Cover: Summer Stars 2012Wie das so ist bei Wettkampf-Sportspielen: Im Laufe der Zeit werden es auf einer Plattform mehr und mehr und man muss sich fragen, ob man dieses oder jenes kaufen soll, oder ob es sich lohnt dieses zu kaufen, wenn man schon jenes hat... So trudelte nun Summer Stars 2012 für die Wii bei mir ein, und damit die Bürde entscheiden zu müssen, wie sich Summer Stars 2012 in seinem Genre schlägt.

Wie sich das für ein Wettkampf-Sportspiel gehört, bekommt man im Hauptmenü die üblichen Menüpunkt geboten: "Karriere", "Freies Spiel", "Aufträge" und "Optionen". Die Optionen erlaubt die Lautstärke der Musiken, Soundeffekte und Kommentatoren zueinander zu regeln, und unter Aufträge verbrigt sind nichts anderes als die Einsicht in die sog. Achievements, die man im Karriere-Modus erlangen kann: Hole X mal eine Gold-Medaille, erlange im 400m-Lauf die Höchstgeschwindigkeit, erlange einen Weltrekord und soweiter...

KARRIERE
Im Karriere-Modus können vier Profile erstellt werden, bzw. vier unterschiedliche Karrieren können gestartet werden. Hier leitet man, wenn man für Deutschland spielt - die beiden Sportler Nina König und Falk Lorenz, die als Team antreten, durch einen ganzen Batzen Aufgaben, nämlich 88, zuzüglich drei Cups (in den Cups wird dann eine Reihe von vorbestimmten Disziplinen abverlangt - quasi eine Art Abschlussprüfung, wenn man so will), bei denen man am Ende bestenfalls mit Gold, schlechtestenfalls mit Bronze hervorgeben sollte, wenn man in der Karriere vorankommen will. Denn die Aufgaben zweigen Ast-artig ab, sodass man nicht zwangsweise alle Aufgaben erledigen muss, um zu einem Cup zu gelangen, aber wer erfüllt schon gern nur sein Soll? Jedenfalls: Hat man den Cup erlangt und konnte diesen erfolgreich beenden, stößt man auf die nächste Verästelung von Aufgaben, die ihrerseits zu einem Cups führt.
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Diese Aufgabe bestehen aus drei Kategorien. 1) Man muss einfach eine der insgesamt 20 Disziplinen spielen und mindestens Bronze, Silber oder Gold erlangen. 2) Man spielt eine Disziplin und muss eine bestimmte Mindestanforderung erfüllen, z.B. auf jeden Fall die 2-Meter-Marke im Hochsprung knacken. 3) Man muss durch verschiedene Aktionen ein bestimmtes Ziel erreichen. Beim Florett etwa gilt es dann Ausnahmsweise mal nicht, die Gegnerin durch Geschick und Schnelligkeit mit der Waffe auszuboten, sondern man muss auf ihre verbalen Sticheleien die passende Antwort aus einer Reihe von Alternativen auswählen. Je häufiger man die geeignete Retourkutsche erwiderte, desto besser schneidet man in der Bewertung ab. Eine sehr nette und willkommene Abwechslung zwischen all dem Geschlenker mit Wiimote und Nunchuk.
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Doch wäre der Karriere-Modus sehr stumpf, wenn man schlicht die ganzen Aufgaben einfach nur abackert. Naja, das tut man letzten Endes durchaus, allerdings sind gewisse Anforderungen oder Disziplinen erst zu meistern, wenn Nina und Falk gut genug dafür sind. Das bedeutet, selbst, wenn man als Spieler/in theoretisch dazu in der Lage wäre, mit Bestnote abzuschneiden, geht das nicht so einfach, denn Nina und Falk fehlt es je nach Disziplin noch an Ausdauer, Geschick, Kraft oder Routine.
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Damit sie in diesen Dingen zulegen können, müssen sie Erfahrungspunkte sammeln, indem sie ihre Aufgaben möglichst gut erledigen, denn sie erhalten dementsprechend Erfahrungspunkte, die ihnen Fertigkeitspunkte einbringen. Und diese Punkte können sie in verschiedenen Fertigkeiten in den Disziplinen eibringen: schneller laufen können, besseres Sprungtiming, mehr innere Ruhe, bessere Konzentration und so weiter. Die Möglichkeiten sind sehr, sehr zahlreich, und die Fertigkeitspunkte müssen mit der Zeit immer härter erstritten werden, weshalb man mit Bedacht wählen sollte, bei welcher Disziplin man Nina und Falk vorerst noch von allein durchbringen kann, und wo man vielleicht einen Punkt verbraten sollte, um bessere Leistungen erzielen zu können, damit es weitergehen kann.
