Cover: Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen London 2012Es passiert äußert selten, dass ein und dieselbe Plattform mehr als 2 Ableger eines Franchises spendiert bekommt, doch mit Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen London 2012 feiern Mario, Sonic und ihre Gangs zum bereits dritten Male auf der Wii ihr Stelldichein und messen im sportlichen Wettkampf ihre Kräfte. Ob ihnen das genauso erfolgreich gelingt wie Anno 2007 und 2009? Was ist neu? Was wurde übernommen? Was ist besser? Was schlechter? Finden wir es heraus...

EINZELMATCH
Im Einzelmatch stehen 21 olympische Disziplinen - 100m-Lauf, 110m-Hürdenlauf, 4x100m-Staffel-Lauf, Weitsprung, Hammerwerfen, Diskuswerfen, Speerwerfen, Stufenbarren, Trampolin, Rhythmische Sportgymnastik mit Band, 100m Freistil-Schwimmen, Synchronschwimmen, Kanusport, Reitsport, Badminton, Beachvolleyball, Tischtennis, Fußball, Sportschießen, Fechten und Bahnradsport - und 10 Traumdisziplinen - Weitsprung, Rafting, Diskuswerfen, Stufenbarren, Hürdenlauf, Springreiten, Spring, Trampolin, Weltraumflug und Fechten - zur Auswahl.

Wie immer ist das Regelwerk der olympischen Disziplinen eng an seine Originale gehalten und die Traumdisziplinen sind Abwandlungen einiger olympischer Disziplinen, in denen häufig Items benutzt und Ringe oder Münzen eingesammelt werden müssen; und in der Regel dauert eine Traumdisziplin auch länger und wird nicht selten auf Zeit gespielt.
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Alle diese Disziplinen können natürlich frei nach Wahl mit bis zu vier Personen gespielt werden und stehen direkt von Anfang an zur Verfügung. Ein Freispielen durch irgendeine Leistung ist nicht notwendig - und mehr als diese insgesamt 31 Disziplinen werden es auch später nicht.
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LONDON-PARTY
Die London-Party wird immer zu vier gespielt - notfalls übernimmt die CPU die nichtmenschlichen Charaktere. Alle vier erhalten dann ein Sammelblatt für Sticker (also wirklich: Aufkleber!), das 16, 32 oder 48 Sticker aufnehmen kann. Ziel ist dann, auf dem eigenen Sammelblatt zuerst überall Sticker hingeklebt zu haben. Allerdings müssen die Sticker verdient werden - und zwar in Minispielen oder einer der Disziplinen.
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So flitzen alle vier Charaktere wild über ein Spielfeld und suchen z.B. Birdo oder Lakitu, um das entsprechende Minispiel auszulösen; allerdings geschieht das immer gleichzeitig, ohne Würfel oder ohne jede Taktik: alle vier wuseln tatsächlich im virtuellen London wie in einem Labyrinth aus der Vogelperspektive hin und her, das ist im Grunde alles... Im Falle von Lakitu bedeutet dies, dass im zugehörigen Minispiel alle vier Charaktere Lakitu durch die City hinterherlaufen müssen, ohne den Anschluss zu verlieren. Gelingt das, gibt es zur Belohnung einen oder mehrere Sticker, die dann auf das Sammelblatt aufgeklebt werden, und danach geht's zurück wo auf das Spielfeld, wo weitere Minispiele oder Disziplinen ausgelöst werden müssen, um zusätzliche Sticker zu gewinnen: Shy Guy fangen, möglichst viele Lose, die vom Himmel fallen, aufsammeln, um die Wette rennen und dabei die Sonic-typischen Ringe aufsammeln... Dabei geht es dann immer darum, dass, wer am meisten gesammelt, am schnellsten im Ziel, Punkt X zuerst erreicht, oder Figur Y zuerst eingefangen hat, das Minispiel gewonnen hat.
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Und ja, das Gerenne über das London-Spielfeld und das Einkleben der Sticker ist wirklich genauso unspannend, wie es sich liest... Allerdings hat die London-Party trotzdem einen unterhaltsamen Wert. Denn hier können alle insgesamt 54 Minispiele, die zusätzlich zu den 31 Disziplinen enthalten sind, auch direkt angewählt und gespielt werden, WENN sie zuvor jeweils mindestens einmal im London-Party-Modus gespielt wurden. Und viele dieser Minispiele sind tatsächlich ganz witzig. Schade nur, dass keines davon wirklich lang andauert (in der Regel 30-60 Sekunden), und dass diese 54 Minispiele ausserhalb des London-Party-Kontexts stets für sich ganz allein stehen, das heisst, eine Punktetabelle oder irgendsowas gibt es hierbei leider nicht. Sehr schade.
