Cover: The LEGO Movie VideogameKONFORMITÄT
Emmet ist ein Allerweltstyp mit einem Dutzendgesicht. Nicht sehr auffällig. In keiner Weise ist er irgendwie besonders. Das ändert sich schlagartig, als er der geheimnisvollen Lady Wyldstyle begegnet. Nicht nur verdreht sie ihm den Kopf, nein, sein ganzes Leben krempelt sich urplötzlich um. Denn er ist auf einmal wer. Er ist Der Besondere. Der Besondere aus der Prophezeihung. Der Besondere, der dem bösen Lord Business das Handwerk legen wird.

Lord Business will strikte Konformität bei allen Bewohnern des LEGO-Universums. Alles muss gleich sein, in ein bestimmtes Schema passen und niemand darf Lord Business widersprechen oder sich ihm gar in den Weg stellen. Das Dumme ist nur: Niemand ahnt etwas davon. Nur eine kleine Gruppe von Verschworenen, die nach dem Besonderen suchen, damit er ihnen den Triumph bringt, weiss bescheid. Und Emmet - der weiss es jetzt auch. Unsere Aufgabe ist es deshalb, Emmet und seine neuen Freunde zu unterstützen, Lord Business den Garaus zu machen.

Unser Abenteuer beginnt nach einem kurzen Prolog in Steinstadt. Zuerst fällt dabei auf, dass in diesem LEGO-Spiel dieses Mal wirklich alles aus LEGO-Steinen gemacht ist. Absolut alles. Jedes Gebäude, jede Pflanze, jedes Fahrzeug - sogar Dinge wie Dampf oder Wasser sind aus einzelnen LEGO-Steinen. Entgegen früherer Titel, wo die Realität mit LEGO-Elementen vermischt wurde, liegt hier ein reinrassiges LEGO-only-Spiel vor. Das hat durchaus seinen Charme und macht einen Großteil des Ambientes aus.
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Wir laufen also ein wenig herum, bekommen die ersten paar Gehe-hierhin-erledige-jenes-Laufmissionen, um zu lernen, wie gespielt wird. Allerdings erfahren LEGO-Games-Veteranen dabei nichts neues. Man bewegt seinen Charakter, hier Emmet, kann Dinge wie Mülltonnen oder Bäume kaputtschlagen und bekommt dafür Studs. Studs dienen später dazu, die Secrets im Spiel freizukaufen, also rote Steine, weitere Charaktere und all sowas. Natürlich können auch Fahrzeuge bedient werden, Bagger, PKWs und so weiter. Je nach Situation.
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BAUANLEITUNGEN
Es gibt zwar einige neue Elemente, doch sind diese eher eine leichte Varation als tatsächliche Neuerungen. In jeder Mission gibt es etwa Seiten von Bauanleitungen zu finden. Die regulären Bauanleitungen dienen rein dem Voranschreiten innerhalb einer Mission. Man muss eine bestimmte Menge Seiten finden, damit die Bauanleitung vollständig ist und erst jetzt, können Kräne, Flugzeuge, Brücken oder was geradeso benötigt wird, gebaut werden. Doch die goldenen Bauanleitungsseiten dienen einem ganz besondern Zweck. Ich verrate nicht, welchen, aber es hat es etwas mit 100%-Spielständen zu tun, und es gibt mehrere Dutzend von diesen goldenen Seiten.
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Emmet allerdings kann keine Dinge ohne Bauanleitung bauen, dazu fehlt ihm die Phantasie. Die wurde ihm von Lord Business' subversiver Indoktrination über die Jahre genommen. Emmet ist zwar Bauarbeiter, kann aber nur bauen, was er auf dem Papier zu sehen bekommt. Wollte er völlig eigene Kreationen erschaffen, müsste er ein Meisterbauer sein. Leider ist er keiner, ihm fehlt dazu die Gabe. Gut, dass seine neuen Freunde Meisterbauer sind.
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Die brauchen nur drei verschiedene oft völlig unscheinbare LEGO-Bauten und schwuppdiwupp kreieren sie in Windeseile daraus eine ganz neue Gerätschaft. Je nachdem, was die Situation gerade erfordert, getreu dem Motto: Not macht erfinderisch.
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MISSIONEN
Wichtig zu wissen übrigens, dass dieses Videospiel sich sehr exakt an den Film "The LEGO Movie" hält. Wer also seinen Kindern eine Freude mit diesem Spiel machen möchte, sollte ihnen VORHER den Film zu Gemüte führen, denn NACH dem Spiel brauchen sie den Film eigentlich kaum noch sehen, weil sie schon wissen, was alles passiert, wie es am Ende ausgeht, und nicht wenige Gags werden ebenfalls verbraten (z.B. die Sache mit dem Wagenrad - hihi).
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De facto enthält es sogar viele Original-Filmszenen, die jeweils zwischen den insgesamt 15 Missionen eingespielt werden, somit bekommt man insgesamt grob 30-40 Minuten Filmmaterial zu sehen, während man die Missionen durchspielt. Hier gibt es also keine zwei nur irgendwie lose zusammenhängenden Produkte mit gleichem Namen, sondern zwei Produkte, die die exakt selbe Geschichte erzählen. Mit dem Unterschied, dass Filmszenen, wie etwa jene im wilden Westen, durch Geschick und Kombinationsgabe selbst gelöst werden müssen, bevor die Geschichte sich weitererzählt.