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Es macht übrigens keinen Unterschied, für welches Land man Antritt, die Aufgaben sind immer dieselben. Lediglich die Namen und Hautfarben unterscheiden sich. Und gelingt ein TOP-10-würdiger oder gar ein Weltrekord, wird man nach seinem Spieler/innen-Namen gefragt, damit man sich verewigen kann. Einziger Nachteil: Ausser der Möglichkeit, erlangte Weltrekorde speichern zu können, ist der Karriere-Modus schlagartig uninteressant, wenn man überall eine Goldmedaille ergattern konnte, auch, wenn es bis dahin seine 10-12 Stunden dauert.
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FREIES SPIEL
Im freien Spiel kann ganz allein, zu zweit, dritt oder viert gespielt werden. Wahlweise wird jede Disziplin für sich allein gespielt, oder man spielt einen Cup am Stück durch. Bei den Cups gibt es 4 vorgefertigte oder auch die Optionen, einen eigenen Cup mit Disziplinen und ihrer Reihenfolge zu bestimmen.
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Da ich ja jetzt Besuch von Dennis und Tomas hatte, haben wir drei uns also einmal durch den kürzesten und einmal durch den längsten Cup geackert und haben alles gegeben, was wir zu bieten hatten. Natürlich wird im freien Spiel vollkommen auf die Vergabe von Fertigkeitspunkten verzichtet und alle Spieler/innen müssen durch gekonnten Umgang mit Wiimote und Nunchuk selbst für Erfolge sorgen.
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Wir wählten den gewünschten Schwierigkeitsgrad und das zu vertrendende Land (Deutschland, USA, Italien, Tschechei, etc.) für jeden von uns und legten uns in die Riemen. Und wir hatten auf jeden Fall unseren Spaß und freuten uns, wenn wir uns gegenseitig überbieten konnten, oder wir beglückwünschten uns zu besonders guten Leistungen.
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Allerdings stört ein Manko das Gesamtbild im Freien Multiplayer-Spiel: erlangt man einen neuen Rekord, der in die aktuelle TOP-10-Liste einer Disziplin gehört, wird dieser nicht gespeichert, nicht mal, wenn es ein Weltrekord ist. Und das ist wirklich ärgerlich. Sollen die Leute lieber den Karriere-Modus spielen und sich bei den Disziplinen den Reihe nach Wiimote und Nunchuk in die Hand drücken? Denn hier werden ja Rekorde anerkannt, nach dem Namen gefragt und dann gespeichert. Zwar eine Alternative, aber der Begriff "Fauler Kompromiss" trifft es sicherlich viel besser.
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Liebes Entwickler-Team: Toller Multiplayer, aber es wäre schon geil, wenn die Spieler/innen vor Beginn ihren Namen eingeben könnten, sodass dann Rekorde in die Listen gespeichert werden können. Eventuell könnte man auch bei jedem neuen Bestwert ein "Spieler X bitte Name eintragen" verlangen. Aber nichts von alledem, schade.
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AUDIO & VIDEO
Zwischen den Aufgaben/Disziplinen wird das Spielgeschehen mit Cutscenes zweier Reporter vermengt, die so wirken, als wären sie echte Fernsehreporter. Sie berichten "live" vom Geschehen, verhaspeln sich auch ab und zu oder schieben sich verbale Spitzen zu. Auch sieht man häufig Cutscenes der Sportler, die sich dehnen, warmlaufen, entspannen, unterhalten oder auch mal eine schwere Stoßkugel auf den Fuß eines Anderen fallen lassen und sich dann gestenreich entschuldigen. Natürlich können diese kleinen Einspieler jederzeit mit einem Druck auf A übersprungen werden, aber es lohnt schon, sich alles wenigstens einmal angeguckt zu haben - vorallem im Multiplayer gibt's öfters mal was zu Lachen.
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Einen kleinen Makel haben die Cutscenes aber: So toll sie animiert sind, und so beeindruckend real die Gesichtsmimiken und Körpersprachen wirken, so "videospielartig" wirkt die Optik insgesamt. Für Wii-Verhältnisse ziemlich beeindruckend, keine Frage, aber das Niveau von Vorzeige-360- oder PS3-Titeln kann und wird natürlich zu keiner Zeit erlangt. Dafür können die Entwickler nichts, aber schade ist es trotzdem, wenn man feststellen muss, wie sehr die Wii bisweilen an ihre Grenzen stößt und optisch einfach nicht mithalten kann.
