Cover: Wii Sports Club: TennisREMAKE-KONZEPT
Die wohl beliebteste Wii Sports-Sportart nach Bowling war ohne Zweifel Tennis, deshalb verwundert es nicht, dass für Wii Sports Club neben Bowling auch noch Tennis den Anfang macht und Nintendo sich mit dem Rest erstmal Zeit lässt - wozu Experimente eingehen, schließlich kann man anhand von Bowling und Tennis erstmal schauen, ob das Remake-Konzept à la Wii Sports Club aufgeht.

Dabei ist wieder festzuhalten, dass Wii Sports Club: Tennis seinem Tennis-Pendant aus Wii Sports für die Wii im Grunde vollkommen gleich ist, wenn man vom neuen Online-, dem Trainings-Modus und dem Zwang zu MotionPlus absieht. Denn wieder wurde nur die Grafik etwas aufgehübscht und bietet außer einer höheren Auflösung absolut nichts, was Wii Sports-Tennis nicht auch bot, und beim Sound hört man die bereits bekannten Melodien und Themen auch direkt wieder raus.

TRAINING
Jedenfalls, der Trainings-Modus ist durch die Notwendigkeit von MotionPlus fast schon Pflicht, denn die Tennisschläger-Steuerung ist fast schon übergenau - und natürlich kann wie damals nicht sein Mii steuern, sondern einzig und allein nur den Tennisschläger schwingen, und dass es dieses Mal so akkurat sein muss, kann echt richtig abnerven. Hier kann das Training also helfen, bei dem an den Ball durch Ringe schlagen, mit dem Ball Maulwürfe auf dem Tennisplatz treffen, oder man muss mit dem Ball eine Entenkanone über den Platz dirigieren.
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Dabei ist selbst das Training in den ersten Stunden eine sehr ärgerliche Angelegenheit, weil man eine ganze Weile lang kläglich an den geforderten Zielen scheitern wird, wenn man sich nach der Angewohnheit richtet, wie beim Wii Sports-Tennis einfach nur eine x-beliebige Schlenkerei mit der Wiimote zu machen, wenn der Ball in Reichweite ist; die Bereitschaft, die Wiimote nun wie einen echten Tennisschläger zu führen, mit allen Tricks wie Lobs, Volleys, Vor-, Rückhand, Schmetterbällen und so weiter. Es Bedarf viel Disziplin, sich hier umzustellen. Wie oft ich durch den falschen Winkel oder etwas zu viel Kraft den Ball viele, viele Meter weit von meinem eigentlich Wunschzielpunkt gepfeffert habe - meine Güte!
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LOKAL UND ONLINE
Hat man sich die Steuerung via MotionPlus aber soweit aneignen können, bleibt im Kern alles wie schon bei Wii Sports; Umfang und Gameplay sind unverändert, das Look and Feel sind es auch. Man wählt Einzel oder Doppel, und schon geht's auf den Platz. Im lokalen Mehrspieler-Modus kann man natürlich auch mit 1-3 weiteren menschlichen Mitspielern und Mitspielerinnen loslegen.
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Online geht es allein oder zu zweit an derselben Konsole. Allerdings wird online immer ein Doppel-Match gespielt, auch, wenn eigentlich nur zwei Personen (man selbst und sein/e Gegner/in) am Match teilnehmen, stehen pro Seite trotzdem zwei Miis bereit und bewegen ihre Schläger synchron, wenn die Wiimote geschwungen wird. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass Einzel-Matches im Online-Modus nicht möglich sind; diese sind dem lokalen Spiel vorbehalten.
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Dafür ist das Online-Spiel sehr, sehr flüssig, ich hatte selbst bei schlechten Verbindungen zu jemandem in Australien ein butterweiches, stotterfreies Spiel - allerdings geht mir online tierisch auf den Keks, dass immer die Wiederholung eines gemacht Spielpunkts durchläuft, denn es hält den Spielfluss auf. Lokal kann man das weiterdrücken, also überspringen, online geht das nicht. Das ist beim Bowling eigentlich genauso, aber hier ist die Animation wesentlich kürzer, wie beim Bowling gibt es auch wieder vorgefertige Sätze, über die man mit denen, die am selben Online-Match teilnehmen, auf die simpelste Weise kommunizieren kann; man denke dabei z.B. an Mario Kart Wii und Miiverse-Nachrichten. Unabhängig davon, ist eine Online-Tennis-Partie vollkommen identisch mit einer lokalen Offline-Partie.
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LIZENZEN
Da Wii Sports Club ja eigentlich ein Konvolut verschiedener Sportarten ist, die unter derselben Dach-Anwendung laufen, aber eigentlich dennoch für sich ganz allein funktionieren, finde ich 9,99€ für eine einzige Sportart einen akzeptablen Preis. Wenn man also Tennis möchte, startet man Wii Sports Club und kauft eine unbefristete Lizenz - man zahlt einmalig 9,99€ und kann auf Lebenszeit Wii Sports Club: Tennis nutzen, ohne, dass weitere Kosten entstehen.