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Die Anforderungen sind dabei aber nicht allzuhoch. Die Rätsel sind nach dem typischen LEGO-Spiele-System gestrickt, das heisst, man bekommt immer Pfeile eingeblendet, die andeuten, wo ein gerade wichtiger Gegenstand sich befindet (etwa ein Rad für ein Ventil, das geschlossen werden muss), Passagen, wo geklettert werden muss, werden durch rosa-blaue Spots auf dem Boden signalisiert, und wenn Meisterbauten geschaffen werden müssen, wird das überdeutlich gemacht, indem in der Nähe einige Objekte grün zu glühen beginnen. Nötigenfalls wird durch vereinzelte Kommentare von Emmet oder seinen Freunden gezielt "reingerufen", was zu tun ist: "Sammel X ein, bringe es nach Y und montiere dann", oder sowas. Somit sind auch die Rätsel keine echten Rätsel, sondern lediglich Abfolgen von Anweisungen, bis plötzlich eine Brücke "gemeisterbaut" wurde und es weitergeht.
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Dafür sind die Missionen durchaus abwechslungsreich. Gleich zu Beginn gibt es erstmal eine fette Verfolgungsjagd auf dem Highway, später gleitet auf Sandabfahrten hinab und muss dabei Gesindel, Laserschüssen und Felsen ausweichen, oder man kämpft mit gigantisch großen LEGO-Robotern eine Schlacht mitten in der Innenstadt. Allerdings besteht der Großteil der Missionen wie bei allen LEGO-Spielen aus Beinarbeit - man läuft von A nach B, um C zu erhalten, damit Hindernis D eleminiert werden kann, um jetzt nach E laufen zu können, wo Tür F geöffnet werden muss, damit man nach G gelangt...
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Das wäre sogar gar nicht mehr so unspaßig, wenn es nicht ununterbrochen zu Einmischungen von Lord Business' Schergen käme. Am laufenden Band muss man gegen diese Handlanger antreten. Tut man es nicht, greifen sie an und man bekommt Schaden oder verliert ein Leben, bzw. Studs werden abgezogen. Doch selbst das wäre noch in Ordnung, wenn es nicht unendlich aufhalten und darum mit der Zeit etwas nerven würde. Und hat man die Nervbolzen halt ausgeschaltet, damit Ruhe ist, kommen gleich 4-5 neue nach. Sind auch diese besiegt, kommt schon wieder 4-5 neue. Und so weiter. Das muss doch nun echt nicht sein, liebe Entwickler, hm!?
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GRUPPE
Selbst DAS aber könnte man noch verkraften, wenn man nicht in einer Gruppe von meistens 4-6 Leuten unterwegs ist. Und während man selbst immer nur eine LEGO-Persönlichkeit steuert, stehen die übrigen blöd rum und gucken dabei zu, wie man den Hintern versohlt bekommt.
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Kommen wir aber endlich mal zu dieser Gruppe. Da gibt es zum Beispiel also Wyldstyle, Vitruvius, Benny, Batman oder das Einhorn-Kätzchen. Alle haben verschiedene Fähigkeiten. Wyldstyle kann am höchsten springen und ist damit oft die einzige Figur, die hohe Vorsprünge erreichen kann, Vitruvius kann auf schmalen Simsen balancieren und mit seinem Stab Passagen kletterbar machen, Benny kann sich in Computer reinhacken und so weiter. Das bedeutet, man muss mal mit diesem und mal mit jenem Charakter spielen, sonst kommt man nicht voran.
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Doch auch, nachdem eine Mission erledigt ist, kann man sie danach immer wieder und wieder erneut spielen, denn überall könnte etwas lauern, das man nicht mit bloßem Auge erkennt, oder man nicht erreichen kann, weil bestimmte Charaktere dafür fehlen. Einer dieser Charaktere ist unter anderem Superman, dessen Augen Laserstrahlen versprühen können. Einige frühe Missionen aber, wo Superman noch nicht Teil der Crew ist, warten mit goldenen LEGO-Steinen auf, die etwas versperren. Zwar nicht notwendig für den Abschluss der Mission, aber eben notwendig, wenn man wirklich alles im Spiel gesehen und man seinen Spielstand auf 100% gebracht haben will.
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Also kann man später zum Beispiel mit Superman diese Mission nochmal spielen und sich jetzt diese goldenen LEGO-Steine vorknöpfen, denn Laserstrahlen haben sie nichts entgegenzusetzen und geben dann den Weg frei. Solche Dinge gibt es viele in jeder Mission, sodass es dazu anspornt, jede Mission wenigstens ein zweites Mal zu spielen. Oft aber auch ein drittes Mal, weil so manches Geheimnis echt super versteckt und darum nicht so leicht zu erkennen ist.