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Alles in allem kann man den Designern also nur gratulieren. Denn auch in den Disziplinen sieht man die Detailarbeit bei den Animationen und Kameraperspektiven. Man hat als Spieler/in immer den optimalen Blick auf das Geschehen und dabei stets das "Fernsehübertragungs-Feeling". Einzige Ausnahme ist vielleicht der Stabhochsprung, wo man im Moment des über-die-Latte-springens den passenden Augenblick dafür finden muss, den Stab loszulassen. Hier wäre eventuell ein WENIG mehr Sichtkomfort nötig gewesen, andererseits hat man allerdings auch schnell den Bogen raus und weiss dann, worauf zu achten ist.
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Musikalisch kann ich nicht allzu viel schreiben, da ich hier nichts zu Meckern habe. Die Hintergründe klingen wie eine schicke Mischung aus U2 und Olympia Light und die Soundeffekte sind auch alle authentisch. Obendrauf die großartige deutsche Synchro ist mit illustren Stimmen wie jene von z.B. Simona Pahl oder Jacob Weigert.
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STEUERUNG
Die Steuerung ist ebenfalls gelungen. Überall wird eine Menge Timinggefühl abverlangt, wenn es um den Start beim 100m-Lauf geht (Ready - Set - Go!), oder den Hochsprung oder das Turmspringen, etc. Wer bereits Eurosport Winter Stars kennt, kann sich gut vorstellen, wie es hier ist. Allerdings war das bei Eurosport Winter Stars eine Winzigkeit angenehmer, denn Anlauf nehmen oder Rennen muss man in Summer Stars 2012 in vielen der 20 Disziplinen. Zwar sind die Disziplinen in den Cups und die Aufgaben im Karriere-Modus so verteilt, dass man immer auch "Schüttelpausen" hat und dann eher ruhig und konzentriert vorgehen muss, doch alles in allem geht das bisweilen ganz schön in die Unterarme.
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Jedoch gibt es bisweilen auch Momente, wo man als Spieler/in nicht sicher sein kann, ob man irgendwas falsch gemacht hat oder ob das Spiel zu penibel auf Eingaben reagiert. So spielten wir im Multiplayer und ich war bis auf 2,30m im Hochsprung vorgestoßen, als mein Sportler bei 2,35m auf einmal nicht mehr über die Latte springen wollte, obwohl ich nichts anders machte als vorher und mein Anlauftiming praktisch perfekt war. Das passierte mir dann dreimal am Stück, sodass ich bei Höhe 2,30m mein Ende fand, weil ich ja die 2,35m nicht packte. Das hat mich dann schon geärgert, denn mein Sportler reagierte überhaupt gar nicht auf meine Gesten. Er sprang nicht zu früh, nicht spät, sondern gar nicht. So sprang er nach gefühlten 2-3 Sekunden einfach von allein, als das Zeitfenster für den passenden Sprungmoment vorbei war und versemmelte natürlich alles.
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Sowas passiert nicht oft, und ich weiss nicht, woran es lag, aber in all den Stunden, die ich/wir mit Summer Stars hatte/n, wurde ich insgesamt zweimal Zeuge eines solch seltsamen Steuerungsversagens: Einmal bei mir selbst beim Stabhochsprung und einmal bei Tomas beim Dreisprung. Statistisch gesehen also ein äußerst seltenes Auftreten dieses Gestenerkennungs-Verweigerns und man kann drüber hinwegsehen, aber in dem Moment wo's gerade drauf ankommt ziemlich ätzend.
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FAZIT
Summer Stars 2012 gelingt es wunderbar, Begriffe wie "Olympia" oder "Olympische Spiele" nicht zu verwenden, ohne, dass man sie eigentlich vermisst. Deshalb hoffe ich für Summer Stars 2012, dass es im Kaufhausregal nicht übersehen wird, denn es kann mit "offiziellen Olympia-Produkten" sehr gut mithalten.
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Sicherlich, es gibt kleinere Makel hier und dort, aber alles in allem hatte ich im Karriere-Modus und den Multiplayer-Stunden mit Dennis und Tomas eine Menge Spaß und werde die Disc auch in Zukunft öfters mal herauskramen. Denn besser als Mario & Sonic 3 ist es allemal und gerade auch durch seinen Preis erhält man mit Summer Stars 2012 so manch unterhaltsame Stunde für spaßige Wii-Multiplayer-Wochenenden für wenig Geld.
Jörg Singleplayer: 75%
Multiplayer: 85%


Verfasst von Jörg am 05.04.2012,
bemustert durch Koch Media
für bis zu 4 Person/en
Release am 30.03.2012