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Aber es gibt auch die Möglichkeit, in eine Sportart nur mal reinzuschnuppern. Das nennt sich Tageslizenz und kostet 1,99€. Hier hat man ab Kauf genau 24 Stunden Zeit, die Sportart zu spielen. Danach muss man eine weitere Tages- oder auch eine unbefristete Lizenz kaufen. Dabei ist übrigens egal, ob man in diesen 24 Stunden wirklich auch spielt oder nicht spielt. Denn die Tageslizenzen achten auf den Kaufzeitpunkt, und sobald dieser 24 Stunden zurückliegt, hat man Pech gehabt - also lieber wirklich erst dann kaufen, wenn man auch wirklich spielen können wird und will.
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So gesehen hätte man nach nur 5 Tagen also denselben Preis wie für eine unendliche Anzahl Tage hingeblättert. Andererseits bekommt man für die 1,99€ einen relativ günstigen Preis, um überhaupt erstmal reinzuschnuppern. Leider nur werden bereits bezahlte Tageslizenzen nicht verrechnet, wenn man im Anschluss eine unbefristete kauft, man zahlt also auch dann die vollen 9,99€.
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Doch für welche Lizenz man sich auch entscheidet, man hat immer vollen Zugriff auf alle Funktionen des Titels; egal, welche es auch seien mögen.
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FAZIT
Wie schon bei Wii Sports Club: Bowling gilt auch hier, dass das Wii-Sports-Club-Tennis-Spielerlebnis im Grunde unverändert zu jenem des Wii Sports-Tennis ist. Wo beim Bowling aber immerhin die neue MotionPlus-Steuerung flott erlernbar ist und Sinn macht, macht sie beim Tennis zwar auch Sinn, steht sich aber trotzdem im Wege, weil sie einfach sauber auf die Wiimote zu übertragen ist. Bei einem echten Tennisschläger hat man durch Haltung, Bewegung und Ballberührungen ein direktes Feedback für das Gefühl, wie man sich anstellen muss, bei der Wiimote aber fehlt alles das, man muss intuitiver vorgehen, sozusagen "ins Blaue" spielen - das funktioniert beim Tennis einfach nicht.
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Bei dieser Tennis-Versoftung wird es mit der Zeit durchaus recht annehmbar klappen, aber selbst nach vielen Spielen und mit Erfahrung donnert man immer noch viel zu häufig einen Ball in die vollkommen falsche Ecke. Doch im Gegensatz zum Bowling wird hier das weit höhere Maß an korrekter Spielweise viele Einsteiger/innen abschrecken, auch die, die damals das Wii Sports-Tennis mochten. In meinem Bekanntenkreis ist das bislang bei allen passiert, die eigentlich nur alle Jubeljahre mal ein Videospiel spielen, aber bei dieser Tennis-Version gern mitmachen wollten: Sie wollten alle nach spätestens der dritten Partie was anderes spielen, z.B. Bowling, aber erstmal eine Lern- und Trainingsphase auf sich nehmen wollten sie - verständlicherweise - nicht.
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Und ganz ehrlich: Auch mich als erfahrenen Videogamer schreckt diese Tennis-Version ab. Die Figuren bewegen sich von allein hin und her, und man haut viel zu häufig ins Aus oder ins Netz - manchmal ist "Realismus" in Videospielen eben kontraproduktiv; mir war das Wii Sports-Tennis ja schon zu seicht, weil man zu wenig Kontrolle hatte und man einfach irgendwie mit der Wiimote herumfuchtelte, aber immerhin bedeutete dies keinen Frust. Jetzt kann man zwar nicht mehr einfach so rumfuchteln, aber gerade das macht es eigentlich schlimmer: Das Wii Sports Club: Tennis ist ganz allgemein nicht auf Spieltiefe ausgelegt, dafür fehlt es allerortens an Optionen und Spielumfang, und weil das so ist, habe ich schlicht keine Lust, mich viel damit zu befassen, die Steuerung wirklich zu meistern - sofern das möglich ist.
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Beim Bowling funktioniert das "neue Steuerung"-Ding einfach sehr viel besser, weil der "Realismus" sich nicht selbst im Wege steht, sondern eher noch anspornt, es hinkriegen zu wollen. Anfänger/innen und Einsteiger/innen sollten lieber beim Wii Sports-Tennis bleiben - oder sich allein mit Wii Sports Club: Bowling begnügen, und Fortgeschrittene spielen einfach das gute, alte Mario Power Tennis auf dem GameCube.
Jörg Singleplayer: 50%
Multiplayer: 55%


Verfasst von Jörg am 12.11.2013,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 4 Person/en
Release am 07.11.2013