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BONUSMODUS
Hier können vor allem die im Spiel verdienten Rubbelkarten eingelöst werden. Die Rubbelkarten bekommt man für erbrachte Leistungen im Spielverlauf, und sie alle haben 6 Felder, die freigerubbelt werden müssen. Allerdings dürfen pro Karte immer nur zwei Felder freigerubbelt werden. Gelingt es, mit den zwei Rubbelversuchen zwei gleiche Symbole freizurubbeln, bekommt man das, was das Symbol darstellt: einen zusätzlichen Song für die Hintergrundbemalung, Sportklamotten (Schuhe, Hosen, etc.), usw. Gelingt es nicht, zweimal dasselbe Symbol freizurubbeln, gilt die Karte als Niete. Und für mehrere Nieten kann man dann z.B. Kostüme für die Miis kaufen (Knochentrocken, Feuerball-Mario, Tails, etc.), oder ganz normale Klamotten für die Miis (Handschuhe, Cappies,...).
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So cool einige der Kostüme aussehen und so geil die ganzen Extra-Songs sind (bspw: Main Theme von Super Mario World, Bowsers Theme aus Super Mario 64, Coconut Mall Theme aus Mario Kart Wii, Metal Harbor Theme aus Sonic Adventure 2, Splash Hill Theme aus Sonic 4 Episode 1, und viel, viel mehr...), so nervig ist es einfach, jede einzelne Rubbelkarte einzeln freirubbeln zu müssen. Wer also z.B. 50 Karten angesammelt hat, sollte sich die nächsten 20 Minuten nichts vorgenommen haben, wenn die eingetauscht werden sollen! Hier wäre weniger mehr gewesen, Sega! Einfach die Karten als Direktwährung eintauschen lassen und fertig ist die Laube! Aber dieser Freirubbelkram ist ja nun wirklich mehr als umständlich.
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Als weiteren Punkt im Bonusmodus gibt's den Mii-Kostümwechsel, wo den auf der Wii gespeicherten Miis die freigerubbelten Kostüme verpasst bekommen können.
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Der letzte Punkt im Bonusmodus ist "Sound" betitelt. Hier können ausnahmslos alle Songs des Spiels in einer Jukebox angehört werden, sofern sie bereits freigerubbelt oder gegen Nieten eingetauscht wurden. Von den Hintergrundmusiken in den Menüs, über die Musiken der Erklärungsbildschrime bis hin zu den Theme Songs aus den Mario-Spielen und den Sonic-Spielen... Als weiteres Bonbon kann für alle 31 Disziplinen die abzuspielende Musik geändert werden. Wer in Zukunft also zum Delfino Plaza Theme (Super Mario Sunshine) seine Speere werfen will, kann das tun! :)
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REKORDE, OPTIONEN & POST
Unter "Rekorde" werden allerlei Statistiken und Rekorde eingesehen. Welcher Charakter wurde wie oft zum Spielen ausgewählt, wie lange wurde insgesamt gespielt, wieviel Prozent aller Gegenstände hat man schon "freigerubbelt", usw. Natürlich gibt es auch wieder die obligatorischen Weltranglisten der Zockerzunft, die per WiFi Connection auf die eigene Wii geladen werden können, um zu schauen, was andere so vollbracht haben, und wie man selbst darsteht. Oder die bislang erreichten Herausforderungen (Achievements) werden aufgeführt: 10 Disziplinen gespielt, einmal auf Platz 1 landen, den Weltrekord in einer Disziplin holen, pipapo... Zu guter Letzt kann man noch alle Sticker einsehen, die man bislang im London-Party-Modus errungen hat, betrachten.
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In den Optionen werden diverse Einstellungen vorgenommen - Sprache, Profilname, usw. Nichts, was verwundern sollte. Allerdings kann hier auch die Freundesliste verwaltet werden. Bis 30 Freunde können gleichzeitig gespeichert werden. Macht euch allerdings keine falschen Hoffnungen. Es gibt keinen(!) Online-Spiele-Modus. Der Online-Support beschränkt sich erneut nur darauf, die Onlinelisten einsehen zu können. Jedoch kann man in "London 2012" die Onlinelisten so filtern, dass man sich auch nur allein mit seinen registrierten Freunden vergleichen kann. Zwar schade, dass man nicht online zocken kann, aber dennoch ein sinnvolles und schon längst überfälliges Feature!