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Damit man weiss, ob man irgendwo etwas übersehen hat, hat das Spiel eine Geamtprozent-Anzeige, die verrät, wieviel Prozent aller Geheimnisse im Spiel gelöst wurden und zu jeder Mission zeigt es an, ob man darin bereits alle verstecken goldenen Bauanleitungsseiten ergattern konnte. Das macht es leicht, die Übersicht nicht zu verlieren.
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UNDERCOVER
Allerdings gibt es nicht nur die nackten Missionsziele, sondern man kann sich auch einfach so im LEGO-Universum umgucken. Leider nur, entgegen meiner Hoffnung, nicht so, wie man es aus LEGO City Undercover kennt. Bei LEGO City Undercover hatte man eine gigantisch große, zusammenhängende Stadt mit vielen Bezirken und konnte jeden noch so kleinen Winkel erkunden. Viele Gebäude konnten betreten und absolut alles konnte erklommen werden. Und das wurde belohnt, weil an den unmöglichsten Stellen irgendetwas darauf lauerte entdeckt zu werden.
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In The LEGO Movie Videogame bekommt man von jeder Welt nur einen doch ziemlich kleinen Teil geboten. Zum Vergleich: Jeder Weltenteil ist nicht einmal ein Viertel so groß wie ein beliebiger Stadtbezirk aus LEGO City Undercover. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man verhältnismäßig flott mit allem durch ist und man bald alles gesehen hat. Die 15 Missionen sind nach 8-10 Stunden absolviert und danach hat man seinen Spielstand bereits auf gut 40% gebracht. Nach weiteren 5-10 Stunden, je nach eigener Kreativität, ist man dann 100%ig durch.
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Das macht The LEGO Movie Videogame beileibe nicht zu einem schlechten Spiel. Im Gegenteil, es hat viel Humor und die Story ist spannend und wartet gar mit einer genialen Wendung auf, die viele Erwachsene kräftig ins Nachdenken bringen sollte! Man bekommt also definitiv eine sehr wertige, echt unterhalsame "Filmversoftung" - etwas, das ja leider nicht immer selbstverständlich ist.
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Doch im Vergleich zum meiner Meinung nach in allen Punkten herausragenden LEGO City Undercover kann The LEGO Movie Videogame nunmal nicht anstinken - kein anderes LEGO-Spiel kann das bis jetzt. Allerdings sind die Basics unverändert, meine "Kritik" bezieht sich vielmehr allein auf den Umfang, denn Steuerung, Grafik und Sound sind über jeden Zweifel erhaben. Die Steuerung prägt sich in wenigen Minuten ein, die Animationen sind butterweich, sprühen vor LEGO-Charme und überall quillt der Bildschirm über vor Details und Effekten. Grandios! Man kann oft nicht mal wirklich unterscheiden, was jetzt In-Game-Grafik ist und was Filmsequenzen. Echt top! Die Musik tut es der Grafik gleich. Beinahe alle Musiken nudeln sich sofort im Ohr fest, denn abseits des Hauptthemas "Everything is awesome" hat das Videospiel noch deutlich mehr zu bieten, das man gern mal vor sich hinsäuselt. Ich mag z.B. das leicht verträumte Steinstadt-Thema sehr.
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...weeeeenn auch die Spiele-Synchro von der Film-Synchro manchmal zu unterscheiden ist. Wirkt in den Filmsequenzen alles total lebendig und natürlich gesprochen, hört man bei den Spielszenen bisweilen deutlich, das geixt wurde. Aber darüber kann man getrost hinwegsehen, ähh, -hören.
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FAZIT
Ein eigentlich in allen Punkten übliches LEGO-Spiel - und das meine ich keineswegs abfällig. The LEGO Movie Videogame hat tolle Grafik, tollen Sound, tolles Gameplay, tollen Humor und die Spielzeit ist ordentlich. Selbst ein/e zweite/r Spieler/in kann jederzeit mitmachen, was das Spiel etwas flotter von der Hand gehen lässt, weil man nun nicht mehr allzu oft zwischen den Figuren wechseln muss - vier Hände erledigen Aufgaben eben schneller als zwei. Auch die Story ist sehr filmgetreu umgesetzt worden - uuuund alle Figuren sprechen (auf Wunsch natürlich auch in Deutsch) mit den Original-Filmstimmen. Und, naja, die vielen Faustkämpfe gegen böse Typen, welche oft an der Grenze des Erträglichen sind, weil sie vom Eigentlichen abhalten, kann man mit etwas Willenskraft durchgehen lassen. Sie sind bisweilen echt nervig, aber nie so sehr, dass man keinen Bock mehr auf's Weiterspielen hätte.
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Ich empfehle nur nochmals: Wenn dieses Spiel ein Geschenk für Kinder sein soll - SEHR GERN! -, aber lasst sie bitte VORHER den Film gucken, da, wie erwähnt, das Spiel die Story praktisch 1:1 erzählt und der Film DANACH nur noch halb so spannend wäre.
Jörg Singleplayer: 82%
Multiplayer: 82%


Verfasst von Jörg am 11.04.2014,
bemustert durch Warner Bros. Interactive Entertainment
für bis zu 2 Person/en
Release am 11.04.2014