ich in der weissen Phase, aber da kommt eine Schlucht mit einem schwarzen Sprungfeld vorneweg... ...nun ja, dann habe ich Pech. Ich stürze, verliere zudem viel Zeit und bin nun sicherlich auch noch auf dem letzten Platz gelandet - und von diesem wieder nach ganz vorn zu kommen, ist selbst dann sehr schwer, wenn man mittlerweile richtig gut in FAST geworden ist.
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Und das liegt an vielen Faktoren. Zunächst fährt die CPU ziemlich fehlerfrei und lässt mir somit nur dann eine Chance, wenn ich selbst auch immer möglichst fehlerfrei und obendrein so oft wie möglich mit aktiviertem Nachbrenner flitze. Dazu das Phasensystem, was mich dazu anhält, mir nicht nur den Verlauf der Strecken einzuprägen, sondern mir auch zu merken, an welcher Stelle ich in welcher Phase sein muss - und nicht selten muss ich pro Abschnitt auch öfters mal mehrfach schnell zwischen Schwarz und Weiss wechseln, während ich nebenbei noch halsbrecherische Manöver vollziehe, um meine Position halten zu können. Dann kommt natürlich der Nachbrenner an sich, der mit jeder Betätigung zwar die Geschwindigkeit mal eben locker verdoppelt, aber das auch leider nur für 3-4 Sekunden, während denen es ausserdem schwieriger ist, das Schiff zu kontrollieren.
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Und zu guter Letzt die Steuerung. Die funktioniert äusserst präzise und gibt im Wesentlichen keinen Anlass zur Kritik, mit der Ausnahme eben, dass sie äusserst präzise funktioniert: bloß nichts überstürzen, sondern auch bei mittlerem Tempo sachte in die Kurven gehen und ruhig hie' und dort mal sanft abbremsen - wer F-Zero GX auf den höheren Stufen gespielt hat, weiss, was ich meine! ;) Alles in allem ist FAST nämlich schon vom ersten Cup an relativ schwer und bereits im zweiten Cup muss man ab und zu Aktionen vollbringen, die für Normalsterbliche beinahe unschaffbar sein dürften, wenn sie am Ende auf Platz 1 sein wollen.
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Darum warne ich hier gleich mal alle vor: FAST Racing League ist kein Zuckerschlecken. Wer Probleme hat, sich beim andauernden Nicht-Schaffen eines Levels zu beherrschen, sollte sich den Download sehr gut überlegen. FAST verzeiht nur äussert wenige Fehler. Man setzt beim Landen nicht auf der Strecke auf, sondern stattdessen auf die Bande? Das wird direkt als Crash gewertet! Man überschlägt sich und muss einige Sekunden warten, bis man wieder aufgesetzt wird und es weiter geht... Man fährt gegen eine bewegliche Wand? Crash! Man schneidet eine Kurve nicht sauber genug, saust nun volle Breitseite gegen die Bande? Crash! Wer also nicht normal parallel zur Bande fährt und diese normal streift, hat auf Dauer ein großes Frust-Problem, wenn sich nicht schleunigst der Lerneffekt einstellt.
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TECHNIK
Was soll ich hier bloß schreiben? Der Wahnsinn! Für nur knapp 40 MB ist das hier der Wahnsinn. Sogar auf einer riesig großen 16:9-Full-HD-Glotze über Komponenten-Kabel sieht das Spiel richtig, richtig schick aus - sieht man von der treppenhaften Kantenglättung einmal ab, was aber Wii-seitig bedingt ist. Schade ist indes nur, dass alle Strecken sich 3 optische Themen teilen müssen: Wüste/Sand, Eis/Schnee und Wasser. Hier wäre ein wenig mehr Abwechslung, so toll diese Gebiete auch präsentiert werden, nett gewesen. Doch davon ab: Echt spitze! Keine Framerateeinbrüche, keine Clippingfehler, viele Details... Kurz: WOW!
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Die Musik ist zwar nicht unbedingt mein Geschmack, weil ich lieber E-Gitarren höre, aber trotzdem gestehe ich sehr wohl ein, dass man sich hier verdammt viel Mühe gab, das futuristische Ambiete zu unterstreichen, weshalb sie wie die Faust auf's Auge passt, da sie das Zukunfts-Rennsport-Feeling gut transportiert.
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INHALT
FAST bietet 12 Rennstrecken und 21 Herausforderungen. Für 10€ und die 40MB-Begrenzung bei WiiWare-Spielen ist das bei dieser Technik und dem ausgeklügelten Gameplay eigentlich kein Kritikpunkt, sondern eher ein Grund, Shin'en zu fragen, wie zum Teufel sie auch noch soviele Strecken und Herausforderungen reingequetscht bekommen haben.