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Zum Abschluss gibt's noch die "Post". Hier werden einfach alle Nachrichten und Erlkärungen vom Spiel gespeichert, um sie sich jederzeit noch einmal angucken zu können. Mehr verbirgt sich hier nicht...
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AUF- UND ABGESCHÜTTELT
Unbedingt erwähnt werden müssen selbstverständlich auch die teilnehmenden Olympioniken. Neben den Miis sind das in vier Kategorien aufgeteilt, a) Krafttypen: Wario, Knuckles, Bowser, Vector, Donkey Kong, b) Alleskönner: Mario, Luigi, Amy, Blaze, Bowser Jr., c) Geschwindigkeitstypen: Sonic, Shadow, Daisy, Yoshi, Metal Sonic, d) Fertigkeitstypen: Tails, Peach, Dr. Eggman, Waluigi, Silver.
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Gesteuert werden all diese Recken mit Wiimote oder mit Wiimote plus Nunchuk. Allerdings, und das finde ich schade, wird man bei den meisten Disziplinen selbst mit vorhandenem Nunchuk vom Spiel aufgefordert, jetzt zeitweise den Nunchuk nun entfernen. So wird z.B. der 100m-Lauf ausschließlich nur noch mit der Wiimote gespielt; zum Start wird die Wiimote nach unten geneigt, dann wird sie hochgerissen und ab dann schnellstmöglich auf- und abgeschüttelt. Das ist einerseits für Anfänger/innen eine schöne Sache, weil diese es einfacher haben, ins Spiel einzusteigen, doch andererseits ist so auch viel einfacher, auf Höchstgeschwindigkeit, bzw. volle Kraft zu kommen, denn so "bequem" habe ich meine Peach noch nie auf Platz 1 über die 100m-Lauf-Ziellinie gebracht, denn ich war weit davon entfernt, wie von Sinnen die Wiimote zu schütteln, um davonflitzen zu können.
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Das ist für diejenigen Disziplinen, in denen eben einfach nur in einer Tour die Wiimote geschüttelt werden muss, ärgerlich, weil so ohne allzu viel Anstrengung alle menschlichen Spieler/innen quasi gleichauf liegen, und deshalb nur noch allein die Wahl des Charakters entscheidet (denn Sonic ist viel schneller als z.B. Bowser!). Andererseits verbleibt es bei allen anderen Disziplinen so, dass auf Timing und Geschick gesetzt wird. Beim Speerwerfen wird dann zwar relativ einfach ein Vollsprint hingelegt, aber den optimalen Abwurf-Winkel festzulegen und den besten Zeitpunkt für diesen Abwurf zu finden, ist eine Frage der Übung.
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FUßBALL
Besonders wichtig für diese Rezension sind vermutlich die ganz neuen Disziplinen. Da ja am eigentlichen Gameplay im Grunde nichts geändert wurde, werden sich deshalb sicher viele fragen, wie gut z.B. Fußball, Badminton oder Strandvolleyball geworden sind. Da ich nicht alle neuen Disziplinen im Detail erläutern kann, nehme ich dafür stellvertrend einige wenige...
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So habe ich als allererste Disziplin auch direkt Fußball gespielt, weil auch mich diese Frage sehr interessierte. Ich habe natürlich keine Fußballsimulation mit der Komplexität der FIFA-Serie oder Mario Strikers Charged Football erwartet, aber meine insgeheime Hoffnung war, dass es ein adäquater Ersatz dafür sein könnte: Die Spielzeit kann festgelegt und die beiden 5er-Teams können bestimmt werden, dann geht's auf den Rasen. Einen Schiedsrichter gibt es nicht und geahndet wird, wenn überhaupt, nur mit Freistoß oder Elfmeter. Gespielt wird mit zwei Buttons. Einen zum Schießen/Grätschen, einen zum Passen/Wechseln zwischen den Charakteren. Im Großen und Ganzen also könnte man das als eine Art spaßiges Remake des NES-Klassikers Nintendo World Cup durchgehen lassen.
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Beim Beachvolleyball ist es ähnlich wie beim Fußball. Mit einem Button wird alles gemacht, was in der jeweiligen Situation nötig ist (Aufschlagen, Ballannahme, Ballabwehr...) und ansonsten wird mit dem Steuerkreuz/3D-Stick der Charakter gesteuert. Das Team, das zuerst die vorher festgelegt Anzahl von Sätzen gewonnen hat, hat das Match gewonnen. Kann man gut spielen, habe ich nicht viel dran auszusetzen.