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Die Strecken sind aufgeteilt zu á 4 je Cup, was drei Cups auf je 3 Schwierigkeitsstufen macht. Auf jeder Strecke fährt man bei konstanten 60 FPS gegen 7 CPUs um die bestmögliche Platzierung. Und diese zu bekommen, wird von Cup zu Cup immer schwieriger; was ich durchaus begrüße. Ausserdem gibt es noch die Herausforderungen - und der Begriff "Herausforderung" trifft den Nagel absolut auf den Kopf. Was z.B. bei F-Zero GX sowas wie ein regelwidriger Stunt war, wird hier quasi vorausgesetzt, wenn man ein "Geschafft"-Häkchen an der Herausforderung prangen haben will. ...die Extrabelohnung mit Sternchen gibt's darüber hinaus nur dann, wenn man über dem Soll Erfolg hatte. ;)
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Ebenso bietet FAST einen Multiplayer für bis zu vier Personen pro Wii, wo sogar die CPUs mitfahren, damit immer 8 Schiffe unterwegs sind. Das alles jedoch nur lokal - nicht online. Sicherlich, bei dieser grafischen und akustischen Pracht, dem allgemeinen Umfang und einem Preis von 10€, kann man Shin'en nur Tribut zollen - oh ja! - doch trotzdem schmerzt mich die Abstinenz einer Onlinefunktion ziemlich und enttäuscht mich sogar ein wenig. Wie soll ich denn dieses tolle Game jetzt gegen DStroke und deadman spielen? Ausserdem: online findet man immer irgendwen, der mit einem spielt, egal, wie spät es ist, oder ob die Freunde gerade Zeit haben.
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Wie sehr Shin'en mit jedem Bit knauserten, spüre ich z.B. im Time Trial. Der einzige Unterschied zum normalen Cup-Rennen ist der, dass ich die gewünschte Strecke direkt auswählen darf, aber es fahren alle 7 CPU-Gegner, wie immer auch, mit. Und es wird auch nur die beste Rundenzeit und die beste Gesamtzeit gespeichert. Keine Top-3- oder Top-5-Listen, keine Geister, keine Gesamt-Online-Liste, nichts... Mich jedenfalls motiviert das nicht, mich ganz besonders anzustrengen - vor wem sollte ich damit angeben - mit wem soll ich mich vergleichen? Und ich bin ja sowieso schon auf Platz 1 in meinem Savefile. Die Zeiten, in denen ich mit Freunden per Mail meine Listen austauschte, oder in denen mich von Hand auf irgendeiner Seite im Web eintrage, sind vorbei; mir fehlen Zeit und Lust dazu. Dann muss man immer noch Beweise abliefern und blabla... Nee! So macht mir ein Time-Trial-Vergleich einfach keinen Spaß.
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FAZIT
Nicht auszudenken, wie FAST Racing League einschlagen würde, wenn es ein Retail-Disc-Titel mit über 4,5GB an möglichem Platz wäre. Was Shin'en in nur 40MB eingeflochten haben, ist der Knaller. Und gerade weil ich von FAST so angetan bin, tut es weh, die WiiWare-Restriktionen zu spüren. Verdammt, Nintendo, was soll diese olle Begrenzung auf schlappe 40MB?
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Das Phasen-Wechsel-System ist eine echte Neuerung im Racer-Genre, und eine richtig gute noch dazu - und auch sonst macht FAST Racing League absolut alles, aber auch alles, richtig. Mir fehlt nur die Motivation, trotzdem weiterzuzocken, obwohl ich das doch so wahnsinnig gern würde: ich habe die In-Game-Anforderungen alle geschafft - nach ca. 8-10 Stunden Netto(!)spielzeit - und jetzt wäre es an der Zeit, mich mit der Welt zu messen, was aber leider nicht geht!
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Mit wenigstens doppelt sovielen Strecken, vielleicht noch 1-2 weiteren Schwierigkeitsgraden, einem Online-Modus mit Punkte-Ladder, klassischem Time Trial, Highscore-Listen, Geist-Austausch-Feature und zusätzlichen Themen für die Strecken, wären viele, darunter ich, die nächsten 2 Jahre damit beschäftigt gewesen, FAST zu zocken, statt nach einem neuen F-Zero zu schreien.
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Stattdessen werde ich die nächste Zeit damit verbringen, nach einem FAST Racing League 2 zu schreien, das ohne auferlegte Rationalisierung sein volles Potenzial entfesseln kann. ...absolut geiles Game, nur fehlt vor allen Dingen ein Online-Modus. Ach ja: HERUNTERLADEN!
Jörg Singleplayer: 84%
Multiplayer: 81%


Verfasst von Jörg am 29.05.2011,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 4 Person/en
Release am 27.05.2011