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Weniger spaßig ist allerdings Badminton. Gespielt wird immer im Doppel, und wenn man mit der CPU spielt, steuert man immer gerade den Charakter, der näher am Federball ist. Allerdings wird der Charakter nicht direkt gesteuert, sondern man schwingt einzig und allein die Wiimote, um zurückzuschlagen - mehr nicht. Zwar darf die Schlagrichtung und ob es ein hoher oder ein langsamer Ball werden soll, bestimmen, aber das war es auch schon. Sogar das Tennis aus Wii Sports hat mehr Spaß gemacht.
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Beim Springreiten wird auf Fehlerzahl und auf Zeit gespielt. Deshalb muss man sich beeilen, sollte aber keine Hindernisse beim Sprung niederreissen, weil das Strafzeit gibt. Grundsätzlich ist das hier gut gemacht, jedoch muss man nur auf den am Boden markierten Weg achten, und immer, wenn dieser vor einem Hindernis unterbricht, sofort springen, und ansonsten die Wiimote schütteln. Deshalb hat man schon nach wenigen Versuchen den Bogen raus.
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FAZIT
Mit dem Umfang bin ich sehr, sehr zufrieden; soviele "Spiele" in einem gab es bei der "Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen"-Reihe bislang noch nie. Grafisch und akustisch hat sich im Vergleich zu den Vorgängern nichts geändert. Tolle Kulissen, alles sehr detailliert, jubelndes Publikum, viele Fanfaren, und überhaupt jede Menge Olympia-Feeling. Doch alles in allem hat Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen London 2012 für die Wii nicht meine Erwartungen erfüllen können. Warum? Das liegt an zwei Hauptpunkten:
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1) Es ist viel zu leicht, gute bis sehr gute Ergebinisse zu erzielen. In einigen Disziplinen (z.B. Badminton) tut man nichts anderes, als schlicht die Wiimote hin- und herzuschwingen, was sich unbefriedigend anfühlt, und in anderen Disziplinen langen schon relativ schlappe Schüttelbewegungen (z.B. 100m-Lauf), um den eigenen Charakter mit seiner Höchstgeschwindigkeit lospreschen zu lassen - auch hier fühlt man sich um das Gefühl betrogen, dass eine große Abplackerei später mal zu einem wirklich grandiosen Ergebnis führen wird. Außerdem wird Wii MotionPlus nicht unterstützt; gerade bei einem solchen Spiel wäre es ein bedeutender Mehrwert gewesen, noch genauer reagieren zu müssen, um wirklich gute Zeiten oder Weiten zu erlangen. Beim Speerwerfen könnte man so z.B. den Abwurfwinkel noch exakter bestimmen, oder beim Rhythmischen Tanz so korrekt wie möglich Figuren in die Luft zeichnen.
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2) Alle 31 Disziplinen und 54 Minispiele müssen immer einzeln ausgewählt und können immer nur einzeln gespielt werden. So geht nicht nur der Wettbewerbsgedanke völlig flöten, wo am Ende vielleicht mit der persönlichen Paradedisziplin wieder einige Platzierungen aufgeholt werden können, sondern es ist vor allem einfach nur nervig, sich nach jeder Disziplin wieder durch die Menüs wuseln und alles bestätigen zu müssen, wenn man jetzt eine andere Disziplin spielen möchte. Die einzige Möglichkeit, zumindest die Minispiele in einem gemeinsamen Kontext zu erleben, ist die London-Party, aber die ist reichlich albern. Stattdessen wäre viel besser gewesen, diese Minispiele der Reihe nach spielen zu lassen und wenigstens in einer Statistik zu vermerken, wer wie oft auf welchem Platz landete, um am Ende eine/n Sieger/in zu haben. Wirklich Sega, wie kann man ausgerechnet DAS bei einem Olympia-Videospiel vergessen?
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Darum: Für Highscore-Jäger/innen eine interessante Sache, vor allem durch die Online-Ranglisten und die Vergleichsmöglichkeiten mit Freunden, doch für einen olympischen Einzel- oder Mehrspieler-Wettkampf vor Ort empfehle ich Wii-Freunden Teil 1 und/oder Teil 2, weil "London 2012" eher wie eine Minispiel-Edelsammlung wirkt.
Jörg Singleplayer: 76%
Multiplayer: 80%


Verfasst von Jörg am 18.11.2011,
bemustert durch Sega
für bis zu 4 Person/en
Release am 18.11.2011